Mikołaj Gomółka (um 1535–1609) war ein bedeutender Vertreter der polnischen Renaissance, Komponist, Sänger und Instrumentalist. Mit seinem einzigen erhaltenen Werk, dem Zyklus Melodie na psałterz polski („Melodien zum polnischen Psalter“), hinterließ er ein musikalisches Denkmal von europäischem Rang.
Frühe Jahre und Ausbildung
Gomółka wurde um 1535 in Radoszki geboren, als Sohn des Bürgers Tomasz Gomółka und dessen Ehefrau Katarzyna. Bereits 1545 trat er als Sängerknabe in den Dienst des Hofes von König Sigismund II. August (1520–1572). Ab 1548 erhielt er eine musikalische Ausbildung bei Jan Klaus († nach 1560), einem königlichen Musiker, der insbesondere Holzblasinstrumente spielte.
Zunächst war Gomółka als Lehrling in der höfischen Kapelle tätig, ab etwa 1558 dann als vollwertiger Musiker. Es ist anzunehmen, dass er neben Flöten und Rohrblattinstrumenten auch Kenntnisse im Spiel von Saiteninstrumenten und der Orgel erwarb. Er gehörte der Gruppe „fistulatores Itali“ an – einem Ensemble, das vermutlich nach italienischem Vorbild organisiert war.
Während seiner Zeit am Hof war Gomółka an mehreren Residenzen des Königs tätig – in Krakau, Wilna, Knyszyn sowie 1552 in Piotrków Trybunalski und Danzig. Möglicherweise hielt er sich auch am Hof von Herzog Albrecht von Preußen (1490–1568) in Königsberg auf. Am 16. August 1563 verließ er den Hofdienst, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass er sich bereits zuvor im Rahmen eines bezahlten Urlaubs von seinen Verpflichtungen zurückgezogen hatte. In dieser Zeit dürfte er mit bedeutenden Komponisten wie Wacław z Szamotuł (um 1520–um 1560), Marcin Leopolita († nach 1589) und Valentin Bakfark (1507–1576) in Kontakt gekommen sein.
Bürgerliches Leben in Sandomierz
Nach seinem Ausscheiden aus dem Hofdienst kehrte Gomółka 1566 nach Sandomierz zurück. Dort erwarb er ein Haus an der Ecke des Marktplatzes und der heutigen ul. Sokolnickiego – an dieser Stelle erinnert heute eine Gedenktafel an ihn. Über seine musikalische Tätigkeit in dieser Phase ist nichts überliefert. Stattdessen trat er als engagierter Bürger hervor: 1567 und erneut 1568 wurde er in das städtische Gerichtsgremium gewählt, 1572 zum stellvertretenden Bürgermeister und 1578 zum Mitglied des Schlossgerichts.
Zwischen 1567 und 1570 heiratete er Jadwiga, die Tochter des Ratsherrn Tomasz Kuszmierzowicz aus Tarnów. Aus dieser Ehe ging wahrscheinlich ein Sohn namens Michał hervor, der wie sein Vater als Musiker am Hof von Jan Zamoyski (1542–1605) diente.
Letzte Jahre und künstlerisches Schaffen
Um 1580 hielt sich Gomółka wahrscheinlich in Krakau auf, wo er an der Veröffentlichung seines Psalmenzyklus arbeitete. Wahrscheinlich war er zu dieser Zeit bereits als Musiker am Hof des Krakauer Bischofs Piotr Myszkowski (ca. 1510–1591) angestellt, dem er sein Werk widmete. 1586 ist seine Anwesenheit in Krakau urkundlich belegt, 1587 beendete er seine Tätigkeit am bischöflichen Hof. Anschließend widmete er sich – ein ungewöhnlicher Schritt für einen Musiker – dem Bergbau und beteiligte sich an Sucharbeiten in der Region Muszyna.
Spätestens ab Juni 1590 trat er in den Dienst des Kanzlers Jan Zamoyski (Kanzler von 1576 bis 1578, ab 1578 Großkanzler der polnischen Krone) in Krakau, wo er sich noch bis mindestens zum 30. April 1591 nachweisen lässt – dies ist auch die letzte sichere Nachricht über seinen Lebensweg. Nach einem in der Dominikanerkirche im heutigen Jazłowiec (ukr. Язловець) erhaltenen Epitaph starb Gomółka am 5. März 1609 – laut Inschrift im Alter von 45 Jahren. Tatsächlich dürfte er aber um die 74 Jahre alt gewesen sein. Sein Grab ist bis heute erhalten, allerdings trägt es leider ein falsches Geburtsdatum, was zu einer erheblichen Unterschätzung seines tatsächlichen Lebensalters führt.
„Melodie na psałterz polski“ – Ein einzigartiges Werk
Gomółkas "Melodie na psałterz polski" erschien 1580 in der Krakauer Druckerei von Łazarz Andrysowicz († 1577), kurz nach dessen Tod von der Familie weitergeführt. Die Sammlung umfasst Vertonungen aller 150 Psalmen in der poetischen Übersetzung von Jan Kochanowski (1530–1584), einem der größten Dichter der polnischen Renaissance. Gomółka hat diese Verse mit vierstimmigen Sätzen in der schlichten Technik nota contra notam vertont – einem Stil, der auf kontrapunktischer Klarheit und rhythmischer Deutlichkeit basiert.
Die Musik ist in ihrer strukturellen Schlichtheit gezielt auf breite Ausführbarkeit ausgelegt – was Gomółka selbst in der Vorrede betont:
„Sie sind einfach gemacht,
Nicht zur Mühe für die Einfältigen.
Nicht für Italiener, sondern für Polen,
Für unsere, schlichten Hausbewohner.“
Trotz dieser Einfachheit sind die Kompositionen weit entfernt von Monotonie. Gomółka gelingt es, den geistlichen Gehalt und die emotionale Tiefe der Texte mit musikalischer Vielfalt zu spiegeln. Tanzrhythmen – etwa Pavane, Galliarden oder polnische Tänze – verleihen einzelnen Sätzen Lebendigkeit, während die Textausdeutung erstaunlich differenziert erfolgt.
Besonders beliebt sind bis heute folgende Vertonungen:
"Nieście chwałę, mocarze" (Psalm 29 – „Bringet dem Herrn, ihr Mächtigen, Ehre“),
"Kleszczmy rękoma" (Psalm 47 – „Lasst uns in der Hände klatschen, alle Völker“),
"Siedząc po niskich brzegach" (Psalm 137 – „An den Wassern zu Babel“),
"Szczęśliwy, który ludzi upadłych ratuje" (Psalm 41 – „Selig ist, wer den Armen hilft“).
Nachwirkung
1996 nahm das Ensemble Ars Nova unter Leitung von Jacek Urbaniak (geb. 1956) eine Auswahl der Melodie na psałterz polski auf. Die CD wurde im selben Jahr mit dem renommierten polnischen Musikpreis Fryderyk in der Kategorie Alte Musik ausgezeichnet.