Hallo!
1801/02 komponierte Ludwig van Beethoven die drei Klaviersonaten, die als Opus 31 zusammengefaßt sind, nämlich
Nr.1 in G-dur, Nr. 2 in d-moll, Nr. 3 in Es-dur.
In diesem Beitrag möchte ich zunächst die erste Sonate in G-dur vorstellen. Die beiden anderen werden folgen.
Die Klaviersonate G-dur op. 31 Nr. 1 war von Beethoven ursprünglich als Streichquartett geplant. Sie gehört zu den am seltensten gespielten Beethoven-Sonaten, was ich persönlich schade finde.
Der erste Satz (allegro vivace) ist voller (haydnschem) Humor, es geht nicht um Empfindungstiefe, sondern humoristische Akzente, vergnügliche Melodien und Wendungen bestimmen den Satzverlauf.
Das Thema des zweiten Satzes (adagio grazioso, C-dur) ist der Raphael-Arie "Rollend in schäumenden Wellen" aus Haydns "Schöpfung" angelehnt, und im Mittelteil in c-moll wird der Tonfall dieser Sonate das einzige mal wirklich "ernst".
Das abschließende Rondo (allegretto-adagio-presto) ist größtenteils ein heiterer Kehraus, auch hier mag man sich an Haydn erinnern. Man möge es mir verzeihen, aber mich erinnert das Thema stets an "Fröhliche Weihnacht überall, klinget durch die Lüfte froher Schall...". Vor der Presto-Coda gibt es noch zwei Adagio-Passagen, die aber eher "Neckerei" als Tiefsinn oder Pathos darstellen.
Vielleicht wird diese Sonate so selten gespielt, weil sie irgendwie nicht "typisch Beethoven" ist (was immer das auch sein soll). Dabei ist es doch schön, den Meister mal von seiner humorigen Seite zu erleben!
Meine beiden Aufnahmen (F. Gulda und A. Schnabel) habe ich vergleichend gehört:
Satzlängen:
FG: 5'58 - 7'55 - 5'49
AS: 5'51 - 12'31 - 5'37
Während die beiden sich in den Ecksätzen nicht viel geben oder nehmen, ist der Unterschied in der Auffassung des zweiten satzes eklatant:
Gulda spielt ein allegretto statt adagio (wenn das mal reicht), die Sonate hat dadurch drei schnelle Sätze. Schnabel kostet das Adagio-Tempo dagegen richtig aus, dadurch wirkt der zweite Satz gewichtiger, erhabener.
Wenn auch Schnabel sich ans Tempo hält, so bewirkt doch Guldas Interpretation, daß er den Hörer in der vergleichsweise heitereren Stimmung beläßt, was möglicherweise ja Beethovens Absicht war.
Wie auch immer, ich bin froh, diese beiden Gesamteinspielungen zu besitzen:
Viele Grüße,
Pius.