Wacław z Szamotuł, (auch bekannt als Wacław Szamotulski oder Szamotulczyk; geboren um 1524 in Szamotuły, gestorben um 1560 vermutlich in Pińczów) war ein bedeutender polnischer Komponist und Dichter der Renaissance. Ursprünglich katholisch, wandte er sich im Lauf seines Lebens dem Calvinismus zu.
Leben
Seine schulische Laufbahn begann Wacław im Collegium Lubranscianum in Posen. Im Jahr 1538 setzte er sein Studium an der Krakauer Akademie fort. Zwischen 1545 und 1547 war er als Sekretär am Hof des Kastellans von Trakai, Hieronim Chodkiewicz (um 1515 – 1561), tätig. Ab dem 6. Mai 1547 bis zum November 1555 wirkte er in Krakau als compositor cantus (Hofkomponist) am Hof König Sigismunds II. August (1520–1572).
Um 1550 kam er in Kontakt mit protestantischen Intellektuellen, darunter der Komponist Cyprian Bazylik (* um 1535 – † nach 1600) und der Dichter Andrzej Trzecieski (* um 1525 – † nach 1584), dessen Texte er mehrfach vertonte. Ab November 1555 war er – vermutlich bis zu seinem Tod – Mitglied der fürstlichen Hofkapelle Mikołaj Radziwiłłs (1515–1565) in Vilnius. Sein Tod wird um 1560 datiert. Der polnische Historiker Szymon Starowolski (1588–1656) bemerkte im 17. Jahrhundert über ihn:
„Hätte ihm das Schicksal ein längeres Leben gewährt, müssten die Polen den Italienern Palestrina, Lappi oder Viadana nicht beneiden.“
Wacław von Szamotuły komponierte mehrstimmige Vokalwerke in lateinischer und polnischer Sprache – sowohl geistliche als auch weltliche Stücke. Zu den Textdichtern, die er vertonte, zählen Mikołaj Rej (1505–1569), Andrzej Trzecieski (* um 1525 – † nach 1584) und Jakub z Iłży; (* um 1490 – † nach 1542). Nur ein kleiner Teil seines Oeuvres ist erhalten geblieben: drei lateinische Motetten, vier polnische geistliche Lieder, vier Psalmen in polnischer Übersetzung (alle vierstimmig) sowie einige einstimmige Gesänge.
Seine polnischen Werke spiegeln den Geist der Reformation wider: die Hinwendung zur Volkssprache, klar strukturierte Mehrstimmigkeit zur besseren Textverständlichkeit sowie ein stilistisch schlichter Zugang, der auch Laienmusikern das Musizieren ermöglichte. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit schrieb Wacław auch Dichtungen in Polnisch und Latein.
Sein Stil ist durch eine meisterhafte Beherrschung des Kontrapunkts gekennzeichnet und orientiert sich an der franko-flämischen Polyphonie. Werke wie Modlitwa, gdy dziatki spać idą (Schon dämmert der Abend, Text: Trzecieski) oder Kryste, dniu naszej światłości (Christus, Licht unseres Tages, Text: Rej) gehören heute zum Repertoire zahlreicher Chöre. Auch sein Psalm Ego sum pastor bonus wird häufig bei kulturellen Veranstaltungen in Polen und darüber hinaus aufgeführt.
Nachwirkung
Die Musik Wacławs blieb nicht folgenlos. Im 20. Jahrhundert griff der Komponist Henryk Mikołaj Górecki (1933–2010) in mehreren Werken auf das Tenor-Thema des Liedes „Już się zmierzka“ zurück: etwa im Choral in Kanonform, in der Alten Polnischen Musik op. 24 sowie im 1. Streichquartett op. 62 („Już się zmierzcha“, 1988).
Eine sogenannte Parodiemesse „In te Domine speravi“, lange Zeit Jan Fabricius von Żywiec († um 1665) zugeschrieben, wird heute aufgrund stilistischer und chronologischer Zweifel eher um das Jahr 1595 datiert.
Erhaltene Werke
(Alle Werke – sofern nicht anders angegeben – sind vierstimmige a-cappella-Kompositionen.)
Lateinische Motetten:
In te Domine speravi (Nürnberg, 1554) – das erste Werk eines polnischen Komponisten, das außerhalb Polens gedruckt wurde,
Ego sum pastor bonus (Nürnberg, 1564),
Nunc scio vere – erhalten in einer Orgeltabulatur aus dem späten 16. Jahrhundert (sog. „Schlosstabular“).
Polnische Lieder (vermutlich alle nach 1550 entstanden):
Kryste, dniu naszej światłości (Text: Mikołaj Rej, polnische Version von Christe qui lux es et dies),
Modlitwa, gdy dziatki spać idą (Schon dämmert der Abend, Abendlied; Text: Trzecieski),
Pieśń o narodzeniu Pańskim (Lobsingen wir gemeinsam...; evtl. Text von Jakub z Iłży),
Powszednia spowiedź (Ach, mein himmlischer Herr; Text: Trzecieski).
Psalmen in polnischer Übersetzung:
Beatus vir (Selig der Mann..., Ps 1, Übersetzung: Trzecieski),
Domine, quis habitabit (Herr, wer darf wohnen..., Ps 14, Übersetzung: Trzecieski),
Inclina Domine aurem tuam (Neige, Herr, Dein Ohr, Ps 86, Übersetzung: Mikołaj Rej),
Laudate Dominum omnes gentes (Alleluja, lobet den Herrn, Ps 117, Übersetzung: vermutlich Rej).
Zudem schrieb er Werke wie Dekalog mniejszy, Dekalog więtszy und Pieśń a prośba człowieka chrześcijańskiego (Lied und Bitte eines Christenmenschen).
Bekannt ist auch, dass er eine achtstimmige Messe, Lamentationen, eine Passion sowie mehrere weitere lateinische Kompositionen verfasst hat – diese Werke gelten allerdings als verschollen.