Auf der Suche nach Notenmaterial bin ich vor einziger Zeit auf Mozarts KV. 408 gestoßen, drei kleine Märsche, die mich angesprochen haben, und die ich nun vorstellen möchte. Ich kann leider mangels Fachkenntnis keine genaue Analyse bieten, nur einen groben Überblick.
Ich werde zwecks Übersichtlichkeit und Platzgründen alle drei Märsche separat in diesem Thema besprechen.
Zur Entstehung kann ich leider nicht viel sagen; offenbar weiß man heute nicht viel darüber.
Der Kammermusikführer.de schreibt dazu folgendes:
ZitatMärsche schrieb Wolfgang Amadeus Mozart - wahrlich kein militaristischer Musiker - nur aus zwei Anlässen: für den Auf- und Abzug der Beteiligten vor und nach einer Serenade oder für Massenbewegungen auf einer Opernbühne. Fast alle seine Orchestermärsche finden sich in seinen “Finalmusiken” (den großen Salzburger Orchesterserenaden) bzw. in den Opern Idomeneo, Entführung, Così fan tutte und Zauberflöte. Etwas ratlos reagierten darum Constanze Mozart und ihr Verleger Johann André, als sie nach Mozarts Tod in seinem Nachlass drei herrenlose Orchestermärsche vorfanden. Sie ordneten sie hypothetisch den Wiener Jahren um 1782 zu und gaben sie im Druck heraus; heute tragen sie im Köchelverzeichnis die Nummer 408, ohne dass man Näheres über ihre Bestimmung wüsste. In der Bearbeitung für Bläserquintett kommen die Sonatenstruktur en miniature und der thematische Einfallsreichtum unseres C-Dur-Marsches aus KV 408 wunderbar zur Geltung.
Ich vermute, dass es wenig Sinn haben wird, diese Werke in Mozarts eigenem Werkverzeichnis zu suchen, wenn man sie bis heute nicht datiert hat. (Zumindest weiß ich bis jetzt nichts von einer Datierung)
Marsch 1:
Besetzung:
Oboen
Hörner
Trompeten
Violinen
Bratschen
Bässe
Nach einer kurzen Einleitung in C-Dur
bei der man schon die wichtige Verbindung Oboen-Hörner sehen kann, hören wir verschiedene Themen.
Besonders gut hat mir dieses Thema, intoniert von den Violinen, gefallen:
Zwei Teile des Themas (hier von mir rot markiert) werden von der Oboe freudig aufgegriffen und in die Doppeldominante D-Dur, dann in die Mollparallele h-Moll und schließlich zurück nach G-Dur geführt. (Hier nur ein Teil des Oboen-Parts):
Es folgen wilde 16tel-Läufe der Violinen, die von den Oboen wiederum abwechselnd imitiert werden, bevor das wilde Treiben mit einem verkürzten Dominantseptakkord ausgebremst wird, um zu einem neuen Thema zu führen:
Eine herrliche Stelle!
Oboen und Violinen spielen gemeinsam ein fröhlich hüpfendes Thema, die Bässe liefern schubartige, auf- und absteigende, wuchtige Einsätze.
Dann folgt der zweite Teil, der mit einer eleganten, ruhigen, von den Streichern vorgetragenen Melodie beginnt, die einen bösen Ohrwurmcharakter hat.
Besonders schön finde ich, wie ab Takt 4 plötzlich die „luftigen“ Oboen die Violinen und Bratschen verdoppeln, um das Thema nun gemeinsam mit den Streichern erneut vorzutragen – dazu spielt das Horn in Takt 5 leise ein Fundament für die Oboen. Die Trompete pausiert hier ganz.
Die Themen werden noch wiederholt, und am Ende spielen alle Instrumente zusammen noch einmal das hüpfende Thema des 1. Teils, diesmal aber im abschließenden C-Dur:
Diesmal jedoch anders: die Hörner spielen nun gemeinsam mit den Bässen, die Trompete, die beim ersten Mal nur auf der 1 und 3 Grundton und Quinte beisteuern durfte, spielt hier entschlossene Quarten.
Ein schönes Stück! Da ich gerade "Mozarts Musiksprache" durcharbeite, hoffe ich hier auch noch ein paar Entdeckungen zu machen.
Vielleicht gibt es davon irgendwann mal auch eine für mich passende Aufnahme, damit ich das Stück auch mal hören kann.
LG,
Hosenrolle1