Gioacchino Rossini: L'Italiana in Algeri
Dank des überwältigenden Erfolgs seiner zehnten Oper L'italiana in Algeri (1813) eroberte der 21-jährige Gioachino Rossini endgültig die Weltbühne als größter komischer Opernkomponist seiner Zeit.
Mit dieser Oper, die „in den Augen Stendhals“ „alles Elend der Welt vergessen lässt“, schuf Rossini eine Blaupause für seine größten Erfolge. Der in L'iitaliana gezeigte humorvolle Stil ist eine Vollendung der Traditionen des 18. Jahrhunderts sowie eine Inspiration für spätere romantische Entwicklungen, sie unterhalten uns bis heute.
Vasilisa Berzhanskaya Isabella
Alasdair Kent Lindoro
Ricardo Seguel Mustafà
Pablo Ruiz Taddeo
Lilian Farahani Elvira
José Coca Loza Haly
Esther Kuiper Zulma
The Orchestra of the Eighteenth Century auf historischen Instrumenten
Carlos Federico Sepúlveda Maestro del Coro
Giancarlo Andretta Leitung
La Cetra Vokalensemble Basel
Aufgenommen Live am 19.2.2022 im Concertgebouw, Amsterdam
In wohl keiner (wenn ich mich nicht irre) anderen Oper wird der Mann so dumm, kurzsichtig und sexistisch dargestellt wie in dieser Oper. Isabella, die Italienerin im Titel, ist sehr selbstbewusst, fast arrogant, während Elvira zum Sinnbild der unterwürfigen Ehefrau wird, die nichts mehr liebt, als sich ihrem Mann zu unterwerfen. Schnell wird aus Rossinis Komödie eine Farce um Isabella und den aufgeblasenen Bey Mustafa.
Die Mezzosopranistin Vasilisa Berzhanskaya entpuppt sich, trotz nicht so großer Stimme als die perfekte Isabella, jugendlich, selbstbewusst, voller Humor und mit feinsten Koloraturen, deren Details auf geschmackvolle Variationen hinweisen. Ihr gegenüber steht der Bassbariton Ricardo Seguel, wie schon erwähnt, als herrlich dummer Mustafà. Er legt nicht die Allüren eines autoritären Herrschers an den Tag und den Koloraturen bei seinem Auftritt fehlte der komische Staccato-Effekt *, mit dem sich viele legendäre Vorgänger gern präsentierten, aber er erobert mühelos die Herzen des Publikums. *Ich habe das nicht vermisst.
Eine weitere Überraschung ist der junge englische Tenor Alasdair Kent, ein echter „lirico-leggiero“ und damit die perfekte Stimme für den Lindoro.
Man möge ihm verzeihen, dass er die technisch ausgefeilte Eröffnungsarie nicht ganz so perfekt hinbekommt, viele werden es überhaupt nicht merken. Oder soll ich sagen, Perfektion kann auch nerven wie bei so manchen Studio Einspielungen! Noch zu der Cavatina, hier verleihen ihr die Naturhörner eine besondere Atmosphäre, so will ich auch besonders darauf hinweisen, dass die historischen Instrumente allgemein prachtvoll und Genussreich ans Ohr gelangen und ungemein Freude bereiten.
Giancarlo Andretta überzeugt durch Frische und Lebendigkeit, mit der er Chor und Orchester zu einem Rossini-Fest zusammenführt, er atmet mit den Sängern wodurch die begleitenden Rezitative eine perfekte Einheit mit den Arien und Ensembles bilden.
Dass ich den entzückenden Taddeo des Baritons Pablo Ruiz, den bemerkenswert starken Haly des Basses José Coca Loza und Zulma der Mezzosopranistin Esther Kuiper, die sich perfekt in dieses Ensemble einfügt, noch nicht erwähnt habe, schmälert ihre Leistungen nicht . Alles in allem eine wirklich schöne Live Aufnahme, in der man die Freude des begeisterten Publikums spürt!
LG Fiesco