Geht's noch schneller? Ja.
Valentin Alkan
Comme le vent, aus: Douze Études dans les tons mineurs Op. 39, Nr. 1
Geht's noch schneller? Ja.
Valentin Alkan
Comme le vent, aus: Douze Études dans les tons mineurs Op. 39, Nr. 1
Nach soviel höchstes Tempo ist ein Zwischenstopp angesagt:
Am 17. Januar 1778 schrieb der zwölfjährige Wolfgang Amadeus Mozart aus Mannheim
... Der Herr Vogler hat absolument mit mir recht bekannt werden wollen, indem er mich schon so oft geplagt hatte, zu ihm zu kommen; so hat er endlich doch seinen Hochmut besiegt und hat mir die erste Visite gemacht. Überhaupt sagen mir die Leute, daß er jetzt ganz anderst seie, weil er dermalen nicht mehr so bewundert wird; dann die Leute haben ihn anfangs zu einem Abgott gemacht. Ich ging also mit ihm gleich hinauf, da kamen so nach und nach die Gäste und wurde nichts als geschwatzt. Nach Tische aber ließ er zwei Klaviere von ihm holen, welche zusammenstimmen, und auch seine gestochenen langweiligen Sonaten. Ich mußte sie spielen, und er akkompagnierte mir auf dem andern Klaviere dazu. Ich mußte auf sein so dringendes Bitten auch meine Sonaten holen lassen. NB. vor dem Tische hat er mein Konzert (welches die Mademoiselle vom Hause spielt und das von der Litzau ist) prima vista – herabgehudelt. Das erste Stück ging prestissimo, das Andante allegro und das Rondo wahrlich prestissimo. Den Baß spielte er meistens anderst, als es stund, und bisweilen machte er eine ganz andere Harmonie und auch Melodie. Es ist auch nicht anders möglich in der Geschwindigkeit, die Augen können es nicht sehen und die Hände nicht greifen. Ja, was ist denn das? So ein prima vista spielen und ... ist bei mir einerlei. Die Zuhörer (ich meine diejenigen, die würdig sind, so genannt zu werden) können nichts sagen, als daß sie Musik und Klavierspielen – gesehen haben. Sie hören, denken und empfinden so wenig dabei als er. Sie können sich leicht vorstellen, daß es nicht zum Ausstehen war, weil ich es nicht geraten konnte, ihm zu sagen: Viel zu geschwind! Übrigens ist es auch viel leichter, eine Sache geschwind als langsam zu spielen. Man kann in Passagen etliche Noten im Stiche lassen, ohne daß es jemand merkt; ist es aber schön? Man kann in der Geschwindigkeit mit der rechten und linken Hand verändern, ohne daß es jemand sieht und hört; ist es aber schön? Und in was besteht die Kunst prima vista zu lesen? In diesem: das Stück im rechten Tempo, wie es sein soll, zu spielen, alle Noten, Vorschläge usw. mit der gehörigen Expression und Gusto, wie es steht, auszudrücken, so daß man glaubt, derjenige hätte es selbst komponiert, der es spielt. Seine Applikatur ist auch miserabel; der linke Daumen ist wie beim seligen Adlgasser, und alle Läufe herab mit der rechten Hand macht er mit dem ersten Finger und Daumen...
Und an anderer Stelle drastischer über den gleichen Interpreten:
Er spiellte so geschwind daß es nicht auszunehmen war, und gar nicht deütlich, und nicht auf den Tact. – übrigens hat er um keinen kreutzer geschmack noch empfindung. – ein bloßer Mechanicus. – vor dem Essen hat er mein Concert herabgehuldet. – so spielen und scheißen ist einerlei!“
Mozart: " ...Er spiellte so geschwind daß es nicht auszunehmen war, und gar nicht deütlich, und nicht auf den Tact. – übrigens hat er um keinen kreutzer geschmack noch empfindung. – ein bloßer Mechanicus. – vor dem Essen hat er mein Concert herabgehuldet. – so spielen und scheißen ist einerlei!“
Es war wohl kein öffentliches Forum, wo sich Mozart äußerte
Welcher Vogler ist das denn? Ist der spielende Kollege bekannt?
Lieber astewes
Fäkalsprache gehört zu Mozart. Das kann man in seinen Briefen nachlesen. Eine Auswahl findet man hier:
Zu Georg Joseph Vogler (1740-1814) habe ich im Booklet zu dieser CD, die sich Mozarts Zeit in Mannheim widmet, folgende Informationen gefunden:
Der in Würzburg geborene Georg Joseph Vogler, genannt Abt oder Abbé, gehörte definitiv nicht zu Mozarts engeren Freunden in Mannheim. Mozart ließ kaum eine Gelegenheit aus, sich kritisch, bisweilen auch bösartig über ihn zu äußern. Möglicherweise schwang in Mozarts Beur- teilung Neid mit, denn er hätte gern selbst die Position eines Kapellmeisters am Mannheimer Hof eingenommen. Vogler stand seit 1772 in kurpfälzischen Diensten. 1775/76 hatte er kurzzeitig Unterricht bei Padre Martini in Mailand, danach bei Francesco Antonio Vallotti in Bologna. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn der Kurfürst zum Vizekapellmeister, und zunächst blieb Vogler in Mannheim. Ende Dezember 1780 brach er dann zu einer Reise nach Paris auf, die den Beginn einer lebenslangen Reisetätigkeit markier- te. Das Singspiel Der Kaufmann von Smyrna komponierte Vogler schon 1771, 1778 überarbeitete er die Partitur noch einmal gründlich.
Wenn man denkt, schneller geht nicht, findet man ein Stück, das alles vorher Dagewesene in den Schatten stellt.
Der Pianist Marc-André Hamelin hat eines komponiert, das nach seiner eigenen Aussage kein menschliches Wesen spielen kann. Deshalb wurde es auf eine Klavierrolle gestanzt, das von einem Klavier mit entsprechender Mechanik abgespielt werden kann.
Circus-Galop
Ein Pianist Heut Kim Song hat's versucht und die Teile, die unmöglich zu spielen sind, weggelassen. Er schreibt:
Mein Versuch einer hochauflösenden Version des Circus Galop-Videos, die genau und dem Originalmanuskript treu bleibt.
Ich habe die Partitur so „modernisiert“, dass sie so aussieht, als wäre sie für ein Digital-Piano und nicht für ein herkömmliches Piano geschrieben worden, daher wurden nur wenige Noten bearbeitet. Die meisten Elemente bleiben unverändert.
Kein technischer Tanz auf dem Vulkan, aber ein seelischer. Charles Valentin Alkan schieb als achtes Préludes seiner Sammlung Op. 31 aus dem Jahre 1844 (?) das kurze Stück "Chanson de la folle au bord de la mer" . Es hat eine einfache sich zum Wahnsinn steigernde Melodie und eine Begleitung aus dem Jahrhundert danach ...
Die einzige Interpretation mit Noten ist leider ohne Angabe des Interpreten
Conlon Nancarrow hat im wesentlichen für Klavier komponiert. Da seine Kompositionen den Interpreten meistens vor unlösbare Aufgaben stellten, kam er irgendwann auf die Idee, die Kompositionen gleich in die Ampico-Rollen für seine mechnischen Klaviere zu ritzen. Jürgen Hocker brachte nun um das Jahr 2000 den Gedanken auf, diese Rollen auf einem seiner Bösendorfer Pianos mit Ampico Vorsatz einzuspielen. Diese neuen Aufnahmen überrragen die alten auf dem Klavier von Nancarrow akustisch bei weitem.
Hier hören wir Canon X oder auch Study 21 für Player Piano. Das Ohr benötigt eine gewisse Zeit, die Strukturen herauszuhören.
Die Studies entstanden zwischen 1948 und 1960. Man erkennt unschwer die pianistischen Probleme bei der manuellen Auffführung
Zu finden ist das Werk mit dem Hockerschen Bösendorfer auf der zweiten CD dieser Box
Hier Study 40a mit Noten
Trotzdem gibt es immer wieder Unerschütterliche, die einige Studies manuell einspielen. Das Klavierduo Bugallo-Williams ist ein in diesem Sinne unerschütterliches Duo
Study 14 arrangiert von Helena Bugallo
und hier die benötigte Scheibe