Was für eine großartige Stimme (ich hörte sie zum ersten Mal), in allen Lagen rund, weich, mit modulierbarem Klang von der Tiefe des Mezzosoprans, der sie ist, bis zur glänzenden, auch im Forte unangestrengten Höhe; wunderschöne Piani und großartige Schwelltöne zeichnen die Stimme zudem aus, mit der die lettischen Sängerin ihre Arien (Ebolis Schleierlied und o don fatale, Arie der Adriana aus Adriana Lecouvreur sowie die Habanera aus Carmen) auch stimmgestalterisch überzeugend einsetzen kann. Sie wurde von dem Wiener Kammerorchester unter Leitung ihres Gatten Karel Mark Chichon rücksichtsvoll begleitet. Zwischen Garancas Auftritten zeigte das Orchester mit verschiedenen Ouvertüren und Intermezzi, dass sie auch großartig konzertieren können (Intermezzo Manon Lescaut, Ouvertüre Macht des Schicksals, die leichte Kavallerie von Suppee oder La boda de Luis Alonso von Gimenez). Nach der Pause gab Garanca spanisches bzw. lateinamerikanisches zu Gehör (El dia que me quieras, No puede ser), mit einem Orchesterstück sowie drei Zugaben der Sängerin, darunter Granada, endete dieser großartige Abend.
Wir saßen auf Ebene 16 im Block W, also ganz oben und seitlich vom Podium, die Karten kosteten auch nur jeweils 25 €, und man konnte hervorragend hören, nicht nur das Orchester, sondern auch die Sängerin. Außerdem drehte sich Garanca bei ihren Arien immer wieder zu den Seiten und zu den hinter dem Orchester Sitzenden, um sich dorthin besser zu Gehör zu bringen. Man merkte zwar den Unterschied, mit ihrer klaren, vom Kern her durchschlagskräftigen Stimme war sie auf unseren Plätzen aber immer sehr gut zu hören, selbst ihre Piani erreichten unverfälscht unsere Ohren. Die hier auch gehörten Tenöre Jonas Kaufmann oder Juan Diego Florez waren da doch schwächer auf der Brust, wenn man im Nachhinein den Vergleich anstellt. Mal sehen, wie es morgen (jetzt schon heute) wird, es gibt ein Doppelkonzert mit Piotr Beczala und Angela Georghiu.