Italienische Komponisten des 20. Jahrhunderts Vol 001: Carlo Giorgio GAROFALO - Komponist aus Rom

  • Carlo Giorgio Garofalo (5. 8. 1886 – 6. 4. 1962) ist ein treffliches Beispiel dafür. wie die derzeitige "Klassikmafia" der Moderne mit all jenen verfährt, die ihr nicht genehm sind, bzw nicht in ihre Vorstellungen von "moderner Musik" passen, weil sie keine "mutigen Neuerungen" in ihrer Musik vorweisen können oder wollen. Kaum ein Musiklexikon erwähnt ihn, keine Schalllplattenfirma - Naxos natürlich ausgenommen - hat Werke von ihm eingespielt.


    Es ist natürlich schwierig, das Lebenswerk eines Komponisten zu beurteilen, notabene, wenn Lebenslauf und Werke kaum dokumentiert sind. Warum widmet man diesem Komponisten überhaupt einen Thread, wohl wissend, daß sich das Interesse in Grenzen halten wird? Die einen werden von einem Komponisten des 20. Jahrhunderts nichts Gutes erwarten, die anderen werden sich enttäuscht zurückziehen, wenn sie hören, daß es sich hier in Grundzügen um Musikd des 19. Jahrhunderts handelt, die im 20. Jahrhundert komponiert wurde, wobei manches relativ temperamentvoll gerät. Begeisternd fand ich den 3. Satz des Violinkonzerts


    Die romantische Sinfonie beginnt düster, drohend, bombastisch mit Posaunen und Orgel, bevor ein lyrischer Teil die Dunkelheit kurzzeitig verdrängt. Jedoch alles in allem ein Werk mit viel Pathos, einige werden es "kitschig", andere "wenig markant" finden, wenngleich Garafalo - wie schon im Violinkonzert - versucht Akzente zu setzen, Klangfarben, die man ansonsten nur selten in Sinfonien hört (z.B. Scherzo).
    Generell kann man sagen, daß Garafalo mit seiner "Romantischen Sinfonie" dem heutigen Hörer vermutlich nur wenig zu sagen hat. Das Violinkonzert jedoch, würde ich jedem, der jenes von Bruch schätzt, wärmstens empfehlen. Es ist zudem noch frischer und temperamentvoller.


    Ich möchte nicht vergessen zu sagen, daß Garofalo nicht nur Komponist, sondern auch Organist war. Das findet sowohl in seinen Messkompositionen, als auch in der "Romantischen Sinfonie" seinen Niederschlag...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Aufgrund des großen Interesses folgt schon nach nur einem Jahr Wartezeit das zweite Werk des Komponisten, nämlich das Violinkonzert.
    Seien wir ehrlich: Mit nur einer CD im Angebot und je einem signifikant kurzen Wikipedia-Eintrag in italienischer und in eglischer Sprache ist die Chance, diesen Komponisten populärer zu machen gegen null tendierend.
    Warum der Komponist auf so wenig Aufmerksamkeit geniesst wird nach Hören des Violinkonzertes klar.
    Es ist völlig tonal, Modernismen sind kaum auszumachen. Es ist mir trotz intensiver Recherche nicht gelungen das Jahr der Entstehung ausfindig zu machen. An sich ist das aber auch egal. Das Werk ist eindeutig mit der Klangwelt des 19. Jahrhundert verbunden - es hätte - von ebenso von Max Bruch komponiert sein können. Es ist eingängig und strotzt geradezu von publikumswirksamen Sequenzen. Ich empfehle Interessenten in den 3. Satz hineinzuschnuppern
    Naxos schreibt in der deutschen Version des Booklets: (nur per Download im Internet)
    "Es wurde gelegentlich behauptet, daß Ottorini Respighi nicht unschuldig gewesen sei an Garofalos Schicksal, da er in ihm einen gefährlichen Konkurrenten gesehen habe, der seinem eigenen Ruf als erstem Nicht-Opernkomponisten Italiens im Wege stand."
    Mag sein - oder aber auch nicht. Auch Naxos hat keine weiteren Veröffentlichungen herausgebracht obwohl es eine ganze Menge an Werken geben soll
    Die hier abgebildete CD ist für Liebhaber von ROMANTISCHEN Violinkonzerten ein heisser Tip von mir........
    (Wer nicht reinhört ist selber schuld.... :P )


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....




  • Die von Alfred gezeigte CD scheint tatsächlich die Einzige auf dem Markt zu sein. Auf dem Etikett "Marco Polo" ist sie allerdings schon vor über 10 Jahren (2002) erstmals aufgelegt worden.
    Diese Hörprobe bei youTube sei empfohlen:
    Carlo Giorgio Garofalo (1886-1962): Danza bizzarra, per pianoforte (ca. 1940) -- Igor Shochetman, pianoforte


    Seine Opera buffa "Il Giocoliere", seinerzeit mit Beniamino Gigli mit großem Erfolg aufgeführt, scheint heute vergessen zu sein.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)