Französische Orgelmusik Widor

  • Hallo,


    Charles Marie Widor, 1844 - 1937


    Zum Lebenslauf der Verweis auf Wikipedia; als Ergänzung (überwiegend aus dem Booklet der CD op. 13 und Allgemeine Vorbemerkungen 4.):
    1870 Ernennung zum Titular-Organisten von Saint-Sulpice, Paris, mit der größten und damals mit allen technischen Möglichkeiten von Cavaille-Coll erbauten 5-manualigen Orgel (Bj. 1962). 1872 Druck des op. 13, 1-4. Obwohl Widor äußerte, die herrliche Orgel habe ihn zu seinen ersten vier großen Orgelsymphonien angeregt, nützte er die klanglichen Möglichkeiten nicht voll aus; op. 13, 1-4, ist für eine 3-manualige Orgel ausgelegt. Widors Wunsch war, dass seine Werke auf möglichst vielen Orgeln gespielt werden konnte, ganz im Gegensatz zu den Werken von Frank, Guilmant, Dubios, die ihre Werke auf die Orgel hin konzipierten, die ihnen zur Verfügung standen.
    Bei seinen späteren Werken änderte Widor seine Einstellung teilweise, und nutzte die Klangmöglichkeiten seiner 5-manualigen Orgel voll aus, was sich auch in den Registrieranweisungen bemerkbar machte.



    Ich stelle vor die Orgelsymphonien op. 13, 1-4 - op. 42/1 Nr. 5 - op. 73 Nr. 10 "Romane" und op. 70 Nr. 9 "Gothique




    Die Cavaille-Coll-Orgel der Abtei "Royaumont" ist für die Interpretation op. 13 geradezu prädestiniert, es handelt sich nämlich um ein 3-manualiges Instrument (siehe oben) Bj. 1865, die ursprünglich in der Villa nahe Genf eines Industriellen installiert wurde. Als die Villa anfangs des 20. Jahrhunderts verkauft wurde kam sie in den Besitz der Abtei und wurde dort 1937 von der span. Orgelbaufirma "Gonzales" neu errichtet und dann in den Jahren 2001 - 2007 in den Werkstätten von Gonzales völlig demontiert, restauriert und in der Abtei wieder aufgebaut. Die Disposition habe ich im Internet nicht gefunden, steht jedoch im Booklet.


    Die Orgelsymphonien 1-4, op. 13, sind im Original (Erstfassung) 1872 für eine 3-manualige Orgel komponiert. Es gibt aber eine 2. Fassung von 1901 und eine 3.Fassung von 1918, die zwar auch nur 3 Manuale benötigen, die Registrieranweisungen sind aber geändert, außerdem hat Widor die Werke um weitere Sätze ergänzt.
    Op. 13 Nr.1 z. B., ursprünglich 5-sätzig, dann 7-sätzig; nach dem 4. Satz Andante wurde ein 5. Satz "Marche Pontificale" und ein 6. Satz "Meditation" eingefügt und das "Finale" wurde zum 7. Satz. Vom 2. Satz, Allegretto, sind 5 verschiedene Fassungen bekannt; ich habe die Noten von 3 Fassungen zur Verfügung, leider ist die auf der CD eingespielte Fassung nicht dabei, sodass ich zum 2. Satz der Nr. 1 op. 13 nur nach dem Gehör Stellung nehmen kann.



    Orgelsymphonie Nr. 1, op. 13, c-Moll - Erstfassung 1872 (2. Satz?)
    1. Satz Prelude, 4/4, Moderato (Viertel = 76)
    (Registrierung: Große Orgel - Positif 8-Fuß - Solostimme Flöte 4- und 8-Fuß - Pedal 4 bis 16-Fuß)


    1. Satz Prelude, c-Moll, Moderato, 4/4 (Viertel = 76)
    Das Thema im Pedal bis 0.13 /1-4/ und kommt kanonartig 0.11 bis 0.19 /4-6/ rechts und 0.19 - 0.29 /7-10/ wieder im Pedal und endet nach fragmentarischen Wiederholungen sowohl im Pedal, dort die Tonleiter ansteigend, als auch rechts bei 0.57 / 21/. Das hört sich bis dahin an wie der Anfang einer Chaconne. Bei 1.18 /29/ kommt das Thema als Fragment wieder im Pedal und bei 1.37 /35/ auch als Fragment links und bei 1.42 /38/ als Originalthema im Pedal und die weitere Bearbeitung bestätigt mich in meiner Meinung, dass es sich um eine Chaconne handelt. Bei 3.02 /69/ kommt das Thema wieder im Pedal, zuvor beginnt es bei 2.55 /68/ kanonartig links. Ab 3.30 /80/ läuft das Pedal auf einen Orgelpunkt, während links das Thema als Fragment kommt und ab /88/ die Fragmente kanonartig verarbeitet werden. Ab 4.03 /93/ ist das Thema in ff im Pedal, rechts und links kurze Themenmotive und mit einem großen rit. und im Adagio, mit einem Sechszehntellauf rechts und Pedal endet der 1. Satz auf einem c-Moll-Akkord, ganze Note, Fermate. [Für mich klingt das sehr beruhigend und trotz Moll nicht unfreundlich, eher wie ein Spätherbsttag mit einem leichten Wolkenschleier vor der Sonne.]


    2. Satz, As-Dur, lt. CD Allegretto, (lt. Noten ¾, Viertel = 100)
    Bis zu /11/ deckt sich die CD-Einspielung mit den mit vorliegenden 3 Notenvarianten; das Thema wird rechts (Oberstimme) und links vorgestellt; interessant ist dabei die Rhythmusverschiebung: /1/ Manual ¼ Pause auf den 1. Taktteil, Pedal ¼ Pause auf dem letzten Taktteil /2/ keine Verschiebung /3/ Manual je zwei Achtel auf dem 1. Taktteil, Pedal ¼ Pause /4+5/ keine Verschiebung /6/ rechts Oberstimme und Pedal punkt. Halbenote, rechts Unterstimme und links ¼ Pause auf dem 1. Taktteil /7+8/ rechts Oberstimme Viertel, punkt. Viertel, Achtel, sechs Achtel - rechts Unterstimme punkt. Halbe mit Bindebogen Halbe, dann Viertel - links Halbe, Viertel, zwei Achtel, Halbe - Pedal punkt. Halbe mit Bindebogen Viertel, Viertelpause, Viertel /10+11/ letzter Taktteil Viertel mit Bindebogen Achtel und Achtelpause einheitlich. [Es entsteht ein Höreindruck, als wären sich Manual und Pedal über Tempo und Rhythmus nicht einig.]
    (Ab /12/ habe ich für die CD-Einspielung keine Noten mehr, s. o.) Dann herrscht Einigkeit, aber nur von kurzer Dauer, insbesondere dann treten wieder die Verschiebungen auf, wenn das Thema komplett wiederholt wird. Als weitere "Variation" kommt, dass im Manual die o. g. Registrierungen wechseln, was zu einer Echowirkung führt, wenn auf Große Orgel die Flöte 4- und 8-Fuß folgt, bei gleicher Phrase. Anders als das Prelude, das, von wenigen Modulationen abgesehen, überwiegend in der Grundtonart c-Moll erklingt, wechseln hier Tongeschlecht und -art sehr häufig, der Satz endet aber in As-Dur.


    3. Satz Intermezzo, g-Moll, Allegro, semper staccato, 4/4, (Viertel = 120)
    Das ganze Stück besteht im Manual - nur wegen der Tonlage manches Mal zwischen rechts (Violinschlüssel) und links (Bassschlüssel) wechselnd - ausschließlich aus Akkordbrechungen in Sechszehntelläufen, bis auf die letzten beiden Viertelnoten in /110+111/ und das Pedal hat nur 38 Takte, stets in ff; man könnte also meinen, es handelt sich um ein weitgehend einstimmiges Werk, von der Notation her betrachtet. Es klingt aber natürlich nicht einstimmig und da es sich bei den Pedaltakten um ein 10taktiges (+ ein Viertel Auftakt) - sehr markantes und einprägsames -Thema handelt, hat der Satz die Form einer Passacaglia. Das Besondere ist noch, dass die Register im Manual häufig, stellenweise sogar 4 Mal im Takt, zwischen Großer Orgel und Zungenstimmen wechseln und dies in Verbindung mit Wechsel cresc., dim., f, p, pp zu Echowirkungen führt. Der Satz endet ab /104-105/ in pp und mit zwei ganz kurzen g-Moll-Akkorden, ohne Fermate.


    4. Satz Andante, Grundtonart c-Moll, 9/8 (Viertel = 50)
    Anfangs ist nicht ganz klar zu entscheiden, ist es nun c-Moll oder Es-Dur, es tendiert, nach mehrmaligen Anläufen zu Es-Dur, dann aber doch klar zu c-Moll und erst im Schlussakkord "siegt" Es-Dur.
    Bis 0.15 /1-4/ wird im Manual des Thema vorgestellt, im Manual deswegen, weil, wenn das Thema zum 2. Mal wiederholt wird ab 1.39 /25/, es identisch ist mit rechts und links /1-4/; zuvor schon wird ab 0.34 das Thema im Manual wiederholt und vor 1.39 gibt es /23-24/ ein Pedalsolo. Bis 2.54 /44/ erfolgt mit wechselnder Harmonik eine Verarbeitung und dann wird wieder das Thema gebracht, aber nur rechts und ohne Pedal. Erst bei 4.17 /67/ kommt wieder das Thema im Manual und das Pedal läuft bis zum Ende auf einen Orgelpunkt, was ab /73/ auch für rechts gilt, allerdings nur in den 2 Oberstimmen, links "erinnert" an das Thema und bringt mit der 3. Stimme rechts die Modulation zu Es-Dur.
    [Durch den ungewöhnlichen 9/8-Takt bekommt das Stück für mich etwas leicht unentschiedenes, was ich auch in der lange in Schwebe bleibenden Harmonik höre.]


    5. Satz Finale, Grundtonart c-Moll, Allegro 4/4 (Viertel = 132)
    Es handelt sich um ein fugenartiges Stück, das durchgängig fff vorgeschrieben hat. Fugenartig deswegen, weil erst der 4. Einsatz im Pedal /22 mit Auftakt/ dem Fugenschema entspricht. Hier endet der Satz auch erst im letzten Akkord mit Fermate, allerdings im gleichnamigen C-Dur (nicht im parallelen Es-Dur wie im 4. Satz).


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Orgelsymphonie Nr. 2, op. 13, D-Dur - Erstfassung 1872
    (Registrierung: Große Orgel, Positif, Solostimme 8-Fuß - Pedal 16-Fuß)


    1. Satz, Prelude, D-Dur, Andantino, ¾ (Viertel = 58)
    Ein Themenfragment wird bis 0.11 /3 + ½ von 4/ vorgestellt, was dann bis 0.56 /19/ erweitert, variiert, aber nicht verarbeitet wird. Dann erklingt das Themenfragment erneut - das Präludium lebt aber von einem laufenden Wechsel der gespielten Orgelwerke im Manual: Bis /19/ G P S, dann S, ab /27/ GPS, ab /31/ PS, ab /38/ wieder GPS, ab /58/ PS, ab /66/ GPS und so fort, das Pedal hat stets Pedalwerk 16-Fuß + Koppel GPS 8-Fuß.


    2. Satz Pastorale, G-Dur, Moderato, 12/8 (Viertel = 86)
    (Registrierung: Große Orgel 4-, 8-, 16-Fuß - Positif Flöte 8-Fuß - Solostimme Oboe - Pedal Flöte 8-Fuß)
    Bis 0.13 /4/ 2x das Thema, dann bis 0.28 /8/ 2 x das verkürzte. leicht variierte Thema eine Quinte drunter und ebenso 2x in g-Moll und bis 0.46 /14/ wird bis 0.13 und bis 0.28 miteinander verwoben. Bis 1.18 /24/ wird ab 0.28 wiederholt und kurz variiert.
    Ab 1.18 /25/ wird das Thema um die Durchgangsnoten verkürzt, holzschnittartig mit punkt. Viertelnoten parodiert. Ab 1.37 /32/ kommt das Thema einschl. Veränderungen anfangs nun kanonartig zum Einsatz Ab 2.17 /45/ wird 1.18 wiederholt und ab 2.58 /59/ wird das Thema bis 0.13 wiederholt und nun bearbeitet, ab 3.25 /68/ geschieht das auch mit ab 0.28. Mit 3.46 /75/ beginnt die Vorbereitung auf den Schluss und dem kurzen "Anriss" aller Themen und Motive.
    (Die Pastorale höre ich hier als tatsächlich bukolisch - sehr heiter, beruhigend und friedlich, was nicht nur an der einprägsamen Melodie liegt - die ähnlich fast dauernd erklingt - sondern auch an der Registrierung mit 3x Holzblasinstrumentregistern.)


    3. Satz Andante, B-Dur, ¾ (Viertel = 64)
    (Registrierung: Große Orgel 8-Fuß . Positif Flöte 8-Fuß - Solostimme Schweberegister - Pedal 8-, 16-Fuß)
    Bis 0.24 /9/ erklingt das Thema, was dann, leicht variiert und mit Molleinschub, bei 1.01 /20/ - zuvor bei /17-19/ 3x sequenziert - endet. Dann kommt - über 3 Takte - im Manual von rechts nach links ein unbegleiteter Sechzehntellauf abwärts über 3 Oktaven, was dann in eine Wiederholung von Motiven aus dem Thema mündet, auch in Moll und die auf links beschränkten Sechszehntelläufe beibehalten werden. Bei 2.12 /45/ setzt das variierte Thema ein und in der Folge werden Bruchstücke des Themas wiederholt und dann - um Durchgangsnoten erweitert - sequenziert, was sich ab 3.34 /75/ sehr hörbar wiederholt, da werden dann auch schon die Themenbruchstücke sequenziert. Bei 4.49 /105/ kommt nun das Thema unverändert in der Oberstimme rechts und ab 5.33 /120/ wird der Satz nun durchgehend fünfstimmig - rechts Ober-/Unterstimme, links Ober-/Unterstimme - und in dieser erklingt nun das Thema anfangs unverändert. Ab 6.54 /150/ kommt nun im Pedal eine Themavariation und mit 4-stimmigen Akkorden links, als Orgelpunkt, endet der Satz.
    (Ein ebenfalls sehr ruhiger, beruhigender, friedlicher Satz, aber aufgrund der anderen Takteinteilung - 12/8 zu ¾ - doch ein ganz anderer Charakter.)


    4. Satz Scherzo, E-Dur, Allegro, 6/8 (Viertel = 112)
    (Registrierung: Große Orgel, Positif, Solostimme Zungenstimmen 4-, 8-Fuß - Pedal Zungenstimmen 4-, 8-Fuß, 16-Fuß normal)
    Das jagdhornartige Thema bis 0.06 /4/ rechts Unterstimme , dann /5/ rechts Oberstimme , bei 0.15 /12/ links, bei 0.20 /16/ Pedal - und bei 0.25 /20/ noch mal rechts Oberstimme, aber: der Beginn dieses Themeneinsatzes beginnt in rechts Unterstimme mit letzter Achtelnote /19/ und geht weiter erste Viertelnote /20/, erst dann wechselt das Thema in rechts Oberstimme - für mich ist das eine kanonartige Stimmführung (als Fuge sähe ich zu viel "Ungereimtheiten") mit anschließender Verarbeitung, wobei das Pedal /28-56 pausiert. Das Thema bei 1.03 /53/ links, bei 1.27 /68/ im Pedal; im weitern Verlauf wird das Thema in einzelne Motive zerlegt und in allen Stimmen gleichzeitig verarbeitet, das Pedal beschränkt sich /81-116/ auf kurze Einwürfe; das Scherzo endet abrupt auf drei Achtelnoten.


    5. Satz Adagio, h-Moll, ¾ (Viertel = 50)
    (Registrierung: Große Orgel Flöte 8-Fuß - Positif hell klingend 8-Fuß - Solostimme + Pedal nicht lesbar)
    Wer mit Partitur mitliest/-hört: Der Organist auf meiner CD lässt die ersten 3 Takte mit Auftakt und zwei Viertel von Takt 4 weg, ebenso die Takte 12-14; in der Taktzählung sind die Takte aber enthalten, es könnte ja sein, dass auf einer anderen Aufnahme die Takte gespielt werden.
    Das von mir beschriebene Adagio beginnt also in Viertelnotenauftakt /4/ im Pedal
    Das Thema, rechts, wird 0.00 /Auftakt 4. Takt/ bis 0.16 /8 ohne letztes Achtel/ (dies ist bereits Auftakt zur verkürzten Themawiederholung) vorgestellt. Diese aufwändige Beschreibung ist erforderlich, denn der ¾ Takt kommt völlig "außer Takt", weil:


    Rechts:..........Auftaktachtel gebunden zu 1. Achtel /5/, Achtel, Achtel, Viertel, ......Achtel.
    Links Oberst.: Auftaktachtel gebunden zu Halbe /5/............................................Viertel
    Links Unterst.: Autaktachtel.....................punkt. Viertel /5/.......................Viertel, Achtel
    Pedal:............Auftaktviertel....................punkt. Viertel /5/.......................Achtel, Viertel
    Die Betonungen liegen völlig verschieden, weshalb ein wie schleppend zu hörender Rhythmus entsteht, der über das ganze Adagio bestehen bleibt, davon "leben" 2 Min. 39.


    6. Satz Finale, zurück zu D-Dur, Allegro vivace, 4/4 (Halbe = 92)
    (Ohne Registrierungsangabe - das ganze Finale steht fast durchgängig in fff)
    Thema rechts Oberstimme bis 0.06 /4/, wiederholt bis 0.12 /8, jeweils stacc./; dann folgt eine kleine Bearbeitung, an der auch da Pedal beteiligt ist und von 0.33 bis 0.46 /23-30/ fast ein 2. Thema, das so oder ähnlich noch oft zu hören ist und etwas "Abschlusscharakter" (Trugschluss?) hat. Es folgt in der Unterstimme rechts das Thema, dann auch sequenziert und von 1.05 bis 1.16 /43-49/ ist das "2. Thema" zuerst im Manual und dann im Pedal. Bis 2.20 /91/ wird das Thema, mit nur kurzer Beteiligung des Pedals, verarbeitet und bis 2.39 /103/ erklingt wieder das "2. (Schlusscharakter-)thema"; ähnliches geschieht bis 3.22 /32/. Dann wird /31-42/ wiederholt, diesmal aber mit einem Orgelpunkt links und es endet mit einem 9-stimmigen Schlussakkord (die in den Noten verzeichnete Wiederholung /141-148/ spielt der Organist meiner Aufnahme nicht).
    (Durch das sehr rhythmisch pointierte, voranschreitende Thema und das "2. Thema mit Abschlusscharakteristik" wird immer wieder erneut eine Spannung aufgebaut, die in Verbindung mit der "lautstarken" Registrierung bei mir einen fröhlich-festlichen Gehöreindruck erzeugt.)



    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Orgelsymphonie Nr. 3, op. 13, e-Moll - Erstfassung 1872
    (Registrierung: Große Orgel 4 bis 16-Fuß, Positif 8-Fuß, Solostimme Zungenregister 4 bis 16-Fuß/Clarinette - Pedal 4 bis 32-Fuß)


    1. Satz Prelude, Moderato, 6/8 (Viertel = 50)
    Bis 0.10 /1-5/ ist rechts das Thema 1, ab 0.05 links das Thema 2 und bei 1.00 /21/ eine Variante des Themas 1. Das Thema 1 erklingt insgesamt 10 x, Thema 2 insgesamt 3 x und die Variante insgesamt auch 10 x, bei gleichen oder unterschiedlichen Anfangstönen, aber gleichen Notenwerten, verteilt über rechts, links und Pedal. Werden dazu noch die vielen (nicht gezählten) Wiederholungen mit leicht geänderten Notenwerten hinzugerechnet, das betrifft insbesondere das Thema 2, so entsteht ein Klangeindruck eines fast ständig präsenten Themas. [Das Prelude läuft in ruhigen, wie in gleichmäßigen, Bahnen dahin - wegen der ständig präsenten Themen]. Es endet mit einem 23-taktigen Pedal-Orgelpunkt, in den letzten beiden Takten im Pedal eine Erinnerung an Thema 1 + 2.


    2. Satz Minuetto, h-Moll, ¾ (Viertel = 116)
    (Registrierung: Große Orgel Flöte 8-Fuß - Positif hell klingend - Solostimme Oboe - Pedal Flöte 8-Fuß)
    Links das Thema bis 0.06 /1-4/, wiederholt /5-8/ und das Ganze wiederholt bis 0.24 /16/. Die dann folgenden Variationen des Themas enden bei 1.05 /44/ und bei 1.30 /60/ endet die erneute 4-malige Themawiederholung.
    Rechts das 2. Thema, G-Dur, 1.31 bis 1.42 /61-65/, tatsächlich aber übernimmt links die Führerschaft ab 1.35 /63/ (und rechts ergänzt quasi), die Wiederholungen enden bei 1.51 /72/, dann folgt die Bearbeitung.
    Zurück zu h-Moll wird ab 2.39 /100/ wiederholt der Beginn bis 1.30 /60/, was bei 4.10 /160/ endet. Die dann folgende 13-taktige Coda endet mit dem letzten Akkord in H-Dur.[Durch die vielen Wiederholungen - menuettbedingt - ist es ein sehr eingängiges Stück und der Mittelteil in G-Dur, auch der Schluss in H-Dur, ergeben ein "gelassen" klingendes Menuett.]


    3. Satz Marcia, H-Dur, 4/4 (Viertel = 112)
    (Ohne Registrierungsangabe, Dynamikvorschrift überwiegend fff)
    Zu diesem Satz kann ich keine Detailangaben machen, da der Organist der CD offensichtlich eine spätere Fassung des Marsches spielt, zu welchem ich keine Noten habe. [Es ist ein im Rhythmus sehr pointiertes Marschtempo mit einer marschmäßigen Liedmelodie. Stellenweise hört es sich im Rhythmus wie auf einer großen mechanischen Orgel (auf Volksfesten) an. Der Marsch macht einen derben Klangeindruck.]


    4. Satz Adagio, A-Dur, 6/8 (punkt. Viertel = 46)
    (Registrierung: Große Orgel Flöte 8-Fuß - Solostimme Gambe-Schwebung - Pedal 16-Fuß)
    Durch die vielen Vorzeichenänderungen wird eine etwas in der "Schwebe" gehaltene Tonart - und -geschlechtszuordnung bewirkt.
    5/8 nach dem Pedal-Orgelpunkt (bis /12/) rechts das Thema bis 0.13 /5/ und wieder 5/8 nach dem Einsatz rechts auch das Thema links, in beiden Fällen wiederholt und bei 0.28 /11/ endend, ein fast (unterschiedliche Tonhöhe beim Einsatz) kanonartiger Einsatz. Die folgende Bearbeitung beginnt mit einer in der Höhe ansteigenden Sequenzierung des Themas. Das Pedal übernimmt überwiegend orgelpunktähnliche Funktion, begleite aber auch /27-33/ durch jeweils ½-Ton ansteigend die Sequenzierung. Dann wird ab 1.33 /38/, unwesentlich variiert, der Anfang bis /16/ wiederholt, was bei 2.14 /53/ endet. Nun folgen kurze Variationen, die immer wieder das Thema rechts und links deutlich bringen, bei einem nun etwas bewegteren Pedal, das in den letzten 3 Takten an das Thema erinnert, zu einem kleinen Orgelpunkt im Manual.


    5. Satz Fuge, in der Grundtonart, Moderato assai, 4/4 (Viertel = 84)
    (Registrierung: Manual 8-Fuß - Pedal 16-Fuß)


    Laufzeiten- und taktbezogen 1. Durchführung (=Exposition) der Fuge.
    Das Thema beginnt mit einer Viertelnote Auftakt (1. Auftakt in der Taktzählung nicht enthalten), deshalb müssen alle weiteren Einsätze stets mit der letzten Viertelnote aus dem letzten Takt des Themas beginnen:


    0.00 bis 0.13 /1-4/ rechts Unterstimme Thema, 1. Ton Tonika


    0.13 bis 0.24 /5-8/ rechts Oberstimme Thema, 1. Ton Dominante
    0.13 bis 0.24 /5-8/ rechts Unterstimme Gegenthema


    0.24 bis 0.35 /9-12/ links Thema, 1. Ton Tonika
    0.24 bis 0.35 /9-12 rechts Oberstimme Gegenthema
    0.24 bis 0.35 /9-12/ rechts Unterstimme freie Stimme



    0.35 bis 0.46 /13-16/ Pedal Thema, 1. Ton Dominante
    0.35 bis 0.46 /13-16/ links Gegenthema
    0.35 bis 0.46 /13-16/ rechts Oberstimme freie Stimme
    0.35 bis 0.46 /13-16/ rechts Unterstimme freie Stimme


    Während die 2. 3. und 4. Wiederholung des Themas jeweils 11 sec. dauern, braucht der Organist für die 1. Themeneinspielung 13 sec., was daran liegt, das er nicht sofort das exakte Tempo aufnimmt.


    0.35 bis 1.03 /13-22/ Zwischenspiel für alle 4 Stimmen


    ab 1.03 /22/ beginnt im Pedal die 2. Durchführung der Fuge.


    Es würde zu weit führen, nun die ganze Fuge (4.30) in dieser Art weiter zu beschreiben.
    Die Fuge endet mit 5 Takten Pedal-Orgelpunkt und auf dem letzten Fermate-Akkord in E-Dur.


    Der in den mir vorliegenden Noten vorhandene 6. Satz, Finale, wird auf der CD nicht gespielt (siehe wie oben 3. - andere Fassung).


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Entschuldigung dass ich hier kurz abschweife, ich möchte nur auf diese recht neue Einspielung von Widors Werken für Klavier und Orchester hinweisen. Es sind die Klavierkonzerte 1 & 2 sowie eine Fantasie für Klavier und Orchester. Beide Konzerte sind Ersteinspielungen durch Markus Becker.


    Die Fantasie finde ich toll mit vielen originellen Einfällen und auch die Konzerte sind hörenswert.


  • Schade, dass Amazon - wie so oft - keine Hörschnipsel zur Vefügung stellt.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    Orgelsymphonie Nr. 4, op. 13, f-Moll - Erstfassung 1872


    1. Satz Toccata, 4/4 (Viertel = 60), ohne Registrierungsangaben, durchgängig in fff
    Erst in der 5. Orgelsymphonie prägt Widor den franz. Toccatastil - hier fungiert sie noch als Einstimmung auf die nachfolgende Fuge.
    Leider deckt sich auch hier die vom Organisten gespielte Version nicht mit den mir vorliegenden Noten, obwohl es sowohl in den Noten als auch im Booklet heißt, 1. Fassung 1872.
    Das Stück bewegt sich in einem schwerfälligen Rhythmus, was dadurch erzeugt wird, dass die Betonung meist auf dem an sich unbetonten Taktteil liegt und die häufigen Pausen im (kaum vorhandenen) Melodiefluss im Manual und Pedal oft nicht gleichzeitig erfolgen, sodass ein abgehakter, stockender Höreindruck entsteht.


    2. Satz Fuge, Moderato assai, 6/8 (Achtel = 96), (Registrierung 8-Fuß - Pedal 8- bis 16-Fuß)
    Der 4-malige Themeneinsatz erfolgt hörbar, wenn auch der 3. Einsatz m .E. nicht ganz regelkonform ist, was ich auch in der Folge zu erkenne meine.


    3. Satz lt. Booklet Andante, entspricht aber den mir vorliegenden Noten 5. Adagio, 2/4 (Viertel = 56), (Registrierung: Große Orgel 4 bis 16-Fuß - Positif 4- bis 8-Fuß - Solostimme Voix humaines (Singstimme) - Pedal 8- bis 16-Fuß)
    Das Stück lebt aus dem Wechsel zwischen As-Dur und f-Moll, mit einer jeweils anderen Registrierung.
    Bis 0.21 /7/ ist rechts Singstimme in pp und As-Dur, dann bis 0,49 /21/ f-Moll, f und 4- bis 16 Fuß; bis 1.21 /33/ wieder pp, As-Dur und Singstimme und bis 2.03 /51/ f-Moll. Ab 2.04 /52/ wieder As-Dur, Singstimme, aber mf und ab 2.27 /60/ wird die Singstimme in p durch 8-Fuß Flöte ersetzt und ab 2.40 /68/ kommt links als Registrierung die Singstimme. Ab 3.33 /88/ wird die Melodiestruktur ins Pedal verlegt und das Manual bringt über ganze Takte liegende Akkorde, was ab /102/ in einem Orgelpunkt links mündet. [Es ist ein sehr andächtig klingendes Stück, was dann ab 2.04 /53/ in As-Dur (durch f-Moll nicht mehr "gestört") und durch die sehr zarte Registrierung einen sehr freundlichen, friedevollen Abschluss findet.]


    4. Satz, Finale, F-Dur, Moderato, 3/4 ( Viertel = 100) ohne Registrierungsangaben
    In fff wird der 1. Teil des Thema im Manual bis 0.07 /4/ vorgetragen, aber das Thema endet bei 0.30 /18/; dann folgt in mf eine kurze Bearbeitung, bis das ganze Thema von 1.10 bis 1.40 /45 - 62/ erneut in fff wiederholt wird. [Ein akustisch mächtiges Stück Orgelmusik, dass durch die Melodiefolge bis 0.07 - abwärts Bewegung in /1-2/ und aufwärts Bewegung in /3-4/ zum Anfangston in /1/ - und die identischen Notenwerte/Akkorde im Manual erzeugt wird.] Bis 2.07 wird /63-70/ 2-mal gespielt, also bis /78/. Dann weichen die mir zur Verfügung stehenden Noten wieder von der CD-Einspielung ab. Zum Schluss wird 0.00 bis 0.30 /1-18/ in fff wiederholt.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler



  • Hallo,


    die auf der CD von Daniel Roth gespielte Orgel gehört zu den bekanntesten Cavaille-Coll-Orgeln - Disposition im Internet.
    Daniel Roth gehört in der BRD m .W. zu den C. Franck-Kennern und frz. Orgelmusik überhaupt. Deswegen bin ich sehr erstaunt, dass der 2. Satz - Allegro cantabile - der Nr. 5 op. 42/1 nur ziemlich gekürzt auf der CD zu hören ist**.
    Nun gibt es 2 Fassungen der Nr. 5, 1879 und 1918; ich hatte mir die Noten der 1. Fassung ausgedruckt, kam im 2. Satz nach ca. 6 Min. nicht mehr zurecht, dachte, na, da wird die 2. Fassung gespielt und stellte dann nach dem Ausdruck auch der 2. Fassung fest, dass diese nur ganz geringfügig von der 1. Fassung abweicht. (Dynamik- und MM-Angaben, damit in Verbindung Achtelnoten mit Achtelpause statt Viertelnoten und die letzten drei Akkorde der Toccata sind auch in den Noten etwas anders.)
    Nachdem sonderbarerweise auf dem Booklet keine Laufzeitangaben vorhanden sind, hat da das Label "Motette" wegen Kapazitätsproblemen der CD gekürzt?



    Orgelsymphonie Nr. 5, f-Moll, op. 42/1
    1. Satz Allegro vivace, 4/4 (Viertel = 76)
    (Registrierung: Solostimme Oboe und Flöte 4- und 16-Fuß - Positif Gambe 8-Fuß - Pedal 8- und 16-Fuß)
    Ich meine, das Thema wird im Pedal bis 0.31 /1-16/ vorgetragen, im Manual wird in einheitlich rhythmisch fast gleichen Akkorden begleitet und bis 1.00 /32/ übernimmt die Oberstimme rechts - anfangs Oboe 8-Fuß - z. T, das Thema, unterstützt vom Pedal. Bis 1.39 /33 - 49/ wird eine "Kurzfassung" des Themas 2-mal gespielt, wieder in der Solostimme anfangs Oboe 8-Fuß. Nun übernimmt bis 2.43 /81/ die Flöte 4-Fuß in der Oberstimme rechts eine sehr ruhige Bearbeitung, die dann bis 3.29 /106/ von einer sehr lebhaften Bearbeitung abgelöst wird, Thema im Pedal, das Manual begleitet in rhythmisch sehr pointierten Akkorden in Zungenstimmen 4- bis 16-Fuß, was bis 4.07 /121/ z. T. wiederholt wird.
    Nun Halbe = 66 (also schneller), das Thema liegt in Akkorden in Achtelnoten, je mit einer Achtelpause getrennt, rechts und das Pedal geht stets in die Achtelpause rechts mit einer Themenandeutung, auch in Achtelnoten, hinein - der Clou dieser Bearbeitung liegt aber links in Sechszehntelläufen in Schwebungsregister 8-Fuß, in denen das Thema ebenfalls aufgenommen wird. Dabei wechseln sich Manual rechts und links ab, wer nun die Sechszehntelläufe in Schwebungsregister bringt, z. T. sind im Manual nur Sechzehntelläufe und beide im Schwebungsregister zu hören und bei 5.26 /159/ endet. [Das ergibt einen ganz ungewöhnlichen, fast gehetzten Klangeindruck, der besonders durch die "verwischten" Sechszehntelläufe/Schwebungsregister entsteht].
    Erneuter Tempowechsel, Piu Lento Viertel = 104, und nun in F-Dur ein breit angelegte Bearbeitung in ff, bei der Themenfragmente in allen Lagen zu hören sind und bis 8.00 / 208/ gibt es nun wieder eine sehr rhythmisch pointierte Variation, anfangs in pp, die sich dann durch "agitato" steigert.
    Es wechselt nun nach Des-Dur zu einer im Thema nun etwas entfernten Bearbeitung bis 8.54 /228/ und dann in fff mit rhythmisch einheitlichen Akkorden das Thema wieder aufnimmt, was bei 9.12 /236/ endet und bis 9.31 /244/ den Wechsel zu F-Dur vorbereitet.
    Was nun folgt ist quasi ebenfalls eine Vorbereitung auf den Wechsel nach f-Moll, der ab 10.04 /261/ in fff stattfindet und nun das Thema wieder sehr deutlich hörbar werden lässt; es findet dann noch eine Temposteigerung -Viertel = 152 - statt und das Tongeschlecht wechselt ständig zwischen Dur und Moll, bis sich dann endlich nach rit. [und bangem Warten] auf dem lang ausgehaltenen Schlussakkord F-Dur durchsetzt.


    2. Satz Allegro cantabile, 2/4 (Viertel = 96)
    (Registrierung: Große Orgel Flöte 8-Fuß - Positif Flöte 4- und 8-Fuß - Solostimme Oboe - Pedal 8- und 16-Fuß)
    Bis 0.11 /1- 5/ ist ein Vorspiel zu hören, erst dann gilt (Viertel = 96) und rechts setzt das Thema bis 0.30 /17/ ein, links von einer fast gleich bleibenden 3er-Sechszehntelfigur begleitet, was gleich bis 0.49 /29/ wiederholt wird. Bis 1.01 /38/ erklingt rechts in der Oberstimme ein 2. Thema, nun allerdings links in einer 4er-Sechszehntelfigur begleitet und bis 1.13 /46/ kommt als Wiederholung eine Variation des 2. Themas, anfangs mit der 3er- dann mit der 4er-. Sechszehntelfigur links begleitet, was bis 1.25 /53/ sofort wiederholt wird und bis 1.37 /62/ wird das 2. Thema wiederholt.
    Die Tonart wechselt zu einem kleinen 1. Zwischenspiel, das zwischen G-Dur und e-Moll pendelt, um bei 2.10 /83/ wieder in f-Moll anzukommen, das Thema 1 ertönt erneut, wird wiederholt und es erfolgt eine Bearbeitung, die bei 3.22 /128/ endet.
    Nun erfolgt ein Wechsel (wie im 1. Satz) nach Des-Dur, es wird rechts das Motiv aus dem Zwischenspiel variiert und rechts Unterstimme, links, Pedal bringen eine [wohlklingende] Begleitung in vollen Akkorden. Bis 4.50 /198/ wechselt dies zwischen rechts, links und Pedal in p ab [und es ergibt sich dadurch ein sehr beruhigender, still dahin fließender Melodie- und Akkordfluss]. Entgegen den Notenvorschriften wiederholt der Organist diesen Teil nicht**.
    Es wechselt nur wieder nach f-Moll und bis 5.47 /248/ kommt ein 2. Zwischenspiel, was zwischen f-Moll und As-Dur und f und pp pendelt und dabei ein Motiv aus dem 1. Zwischenspiel übernimmt, stark variiert durch begleitende Achtelläufe je Takt über 2 Oktaven
    in der Unterstimme rechts und [ein sehr beeindruckender Klang, der wie innehaltend wirkt bevor es] dann nach einem Solo links /236-248/ wieder mit 1. Thema beginnt.
    Das nun eigentlich bei /249/ beginnen sollte, aber der Organist lässt /249-324/ aus (oder hat das Label rausgeschnitten?)**
    Bei 5.48 /325/ erklingt (sollte in f) das 1.Thema, wird (sollte in pp, woran sich der Organist nicht hält) wiederholt einschl. Teile der Bearbeitungen und dann doch in pp - zumindest in p - endet.


    3. Satz, C-Dur, Andantino quasi allegretto ¾ (Viertel = 88)
    (Registrierung: 4- bis 16-Fuß, Pedal bis 32-Fuß)
    Bis 0.08 /1-4/ ertönt ein 1. Motiv, 2-taktig und bis 0.16 /5-9/ ein 2. Motiv. Das eigentliche Thema beginnt ab 0.48 /25/ und schließt, mit Variationen, bei 2.01 /57/. Es folgt nun eine kurze Bearbeitung, die bei 2.26 /70/ endet. Nun kommt (mit Viertel = 132) im Pedal, wie ein Ostinato, ein Variation des 1. Motivs, was bei 2.56 /92/ endet. Es schließen sich, nun in C-Dur, über einem 7-taktigen Orgelpunkt im Manual, erst im Pedal und dann links Variationen der Motive an, die bei 3.31 /116/ enden. Bis 3.54 /138/ liegt im Pedal wieder ein Ostinato des variierten Motivs 1 und das Manual bereitet über Akkordsequenzen die Rückkehr zu f-Moll vor, was bei 3.54 /139/ erreicht ist. Es folgt nun eine Wiederholung (von 2.56 bis 3.31 /92-116/), die bei 4.53 /178/ endet. Das Tempo wechselt zurück (auf Viertel = 88) und das Manual bringt über 2 Oktaven gehende Akkordbrechungen in Achtelnoten, während das Pedal das Motiv 2 hat. Ab 6.14 /191/ wird das Thema (ab 0.48) wiederholt; auch hier kürzt der Organist einen Teil des Themas und der Bearbeitung.


    4. Satz, C-Dur, Adagio, 4/4 (Viertel = 68)
    (Registrierung: Solostimme Gambe-Schwebung - Große Orgel 8- und 16-Fuß - Pedal Flöte 4-Fuß)
    [Es handelt sich um eine sehr kontemplative Musik, die in sehr ruhigen meist Achtel- und Sechszehntelnoten vorüber gleitet.]
    Das Thema wird rechts bis 0.41 /4/ vorgestellt, das Pedal bringt es in verkürzter Form ab 0.10 /2/, sodass bis /4/ die Wirkung eines Kanons entsteht. Das Thema wird, ohne große Anforderungen an den Hörer zu stellen, verarbeitet und ab 4.05 /28/ endet das Stück über einem 4-taktigen Orgelpunkt im Pedal.


    5.Satz, Toccata, F-Dur, 4/2 (Viertel = 118)
    (Keine Registrierungsangaben)
    Es dürfte sich um das bekannteste Stück (auch außerhalb von Freunden der Orgelmusik) von Widor handeln. (Die auf youTube zu hörende Einspielung auf der Klais-Orgel im Würzburger Dom dürfte den Wünschen Widors nicht ganz entsprechen. Es können aber noch andere Einspielungen angehört werden, auch Toccaten anderer frz. Komponisten.)
    Bis auf kurze Stellen ist für die ganze Toccata fff vorgeschrieben und das Pedal kommt auch nur kurzzeitig zum Einsatz. Rechts hat überwiegend Sechszehntelläufe, die stacc. zu spielen sind.
    Zitat aus Nr. 4 (allgem. Vorbemerkungen 3.):
    "…Die Beschränkung des verwendeten Materials (motorische Fortschreibung eines charakteristischen Rhythmus) sichert eine allgemeine Verständlichkeit, während die formale Anlage auf harmonischem Reichtum und einem stringenten Modulationsplan beruht. Mit dem Wechsel des musikalischen Geschehens vom Tutti aufs geschlossene Schwellwerk und wieder zurück erzeugt Widor gegen Ende einen unmissverständlichen Repriseneffet, obwohl das "Hauptthema" niemals anwesend war. Die Verbindung von scheinbar primitiver Struktur und raffiniertem Kalkül ist in dieser Sicherheit der Gestaltung einzigartig."



    Aus den vorstehenden Beschreibungen ist meine ich deutlich zu erkennen, dass Widor nun zu einer deutlichen Kompositionsform gefunden hat und auch seine ursprüngliche Art der Registrierung - passend für möglichst viele Orgeln - sehr geändert hat, was eine reiche Klangsprache und -farbe zur Folge hat, die der Franckschen Art der Registrierung mehr entspricht.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo


    Orgelsymphonie Nr. 10, op. 73, D-Dur, Romane


    Auffällig in diesem Werk sind die ungewöhnlichen Taktvorgaben, die häufigen Takt- und Tonart- geschlechtswechsel, wozu ich bei den Sätzen im Detail komme.


    1. Satz, Moderato, 12/8 rechts und Pedal, links 4/4 (punkt. Viertel = 76)
    (Registrierung: Große Orgel, Positif, Solostimme 2- bis 8-Fuß, Pedal 4- bis 16-Fuß)
    Bis 1.05 /11/ erklingt in h-Moll - Quasi recitativo, espressivo - ein Vorspiel im Manual, in dem das Motiv rechts und das Motiv links* wie abwechselnd erklingen und durch die unterschiedlichen Takte etwas verschoben wirken, was durch über die Takte hinweggehende Bindbögen rechts z. T. aufgehoben wird. Bis 1.35 /16/ - nun in D-Dur - ist auch links im 12/8-Takt, es werden die Motive aus dem Vorspiel in p und tranquillamento übernommen, bevor es dann in ff in das Anfangstempo und in allen Lagen in 4/4-Takt wechselt und links das Motiv* erscheint, mit dem auch im Vorspiel links beginnt, was aber bei 2.11 /21/ schon wieder endet, bis 2.52 /30/ nach E-Dur wechselt und das Motiv* variiert rechts aufgenommen wird. Erneuter Tonartwechsel nach A-Dur/fis-Moll (?), was sich, wegen eines Orgelpunkts rechts Oberstimme und links, erst bei 3.27 /36/ zu fis-Moll entscheidet und es ab dann in allen Lagen zurück zu 12/8 (Viertel = 60) wechselt. Zwischen 3.42 /41/ und 4.01 /44/ wird der Tonart- und -geschlechtswechsel nach G-Dur und ein 2. Motiv vorbereitet, das dann im 9/8-Takt und fff rechts mächtig einsetzt, in rechts Unterstimme und links wandert, während rechts Oberstimme einen Orgelpunkt übernimmt und ab 4.13 /48/ zurück in 12/8-Takt wechselt und es dann bei 4.44 /54/ zurück nach D-Dur, was mit Klangkaskaden Orgelpunkten, in den Lagen wechselnd, und Rückungen bei 5.23 /59/ endet. Es folgt ein Taktwechsel - wie zu Beginn - 12/8 rechts und Pedal, 4/4 links und ab 6.00 /64/ wechselt 4/4 nach rechts und links übernimmt 12/8, durch Bindebögen werden die Taktunterschiede verschleiert, es bleibt aber der leicht verschobene Höreindruck. Mit einem ein geschobenen Takt rechts 2/4, links und Pedal 6/8 geht der 1. Satz dem Ende zu im 4/4-Takt in allen Lagen, dabei hat das Pedal eine in der Tonhöhe wechselnde Ostinatofigur. Der Satz endet mit einem über 4 Takte ausgehaltenen Orgelpunkt rechts und einer ungewöhnlich lang vorgeschriebenen Fermate, vorausgehend im Manual, dann im Pedal. [Gedächtniszitat eines Ausspruchs von Widor: Der majestätische Orgelklang ergibt sich bei einem lang ausgehaltenen C-Dur-Akkord im vollen Orgelwerk.)


    2. Satz Choral, F-Dur, Adagio, 4/4 (Achtel = 80)
    (Registrierung: Große Orgel Flöte - Positif 8-Fuß - Solostimme 4-, 8-Fuß - Pedal 8-Fuß)
    Bis 0.23 /2/ wird der "Choral" [eine sehr eingängige Melodie in einer ruhig wirkenden Akkordfolge] vorgestellt und bis 0.43 /4/ leicht variiert wiederholt. Bei /5/ wechselt für 3 Takte nach ¾, das Pedal imitiert Teile des Chorals und in /7/ wird im Manual bereits wieder der Choral angespielt, was bei 1.07 /8/ und wieder 4/4 fortgesetzt wird unter Beteiligung des Pedals, was bei 1.34 /10/ endet. Nun übernimmt das Pedal die Führung, indem es das Choralimitat aus /5/ aufnimmt und weiterführt, was mit einem eingeschobenen 2/4-Takt und dann wieder 4/4 bei 2.36 /in 18/ endet. Im weiteren Fortgang wird im Manual der Choral variiert, begleitet im Pedal durch eine Sechszehntel-Ostinatofigur, mit je Sechszehntel-Pause, [was diesem Teil einen sehr ruhig dahin schreitenden Charakter gibt]. Ab 3.23 /in 26/ wird die Ostinatofigur in Achtelnoten ohne Pausen vereinfacht, was den "Lento"-Takt /28/ in 2/4 vorbereitet und bei 3.53 /in29/ wieder in 4/4 endet. Eine im Tempo sehr bewegte Stelle mit vielen Tonartwechseln schließt sich an um bei 4.21 /35/ über einem Orgelpunkt im Pedal zurück nach F-Dur zu modulieren, was aber erst bei 5.00 /40/ auf einer langen Tremolo-Fermate im Manual endet. Nun folgt bis 6.29 /52/ (Pausenfermate) rechts eine in den Notenwerten verbreiterte Variation des Choralthemas, unterstützt im Pedal und links hat äußerst harmonische Akkordbrechungen in zweiunddreißigstel Läufen, anfangs in der Rhythmik und der Gestalt etwas variierenden Ostinatos, dann nur noch ein in der Tonlage sich anpassenden Ostinatos. [Die emotional bewegendste Passage des ganzen Satzes - es strömt eine friedliche, heitere Ruhe und Gelassenheit aus.] Nun folgte ein im Tempo, der Dynamik , der Harmonik sehr unruhiger Abschnitt, in den dann das Pedal mit einem Ostinato Ruhe hinein bringt, auf einen Orgelpunkt läuft und das Manual erst im vorletzten Akkord nach F-Dur zurück findet und damit endet. [Eine für mich insgesamt sehr meditative Musik, die beim rationalen Abschalten hilft.]


    3.Satz Cantilene, a-Moll, Lento, 9/8 ( ohne MM-Angabe)
    (Registrierung: Große Orgel und Positif 8-Fuß - Solostimme clarinette - Pedal 8- 16-Fuß)
    [Das a-Moll darf ich nicht an einem modern gestimmten Klavier kontrollieren.]
    Bis 1.23 /14/ wird das Thema und die Grundstruktur der Cantilene vorgestellt. Bis 2.01 /18/ wird in 12/8 das Thema deutlicher intoniert, was dann bis 2.41 /24/, wieder in 9/8, in einem anfangs 4-stimmigen Satz prägnant zu hören ist. Bis 4.08 /38/ wird 2.01 bis 2.41 bearbeitet/variiert. Und bis 4.46 /42/, wieder in 12/8, wird 1.23 bis 201. z. T. wiederholt. Der Satz klingt in 4/4 aus und endet mit den letzten zwei Takten in A-Dur.
    [Es ist, besonders im Orgelklang, beeindruckend zu hören, wenn die einzelnen Stimmen so auseinander fallen, selbst wenn der Takt einheitlich ist; z. T. gibt es 6 im Notenwert auseinander fallende aber gleichzeitig ertönende Stimmen; für mich klingt das ver-/hinauszögernd - z. T. wie unentschlossen.]


    4. Satz Final, D-Dur, Allegro, 12/8, (Viertel = 112)
    (Registrierung, keine Angaben)
    In Achtelläufen und in fff wird bis 0.17 /in 7/ rechts einstimmig das Thema vorgestellt und bis 0.52 /18/ nun im Manual sofort variiert. Dann erklingt das Thema links, ebenfalls in fff und rechts spielt bis /24/ meist über einen Takt ausgehaltene Akkorde dazu, ab /25/ geht auch rechts in die Achtelläufe. Ab 1.16 /30/ Tongeschlechtswechsel nach a-Moll, ein Orgelpunkt Oberstimme rechts, während links ein Ostinato erklingt, der von einem Orgelpunkt im Pedal abgelöst wird, dabei wird in Sequenzen das Thema in fff bruchstückhaft im Manual wiederholt und ab 2.28 /55/ Taktwechsel nach 4/4, ab 2.47 /60/ Andante in p und bei 3,14 /65/ 12/8 links, welcher Wechsel durch einen 2/4-Takt /64/ vorbereitet wird und bei 3.21 /69/ geht der 12/8 Takt von links nach rechts und ab /71/ ist nur noch das Pedal in 4/4; bei 3.30 /73/ zurück nach D-Dur. Es folgt eine Verarbeitung in allen Lagen
    und bei 3.55 /in 82/ Taktwechsel im Manual nach 4/4, was dann nach vielen Sequenzen und einem großen rit. bei 4.38 /97/ endet. Nun einheitlicher Takt 12/8 in alle Lagen und Andante; die Fermate bei /98 / ist Beginn eines 7-taktigen Ostinatos mit Sechszehntelläufen links, das gespreizte Thema, sequenziert, ist erst rechts, dann im Pedal, was mit Sechszehntelläufen im Manual bei 5.55 /112/ endet. Nun Taktwechsel einheitlich 4/4, in Andante quasi adagio kommt eine Verarbeitung des Thema mit vielen Sequenzen in allen Lagen in fff [was durch den überwiegenden Wegfall von Sechszehntelnoten eine sehr prächtige Klangentfaltung ergibt]. Ab 8.01 /134/ bereitet ein Orgelpunkt im Pedal mit dimm. und einem breiten rit. auf das Ende des Satzes vor, das mit einem 2/4-Takt in /149/ beginnt und bei 9.35 /150/ mit im Takt einheitlichen und sehr lang ausgehaltenen Akkorden machtvoll, aber in ruhigem p, endet.


    Viele Grüße
    zweiterbass



    Nachsatz: Ich verrate nun mal nicht, wie viel Zeit ich benötigt habe, um diesen Beitrag zu "basteln" - Organisten dürften das in "1/5 bis 1/10" (?) der von mir benötigen Zeit schaffen.

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Hallo,



    Auf die hier gespielte Orgel habe ich schon im Beitrag Nr. 1 im Thread zu Guilmant verwiesen. Zitat aus dem Booklet dieser CD zur Orgel: "Von 1888 - 1890 schuf Cavaille-Coll für die gotische Kirche Saint Quen in Ruoen seine letzte große Orgel, die von Widor am 17.04.1890 eingeweiht wurde" und auf der er 1895 dieses Werk uraufgeführt hat.


    Authentischer in der Orgelwiedergabe geht's nicht mehr; zur Organistin habe ich keine Detailangaben gefunden - sie ist Organistin in Rouen, hat viele CD-Einspielungen und gab auch in der BRD Konzerte.


    Orgelsymphonie Nr. 9, op. 70, c-Moll, Gothique


    1. Satz Moderato, 4/4
    (Registrierung: Große Orgel, Positif und Solostimme 4 bis 16-Fuß, Pedal 4 bis 32-Fuß)
    Das Thema (nur Achtelnoten) wird links bis 0.09 /1-2/ gebracht, aber eigentlich bis 0.18 /1-4/, da in /3-4/ die Phrase aus /1-2/ wiederholt wird, nur eine kleine Terz höher. Dies wird insgesamt von 0.45 bis 1.03 /12-15/ auch wieder links wiederholt. Durch die gleichmäßigen Achtel des Themas ist dies gut erkennbar, gegenüber den anderen Notenwerten rechts und Pedal. Das Thema wird nun, mit vielen chromatischen Variationen, bis 3.25 /51/ verarbeitet, dabei gehen ab /42/ Bruchstücke des Themas von links ins Pedal und rechts. Es geht nun weiter in F-Dur und das Thema wechselt in die Unterstimme rechts, ab 4.02 /61/ mit dem Wechsel nach D-Dur/h-Moll (dauernder Wechsel) wird der Wechsel zurück nach c-Moll vorbereitet durch aufsteigende Akkordrückungen (welche Spannung!). Dies geschieht ab 4.41 /71/ in fff !. Das Thema liegt im Pedal (und ich habe das Gefühl, "Widor tobt sich aus"). Mit Akkordrückungen auf- und abwärts in fff wird erneut eine Spannung aufgebaut, die sich "scheinbar tot läuft" und ab 6.04 /92/ kommt p und das Thema liegt rechts, was mit Akkordrückungen aufwärts bis 6.39 /102/ geht, dann kommt wieder f und das Thema liegt im Pedal und ab 7.24 /110/ wird in pp das Ende des Satzes vorbereitet, im Pedal liegt eine ostinatoähnliche Abwandlung des Themas, ruhige, lang ausgehaltene Akkorde bilden den Schluss.


    2. Satz Andante sostenuto, 4/4
    (Registrierung: Große Orgel 8-Fuß-Flöte, Positif 8-Fuß, Solostimme 8-Fuß-Gambe, Pedal 8-Fuß-Flöte)
    Über einem beinahe Orgelpunkt im Pedal und einer bordunähnlichen Ostinatofígur links ertönt rechts das Thema bis 0.30 /4/, was in Verbindung mit den kurzfristigen, kleinen Dissonanzen, Vorhalten und dem Register rechts zu einem ungewöhnlichen Klangeindruck (fast einem Dudelsack ähnlich) führt. Bis 1.52 /14/ wird dies mit aufwärts führenden Akkordrückungen variiert. Die Ostinatofigur im Pedal endet nun und bis 4.56 /33/ wird das Thema in sehr ruhig dahin fließenden Melodiebögen und Akkorden variiert. Bis zum Satzende werden Teile aus /14-33/ wiederholt, allerdings entsteht durch kleine Rhythmusverschiebungen zwischen rechts und links incl. Pedal eine zusätzliche Leichtigkeit des Klangeindruckes zum insgesamt sehr friedvollen, fast pastoralen Klang.


    3. Satz Allegro, 6/8, g-Moll
    (Registrierung: Große Orgel, Positif und Solostimme Hornmixtur, Pedal 4 bis 16-Fuß)
    Ein Fugato, beginnend mit rechts Oberstimme, dann /7 letztes Achtel/ rechts Unterstimme, /16 letztes Achtel/ links und /23 auch letztes Achtel/ Pedal. Im Folgenden sind Bruchstücke des Themas aus dem Fugato in allen Orgelstimmen zu hören, es ist aber keine Fuge im eigentlichen Sinn, es findet nur eine Verarbeitung des Fugatothemas statt, bei der wieder viele Akkordrückungen hörbar sind - der Satz endet in ff mit einem mächtigen G-Dur-Akkord.


    4. Satz Moderato, C-Dur, Allabreve
    (Registrierung: Große Orgel 8-fuß-Flöte, Positif Klarinette, Solostimme 4-Fuß-Flöte und 16-Fuß-bordun, Pedal 8 bis 16-Fuß)
    Bis 0.52 /17/ erklingt, nur im Manual, ein Choral (mit etwas Phantasie könnte ich das Kirchenlied "Lobt Gott ihr Christen, allzugleich…" heraus hören) oder ein choralartiges, von Widor komponiertes Thema*** (ich "verkürze" auf Choral).


    1. Variation bis 2.04 /45/ - die Choralmelodie wandert nach links und rechts spielt eine in den Notenwerten verkürzte, aber um Durchgangsnoten erweiterte Choralmelodie und weiterhin ohne Pedal


    2. Variation bis 4.12 /93/ - eine Wiederholung der Variation 1, aber mit "vertauschten Rollen", was in Variation 1 links war. wandert nach rechts und umgekehrt - hinzu kommt ab 2.17 /51/ das Pedal, das in kanonartigem Einsatz und um 4 Takte versetzt überwiegend die Choralmelodie aus rechts bringt.


    3. Variation wechselt nach G-Dur, Allegro und 12/8 bis 5.16 /121/ - der Choral erklingt nun in Akkordbrechung, links bringt, 1 Takt versetzt, rechts; das Pedal gibt Akkordstütze und betont durch die besondere Rhythmik, wechselnd Ober- und Unterstimme, den 12/8-Takt.


    4. Variation, zurück zu C-Dur, Moderato, aber 4/4 bis 7.11 /149/ - eine vom Charakter breit angelegte Variation mit vielen chromatischen Durchgängen; die Choralmelodie erklingt in allen Stimmen nur bruchstückhaft.


    5. Variation wechselt nach Andante 9/8 bis 8.30 /173/ - das Fugato beginnt rechts, links und das Pedal setzen jeweils 2 Takte versetzt ein - das Thema (eine "Erinnerung" an die Choralmelodie) wird am Ende /170-173/ rechts einstimmig wiederholt.


    6.Variation wechselt nach Allegro 4/4 bis 11.42 /253/ - die 1/16-Noten-Klangkaskaden einstimmig rechts (aus Bruchstücken der Choralmelodie) begleiten diese Variation, ab 8.55 /185/ kommt rechts in die Oberstimme ein hoher Orgelpunkt und links füllt nun die Achtelpausen rechts in den Klangkaskaden ebenso mit Bruchstücken aus der Choralmelodie. Ab 9.32 /200/ bringt das Pedal als Ostinato den Quint-Aufwärtssprung der allerersten beiden Anfangsnoten. Ab 10.07 /215/ gehen nun die Klangkaskaden in Achtelnoten nach links und in die Unterstimme rechts; rechts Oberstimme und Pedal intonieren in unterschiedlicher Weise die Choralmelodie.


    7. Variation in fff bis 13.41 /294 - rechts meist in dreistimmigem Ostinato, von kurzen Choralmelodiebruchstücken unterbrochen, links Achtelnoten-Klangkaskaden aus der Choralmelodie mit großen Intervallsprüngen, im Pedal die Choralmelodie, von langen Ostinati unterbrochen, um ab 12.35 /277/ mit poco a poco dim. auf den Schlussteil vorzubereiten.


    8. Schlussteil dim. p und rit. bis Ende - der Choral wird wiederholt, in schlichten, einfachen Akkorden, eben einem Choral entsprechend.



    ***Es könnte der Eindruck entstehen, es handele sich bei diesem Satz um eine Choralbearbeitung. Dem ist entgegen zu halten, dass es sich dabei im deutschen Sprachraum um die Bearbeitung eines bereits vorhandenen Chorals (Kirchenlied) handelt, was im französischen Sprachraum nicht präsent war. Franck z. B. hat mit seinen Schülern von 6 Unterrichts-Wochenstunden 5 Std. für die Improvisation verbraucht und nur 1 Std. für das Spielen von Orgelliteratur. Als Widor die Stelle am Pariser Konservatorium 1890 von Franck übernahm, hat er das sofort geändert und insbesondere die Orgelwerke von Bach (einschl. seiner damals in Frankreich völlig unbekannten Choralbearbeitungen) standen sehr massiv auf dem "Lehrplan". Widor war es auch der, zusammen mit seinem Schüler Albert Schweitzer, die Herausgabe einer 4-bändigen kommentierten Ausgabe Bachscher Orgelwerke bewerkstelligte.
    Ob es sich nun bei der im 4. Satz erklingenden "Choralmelodie" um ein Kirchenlied handelt - dann wäre der 4. Satz eine 7-malige Choralbearbeitung - oder dies ein von Widor neu komponiertes choralartiges Teilstück ist - dann wäre der 4. Satz keine Choralbearbeitung sondern ein Variationenwerk- kann ich nicht beurteilen ("Wolfram" hätte das gekonnt).


    Unabhängig davon, ob es sich nun um eine Choralbearbeitung nach Bachschem Vorbild handelt oder nicht: Von den von mir in diesem Thread bislang vorgestellten Orgelwerken Widors ist dieser 4. Satz für mich der beeindruckendste und hervorragendste, weit vor der bekannten (populären?) Toccata aus der 5. Orgelsymphonie .


    Dies war mein letzter Beitrag zu Widor; nächster von mir vorgestellter Komponist wird, nach einer Pause, Boellmann sein.


    Viele Grüße
    zweiterbass




    Nachsatz (wichtig?): Um die chronologische Reihenfolge etwas einzuhalten: Für den großen belgischen Orgelmeister "Lemmens" - Widor war sein Schüler - hatte sich in 2011, beim Start des (Projektes) Französische Orgelmusik, kurzstückmeister eingesetzt. Ob er jetzt bereit wäre, zu Lemmens "seine" Beiträge einzustellen (und dabei, bitte, die Form des Threadnamens einhält)?

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo,


    meine Lieblingsaufnahme der Orgelsinfonien von Charles Marie Widor ist die mit Pierre Pincemaille. Ich kenne Pierre Pincemaille aus Hannover, da Manfrad Brandstetter ihn nach meiner Erinnerung öfter eingeladen hat. Pincemaille spielt verschiedene Cavaille-Coll Orgeln in ganz Frankreich, so daß man sich über das Werk von Aristide Cavaille-Coll einen guten Überblick verschaffen kann. Pincemailles Artikulation und Phrasierung empfinde ich als vollkommen passend und werkgerecht, er spielt immer sehr inspiriert, einen für mich derartig vollkommenen Widor habe ich nirgendwo sonst gehört. Sehr schön finde ich die einfache graphische Gestaltung (man erkennt es erst, wenn man die CD´s hat), hier wurde kein Geld umsonst in die Graphik investiert! Bei jpc kann man sich selbst ein Urteil bilden:



    Meine "Musik-Ansprache"


    Ästhetik ist relativ - oder: Über Geschmack kann man nicht streiten


    Zum Umgang mit der Musik-Kritik


    Zur Kopfhörerstereophonie


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)