Beethoven, Sonate Nr. 1 f-moll op. 2 Nr. 1
Yukio Yokoyama, Klavier
AD: 2007
Spielzeiten: 3:47-4:19-2:52-4:43 -- 15:41 min.;
Yukio Yokoyama schlägt im Kopfsatz ein flottes Tempo an, entwickelt einen klaren, natürlichen Klang, geht dynamisch durchaus ordentlich an die Sache heran und produziert einen schön federnden Rhythmus. Sein Staccato- wie Legatospiel ist vorbildlich.
In der Durchführung steigert er noch mal etwas die Dynamik und arbeite in der Mitte schön die wechselnden Sforzandi heraus, was den originellen Rhythmus dieser Sonate unterstreicht. Auch sein Decrescendo ab Takt 90 und das Crescendo n der Rückleitung ab Takt 97 sind sehr schön ausgeführt.
Die rhythmisch ebenfalls sehr hoch stehende Reprise rundet, in eine ff-Kurzcoda mündend, diesen schwungvollen Vortrag ab.
Im Adagio war ich ob der Voranzeige des raschen Tempos skeptisch, aber trotz des höheren Tempos spielt er das Adagio ganz entspannt, mit einem wunderbaren Anschlag und bringt das Klavier herrlich zum Singen. Temporal ist er ganz dicht bei Swjatoslaw Richter in dessen legendärem Moskauer Konzert vom Oktober 1976. Wenn man es so tiefsinnig spielt, ist das Tempo zweitrangig. Das gilt auch für den zweiten Teil mit der Molleintrübung. Yokoyama versteht es, aus jeder Wendung dieses Satzes emotionale Funken zu schlagen. Man fragt sich angesichts solcher Leistungen, warum der Mann bei uns so unbekannt ist. Ich werde vielleicht im entsprechenden Thread noch über ihn schreiben. Auch seine Zweiunddreißigstelbögen zwischen Takt 23 und 26 sowie die herrlich fließenden Duolen und Sextolen brauchen sich vor Kenner anderen Interpretation zu verstecken. Bis zum Schlussteil Takt 52 bis 61 mit dem wirklich brillanten Takt 56 bleibt dieses höchste Niveau erhalten.
Im Menuetto ist mir sein Tempo allerdings fast etwas zu schnell, obwohl er, wenigstens im zweiten Teil des Menuettos ab Takt 15 den dramatischen Impetus doch merklich erhöht. Und im Trio fällt es bei dem Tempo schwer, heitere Entspanntheit zu verbreiten, im zweiten Teil ab Takt 59 gerät die Steigerung gar etwas rauschhaft.
Das Prestissimo ist angesichts der Tempi der voraufgegangenen Sätze gar nicht mal so schnell, es ist etwa 20 Sekunden langsamer als das Serkins, der etwa auf der Linie von Richter lag. Aber es ist von hohem dramatischen Vorwärtsdrang und dynamischer Fülle. Die Achteltriolen rollen unaufhaltsam vorwärts. Er macht das sehr virtuos.
Und der erste Teil der Durchführung ist genau so grandios wie das Adagio- jenseitiger höchster Ausdruck und musikalische Tiefe. Auch sein zweiter Teil ist sehr beeindruckend. Sofort springen die Triolen wieder an, steigert er die Sforzandi in Takt 120 bis 125 kräftig, um die Vorwärtsbewegung auch noch dynamisch zu befeuern- und es geht weiter in die dynamisch hoch stehende Reprise hinein, die er mit großem Schwung zum Ende führt.
Eine in weiten Teilen hervorragende Aufnahme. Schade, dass wir die tolle Durchführung im Prestissimo nicht zweimal hören konnten.
Liebe Grüße
Willi