Angela Georghiu und Piotr Beczala in der Elbphilharmonie, 28.09.2019

  • Angela Georghiu produziert schon schieres Gold, wenn sie ihre Stimmbänder passend einsetzt, allerdings nur im Sopran-, nicht im Mezzobereich. Dass sie sich an die Habanera wagte, war eigentlich nicht zu verstehen, ihr fehlte dafür nicht nur die Stimmfarbe, sondern auch der Klang in der notwendigen Tiefe, zudem wirkte ihre Stimme dabei eher schmal und mit weniger Substanz (Im Vergleich mit der gestrigen Interpretation von Elina Garanca wurde Angela Georghiu auf die hinteren Plätze verwiesen). In ihrem angestammten Fach konnte sie aber punkten („Vissi d’Arte“, und vor allem bei dem Sopranschlager „O mio babbino caro“). Bei „Ebben“ aus la Wally fehlte es vielleicht schon an klanglicher Fülle, allerdings kenne ich das Stück nicht genug.

    Piotr Beczalas viriler Tenorklang (Recondita armonia aus Tosca, Blumenarie aus Carmen, “Como un bel di” aus Andrea Chenier) machte was her, was mir nicht so gefiel, sind sehr kurzzeitige Tonunreinheiten vor Beginn mancher Einsätze, die sich wie Schluchzer anhörten. Nun handelte es sich ja um ein Konzert, bei dem technische Aspekte sehr viel stärker auffallen als bei einer realen Opernrollenge­stal­tung, in der das dramtische Geschehen manches überspielt, manchmal selbst ein übermäßiges Vibrato, welches beide heutigen Protoganisten natürlich nicht hatten.


    Es wurde auch duettiert, nicht nur mit „Lippen schweigen“ aus der Lustigen Witwe oder (als letzte Zugabe) mit „Granada“, sondern sehr ernsthaft und überzeugend gelang das Duett „Va! Je t’ai perdonne!“ aus Romeo et Juliette von Gounod, auch mit beeindruckender Attacke beider Sänger. Insgesamt gesehen war es ein herausragendes Konzert, welches aber nicht an die gestrige Darbietung von Elina Garanca heranreichte.

    Anmerkung: Wir saßen diesmal noch höher, im Block U auf Ebene 16, zweite Reihe (wieder für je 25 €, unten im Parkett lagen die Preise bei mehr als 150 €) und hörten ausgezeichnet (bei einem Winkel zum Pult von ca. 80 Grad, gestern waren es wohl 120 Grad gewesen).

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv