Beeinflusst der Lebenswandel und die Herkunft der großen Komponisten unsere Zuneigung zu ihnen?

  • Ein König riskiert aber doch weitaus weniger als ein schutzloser Bürger.

    Man kann umgekehrt der Meinung sein, daß er weit mehr riskiert als jeder "normale" Bürger. Man darf ja auch nicht vergessen, daß Krieg war. Der war ein Kampf an mehreren Fronten und die Nazis hatten kein Interesse, daß eine weitere Front entsteht, der ihre Siegchancen an der Front in Rußland und anderswo in Europa entscheidend vermindert. Das ist ein gewichtiges Argument dafür, daß Widerstand gegen Deportationen durchaus sehr gute Erfolgschancen gehabt hätte.


    Meine Frage galt aber den Israelis der Gegenwart, und die erscheint mir wichtiger als die Vergangenheit, aus der so man so wie so nur das lernt, was einem in den Kram passt.

    Da kennst Du die israelischen Verhältnisse aber offenbar nicht gut. Es gibt z.B. Piloten in Israel, die sich weigern bzw. geweigert haben, Raketen auf Zivilisten abzuschießen. Sie haben dafür die Entlassung und den Verlust ihrer Rente in Kauf genommen. In Israel gibt es auch eine aktive Friedensbewegung, die sehr kritisch gegenüber der Politik der israelischen Regierung eingestellt ist.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da sich dieser Thread immer mehr von eigentlichen Titel entfernt und (fast zwamgsmässig) immer mehr auf eine politische Diskussion hinausläuft, möchte ich ad fontes zurückkehren:
    Geradezu provokant meine ich: mich beeinflusst der Lebenswandel, bzw. die politische Ansicht eines Komponisten absolut nicht. Man könnte sich höchstens fragen, ob nicht die recht aggressive Wesensart eines Richard Wagner und die mit bissigem Humor verbundene Introvertiertheit eines Hans Pfitzner in ihrer Musik eine Spiegelung findet und für mich gerade dadurch diese zwei Komponisten sehr interessant sind. Ähnliches lässt sich auch bei Puccini konstatieren, der bekanntlich auch in seinem Privatleben nicht gerade zimperlich war (Jagd, Schmetterlingssammlung, Frauen). Auch ihn liebe ich sehr.
    Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb mir beispielsweise Mozart absolut fremd bleibt?

  • Zitat m.joho

    Zitat

    Geradezu provokant meine ich: mich beeinflusst der Lebenswandel, bzw. die politische Ansicht eines Komponisten absolut nicht.


    Das finde ich gar nicht so provokant und kann es gut nachvollziehen. Ich hatte beispielsweise anfangs große Probleme mit Wagner, der einfach in seiner Wetterwendigkeit und Ambivalenz eine mir unglaublich unsympathische Person war (und immer noch ist), dann habe ich mich begonnen bei den Jugendwerken bis zum Parsifal durchgehört. Hätte ich meinen Bedenken gegen die Person nachgegeben und mir diese Musik nicht angehört, so wäre mein musikalisches Leben ärmer. Sympathischer ist er mir aber nicht geworden. Nie wird es mir möglich sein, Komponisten als Person von ihren Werken zu trennen, aber ich bin kein großer Freund von Verdikten. Barenboim hat einmal nicht ganz zu Unrecht bemerkt: "Wagner war antisemitisch, seine Musik nicht".


    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Vielleicht bin ich zu unmusikalisch, ich vermisse überall ( von ser Friedhofszene des Giovanni abgesehen) die Dramatik, das eleos und pathos... Mein Fehler.

  • Das ist durchaus wahrscheinlich. Vielleicht mit Ausnahme des 2. Akt des Fidelio. Die interessante Oper begiinnt für mich wirklich erst im 19. Jahrhundert. Aber Mozarts Requiem finde ich ergreifend!

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