Friedrich Schiller (1759-1805):
MARIA STUART
Trauerspiel in fünf Akten
Uraufführung am 14. Juni 1800 im Hoftheater Weimar
DIE PERSONEN DER HANDLUNG
Elisabeth, Königin von England
Maria Stuart, Königin von Schottland, Gefangne in England
Robert Dudley, Graf von Leicester
Georg Talbot, Graf von Shrewsbury
Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, Großschatzmeister
Graf von Kent
Wilhelm Davison, Staatssekretär
Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria
Mortimer, sein Neffe
Graf Aubespine, französischer Gesandter
Graf Bellievre, außerordentlicher Botschafter von Frankreich
Okelly, Mortimers Freund
Drugeon Drury, zweiter Hüter der Maria
Melvil, ihr Haushofmeister
Burgoyn, ihr Leibarzt
Hanna Kennedy, ihre Vertraute
Margareta Kurl, ihre Kammerfrau
Sheriff
Offizier der Leibwache
Französische und englische Herren
Trabanten
Hofdiener der Königin von England
Diener und Dienerinnen der Königin von Schottland
INHALTSANGABE
ERSTER AKT
Schloss Fotheringhay im Februar 1587.
Nach dem Aufgehen des Vorhangs sieht man die gefangene Maria Stuart mit ihrer Amme Hanna in ihrem Gemach des Schlosses Fotheringhay. Paulet, der Bewacher der Königin, lässt durch Drury das Gemach durchsuchen, weil er Beweismittel gegen die Königin und ihre Bediensteten zu finden hofft. Hanna ist über dieses Vorgehen empört und empfindet Paulets Verhalten als skandalös. Maria dagegen reagiert überraschend unbeteiligt - sie stört eher, dass ihre Bewacher ein großes Durcheinander verursachen.
Sie überwindet sich schließlich und bittet Paulet, Königin Elisabeth einen Brief von ihr zu überreichen; darin geht es um ein Treffen mit ihrer „königlichen Schwester“, doch Paulet verweigert ihr diesen Dienst, weil er eine Hinterlist zum Nachteil Elisabeths vermutet. Auch das nimmt Maria gelassen hin, richtet sogar noch eine weitere Bitte an Paulet: Sie möchte einen katholischen Priester sprechen, eine Bitte, die ihr von offizieller Seite versagt wurde. Außerdem will sie, überzeugt, keinen fairen Prozess erhalten zu haben, regelmäßig informiert werden, was im Palast von Westminster hinsichtlich ihrer Hinrichtung beschlossen wurde. Obwohl Paulet sich weigert, diese Wünsche zu erfüllen, bleibt Maria standhaft.
Paulets Neffe Mortimer kommt hinzu und redet mit seinem Onkel, tut aber so, als sei Maria nicht anwesend. Darüber reagiert Maria empört, Paulet und Mortimer lässt das kalt; Paulet ist sogar froh, dass Mortimer zu Maria Abstand hält. Nachdem er mit Mortimer und Drury das Zimmer verlassen haben, erzählt Maria ihrer Dienerin, dass sie den Tod ihres zweiten Gatten Darnley zu verantworten hat. Ihre Hinrichtung, glaubt sie, sei also die Strafe Gottes. Das lässt Hanna nicht so stehen: Darnleys ist durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu Tode gekommen. Elisabeth hat gänzlich andere Gründe, sie hinrichten zu lassen und die sind, so glaubt Hanna, nicht einmal durch Gesetze legitimiert, also ist sie unschuldig und hätte vor Gericht freigesprochen werden müssen.
Plötzlich kommt Mortimer zurück und bittet um ein Gespräch mit Maria unter vier Augen. Daraufhin schickt Maria Hanna hinaus, um vor der Tür aufzupassen. In dem Gespräch kommt heraus, dass auch Mortimer katholisch ist und dass er sie legitime Erbin des Throns ansieht. Marias Onkel, der Kardinal von Lothringen, und er haben einen Plan ersonnen, sie aus der Haft zu befreien, ohne die Gerichte zu bemühen, denn der Weg sei aussichtslos geworden, da Maria des Hochverrats schuldig gesprochen wurde. Maria glaubt nicht an einen Erfolg des Fluchtplans, bittet Mortimer stattdessen, Graf Leicester einen Brief von ihr zu überbringen.
Der Großschatzmeister, Lord Burleigh, tritt vor Maria und teilt ihr das Urteil mit, das auch für sie auf Hochverrat steht, nämlich Tod durch den Henker. Maria tut so, als wäre diese Nachricht neu für sie. Sie empört sich gegenüber Lord Burleigh, dass man ihr keinen fairen Prozess zugestanden habe, denn entlastende Schreiben seien vor Gericht nicht zugelassen worden. Sie selbst erklärt sich vor Burleigh wieder unschuldig und behauptet, dass Elisabeth nicht für Recht erkennen will, weil es ihr um die Macht über Schottland gehe. Insofern ist die Hinrichtung Mord, Mord an der rechtmäßigen Königin von Schottland.
In der letzten Szene treten Auftritt Lord Burleigh und Paulet allein auf und diskutieren über die Hinrichtung. Irgendwie macht Paulet den Eindruck, als habe er ein schlechtes Gewissen bekommen. Burleigh gibt Paulet den Auftrag, Elisabeth auszureden, die Hinrichtung Marias selbst vorzunehmen. Er schlägt dagegen vor, dass Paulet es übernimmt oder ein Vertrauter Paulet. Der will jedoch nicht in diese Verantwortung gedrängt werden und lehnt ab.
ZWEITER AKT
Der Palast von Westminster.
Der Graf von Kent und Sir William Davidson sprechen über den Heiratsantrag, den der französische Königssohn der Elisabeth gemacht hat. Graf von Kent ist sich sicher, dass die Königin den Antrag annehmen wird.
Elisabeth trifft Leicester, Lord Burleigh, Graf Talbot von Shrewsbury und Graf Aubespine, den französischen Gesandten, und informiert sie über ihre Absicht, den Heiratsantrag des französischen Königssohns anzunehmen. Sie gesteht aber sofort, lieber ledig und nur für ihr Volk da sein zu wollen, ist aber bereit, den Wünschen der Menschen nachzukommen. Sie gibt Graf Aubespine einen Ring als Symbol für ihre Zustimmung zur Ehe, der ihn dem Prinzen übergeben soll. Der Graf lässt unbedacht gegenüber Elisabeth die Bemerkung fallen, dass die schottische Königin Maria des Hochverrats schuldig gesprochen wurde und hingerichtet werden soll. Elisabeth versteinert zusehends und macht dem Grafen klar, dass der Hof von Frankreich sich nicht einzumischen habe.
Elisabeth ist in einer Zwickmühle, denn jeder rät ihr etwas Anderes: Burleigh drängt auf das sofort zu unterschreibende Todesurteil mit sofortiger Hinrichtung Marias. Talbot aber zweifelt Elisabeths Recht an, über eine andere Königin zu richten, gar ein Todesurteil zu verhängen. Leicester, Elisabeths engster Vertrauter, weiß, dass sie das Todesurteil vollstrecken möchte, aber nicht in Erscheinung treten will. Unterdessen kommen Paulet und sein Neffe Mortimer hinzu und Paulet übergibt Elisabeth einen Brief von Maria. Burleigh versucht zwar, Elisabeth davon abzuhalten, doch die Königin hat ihren eigenen Kopf und liest das Schreiben Marias. Dabei überkommen sie offensichtlich ihre Gefühle, währen Talbot Elisabeths Ergriffenheit versteht, spricht Burleigh von einer Gefühlsduselei und bestärkt Elisabeth, hart zu bleiben. Graf Leicester, Elisabeths engster Vertrauter, findet es besser, wenn Elisabeth sich mit Maria trifft, aber an dem Todesurteil festhält.
Mortimer macht Elisabeth seine Aufwartung und erfährt, dass sie erhebliche Zweifel an der Vollstreckung des Todesurteils hat. Mortimer zeigt sich als ihr neuer Verbündeter und sie vertraut ihm, indem sie ihm den Auftrag gibt, ihre „königliche Schwester“ Maria insgeheim in ihrer Kammer zu töten. Mortimer sagt ihr zu, den Auftrag zu erfüllen. Als er nach Elisabeths Abgang alleine auf der Szene ist, äußert er seine Meinung in einem Monolog zu den beiden Königinnen. Wir hören außerdem, dass er kein Skrupel hat, Elisabeth zu belügen, zumal sie andere auch belügt und sich selbst auch. Überraschend ist sein Geständnis, dass er Elisabeth nicht vertraut, weil sie unverheiratet bleiben will - das lässt ihn ratlos werden. Überraschend auch, dass Maria für ihn das weiblichere Ideal ist.
Plötzlich erscheint sein Onkel und überrascht Mortimer mit einer doppelten Warnung: Er warnt ihn vor Herrschern, vor allem weiblichen, denn die verstehen es, Spielchen bis zum bitteren Ende zu treiben. Außerdem ist er in Lebensgefahr, wenn man bei Hofe hinter seine Pläne kommen sollte. Weiß oder ahnt Paulet etwa von Mortimers Plänen? Zumindest zeigt seine Reaktion, dass er von Mortimers Plänen etwas ahnt. Das Gespräch unterbricht Leicester mit dem Befehl Elisabeths, Mortimer solle sich in Marias Nähe aufhalten. Daraufhin geht Paulet ab.
Mortimer und Leicester sind allein auf der Szene und Mortimer übergibt Leicester einen Brief Marias. Das Gespräch nimmt einen überraschen Verlauf: Beide Männer gestehen, in Maria verliebt zu sein. Leicester ergänzt, den Engländern nur aus Machtgelüsten zu dienen, ist das Intrigenspiel jedoch inzwischen leid. Mortimer ist froh über Leicesters Offenheit und schlägt ihm vor, Fluchtpläne auszuarbeiten. Leicester ist darüber nicht begeistert, rät stattdessen, jede legale Möglichkeit auszuschöpfen, Maria Freiheit zu verschaffen. Der Vorschlag gefällt aber Mortimer nicht; er sagt Leicester, dass er seinen Plan selbst weiterverfolgen wird.
Die Szene wechselt zu Elisabeths Privaträumen: Sie äußert gegenüber Leicester Gefühle der Schuld, weil sie überzeugt ist, dass er sie liebt, sie aber dem Volk versprochen hat, den französischen Thronfolger zu heiraten. Sie will Leicester aber damit beruhigen, indem sie zusagt, Maria zu treffen. Das soll so bewerkstelligt werden, als würden sie sich zufällig im Park begegnen.
DRITTER AKT
Ein Park.
Maria wurde erlaubt, im Park spazieren gehen. Darüber ist sie erfreut und glaubt, dass die Hinrichtung „vom Tisch“ sei. Daran glaubt Hanna jedoch nicht und sie warnt Maria mit dem Sprichwort, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben solle. Paulet kommt hinzu und teilt den Damen mit, dass Elisabeth einem Treffen zugesagt habe. Es soll hier im Park stattfinden. Sie gesteht, dass sie nicht weiß, wie sie Elisabeth gegenübertreten und was sie ihr sagen soll. Aber der kurz zuvor hinzugekommene Graf Talbot spricht ihr Mut zu und bittet sie, Elisabeth ruhig gegenüberzutreten.
Tatsächlich kommt Elisabeth mit Graf Leicester und ihrem Gefolge und aus dem Gespräch wird deutlich, dass sie überzeugt ist, Maria werde sich wie eine Schuldige verhalten. Aber Maria tritt ihr als schottische Königin gegenüber, also als Gleichrangige. Das zunächst ruhig geführte Gespräch endet in einem Streit, denn Elisabeth behauptet, dass Marias Religion gegen das englische Volk gerichtet sei und sie, Elisabeth, deshalb Maria nicht als königliche Schwester ansehen könne. Maria kocht innerlich und kontert äußerlich ruhig aber bestimmt, dass Elisabeth nicht die rechtmäßige Erbin des englischen Thrones sei, sondern sie, Maria. Graf Talbot ahnt Schlimmes und greift ein, indem er Elisabeth durch Diener wegführen lässt.
Eine aufgeregte Maria bleibt zurück, die sich über Elisabeths Auftritt enorm aufregt. Aber sie zeigt sich gleichzeitig zufrieden über ihr eigenes Verhalten, indem sie Elisabeth gegenüber stark geblieben ist. Sie ist außerdem zufrieden, weil Graf Leicester, Elisabeths Geliebter, die Szene beobachten musste. Und genau darüber ist Hanna entsetzt; sie ist sich sicher, dass nun das Todesurteil vollstreckt werden wird. In diesem Moment erscheint Mortimer und erzählt beiden Frauen von seinem Fluchtplan, bei dem allerdings, wie er zugibt, sein Onkel Paulet und auch Elisabeth zu Tode kommen könnten. Maria schreckt auf, als sie das hört und will Mortimer den Plan ausreden. Doch der ist, vor Maria stehend, blind vor Liebe und lehnt ihr Ansinnen ab. Als er davoneilt, blickt Maria ihm traurig hinterher.
Der Aktschluss ist dramatisch: Mortimer, Paulet und Drury treffen sich und Paulet erzählt, dass auf Elisabeth ein Attentat verübt wurde und man Maria dafür verantwortlich mache. Die aber ist ahnungslos, denn Mortimer hatte einen Attentäter engagiert, doch Graf Talbot konnte die Königin retten. Die Maschinerie der Verfolger setzt sich nun in Bewegung. Mortimer trifft den Attentäter, Okelly, und der berichtet ihm vom Scheitern des Mordplanes. Die Männer sind sich einig, dass alle der Maria nahestehenden Personen nun verfolgt; deshalb fordert Okelly Mortimer zur Flucht auf. Doch Mortimer lehnt ab - er will Maria bis zum bitteren Ende treu bleiben.
VIERTER AKT
Der Palast von Westminster.
Graf Aubespine, der Graf von Kent und Leicester sind zusammengekommen und sprechen über gescheiterte Es kommt heraus, dass der Attentäter Okelly ein französischer Katholik ist. Elisabeth mit dieser Tatsache konfrontiert, entscheidet sich umgehend gegen die Heirat mit dem französischen Thronfolger. Gleichzeitig beschuldigt sie Graf Aubespine, über das Attentat informiert gewesen zu sein, und erklärt ihn zur Persona non grata, das bedeutet, dass der Graf England sofort verlassen muss. Burleigh aber handelt sofort, indem er Davison den Befehl gibt, Marias Hinrichtung in Kraft treten und den Hinrichtungstermin von der Königin unterschreiben zu lassen.
Leicester und Burleigh treffen aufeinander, dabei macht sich Leicester über Burleighs gescheiterten Plan, Elisabeth mit dem französischen Thronfolger zu verheiraten, lustig. Der kontert kalt, dass er von Leicesters Liebe zu Maria weiß und ihn deshalb verhaften lassen könnte. Leicester merkt sofort, dass er unter Beobachtung steht und nun sein eigenes Leben retten muss. Er trifft später Mortimer, der Leicesters noch immer als Verbündeten ansieht. Von Mortimer erfährt Leicester, dass Marias Brief an ihn von Burleigh abgefangen wurde und rät ihm dringend, sich zu verstecken. Aber Leicester ruft die Wachen und lässt Mortimer verhaften, worauf der in als Lügner beschimpft, seinen Dolch zieht und sich den Tod gibt.
Als Elisabeth von Burleigh hört, dass ihr Freund Leicester Verrat begangen haben soll, stürzt für die eine Welt zusammen. In großer Erregung gibt Elisabeth den Befehl weiter, Maria nun hinzurichten und Leicester zu verhaften. Zu dieser Verhaftung kommt es jedoch nicht, denn der Delinquent taucht plötzlich auf und kann seine Version zum Besten geben: Er hat sich in den Kreis um Königin Maria eingeschlichen, um über diese Kontakte zu erfahren, was Maria und ihr Anhang planen. Dabei erfuhr er von dem Attentat auf Elisabeth und Mortimer sofort verhaften lassen, dabei konnte der allerdings Selbstmord begehen. Für Elisabeth ist das eine einleuchtende Geschichte, wie sie sich eingesteht. Aber in ihr sind nagende Zweifel, ob sie Leicester glauben soll. Um seine Loyalität auf die Probe zu stellen, veranlasst sie, dass er mit Burleigh die Verurteilung Marias vollstrecken muss.
In diese Szene platzt der Graf von Kent mit der aufgeregt vorgetragenen Mitteilung, dass die Bürger den Palast stürmen wolle. Um es nicht dazu kommen zu lassen, fordert Burleigh von Elisabeth, das Todesurteil sofort zu unterschreiben. Die Königin hat jedoch Skrupel, da sie erkannt hat, dass die Vorgehensweise auf rechtlich schwankendem Boden steht. Burleigh kommt mit Davison und dem ausgefertigten Todesurteil zurück. Elisabeth zeigt sich ängstlich, fürchtet das Volk, wenn es erfährt, dass Maria durch ihren Willen zu Tode kam. Graf Talbot, der zu den Personen stieß, gibt der Königin Recht und ergänzt, dass die Tote Maria wesentlich größeren Einfluss auf die öffentliche Meinung haben werde, als eine Lebende und Gefangene. Jetzt wird es Burleigh zu bunt; das Hin und Her muss ein Ende haben und deshalb verlangt er ultimativ eine Entscheidung. Er veranlasst, dass alle abgehen, um der Königin Gelegenheit zu geben in Ruhe die geforderte Entscheidung zu treffen. Die bekommt vom Dichter hier einen Monolog, der sie als Herrscherin ohne Fortune erscheinen lässt, noch dazu umgeben Feinden im In- und Ausland; der größte Feind, so sagt sie, ist der Papst und das ist die Schuld Marias, der überzeugten Anhängerin des Papstes. Als habe dieser Gedankengang eine Signalwirkung gehabt, greift sie zur Feder und unterschreibt das Todesurteil. Sie lässt Davison rufen und überreicht ihm das Papier; der nimmt es zwar entgegen, will es ihr jedoch zurückgeben, weil es ihm eine Verantwortung zumisst, die er nicht zu tragen bereit ist. Elisabeth aber ignoriert seine Handbewegung und geht ab, lässt ihn stehen. Da kommt Burleigh, der ihm das Urteil aus der Hand nimmt; Davisons Protest prallt jedoch an Burleigh ab.
FÜNFTER AKT
Schloss Fotheringhay.
Inzwischen ist auch in Fotheringhay durchgesickert, dass Königin Elisabeth das Todesurteil gegen Maria Stuart ausgefertigt hat. Hanna und Melvil, Marias Hofmeister, sind entsetzt über diese Nachricht. Gleichzeitig ist sich Marias Vertraute sicher, dass die Herrin Maria stark und unbeeindruckt der Urteilsvollstreckung entgegensehen wird.
Marias Leibarzt Burgoyn kommt dazu und empfiehlt ihr, zur Aufhellung des Gemüts ein Glas Wein zu nehmen, dann treten mehrere Kammerfrauen auf, die sich weinend mit ihr zu einem Gebet vereinigen. Eine der Kammerfrauen, Margareta Kurl, deren Mann im Gefängnis sitzt, erzählt, dass Maria den Hinrichtungsort bereits aufgesucht hat und dass es im Volk gärt, weil man Maria endlich tot sehen will. Maria verabschiedet sich nach dem Gebet von den getreuen Bediensteten und verteilt ihre letzten Habseligkeiten unter sie. Dann setzt sie ihr Testament auf und bittet Melvil, ihr Vermächtnis zu erfüllen und letzte Grüße an die französische Verwandtschaft und den Papst zu übermitteln. Melvil, der erst kürzlich zum Priester geweiht wurde, bietet Maria an, ihr die Beichte abzunehmen. Sie nimmt das Angebot an und gesteht, dass sie Elisabeth gehasst und Leicester geliebt habe, dass sie aber auch schuldig geworden ist am Tode ihres zweiten Ehemanns. Melvils Bitte, dass sie den ihr vor Gericht vorgeworfenen Hochverrat zugibt, lehnt sie ab; der Priester gibt ihr dann die Absolution und anschließend die Kommunion.
Burleigh tritt mit triumphierender Mine auf und fragt Maria nach ihrem letzten Wunsch und sie übergibt ihm daraufhin ihr Testament und bittet ihn, Elisabeth Grüße zu übermitteln, aber auch zu sagen, dass sie, Maria, ihr vergibt. Dann nehmen die Wachen sie mit. Dabei kann sie durchsetzen, dass Hanna sie begleiten darf. In dem Gang zum Schafott trifft der kleine Trupp auf Graf Leicester, bei dessen Anblick Maria in Ohnmacht fällt und in letzter Sekunde von ihm aufgefangen werden kann. Nachdem sie wieder zu sich gekommen ist, wünscht sie ihm ein schönes und langes Leben. Nach ihrem Abgang ist Leicester allein auf der Szene und gibt in einem Monolog zu, dass er Maria geliebt, aber auch verraten hat. Es ist ihm nicht möglich, an der Hinrichtung teilzunehmen, er will nur zuhören.
Elisabeth ist allein und wartet auf die Nachricht von Burleigh und Leicester, dass Maria Stuart hingerichtet wurde. Da kommt ein Page und berichtet ihr, dass Mylord Burleigh und Leicester aus London geflohen sind. Hinter ihm tritt Graf Talbot auf und weiß zu berichten, dass Marias Schreiber eine Falschaussage gemacht und sie damit belastet hat. Elisabeth lässt Davison zu sich rufen, um eine neue Untersuchung des Vorgangs anzuordnen. Dazu muss sie allerdings das ausgefertigt Todesurteil zurückhaben; Davison gesteht kleinlaut, dass Burleigh es ihm abgefordert hat. Daraufhin lässt Elisabeth ihn ins Gefängnis werfen und verbannt Burleigh in dessen Abwesenheit aus England. Elisabeths Angebot an Graf Talbot, ihr engster Berater zu werden, lehnt er ab. Nach seinem Abgang bleibt die allein zurück…
© Manfred Rückert für den Tamino-Schauspielführer 2021