Hallo!
Am vergangenen Montag fand das erste der drei von mir gebuchten Konzerte im Rahmen des diesjährigen Heidelberger Frühlings statt.
Gabriela Montero, venezolanische Pianistin, geboren 1970 in Caracas, mit einem Soloprogramm. Sie erhält den diesjährigen Musikpreis des Heidelberger Frühlings.
Programm:
Robert Schumann: Kinderszenen
Chick Corea: Children´s Songs (Auswahl)
Gabriela Montero: Improvisationen
Schostakowitsch: Klaviersonate Nr. 2
Ich habe die Kinderszenen noch nie so intensiv aufgenommen, wobei ich nicht weiß ob es nur an ihrer Interpretation oder auch an meiner Stimmung lag. Übergangslos ging es in die Corea-Stücke über, wobei ich mich an diesen Übergang ohne Pause nicht recht gewöhnen kann. Insgesamt allerdings eine sehr schöne Darbietung.
Zum Ende des ersten Teils improvisierte sie über 5 Situationen, die weitgehend mit ihrer Jugend in Venezuela zu tun hatten:
Die akustische Umgebung ihrer Jugend
Ein Betrunkener in der Straße
Das Heimweh bei der Auswanderung
Ein Schlaflied ihrer Mutter
Das fünfte Thema weiß ich nicht mehr.
Nach der Pause Schostakowitsch. Beeindruckend, wenngleich ich nach dem dritten Satz immer denke, da müsse noch etwas kommen.
Jetzt wäre das Konzert programmgemäß beendet gewesen. Sie hingegen bot an noch über einige Themen zu improvisieren. Melodien sollten aus dem Publikum kommen. Sie sprach direkt Igor Levit an, der in der ersten Reihe saß. Levit ist dem »Heidelberger Frühling« als Pianist und künstlerischer Leiter der Kammermusik Akademie seit mehreren Jahren eng verbunden. Zunächst zierte er sich (im weiteren Verlauf war ich mir sicher, dass es keine Inszenierung war), um dann "Nature Boy" von Nat King Cole anzusingen. Montero spielte die Melodie mit einer Hand kurz nach, schien etwas zu "klimpern" um dann über 5 Minuten hinweg eine berauschende Improvisation über das Thema hinzulegen, bei der man zeitweise dachte, man höre eine Scarlatti-Sonate.
Als nächstes stimmte eine Besucherin aus den hinteren Reihen "Sah ein Knab´ ein Röslein stehn" an. Die anschließende Improvisation deckte von der klassischen Interpretation bis hin zum Ragtime alles ab.
Die dritte Improvisation folgte auf "La Cucaracha" und begann wie eine zeitgenössische Sonate um dann irgendwann in den Stil überzugehen, dem das Stück seinen Erfolg verdankt.
Nach frenetischem Applaus schloss das Konzert mit einer sehr melancholischen Improvisation, der sie Gedanken an die aktuelle erbarmenswerte Situation in ihrem Heimatland zugrunde legte.
Ein Konzert, das niemanden unberührt verließ.
Ein Beispiel ihrer Improvisationskunst findet sich hier (allerdings ziemlich jazzig):
Jetzt freue ich mich auf den Liederabend mit Matthias Goerne am 4.April.
Gruß WoKa