Johann Gottfried Müthel - ein großer Komponist des Barock

  • Hallo,


    vor vielen Jahren hörte ich Orgelwerke von Johann Gottfried Müthel und war tief beeindruckt. Neulich sah ich im Plattenladen eine CD mit Orgelwerken, die ich mir gekauft habe. Müthel (1728 - 1788) ist ein Avantgardist, der zu erstaunlich dissonanter Harmonik neigt. Seine Kompositionen sind nicht "harmlos", auch melodisch und rhythisch ist er sehr originell und kreativ. J. S. B. Bach ist dazu sehr "brav" im Vergleich. Müthel gehört für mich zu den großen, zu wenig bekannten Komponisten, wie auch Vincent Lübeck, über den ich vor einiger Zeit schrieb. Die Produktion ist aus Italien, an wohlklingenden italienischen Instrumenten, der Organist artikuliert und phrasiert musikalisch sinnvoll. Hier kann man sich bei jpc ein eigenes Urteil erlauben, ich empfehle die Fugenphantasie, Titel 6:



    Eigenartig, daß Müthel noch keinen eigenen Thread hat.


    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Eigentlich war dieser Eintrag für "Was hört ihr gerade jetzt" gedacht, aber im letzten Moment habe ich umdisponiert und setze diesen begonnenen Thread fort. Die CD war mit 4.99 im Abverkauf, auch deshalb habe ich mich entschlossen, meiner bislang einzigen Müthel. Doppel CD eine weitere hinzuzufügen.
    Die Musik lässt Barock hinter sich, kann aber auf Grund ihrer Eigenwilligkeit und Sperrigkeit auch nicht dem galanten Stil zugeordnet werden.
    Avantgard des frühen 18. Jahrhunderts ? Einen Vorreiter Beethovens - so hat ihn ein Rezensent beschrieben . kann ich indes nicht sehen.
    Fazit:Ein Komponist des Übergangs, der bei mir keinen tieferen Eindruck hinterlässt - zumindest bis jetzt noch nicht. Allenfalls eine historisch interessante Ausgrabung....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ich habe eine Menge an Cembalo-CDs eingekauft um den Bereich Barock und Vorklassik auf dem Cembalo abzudenken und mich für künftige Threads auf diesem Gebiet fit zu machen. Darunter ist auch eine 3 CD Box mit Duetten und Sonaten für Cembalo. Um mein Gedächtnis aufzufrischen habe ich heute nachmittag die Sonate in B-dur angehört (Klavier) und ein paar wenige Informationen über Müthel gesammelt, die ich unstrukturiert hier weitergeben möchte.

    So wie seine Musik war, so war auch er: Unberechenbar und schrullig - im Alter zurückgezogen. Aber kehren wir in seine Jugend zurück: Ausgebildet von seinem Vater und dem Lübecker Marienorganisten Johann Paul Kuntzen trat er bereits 1747 im Alter von 19 Jahren die Stelle als Kammermusiker und Hoforganist in der Kapelle des Herzogs Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin an. 1750 wurde ihm ein einjähriger Urlaub zur Weiterbildung seiner Fähigkeiten bei Johann Sebastian Bach bewilligt. Dort traf er im Mai 1750 ein. Bach, der bereits erblindet war nahm ihn freundlich in seinem Haus auf, vermutlich hatte er schon im voraus vom umwerfenden Talent Müthels Kenntnis erhalten

    Allerdings starb er bereits bald darauf, nämlich im August 1750. Auf der länger Dauernden Heimreise trag Müthel mit zahlreichen prominenten Musikern, wie beispielsweise Hasse und Telemann zusammen. Mit Carl Philip Emanuel Bach begann er euíne Briffreundschaft, die bis ans Lebensende währte.

    Der immer und überall anwesende Musikreisende und MusikWissenschafter Charles Burney hinterließ 1773 eine Beschreibung, die ich (gekürzt)hier wiedergebe:

    Zitat

    "Seine Arbeiten sind so voll von neuen Gedanken, so voller Geschmack, Anmut und Kunstfertigkeit, dass ich mich nicht scheuen würde. sie unter die größten Produkte unserer Zeit zu rechnen. So außerordentlich das Genie und die Kunst dieses Tonkünstlers sind, so ist er doch in Deutschland nicht sehr bekannt...."

    Daran hat sich IMO bis heute nichts geändert...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ich habe mir die hier gezeigte CD mit Klavierwerken Müthels erneut angehört - auch in Bezug auf dei immer wieder zu findende Behauptung man erkenne hier einen Vorreiter Beethovens. Zumindest das Eigenwillige der Persönlichkeit ist ihm gemeinsam, wobei er es im Gegensatz zu Beethoven indes nicht geschafft hat der Nachwelt prägend im Gedächtnis zu bleiben. Diese Eigenwilligkeit zeichnete sich vor allem eine gewisse Intovertiertheit aus, die mit zunehmendem Alter sclimmer wurde. Bezeichnen für ihn war, daß erKonzerte ausschliesslich in der Wintersaison gab. Der Grund war - das wissen wir als Aussage von ihm, daß es ihn störe, wenn die Kutschen und das Pferdegetrappel im Sommer bei seinen Konzerten zu hören seine. Im Winter dämpfte der Schnee das alles. In jenen Zeiten war Schneefall im Winter nämlich selbstverständlich - im Gegensatz zu heute.

    Kommen wir aber nun zur Frage der Vorreiterrolle zu Beethoven (natürlich auf modernem Flügel) Ich konnte das zunächst nicht verifizieren. Vergleicht man aber seine Sonate in B-Dur mit jenen des fast 30 Jahre jüngeren Mozart oder des beinahe gleichaltrigen Joseph Haydn, so wird man feststellen, daß Müthesl Werke gewagter und "moderner" sind. Somit stimmt die Aussage in gewisser Weise doch.

    Hier nun ein Portrait von Müthel, damit man sich ein Bild von ihm machen kann. Ich wage kühn zu behaupten, daß es im Augenblick das realistischeste ist, welches man im Web finden kann;)

    Edit:

    Im Rahmen meiner recherche für den kommenden Beiterag fand ich eine CD, welche mit der oben angezeigten identisch ist. Es ist eine CD der Christophoruns- Serie "Entre"

    die statt der 27.99 der oberen CD (IMO ein Wucherpreis!) um 6,99 Euro angebolten wird. Die CD ist identisch - und sie ist derzeit lieferbar !!


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Johann Gottfried Müthel: Duett für zwei Cembali oder Klaviere Es-Dur (1771) IJM21


    Nun aber zum neuesten Geniestreich der Fa BRILLIANT CLASSICS, die man in diesem Zusammengang nicht genug loben kann, hier hören wir drei Cembalosonaten Nr 1 bis 3, ergänzt durch zwei weitere Cembalowerke, diesmal für jeweils 2 Cembali. Die Aufnahmen für diese 3 CD-Box entstanden 2022 - sind also brandneu und kristllklar aufgenommen mit ausgeprägter links-rechts Ortung - insbesondere bei den Werken mit 2 Instrumenten. Darauf wurde andernorts von einem Amateurrezensenten hingewiesen, der meinte, es könne insbsindere bei Kopfhörerwiedergabe etwas zuviel des Guten sein. Mir persönlich sagt dieser Ansatz indes zu, vielleicht weil ich in der Anfangzeit der Stereophonie großgeworden bin, wo man den rechts-links Effekt betonte (sogen. "Ping-Pong Stereophonie") oder DECCA sogar eine Plattenserie "Phase 4" mit ausgeprägter künstlicher Räumlichkeit herausgab.


    Ich beziehe mich heute (einiges folgt später) auf das erste Werk dieser Box - also noch keine der Sonate, sondern auf das


    Duett für zwei Cembali oder Klaviere Es-Dur (1771) IJM21


    1) Allegro moderato e cantabile

    2) Adagio mesto e sostenuto con affetto

    3) Allegretto


    Die Spieldauer liegt bei ca 33 Minuten. Interessant der andauernde Wechsel des Tempos mit rasanten Einschüben.

    Man bekommt einen guten Eindruck auch über die durch Zeitgenossen berichtete spielerische Brillanz, Rasanz und Leichtigkeit des Komponisten als Interpret.


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 2.600

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Entgegen meinem Vorsatz, die oben gezeigte CD nach und nach abzuhören und das Thema Müthel dann abzuhaken, fühle ich mich nun - aus Freude an diesem Komponisten - veranlasst tiefer in die Materie einzudringen. Immer wieder ist zu lesen, Müthel habe nur wenige Werke hinterlassen, was natürlich keinen Anzeit bietet Beiträge über ihn zu verfassen - wenn es ohnehin keine verfügbaren Kompositionen gibt. Aber das ist nicht der Fall. Na gut, dachte ich, wenn es eben nur für eine Orgel- CD (siehe Eröffnungsbeitrag) und die 3 CD Box mit Cembalowerken gereicht hat - dann muß man das akzeptieren und froh sein, daß es überhaupt was gibt. Bei der Recherche fand ich dann eine Liste, wo doch etwas mahr drauf zu finden war. Was ist davon auf CD erhältlich ? Einiges. Besonderer EINE Doppel CD hatte es mir angetan, wo immerhin 3 Konzerte und einige kleinere Werke drauf enthalten sind. Muss ich bestellen " NEIN muß ich nicht bestellen, weil sie seit Jahren verborgen in meiner Sammlung existiert. -Allerdings mit einem anderen Cover.

    Es klebt noch heute des Preisschilld darauf: 6.90 (!!) Abverkaufsware !! Es gab damals einen Tonträger "Ramschladen" der bevorzugt "schwer verkäufliches Nischenrepertoire aufkaufte und dann zum Schleuderpreis anbot. Der Laden existierte nur etwa 1 oder 2 Jahre - aber DIE Zeit habe ich gut genützt.

    Die Doppel CD enhält unter anderem auch 3 schwungvolle Polonaisen mit etwa je 3 Minuten Spieldauer, die mich ein wenig an den frühen "volkstümlichen" Haydn erinnern

    -und genau die höre ich soeben. Leider sind sie nicht auch youtube abrufbar - lediglich ein paar Sekunden als jpc Clips.

    Warum es von Müthel nur so wenig überliefertes gibt ? Weil er nur wenig komponiert hat ! - und warum das so ist hat er sogar schriftlich festgehalten

    Bei gelegenheit werde ich den betreffenden Text - zumindest teilweise - abtippen und hier veröffentlichen


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Johann Gottfried Müthel: Cembalokonzert in B--dur


    Auch wenn die Polonaisen der abgebildeten CD nicht bei youtube zu finden sind, so sind es glücklicherweise die Cembalokonzerte.

    Das hier verlinkte zweisätzige Konzert für Cembalo und Streicher in B-dur ist äusserst klangschön bis betörend, dabei aber voll Verve und weitgehend von den Vorbildern (J.S Bach und C.P.E Bach gelöst) -Irgendwie dem galanten Stil nahestehend.

    Es vermag in der Tat zu begeistern (zumindest mich)

    Die äusserst empfehlenswerte 2CD Box !!! ist noch lieferbar (29.99) hat aber eine Lieferzeit von 3-4 Wochen


    Die Sätze

    1)Allegro

    (Recitativo:adagio-pro adagio Allegro [...] Poco adagio)


    2)Allegro


    Am Cembalo: Jürgen Ammer




    Wer genaueste und beste Informationen sucht, dem empfehle ich die Website unseres Mitglieds "Bachianer"


    http://www.bachschueler.de/die…nn-gottfried-muethel.html


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Hallo Alfred,


    vielen Dank, dass Du meine Webseite so lobend erwähnst. Sie hat viel Arbeit und Zeit gekostet, wird jedoch recht häufig frequentiert. Die von Dir gezeigte "Alta Ripa CD" (vulgo: "Alte Rippe":D) habe ich mit angeschubst.

    Es gibt auch neuere Müthel-CD´s bei jpc:

    Über Instrumente/Interpretation lässt sich wie üblich immer streiten, die 3 CD´s (für € 9,99) geben jedoch einen guten Überblick von Müthels Klavierwerken.

    Für weitere Fragen, Anregungen hinsichtlich Müthel stehe ich gerne zur Verfügung.


  • Johann Gottfried Müthel: Cembalosonate Nr 1


    Ich höre die Werke von dieser CD einzeln, damit mir länger was bleibt.Heute ist die Cembalosonate Nr 1 an der Reihe:


    Die Sätze:

    1) Allegro

    2) Largo e Staccato

    3) Presto


    Sie ist ein Teil der ersten Veröffentlichungen Müthels (1756) Bach ruhr seit 6 Jahren in seinem Gabe - und von dessen Stil ist kaum etwas zu hören. Letztlich war die Zeit wo Müthel bei ihm Schüler war nur äusserst kurz und sie wird vor allem deshalb wieder erwähnt und überbetont um Müthel interessanter zu machen. einerseits hätte er das auf Grund seiner interessanten Musik nicht nötig - andrerseits hats nichts gebracht, wie uns der Abverkauf der vorzüglich 3CD Box um 9,99 Euro geradezu demiostrativ vor Augen führt. Über die Tonsprache Müthel worde andernorts einiges (oft widersprüchliches) geschrieben. DAher begüge ich mich hier darauf persönlich Eindrückle festuhalten. Am interessantesten an der 2. Satz: Largo e Staccato, wogegen der 3. sonniger und harmloser auf mich wirkt. Alles in allem eine Bereichung. Man wird dieser CD-BOX erst die gebührende Bedutung zumessen uns ihe nachweinen - wenn es sie nicht mehr gibt....


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 2.900

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Am 29. April in Beitrag Nr 6 schrieb ich:

    Warum es von Müthel nur so wenig überliefertes gibt ? Weil er nur wenig komponiert hat ! - und warum das so ist hat er sogar schriftlich festgehalten

    Bei gelegenheit werde ich den betreffenden Text - zumindest teilweise - abtippen und hier veröffentlichen

    Und nun ist es soweit. Im einzig erhaltenen Brief Müthels steht:

    Jetzt wissen wirs: Weil die "glückliche Disposition des Geistes" selten war hat er nur gelegentlich komponiert

    Glücklicherweise hat er diese Maxime nicht anderen Komponisten seiner Zeit aufdrängen können.


    Der Brief ist übrigens - von wem sonst? - Charles Burney dem Dave Hurwitz des 18. Jahrhunderts ;)


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • "Sie ist ein Teil der ersten Veröffentlichungen Müthels (1756) Bach ruht seit 6 Jahren in seinem Grabe - und von dessen Stil ist kaum etwas zu hören."


    Es stellt sich nun die Frage, was unter "JS Bachs Stil" zu verstehen ist. Befürchtungsweise sind da mehrere Antworten fällig. Geht man von Bachs kontrapunktisch-polyphonen Stilistik aus, so stimmt o.a. Aussage. Jedoch hat Bach auch Werke geschrieben, die für CPEB und Müthel stilbildend waren. Zu nennen wären da:

    - BWV 903, Chromatische Fantasie und Fuge (von Müthel ist hierfür eine vollständige Abschrift erhalten)

    - BWV 906 Fantasie c-moll

    - BWV 910 - 918 Toccaten

    Auch einige Kammermusikwerke, wie "das musikalische Opfer" und die späten Flötensonaten müssen angeführt werden. Bach war keineswegs ein rückwärts-gewandter Komponist, sondern dem "modernen" Zeitgeist sehr aufgeschlossen. Die Zeiten der Präludien und Fugen, Suiten näherten sich rapide dem Ende zu, und dami die sog. "vertikale Schreibweise", die einen Schwerpunkt in Polyphonie und Harmonik setzte. Sie wurde zunehmend durch die "horzontale Schreibweise" ersetzt, mit Schwerpunkt in der Melodik, was der Empfindsamkeit, Sturm und Drang, subjektiv entgegen kam. Persönliche Gefühle konnten damit besser ausgedrückt werden.

    Dieser "neue" Stil" kam aus Italien und schlug fast überall ein. Doch bald traten die Negativa auf, auch bedingt durch den rasanten Notendruck, meist für Liebhaber. Nette, hübsche Melodien für die rechte Hand, die Linke dudelte fast permanent Albertibässe. Harmonik war völlig nebensächlich. Dagege revoltierten die Bachschüler mit ihren Werken.

    CPEB über die Musik seines Bruders JC Bach und Schobert: "ihre Musik füllt die Ohren, dahinter ist NICHTS!"

    Deutlicher geht´s nimmer.

  • moderato

    Hat den Titel des Themas von „Johann Gottfried Müthel - einer großer Komponist des Barock“ zu „Johann Gottfried Müthel - ein großer Komponist des Barock“ geändert.
  • Lieber Bachianer

    Besten Dank für die Ergänzung, Erklärung, Erläuterung. Es ist interessant das Verhältnis der Bach-Brüder zueinander besser kennenzulernen. Ich hab damit nur das Problem, daß ich dem Stil von Johann Christian Bach geradezu verfallen bin, dessen Musik IMO nicht nur die Ohren füllt, sondern ihnen vor allem schmeichelt. Ich würde den Ausspruch von C.P.P.E als Neid auf den Ruhm seines Bruders deuten, wüsste ich nicht, dass er selbst zu Lebzeiten der berühmteste aller Bachs gewesen ist - Etwas das heutigen Hörern eher uunverständlich erscheinen wird.(??)


    Wie dem auch sei - Ich bin inzwischen bei Müthels Cembalosonate Nr. 2 angelangt. sie ist, wie auch die beiden anderen in dieser Box einem gewissen "Ottone Hermann" gewidmet hinter dem ich Otto Hermann von Vittinghoff vermute, einen schwerreichen, mächtigen kulturbeflissenem Unternehmer, Mäzen und geheimer Regierungsrat der ein eigenes Orchester in Riga unterhilelt und wo Müthel eine Zeitlang beschäftigt war.

    Glücklicherweise war zu jenem Zeitpunkt Müthels Geist in "glücklicher Disposition" (siehe Text in Beitrag 10) Ich empfand die Sonate eher "sonnig" transparent und doch sehr eingängig, nicht „dunkel, finster, eigensinnig und unbeugsam gegen den Modegeschmack seiner Zeitgenossen." wie Schobart sie beschrieb. Im Gegensatz dazu bewunderte letzterer seine Spieltechnik: „Kenner, die ihn spielen hörten, können nicht genug die Leichtigkeit bewundern, mit der er sich über Gebirge von Schwierigkeiten hinwegsetzt." Wir können ihn leider nicht mehr spielen hören - sind also auf heutige Interpreten und ihre Aufnahmen angewiesen. Im Falle der Sonaten 1 und 2, auf Giacomo Benedetti.


    Die Sätze:

    1) Vivace

    2) Adagio

    3)Allegro


    Von Müthel sind insgedamt 9 Cembalosonaten überliefert, wobei bei einigen nich die Echtheitsfrage geklärt werden muß


    mit freundlichen Grüßena aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Zitat

    "Ich würde den Ausspruch von C.P.P.E als Neid auf den Ruhm seines Bruders deuten, wüsste ich nicht, dass er selbst zu Lebzeiten der berühmteste aller Bachs gewesen ist - Etwas das heutigen Hörern eher uunverständlich erscheinen wird.(??)"


    Eine weitere Antwort findest Du hier:


    https://www.domradio.de/artike…se-bach-nicht-gerngesehen


    JC Bach hat sich nicht nur musikalisch, sondern auch konfessionell völlig von seiner Familie abgewandt. CPEB hat das böse kommentiert.



    Zitat

    "Ich hab damit nur das Problem, daß ich dem Stil von Johann Christian Bach geradezu verfallen bin, dessen Musik IMO nicht nur die Ohren füllt, sondern ihnen vor allem schmeichelt."


    Recht hast Du. Die Musik füllt das Ohr und schmeichelt es. Nur, nach 15 Minuten wird es (für mich) langweilig, weil für den musikalischen Geist/Verstand nichts geboten wird.

    Des weiteren müsste hierzu über ein wichtiges Thema "Musik für Kenner - Musik für Liebhaber" und "gab es im 18. Jhdt die Menge an Horern wie heute". also für wen wurden viele Werke geschrieben? Das würde jedoch das Thema "Müthel" überschreiten.

    Gemeine Schlussfrage: Warum hat Mozart seine Werke vor KV 449 nicht in sein Werkverzeichnis übernommen? Die Mozartliteratur schweigt sich darüber seit Langem kräftig aus.

  • Auch die Sonate Nr 3 von Müthel ist eher durch Leichtigkeit als durch Schwermut gezeichnet. Ein paar "nachdenkliche Passagen" lassen sich allerdings auch nicht verleugnen. Die Sonate Nr 3, wurde ebenso wir Nr 1 und 2 , 1756 veröffentlicht. Auch sie wurde dem schon zuvor erwähnten Gönner Ottone Hermann gewidmet, dessen Realname Otto Hermann von Vietinghoff ist. Ich habe das Bild einer Büste des Widmungsträgers oben eingefügt.


    Die Sätze:

    1) Moderato

    2) Un poco allegro

    3) Allegro e Vivavce


    mfg aus Wien Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....