AVISON Charles - Die Konzerte

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    Charles Avison (1709-1770) ist eine interessante und eigenwillige Persönlichkeit der Musikgeschichte.

    Er wurde in Newcastle geboren und verbrachte dort auch den Rest seines Lebens – Zeiten seiner Ausbildung ausgenommen, die in London stattfand - obwohl er lukrative Angebote bekam. Zu Lebzeiten galt er als der berühmteste Komponist Nordenglands. Der berühmte Musikreisende und Kritiker Charles Burneley lobte den Komponisten für seine Kompositionen, aber auch dessen Eleganz und Bildung.

    Avison war Schüler von Geminiani, und in einer Abhandlung über Musik behauptete er andeutungsweise, Geminiani wär ein besserer Komponist als der hochgejubelte Georg Friedrich Händel, was einen Sturm der Empörung auslöste und er persönlich angegriffen wurde, was ihn aber nicht besonders beeindruckte.

    In der gleichen Veröffentlichung „Essay on musical Expression“ behauptete er auch, dass musikalischer Ausdruck über strenge Regeln zu stellen sei




    Hier eine von Wikipedia übernommene Liste veröffentlichter Werke

    • op. 1: 6 Triosonaten (1740)
    • op. 2: 6 Concerti grossi (1751)
    • op. 3: 6 Concerti grossi (1755)
    • op. 4: 8 Concerti grossi (1755)
    • op. 5: 6 Sonaten für Cembalo, 2 Violinen und Violoncello (1756)
    • op. 6: 12 Concerti grossi (1758)
    • op. 7: 6 Sonaten für Cembalo, 2 Violinen und Violoncello (1760)
    • op. 8: 6 Sonaten für Cembalo, 2 Violinen und Violoncello (1764)
    • op. 9: 12 Concerti (1766)
    • op. 10: 6 Concerti grossi (1769)
    • Werke o. op.: 12 Concerti grossi nach Francesco Geminianis Violinsonaten op. 1
    • Werke o. op.: 12 Concerti grossi nach Cembalosonaten Domenico Scarlattis
    • An Essay on Musical Expression (1752)

    In den folgenden Beiträgen werde ich von Zeit zu Zeit einzelne Konzerte vorstellen

    Und lade interessierte Mitglieder ebfenfalls dazu ein, aber bitte EINZELN – nicht gleich ganze Blöcke etc


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Charles Avison: Concerto op. 3 Nr. 1


    Es ist interessant, warum Avison nicht bekannter ist, andrerseits aber doch verständlich.

    Denn er war ein kluger streibarer Geist und prangerte die "Moden" seiner Zeit an.

    Sein Kompositionsstil war aus Überzeugung rückwärtsgerichtet. Er orientierte sich an Geminiani, Scarlatti und schätzte insbesondere Corelli-


    Besonders interessant ist, daß Avison sehr viele und genau schriftliche Anmerkungen zu seinen Kompositienen machte

    So auch zu seinem op 3, in welchem 6 Konzerte zusammengefasst sind

    Sie folgen dem Steil des "Concerto grosso" - weisen dann aber doch einie persönliche Eigenarten auf.

    Avison beschreibt, warum er Blasinstrumente vermeidet, gibt die ideale GRöße der Besetzung bekannt und auch wie man ein Cembalo spielen sollte

    Ich habe mir heute das Konzert aus dieser Gruppe angehört und muß sagen, daß man dies mit viel mer Aufmerksamkeit und Genuss tut, wenn man ein wenig über die ästetischen Vorstellungen des Komponisten weiss.

    "ich habe auch darnach gestrebt, den hurtigen Stil des Komponierens zu vermeiden. derjetzt im Schwange ist..seine Herrschaft wird nicht von langer Dauer sein. Wennirgend wer die Macht dieser Wahrheit anzweifelt...lasse man ihn ein Concerto Corellis oder Geminianis hören...."


    In der Tat kling das Concerto op. 3 N.r 1 leicht zurückhaltend von Vermeidung jeglichen Überschwangs gezeichnet

    Das so erzielte Ergebnis ist aber keinesweng emtionslos oder langweilig, sondern elegant und klangschön-


    Das ca 10 minütige Konzert besteht aus den 4 Sätzen:


    1) Andante

    2 Allegro

    3) Amoroso

    4)Allegro assai


    Viel Vergnügen

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine schöne Möglichkeit, Avisons Musik kennenzulernen ist diese Einspielung mit dem Brandenburg Consort unter Leitung von Roy Goodman.

    Sie ist vor 15 Jahren bei HYPERION erschienen:


    Charles Avison:

    Concerti nach D.Scarlatti Nr.1-12 (2 CDs)

    Künstler: Brandenburg Consort, Roy Goodman

    Label: Hyperion, DDD, 1994


    Mit freundlichen Grüßen von der Nordseeküste,

    Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Charles Avison: Concerto op. 3 Nr. 1


    Soeben habe ich eine Hörsitzung mit Concerti grossi von Torelli abgeschlossen und es stellte sich nun die Frage, wie ich sinnvoll fortsetzen könne. Ich entschloss mich ein weiteres Konzert von Avison zu hören. Das werde ich in Zukunft (zumindest habe ich das vor) öfter machen - EINZELNE Konzerte zu hören. Denn der Eindruck ist ein völlig anderer, wenn man ein oder zwei Konzerte konzentriert in Folge hört, als wenn man einen gesamten Zyklus en bloc hört. Es wird ja immer wieder berichtet, daß Konzerte der Vergangenheit ziemlich lange dauerten, aber ich glaub nicht, daß hier ein gesamtes opus von 6 oder gar 12 Konzerten ein und desselben Komponisten gehört wurde. Darüber muß ich mal nachlesen - und es wird vermutlich von Epoche zu Epuche verschieden gewesen sein.

    Hier Concerto Grosso nun op 3 Nr 2, ein etwas über 8 Minuten dauerndes Stück, Wie alle Konzerte des op 3 besteht es aus 4 Sätzen und ist dem Stil des italienischen Concerto grosso verpflichtet.


    Wien in fast allen seiner Konzerte steht ein langsamer Satz zu Beginn


    1) Adagio

    2 Allegro spiritoso

    3) Lento

    4) Grazioso


    Bein Hören fiel mir auf, daß (für den Laien) eigentlich kein gravierender Stilwandel zu Torell i zu hören war, vielleicht ein (überraschenderweise) zurückhaltender Gesamtklang, weniger spritzig. Dann fiel mir ein, daß dies ja genau das war, was Avison schriftlich festgehalten hatte, die Vermeidung allzu "hurtigen" musizierens.

    Ich werd mal hören wie da sein hochgeschätzter Lehrer Geminiani damit verfährt....


    Die von Andrew gezeigte CD besitze ich auch - und ich werde sie bei Gelegnheit wieder BEWUSST zu hören versucehn, dazu wäre es aber natürlich sinnvoll und interessant die

    originalen Sonaten von Domenco Scarlatti (1685-1757) zu hören....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auf Grund des eher doch moderaten Interesses werde ich mich eher allgemeiner halten, Dazu kommt die eigenartige "Ordnung " in den Konzerten Avisons (und seine Absenz in den diversen Musiklexica)

    Teilweise werden die Conzerti Grossi nach Nummenr geordnet, teilweise nach Opuszahl (und dann gelegentlich INNERHALB dieser nach Nummern) - ein Verwirrspiel


    Widmen wir uns aber heute erneut ausschliesslich den 12 Concerti Grossi (1744) nach Cembalosonaten von Domenico Scarlatti zu. England war zum Zeitpunkt ihres Entstehens in einem Scarlatti-Hype gefangen und zudem war dort quasi der Blütepunkt der Concerti Grossi erreicht, der in Italien bereits überschritten war, aber denoch parallel zur deutschen klassischen Sinfonie gepflegt wurde


    Neben einem guten Komponisten, dürfte Avison auch ein guter Geschäftsmann gewesen sein, denn er veröffentlichte die 12 Concerti umfassende Edition häppchenweise - in 7 Teilen - zudem über Subskribenten. Bei der ersten Tranche teilte er mit, daß weitere Werke erst folgen würden, wenn sich zumindest 100 Subskribenten fänden. Es waren dann letztlich 152..

    Kaum vorstelle br für unsere Zeitgenossen, wo eine Fernsehsendung abgesetzt wird, wei "ur" 1 Milion Zuseher sie angesehen haben...


    Die Umarbeitungen waren teils stärkerer Natur, lag es doch in Avisons Absicht, Wiederholungen auszulassen, Kürzungen vorzunehmen und den Kern der Musik besser leuchten zu lassen. Eer schrieb ganze Sätze um und veränderte ihre Vortragsbezeichung.


    Neben viel Lob gab es auch vereinzelt Kritik, weil zu wenig langsame Sätze verhanden seien. Avison versprach, sie nachzluliefertn Das geschah auch, aber einige dieser Sätze hat man bei Scarlatti nicht gefunden, Im Booklet wurde daher die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Avison, sie möglicherweise selbst komponiert haben könnte....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt auch eine Aufnahme einzelner Konzerte aus der Seria "Concerti grossi nach Domenico scarlatti", welche von Andrew und mir vereits vorgestellt wurden.

    Und zwar spielt das Concerto Köln hier die Concerti 3, 4, 5, 6, 9 und 11 ein. Inzwischen weiß ich definitiv, daß dier Zyklus generell über keine Opuszahl verfügt, ebenso wie jener von Avisons Concerti nach Gemianis op 1.

    Aber bleiben wir bei den Concerti nach Scarlatti. Das Bokklet von Berlin Classics beantwortet einige noch offenen Fragen , so zum Beispiel nach welchen Gesichtspunkten Avison die Sonaten Scarlattis ausgewählt habe: Scarlattis Sonaten kamen über einen Freund desselben , Thomas Roseingrave (1688-1766 ) nach England, welcher sie daselbst herausbrachte. Aber es waren eben nur 42 Stück -Beschaffungen darüber hinaus waren schwierig und kostspielig....

    Avison hat Scarlattis Sonaten relativ stark bearbeitet, gekürzt, schnelle zu langsamen verarbeitet, und Teile hinzukomponiert. Bei einigen Sätzen konnte man bei den Sonaten keine Entsprechung finden und es wird daher vermutet, daß diese Stücke Avison - und Beibehaltung von Scarlattis Stil - selbst komponiert hat

    Die hie vorliegende Aufnahme klingt IMO - eigentlich verwunderlich - ein wenig "runder " als die Aufnahmen unter Roy Goodman..


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !