La Monica - ein Lied und seine Variationen

  • La Monica ist eine Melodie eines Liedes, das in der Renaissance sehr beliebt war. ich muss gestehen, sie hat Ohrwurmcharakter.


    ich hörte sie erstmals im Film Die siebte Saite. In einer Szene singen die Töchter Marin Marais die schlichte Weise. Das Lied hat den Titel Une jeune fillette.



    Letzthin hörte ich ein Cembalo-Stück Girolamo Frescobaldis (1583-1643): La Monica. Ich erinnerte mich, dass ich diese Melodie schon einmal gehört hatte. (siehe oben).


    In einer Toccate e Partite Frescobaldis wird dieses Thema variiert. Hier erklingt es in einer Orgelfassung.




    Diese Melodie hat für den Komponisten eine Qualität. Es kommt in Variationen in einer kunstvoll geformten Missa Sopran La Monica Girolamo Frescobaldis vor. Sie dauert knapp 19 Minuten.



    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Heutige Organisten improvisieren über diese Melodie.


    Der Organist Setze de Vries hat 2017 in der Kirche Saint-Savin in Lavedan (Frankreich) die Melodie variiert. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1557.


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Im Evangelischen Gesangbuch ist die Melodie unter der Nummer EG 365 "Von Gott will ich nicht lassen"


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Johann Sebastian Bach (1685-1750) hat in 18 Leipziger Choräle die Melodie Von Gott will ich nicht lassen BWV 658 verarbeitet.


    Die Choralmelodie „Von Gott will ich nicht lassen“, die diesem Orgelwerk BWV 658 zugrunde liegt, war ursprünglich als Liebeslied gedacht. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es in der lutherischen Kirche verwendet und als Choral thematisierte es die fürsorgliche Macht Gottes. Die Worte vermitteln den Glauben an Gottes Erlösung nach dem Tod: „Nach dem Tod werden wir tief in der Erde begraben; Wenn wir geschlafen haben, werden wir von Gott geweckt.


    Bach arrangierte den Choral erstmals in jungen Jahren, als er Hoforganist in Weimar war. Er verwendete nicht die komplette Melodie, sondern nahm nur wenige Takte als Cantus firmus (eine bestehende Melodie, die ein Komponist für ein polyphones Stück wiederverwendete) und entwickelte sie im Rest des Stücks weiter. Diese Melodie beginnt im Pedal, durchdringt aber nach und nach das gesamte Werk. In der Begleitung hören man regelmäßig das „Freudemotiv“: einen lebhaften Ablauf aufsteigender Sexten. Dies ist typisch für Bach, insbesondere in Kombination mit den gewählten Harmonien, und macht diesen Choral zu einem besonders schönen Beispiel für Bachs Orgelstil.


    18 Choräle/Leipziger Choräle, BWV 651-668

    In den letzten zehn Jahren seines Lebens trug Bach eine Reihe von Choralbearbeitungen zusammen und vollendete sie, vermutlich mit der Absicht, sie zu veröffentlichen, ebenso wie den dritten Teil der Clavier-Übung von 1739. Dabei handelt es sich um eine Auswahl seiner viel früheren Kompositionen Jahre, als er als Organist in Weimar, Arnstadt und Mühlhausen tätig war. Die Sammlung wurde als 18 Choräle oder Leipziger Choräle bekannt. 18 Choräle ist übrigens ein irreführender Titel, da die Sammlung ursprünglich 17 Stücke umfasste. Das achtzehnte Stück, Vor deinen Thron tret ich (BWV 668), wurde später zu Bachs Manuskript hinzugefügt.


    Quelle Nederlands Bach Society


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Philipp-Friedrich Böddecker (1607-1683) hat für Fagott und Orgel eine Sonata sopra La Monica 1651 komponiert.




    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



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  • Auf einen anonymen Komponisten geht die Aria und der Saltarello zurück, welche die Melodie von La Monica benutzen.

    Das solistische Instrument zu Beginn ist ein Cornetto, ein Instrument der Zinkenfamilie, die anschliessenden Variationen führt das Ensemble Le Concert Brisé aus.



    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Für Ensembles Alter Musik ist die eingängige Melodie von La Monica ein Programmpunkt der Recitals.


    Das französische Ensemble L'Achéron bringt es mit Sängerin und Instrumenten der Renaissance zum Erklingen.



    Ebenso die Cappella de la Torre. Es ist als Quelle von "Une jeune fillette" Jehan Chardavoine (1538–ca. 1580) angegeben.


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Wer sich für die Quelle des Textes des Liedes interessiert, wird hier bestens informiert. Erstmals erscheint die Melodie 1465 in Siena.


    http://www.medieval.org/emfaq/misc/fillette.htm


    Der Verfasser Bradley Philip Lehman schreibt, dass ihn jemand nach einer Veröffentlichung von Texten für „Une jeune pucelle“ und seine Varianten fragte, die die gleiche Melodie verwenden. Er hat eine Doktorvorlesungen zu genau diesem Thema gehalten. Er stellt seine Textdatei zur Verfügung.


    Er schreibt in den Anmerkungen: Die Schreibweisen entsprechen selbstverständlich den Quellen und der Sekundärliteratur. Die umfangreichste Liste der Vertonungen finden Sie in der Zusammenstellung von Oscar Mischiati im Vorwort zu Frescobaldis Messen. Lesen Sie auch John Wendlands Artikel in Acta Musicologica 48 (1976).


    Der Text erfuhr durch die Jahrhunderte starke Veränderungen. Es sind 22 Beispiele angeführt.

    Ursprünglich war es ein italienischer Balladentanz über ein Mädchen, das dazu gezwungen wird eine Nonne zu werden, da sich ihre Eltern keine Mitgift leisten konnten.

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Man könnte eventuell versucht sein, La "Monica" für den Namen eines jungen Mädchens zu halten, entsprechend Une jeune fillette. "mónica" ist aber nichts anderes als eine archaische und dialektale Variante des italienischen Wortes "monaca".

    La Monica wäre also zu übersetzen mit Die Nonne

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Neidhardt Von Reuenthal hat einen deutschen Text zur Melodie verfasst. Dem Volkslied Nun will der Lenz uns grüssen, das auf der Melodie von La Monica beruht, begegnete ich in der Grundschule.


    Feinslieb




    Renate Frank-Reinecke, Sopran




    Hermann Prey, Bariton




    Pabameto


    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



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  • Wer sich für die Quelle des Textes des Liedes interessiert, wird hier bestens informiert. Erstmals erscheint die Melodie 1465 in Siena.

    http://www.medieval.org/emfaq/misc/fillette.htm

    Lehman schreibt: ..... Songs on this subject appear as early as 1465, Siena. The earliest musical setting of this subject, though not to the same tune considered here, is the 14th-Century canzona Hora may che fora son / non voio esser pi`u monicha..., in a chansonnier of Escorial, ms. IV.a.24, p. 90v-91.


    Ich bin dem mal nachgegangen und fand heraus, dass die Aufführung im Jahr 1465 in Siena während eines Besuchs von Ippolita Szorza, der Ehefrau von Herzog Alfonso, stattfand. 12 Personen traten auf, eine davon gekleidet im Habit einer Nonne.


    Sie singt

    Madre non mi far monaca

    che non mi voglio far;

    Diese ersten beiden Zeilen stammen von dem Mädchen, gefolgt von der Antwort ihrer Mutter

    Non mi tagliar la tonaca

    che non la vuo' portar.

    Dann wieder das Mädchen

    Tutt'il dì in coro

    al vespre'et all messa,

    e la madr'abadessa

    non fa se non gridar,

    Che possela creppar.


    Hier die früheste musikalische Vertonung dieses Themas aus dem 14. Jahrhundert aus dem "Cancionero de El Escorial IV.a.24" Hora may che fora son / non voio esser pi`u monicha


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Orfeo


    Danke für die zusätzliche Information.

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Auf der Melodie von La Monica beruht ebenso das Lied Ich gieng einmal spazieren.

    Der (etwas pietistisch anmutende) Text dazu ist etwa hier zu finden: https://archive.org/details/vo…m00arnd/page/152/mode/2up


    Ein Höhepunkt unter den Bearbeitungen dieses Liedes sind die 31 "Verenderungen" mit dem gleichnamigen Titel von Hans Leo Haßler (1564-1612). Sie sind ein wunderbarer Spaziergang durch die Spieltechniken in der Tastenmusik um 1600 nördlich der Alpen.

    Mir persönlich gefällt Variation 17 mit ihrem kernigen Gegenthema sehr gut, in Variation 24 führt er wirkungsvoll einen anderen "Schlager" dieser Zeit ein: Das Rolandslied. In Variation 26 wechselt er kurz in einen schwungvollen Dreiertakt, den Abschluss bilden die hochvirtuosen Variationen 30 und 31 mit weiten 16tel-Bewegungen (was, wenn man den alla-breve-Grundpuls des Liedes beibehält, wirklich schnell ist).


    Mir sind drei Aufnahmen bekannt, die alle auch auf YouTube zu finden sind:

    • Manuel Tomadin hat alle Tastenwerke von Haßler auf historischen italienischen Orgeln eingespielt. Ich gieng einmal spatieren ist an der Antegnati-Orgel von 1608 in der Chiesa Eusebio e Giacomo in Peglio entstanden. Seine Interpretation ist mit Abstand die langsamste der drei.
    • Léon Berben hat für seine Einspielung ein von Franciscus Patavinus erbautes Cembalo von 1561 verwendet. Es ist bekannt, dass die Familie Fugger, bei der Haßler angestellt war, mehrere Cembali dieses Cembalobauers besaßen. Auffallend ist der sehr helle Klang des Cembalos, auch im Vergleich zu den relativ hellen im späteren 17. Jahrhundert sehr beliebten Cembali von Ruckers.
    • Jan Katzschke spielt dagegen auf einem Neubau: Einem am deutschen Cembalobau um 1700 inspirierten Instrument von Dietrich Hein. Die Wahl scheint also weniger historisch korrekt als die von Berben, seine Einspielung ist dafür die schnellste und lebhafteste unter den Dreien. Gerade am Schluss macht das hohe Tempo wirklich Spaß.

    Die Booklets zu den Einspielungen von Berben und Katzschke liefern interessante Informationen zu Haßler und einige wenige zu dem Stück. Berben ist etwas ausführlicher und wissenschaftlicher als Katzschke, dieser druckt dafür den kompletten Text des Liedes ab. Tomadin gibt neben einer Biographie ausführliche Informationen zu den verwendeten Orgeln.