Orffs Bernauerin, Inszenierungen von 1975 und 1998

  • Ein Hoch auf youtube, das die Produktion der "Bernauerin" des Wiener Volkstheaters von 1998 bietet.
    Eine damals von mir heiß ersehnte und dann doch verpasste Inszenierung - hatte ich doch eine besondere Beziehung zu dem Stück. Als Studienanfängerin (Theaterwissenschaft) war ich als Regieassistentin der Nürnberger Produktion mit von der Partie. Ein Open-air-Projekt auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Regie:Hans Peter Lehmann.
    Nun also die Wiener Version (Thomas Langhoff), in der jedes der 13 Bilder durch eine Texteinblendung eröffnet wird. Jeweils eine Art Überschrift und ein Zitat.
    Die Texte kamen mir sehr bekannt vor, nach genauem Abgleichen der Beweis: Sie wurden so gut wie 1:1 von meiner Inhaltsangabe im Nürnberger Programmheft übernommen. Die ersehnte Vorstellung verpasst, aber unwissentlich und ungefragt einen bescheidenen Beitrag dazu geliefert- was will man mehr?
    Die Angelegenheit ist verjährt, no damage done, wenn auch aufs copyright gepfiffen.
    Verjährt oder allzu verblasst ist hoffentlich nicht die Erinnerung derjenigen, welche diese Inszenierungen damals erlebt hatten. Es würde mich auch besonders interessieren, welche Resonanz die Wiener Fassung von 1998 bei der Kritik hatte.
    Die Protagonisten der Nürnberger Produktion waren Peter Fricke, ein aristokratischer, schon äußerlich idealer Albrecht mit brillanter Diktion und beeindruckendem Pathos als Liebender und Verzweifelter.
    Ilse Neubauers Agnes, bildhübsch und anmutig, mit wohlklingender, nicht piepsiger Stimme, nicht maniriert-exaltiert, eine anrührende, sympathische Darstellung der Baderstochter.
    (Dass Tobias Moretti, auch er ein großartiger Sprecher, in der Darstellung doch mehr an einen Bauernburschen erinnert, mag zu Lasten der Regie gehen.)
    Wie gesagt, vielleicht hat ja jemand die eine oder andere Inszenierung noch auf dem Schirm, ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

  • ... vielleicht hat ja jemand die eine oder andere Inszenierung noch auf dem Schirm


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    Es gibt noch eine "Bernnauerin" in bewegten Bilder aus dem Florian-Stadl des Klosters Andechs, wo Albrecht III. und auch Carl Orff begraben sind. Mehr Örtlichkeitsbezug ist nicht vorstellbar für mich.



    Selbst schältze ist das Stück mit seiner eigenen Sprache und der kraftvollen Musik sehr. Ich wünschte es mir öfter aufgeführt. Sehr zu empfehlen ist auch die akustische Gesamteinspielung unter Kurt Eichhorn:



    Im Booklet findet sich ein Szenenfoto aus einer Fernsehproduktion von 1958, die offenbar in der Versenkung verschwunden ist.


    Orff ist als Sprecher mit Ausschnitten aus seiner "Bernauerin" auch öffentlich sehr eindrucksvoll aufgetreten.


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    Davon gibt es einen Mitschnitt auf LP:


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    Der "Bernauerin"-Klassiker ist ein Querschnitt, der 1957 für Deutsche Grammophon mit Käthe Gold als Agnes und Fred Liewehr als Albrecht unter der Leitung von Ferdinand Leitner eingespielt wurde und erst kürzlich in dieser Box als CD herausgekommen ist:



    Siehe auch den Thread zum Werk bei Tamino.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent