DONIZETTI, Gaetano: IL GIOVEDI GRASSO OSSIA IL NUOVO POURCEAUGNAC

  • Gaetano Donizetti ( 1797 – 1848 )

    Il Giovedi grasso ossia ll nuovo Pourceaugnac

    (Der fette Donnerstag 1) oder Der neue Pourceaugnac)


    Farce in einem Akt

    Libretto: Domenico Gilardoni

    Originalsprache : Italienisch


    Uraufführung: Neapel 1829


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Colonello, ein griesgrämiger Oberst, Bariton

    Nina, seine furchtsame Tochter, Sopran

    Teodoro, ängstlicher junger Beamter, Tenor

    Ernesto Rousignac, Verlobter Ninas, geistreicher Mann, der sich dumm stellt, Tenor

    Sigismondo, stark eifersüchtiger Ehemann, Bass-Buffo

    Camilla, seine Ehefrau, Mezzosopran

    Stefanina, naives Zimmermädchen, Sopran

    Cola, Diener Sigismondos, Bass


    Ort und Zeit der Handlung: Nahe bei Paris, frühes 19. Jahrhundert zur Karnevalszeit


    INHALTSANGABE

    Im Haus des Obersten

    Nina, die Tochter des Obersten, Teodoro, ihr Geliebter, die Eheleute Camilla und Sigismondo und das Zimmermädchen Stefanina haben sich hier versammelt. Nina fürchtet, dass sie ihren Teodoro verlieren muss, weil ihr Vater sie mit Ernesto Rousignac vermählen will, der hier heute ankommen soll. Alle bedauern das Paar. Doch Camilla meint, ihr Mann wisse sicherlich Rat. Sigismondo hat einen Plan, den er nun enthüllt: Er wolle die Komödie von Molière „ Monsieur de Pourceaugnac“ von Neuem aufleben lassen. Er selbst werde sich Monsieur Piquet nennen und Ernesto empfangen. Dann solle seine Frau Camilla auftreten und sich als die von Ernesto verlassene Geliebte ausgeben. Auf diese Weise werde man Ernesto, von dem Sigismondo glaubt, dass er sicherlich ein Trottel sei, in Verwirrung bringen. Alle sind von dem Plan begeistert.

    Cola, der Diener Sigismondos, meldet, dass Ernesto eingetroffen sei. Sigismondo weist Teodoro an, in den Garten zu gehen und dort auf seine Freunde zu warten. Nina bittet er, ihren Vater aufzusuchen, der gleich nach Paris reisen wolle. Sie solle dafür zu sorgen, dass er keinen Verdacht schöpfe. Seine Frau fordert Sigismondo auf, sich zu überlegen, wie sie ihre Rolle mit der nötigen Vorsicht spielen könne. Camilla wirft ihm seine bereits wieder aufkeimende Eifersucht vor. Er lasse ständig den alten Cola auf sie aufpassen. Dieser habe sie angeblich mit einem fremden Mann in ein Cabriolet 2) einsteigen und später in ein Café gehen sehen, obwohl sie zu Hause war. Stefanina und Cola erinnern daran, dass heute fetter Donnerstag, ein Tag für Scherze, sei und sie freuen sich schon darauf. Dann begeben sich alle hinaus.

    Ernesto tritt ein. Er wundert sich, dass niemand anwesend ist, ihn niemand empfängt. Er vermutet aber auch, dass Nina bereits einen anderen Liebhaber haben könnte.

    Das Zimmermädchen Stefanina kommt herein und hält den Fremden für einen Freund Teodoros, der an dem Spiel teilnehmen soll. Sie bittet ihn, leise zu sein, da der Verlobte Ninas angesagt sei und dieser nicht erfahren solle, was gegen ihn geplant sei. Sie äußert auch, dass dieser Verlobte ein großer Dummkopf sein solle. Ernesto lässt sie in dem Glauben und horcht sie nun langsam über den Plan aus. Er erfährt auch, dass Sigismondo sehr eifersüchtig auf seine Ehefrau Camilla sei und sie ständig von seinem Diener Cola beobachten ließe. Auch den Grund dafür, die angebliche heimliche Affäre Camillas mit einem fremden Mann, verschweigt sie nicht. Camilla solle nun Ernesto eine von ihm verlassene Geliebte vorspielen. Ernesto entschließt sich, das Spiel mitzumachen. Er begibt sich fort zum nächsten Kostümhändler, um eine Verkleidung zu finden.

    Als Stefanina den Oberst kommen sieht, verlässt auch sie den Raum.


    Nina und Colonello treten ein. Der Oberst ist zur Abreise bereit. Er befiehlt Teodoro zu sich und ordnet an, sein Pferd zu satteln. Nina trägt er auf, sie solle ihrem künftigen Gatten, der heute anreise, ausrichten, dass er, der Oberst, wegen wichtiger Geschäfte nach Paris musste. Sie würden sich morgen sehen. Als Nina gegen die Heirat Einspruch erheben will, wird er wütend: Er befehle und sie habe zu gehorchen. Falls sie sich weigere, würde er sie nach seiner Rückkehr zu bestrafen wissen.

    Nachdem Colonello gegangen ist, tritt Sigismondo auf. Er erkundigt sich, ob der Oberst fort sei. Nina und Teodoro bestätigen es und beklagen sich, dass er Nina mit Strafe gedroht habe. Als man Ernesto kommen sieht, beauftragt Sigismondo Nina, seiner Frau Camilla mitzuteilen, dass sie sich auf ihren Auftritt vorbereiten solle. Teodoro bittet er, ihn mit Ernesto allein zu lassen.

    Nun beginnt ein Versteckspiel zwischen den beiden. Sigismondo tut zunächst so, als ob er einen anderen als Ernesto vor sich habe, und erkundigt sich nach den Familienverhältnissen dieses fiktiven Fremden, ohne dass Ernesto zu Wort kommt. Ernesto versucht zu erfahren, ob er Sigismondo vor sich hat, der den Plan gegen ihn ausgeheckt hat. Dieser weicht ihm aus, indem er davon spricht, dass er einen früheren Freund, Ernesto Rousignac, erwarte. Als Ernesto sich als dieser zu erkennen gibt, fällt Sigismondo dem Erstaunten um den Hals. Auf Ernestos Frage gibt sich Sigismondo als sein Jugendfreund Dr. Piquet aus. Ernesto weiß nun, wen er vor sich hat, tut aber so, als wäre Sigismondo tatsächlich Dr. Piquet. Er spricht ihn auch auf seine Ehe und seine Eifersucht an.

    Da erscheint endlich Camilla. Sie spielt Ernesto die verlassene Geliebte vor. Aber anders, als Sigismondo erwartet, geht Ernesto darauf ein. Er tut so, als bereue er seine Tat und wolle wieder zu ihr zurückkehren. Sie solle wieder mit ihm in das Cabriolet steigen und er wolle mit ihr zu dem Café fahren, wo sie sich kennenlernten. Das schürt die Eifersucht Sigismondos. Verzweifelt versucht nun Camilla, ihrem Mann klarzumachen, dass das alles nicht wahr sei. Aber er fühlt sich in dem bestätigt, was der alte Cola ihm fälschlicherweise berichtet hat. Wütend verschwindet Sigismondo mit Camilla.

    Ernesto schreibt nun einen Brief an Camilla, den er dem Diener Cola zustecken will. Darin lädt er Camilla ein, wieder mit ihm ihn das Cabriolet einzusteigen. Einen weiteren Brief schreibt er an den Obersten: Er solle sofort zurückkommen, der General erwarte ihn. Als er Nina und Teodoro kommen sieht, versteckt er sich zunächst.

    Nina und Teodoro zeigen sich verwundert über den Zorn Sigismondos. Da tritt Ernesto hervor und begrüßt seine zukünftige Braut mit einem Handkuss. Da sie ihm die kalte Schulter zeigt, fragt er, ob sie einen anderen Liebhaber habe. Nina beginnt zu stottern. Als sich Teodoro einmischen will, schickt Ernesto ihn hinaus. Dann gibt Nina vor, ein gebildetes Mädchen könne doch nicht..... einen armen Esel heiraten, ergänzt Ernesto.

    Stefanina kommt, wundert sich, den Fremden verkleidet zu sehen und fragt, wo der Bräutigam bliebe. Ernesto drückt ihr den Brief in die Hand und sagt ihr, sie möge ihn schnell dem Oberst überbringen. Mit Nina allein, gibt er ihr zu verstehen, er habe erkannt, dass sie Teodoro liebe. Sie solle erst einmal schweigen, er werde ihr später alles erklären. Nina geht.

    Bleibt nur noch, seine Rache an Sigismondo zu vollziehen. Da kommt auch schon der Diener Cola. Er hat den Auftrag, Camilla zu suchen. Ernesto steckt Cola schnell den Brief an Camilla in die Tasche. Dann tritt auch Sigismondo ein. Ernesto zieht sich zurück. Sigismondo hält Cola auf, der ebenfalls verschwinden will. Er hat beobachtet, dass Ernesto Cola den Brief zugesteckt hat und fordert ihn nun von den ahnungslosen Diener. Als er ihn liest, wird er noch wütender. Er will von Cola noch mehr über die Affäre seiner Frau erfahren. Da dieser keine weiteren Angaben machen kann, rast er vor Wut, so dass Cola schließlich flieht. Sigismondo gelobt, Camilla zu bestrafen.

    Teodoro kommt und wundert sich über die Wut Sigismondos. Dann erscheint auch Camilla und fragt nach dem Stand der Dinge. Sigismondo möchte ihr am liebsten ins Gesicht schlagen. Er zeigt ihr den Brief.


    In diesem Augenblick kündigt Stefanina die Rückkehr des Obersten an. Dieser tritt ein und fragt, wo sich denn der General befinde, der ihm - wie er vermutet - von Sigismondo angekündigt wurde. Da dieser ahnungslos ist, will der Oberst wissen, wer denn den Brief geschrieben habe.

    Da tritt Ernesto auf den Plan, bekennt, dass er beide Briefe geschrieben habe, und klärt nun alles auf. Man habe sich im Hause gegen ihn verschworen. Glücklicherweise habe Stefanina, ohne zu wissen wer er sei, alles ausgeplaudert. Er habe nun Rache an dem Anstifter Sigismondo geübt. Seine Frau Camilla sei völlig unschuldig. Sigismondo beteuert daraufhin, nie mehr eifersüchtig zu sein.

    Schließlich fordert Ernesto den Obersten auf, die beiden Liebenden Nina und Teodoro zu vereinen. Erst als er sich bei den beiden überzeugt hat, dass dies der Wahrheit entspricht, lenkt der Oberst ein.

    Nachdem nun

    - Nina ihre Freude über den glücklichen Ausgang ausgedrückt hat,

    - Sigismondo sich zur moralischen Verwerflichkeit der Eifersucht geäußert und dem gedankt hat, der ihn davon geheilt hat,

    - Ernesto die Leute angeprangert hat, die sich in ihrer Überheblichkeit mit anderen üble Scherze erlauben,

    endet die Farce mit einem Loblied auf den Karneval:


    Viva, viva il Carnevale

    Che l’amore fa brillar.

    (Es lebe der Karneval,

    der die Liebe zum Leuchten bringt.)


    1) „Fetter Donnerstag“ ist eine in manchen Gegenden gebräuchliche Bezeichnung für den Donnerstag vor Aschermittwoch. Es gibt regional verschiedene Bezeichnungen für diesen Tag, an dem vielfach auch der Straßenkarneval beginnt, etwa „Schmutziger Donnerstag“, „Altweiberfastnacht“ und andere.

    2) Unter Cabriolet verstand man vor der Erfindung des Autos einen leichten einspännigen Ausflugswagen.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „DONIZETTI, Gaetano: IL GIOVEDI GRASSO“ zu „DONIZETTI, Gaetano: IL GIOVEDI GRASSO OSSIA IL NUOVO POURCEAUGNAC“ geändert.
  • Anmerkungen:

    Die Farce beruht auf der Komödie „Monsieur de Pourceaugnac“ von Moliere, worauf der zweite Titel hinweist. Während aber bei Moliere der Anstifter der Verschwörung am Ende der Sieger ist, ist er hier - umgekehrt – am Ende mit seiner Eifersucht der Blamierte.

    Das Werk hatte bei ihrer Uraufführung nur mäßigen Erfolg. Da der Librettotext ursprünglich weitgehend in neapolitanischem Dialekt verfasst war,verhinderte das auch eine größere Ausbreitung.

    In neuerer Zeit wurde diese hübsche kleine Farce 1959 an der Accademia Chigiana in Siena und 1961 konzertant für den Schweizer Sender RTSI wiederbelebt.

    Der mir vorliegende Text aus „Tutti i Libretti d'opera di Gaetano Donizetti“ ist jedoch – abgesehen von einem kurzen Dialog zwischen Sigismondo und dem Diener Cola – in italienischer Sprache gehalten.

    Die Aufnahme des Senders RTSI ist auf folgender CD erhältlich.

    Auch auf youtube gibt es eine Gesamtaufnahme und einige Ausschnitte zu hören.

    Aufnahmen einer Inszenierung auf DVD sind mir nicht bekannt.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Danke, lieber Orfeo. Ist die Inszenierung auf auf DVD oder Blue-Ray erhältlich?

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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    In meinem Besitz ist auch noch diese Aufnahme!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Danke, lieber Orfeo. Ist die Inszenierung auf auf DVD oder Blue-Ray erhältlich?

    Tschuldigung, dass ich erst jetzt antworte. Ich habe es vergessen. Ich habe keine Aufnahme im Handel entdeckt. Es gibt zwar Möglichkeiten, von den russischen Seiten Video runterzuladen, aber meistens macht mein Virenschutz nicht mit. Das gleiche gilt für die Chinesen. Da mir das Risiko zu groß ist, nebenbei noch viele andere unerwünschte Programme im Dowload zu erhalten, gibt es die Videos bei mir weiterhin nur im PC.


    LG Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo