VERDI, Giuseppe: UN BALLO IN MASCHERA

  • Giuseppe VERDI
    Un ballo in maschera (Ein Maskenball)
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    Oper in 3 Akten
    Untertitel: Amelia
    Libretto: Antonio Somma, nach dem Libretto von Eugéne Scribe zur Oper 'Gustave III ou Le Bal masqué' (Paris 1833) von Daniel Auber
    Uraufführung: 17. Februar 1859, Teatro Apollo, Rom


    Personen
    Riccardo, Graf von Warwick und Gouverneur von Boston (Tenor)
    Renato, ein Kreole und sein Sekretär (Bariton)
    Amelia, Renatos Gattin (Sopran)
    Ulrica, eine Wahrsagerin (Alt)
    Oscar, Page (Sopran)
    Silvano, ein Seemann (Bass/Bariton)
    Samuel, Verschwörer (Bariton)
    Tom, Verschwörer (Bass)
    Oberrichter (Tenor)
    Diener Amelias (Tenor)
    Deputierte, Gesandte, Offiziere, Seeleute, Wachen, Diener; Edelleute, Anhänger von Samuel und Tom, Volk


    Besetzung der Uraufführung
    Riccardo - Gaetano Fraschini
    Reanto - Leone Giraldoni
    Amelia - Eugenia Julienne-Dejean
    Ulrica - Zelina Sbriscia
    Oscar . Pamela Scotti


    Die Handlung spielt in Boston und Umgebung, gegen Ende des 17. Jh.


    1. Akt:
    Am Morgen warten in einem Saal des Gouverneurs Deputierte, Offiziere und Stadtbewohner auf den Beginn der Audienz von Graf Riccardo. (Posa in pace)=(Schlummere ruhig). Darunter befinden sich auch Tom und Samuel, Anführer einer Verschwörergruppe, die einen Anschlag auf Riccardo planen. Vom Boten Oscar angekündigt, betritt Riccardo den Saal und nachdem die Bittsteller ihre Wünsche vorgetragen haben, versichert ihnen Riccardo, er werde alle ihre Gesuche wohlwollend prüfen und dann entscheiden. Dann überreicht ihm Oscar eine Liste von Namen, die am Maskenball, der am nächsten Tag stattfinden soll, der zu erwartenden Gästen. Als Riccardo darauf den Namen Amelia, die Frau seines Freundes und Sekretärs Renato und die er heimlich liebt, erblickt, gerät er von den anderen unbemerkt ins Entzücken und gibt sich der Vorfreude auf die Begegnung hin. (La rivedrà nell'estasi)=(Mit Entzücken werde ich sie wiedersehen). Seine Schwärmerei wird je unterbrochen, als Renato erscheint, um seinen Freund vor den Verschwörern zu warnen (Alla vita che t'arride)=(Für dein Glück und für dein Leben) und bedrängt ihn, Vorkehrungen zu treffen, damit er dem Vaterland erhalten bleibt. Riccardo ist erleichtert, dass Renato nicht ahnt, dass er Amelia liebt und nimmt die Warnung nicht ernst, ist er sich doch der Zuneigung seines Volkes gewiss.
    Oscar meldet die Ankunft des Oberrichters, der Riccardo ein Verbannungsurteil zur Unterschrift vorlegt. Es soll eine Wahrsagerin namens Ulrica verbannt werden, die das Volk mit ihren Vorhersagen nur zu schändlichen Taten treibt. Oscar verteidigt die Wahrsagerin, sei doch bisher immer das eingetroffen, was sie vorhersagte (Difenderla vogl'io! Volta la terra)=(Ich möchte für sie sprechen!.Mit starren Angesicht). Riccardo will sich selbst ein Bild von der Magierin machen und beschließt zusammen mit seinen Getreuen maskiert zu der Wahrsagerin zu ziehen.(Signori, oggi d'Ulrica)=(Herren, heute bei Ulrica). Und wenn daraus ein Spaß wird, nun gut...dann soll jeder Gram froher Lust weichen (Ogni cura si doni al piacer). Alle sind davon begeistert , auch die Verschörer, die nun ihre Chance wittern, ihr Vorhaben durchzuführen.
    Szenenwechsel - Haus der Wahrsagerin
    Über einem offenen Feuer steht auf einem Dreifuß ein rauchender Kessel. Männer und Frauen beobachten das unheimliche Schauspiel (Zitti...l'incanto non dessi turbare)=(Stille! Man darf ihren Zauber nicht stören), wie Ulrica die unterdirdischen Mächte mit magischen Ritualen beschwört (Re dell'abisso, affrettati)= (König des Abgrunds, zeige dich). Riccardo, als Fischer verkleidet, drängt sich vor, wird jedoch von den Frauen zurückgewiesen. Ein Seemann löst sich aus der Menge und will von der Magierin endlich wissen, ob seine Opfer, die er im Dienste des Königs jahrelang vollbracht hat, endlich Früchte tragen werden. Ulrica prophezeit ihm Reichtum und baldige Beförderung. Riccardo, der diese Szene aufmerksam verfolgt hat, steckt dem Seemann unbemerkt ein Blatt Papier und eine Geldrolle in die Tasche. Als der Seeman beiläufig dann in seine Tasche greift, das Geld und das Beförderungsschreiben entdeckt, ist der Jubel groß und alle preisen Ulrica. (Evviva la nostra Sibilla immortale)=(Es lebe Ulrica, die hohe Prophetin!). Ulrica allerdings ist etwas verwundert, fühlt sie doch, daß hier fremde Mächte ihre Hände im Spiele hatten.
    Es erscheint ein Diener Amelias und bittet für seine Herrin Ulrica um eine Unterredung unter vier Augen. Ulrica gewährt sie und schickt alle anderen hinaus. Amelia bittet sie, den Mann, der mit starker Hand das Schiksal des Landes leitet, aus ihrem Herzen zu löschen, damit sie Frieden erlangt. Ulrica weiß Rat - sie soll aus einem Zauberkraut, das zur Geisterstunde an grauenvoller Stelle eigenhändig gepflückt, Tropfen herstellen und sie zu sich nehmen....dann wird alles Herzensleid verschwinden.(Della città all'occaso)=(Im Westen der Stadt). Riccardo hat beide belauscht und bietet sich als Beschützer Amelias an, die noch in derselben Nacht, nach dem Kraut suchen will, an.
    Nachdem sich Amelia entfernt hat, dringt die Hofgesellschaft, alle verkleidet, in das Haus ein und will nun ihr Vergnügen. Riccardo verlangt nun, ohne sich zu erkennen zu geben, daß ihm die Hexe die Zukunft voraussagt (Di' tu se fedele)=(Sag mir, wenn ich fahr' auf stürmischen Wogen). Die Prohezeiung ist unheilvoll...er wird durch die Hand eines Freundes sterben. Die Hofgesellschaft ist entsetzt, doch Richard lacht nur über solchen Unsinn. (È scherzo od è follia)=(Nur Scherze sind's und Possen).Als Riccardo nach den Namen fragt, wer sein Mörder sein wird, ergänzt Ulrica ihre Vorhersehung mit den Worten "Der erste, der heut zum Gruß die Hand dir reicht". Riccardo amüsiert sich, bietet jeden der Anwesenden seine Hand zum Gruße an, doch alle scheuen zurück. Da erscheint Renato und begrüßt Riccardo ....jetzt sind sich alle einig, daß die Prophezeiung Ulricas falsch ist, denn Renato ist der beste Freund Riccardos. Riccardo, nun erkannt, hebt die Verbannung Ulricas, die nochmals warnt, den Schiksalspruch auf die leichte Schulter zu nehmen, auf, und alle jubeln dem König zu. (O figlio della patria)=(Oh, du Sohn des Vaterlandes). Nur die Verschwörer sind verärgert, weil es keine Gelegenheit gab, ihr Vorhaben auszuführen.


    2. Akt:
    Es ist Nacht und der Mond, leicht von Wolken verhangen, lässt die Galgen im schwachen Licht gespenstisch leuchten. Amelia, tief verschleiert, ist auf der Suche nach dem magischen Kraut, daß sie von den Qualen der Liebe entbinden soll. Hier an dieser unheimlichen Stelle, so sprach die Zauberin, sei es zu finden. Als die Mitternachtsglocken läuten, glaubt Amelia, daß die Toten auferstehen und von Angst erfüllt, sinkt sie zu Boden und betet um die Hilfe Gottes (Ecco l'orrido campo....Ma dall'arido stelo divulsa)=(Hier ist der grauenvolle Ort.....Aber wenn ich, sobald ich diese Pflanze). Riccardo ist ihr heimlich gefolgt und nähert sich Amelia. Amelia bittet ihn, sie zu verlassen und ihre Ehre zu respektieren, (Ah, mi lasciate....)=(Ach, laßt mich). Riccardo schwankt zwischen Schuldgefühlen und Begehren (Non sai tu che l'anima mia il rimorso dilacera e rode)=(Weißt du nicht, daß mein Herz, auch wenn Gewissensbisse es verzehren) und will ihr ein Geständnis ihrer Liebe zu ihm entlocken, was auch gelingt. Sie umarmen sich und geben sich der Leidenschaft hin. (Oh, qual soave brivido)=(Oh, welch süßer Schauer).
    Plötzlich und völlig unerwartet taucht Renato auf, der Riccardo nachgeeilt ist, um ihm neuerdings vor einem drohenden Hinterhalt der Verschwörer zu warnen. Amelia kann im letzten Augenblick ihr Gesicht mit dem Schleier bedecken. Renato rät Riccardo zur Flucht und daß er nicht sogleich erkannt wird, tauschen sie ihre Mäntel. Vorerst jedoch vertraut Riccardo Renato die verschleierte Amelia an, er soll sie in die Stadt zurückbegleiten, ohne mit ihr ein Wort zu wechseln. Von Renato und Amelia bedrängt, flieht Riccardo....(Odi tu come fremono cupi per quest'aura gli accenti di morte?)=(Hörst du die düsteren Stimmen des Todes schaudernd in den Lüften?).
    Die Verschwörer nahen und glauben sich am Ziel, als sie erstaunt feststellen müssen, daß sie Renato antreffen und nicht wie erwartet Riccardo. Enttäuscht von ihrem erneuten Fehlschlag, wollen sie zumindestens wissen, wer die schöne verschleierte Frau in seiner Begleitung ist. Als sie ihr den Schleier entreißen wollen, zieht Renato den Degen, um dies zu verhindern und bevor es zum Blutvergießen kommt, wirft sich Amelia zwischen den Kämpfenden. Dabei verliert sie den Schleier und wird erkannt, sowohl vom entsetzten Renato als auch von den erstaunten Verschwörern. Die Verschwörer verhöhnen nun Renato (Ve',se di notte qui colla sposa)=(Ach, mit der Gattin nächtlich zu schwärmen), der wiederum den Verrat Riccardos bemerkt und vor Zorn Rache schwört. Er lädt die Verschwörer für den kommenden Morgen in sein Haus ein.....


    3. Akt:
    Renato ist mit Amelia in ihrem Haus angekommen und er ist fest entschlossen, Amelia ihren Ehebruch mit dem Tode büßen zu lassen. All ihre Beteuerungen, sie sei unschuldig, sind vergebens. So bittet sie, daß sie wenigstens ihren Sohn noch ein letztes mal in ihre Arme schließen darf, bevor sie stirbt. (Morrò, ma prima in grazia)=(Der Tod sei mir willkommen). Renato gewährt ihr diese Bitte. Nachdem Amelia gegangen ist, fällt sein Blick auf das Bild des Königs, und er kommt zur Einsicht, daß nicht seine Frau den Tod verdient, sondern Riccardo, der der wahre Schuldige ist. So beschließt er, den König zu töten, um seine befleckte Ehre wieder herzustellen (Eri tu che macchivi quell'anima)=(Du warst es, der diese Seele befleckte).
    Samuel und Tom treten ein und sind vorerst mißtrauisch, als Renato um Aufnahme in die Verschwörergruppe bittet. Als er jedoch als Pfand das Leben seine Sohnes anbietet, sind alle Zweifel zerstreut. Alle drei schwören, sich an Riccardo zu rächen, (Dunque l'onta di tutti sol una)=(Unser aller Schande) und beschließen, daß das Los entscheiden soll, wer von ihnen die Tat begehen soll. Schnell sind drei Zettel geschrieben, in eine Vase gegeben und als Amelia erscheint und mitteilt, daß Oscar hier ist, um sie zu einem Ball beim Grafen einzuladen, wird sie gezwungen, das verhängnisvolle Los zu ziehen. Das Los trifft auf Renato, der darüber höchst erfreut ist und die Gerechtigkeit des Schiksals preist. Amelia begreift angesichts der unheimlichen Freude ihres Mannes, daß man Riccardo ermorden will. (Ah! del Conte la morte si vuole!)=(Sie wollen des Grafens Tod). Nun wird Oscar hereingebeten, der die Einladung zu einem Maskenball überbringt. Oscar, um der Einladung Nachdruck zu geben, schildert, daß es ein Fest der Feste werden wird und während er sich in Schwärmereien ergießt (Ah! di che fulgor, che musiche)=(Ah, von Glanz und Musik), reift in Renato der Plan, dieses Fest für seine Tat zu benutzen (Là fra le danze esanime)=(Dort unter Tanz und Festeslust). Es soll für Riccardo ein Tanz in den Tod werden......
    Szenenwechsel - Riccardos Arbeitszimmer
    Riccardo sitzt bei seinem Arbeitstisch und hat sich zu einem Entschluß durchgerungen. Er mußte sch zwischen seiner leidenschaftlichen Liebe zu Amelia und zwischen der Pflicht, auf sie zu verzichten, entscheiden. So hat er ein Dekret unterzeichnet, daß Renato einen hohen Posten in England bekleiden soll. Amelia wird ihm natürlich als Frau folgen und er hofft, daß mit der Distanz zu ihr, sein Herz verstummen wird. Düstere Ahnungen sagen ihm, daß er sie heute das letzte mal sehen wird...es ist schwer für ihn, des Liebes Glück zu entsagen. Allerdings, ob er sie jemals vergessern wird.....(Ma se m'è forza perderti)=(Auch wenn es mir bestimmt sei)
    Oscar bringt ihm einen Brief einer unbekannten Dame, in dem er gewarnt wird, daß während des Maskenballes ein Attentat auf ihn verübt werden soll. Riccardo beschließt jedoch, am Feste zu erscheinen, nicht nur, weil er nicht als Feigling gelten will, sondern auch, um Amelia zu sehen.
    Szenenwechsel - Ballsaal
    Der Maskenball, im festlich erleuchteten und geschmückten Ballsall, ist im vollen Gange. Im Takte der Musik tanzen die maskierten Gäste und geben sich dem Traum voll Lust und Freude hin. (Fervono amori e danze)=(Laßt und lieben und tanzen). Unter den Maskierten befinden sich auch Renato und die Verschwörer, die unter den Maskierten versuchen, Riccardo auszumachen. Oscar erkennt Renato, der ihm die Maske entreißt und nun von Oscar erfahren will, ob Riccardo überhaupt am Feste ist und hinter welcher Maske er sich verbirgt. Oscar will es nicht verraten (Saper vorreste, di che si veste)=(Ihr wollt wissen, wie er sich verkleidet hat) , doch Renato lässt nicht locker, in dem er vorgibt, mit ihm dringend heute abend noch reden zu müssen und er schuld sei, wenn es nicht dazu kommt. Immer wieder werden die beiden von der tanzenden Menge getrennt, doch es gelingt Renato mit der Zeit, von Oscar zu erfahren, welches Kostüm Riccardo trägt.
    Amelia hat Riccardo erkannt und fleht ihn an, das Fest zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen, denn sonst werde er den nächsten Morgen nicht mehr erleben. (T'amo, si, t'amo, e in lagrime....)=(Ich liebe dich, ja, ich liebe dich und in Tränen....). Er erklärt ihr, daß sie ihre gegenseitig Liebe aufgeben müssen, da sie ihrem Gemahl nach England folgen werde und jetzt Zeit ist, voneinander Abschied zu nehmen, so schwer es auch fällt. Sie umarmen sich...als sich plötzlich Renato aus der Menge löst und Riccardo erdolcht. Von allen Seiten stürzen die Ballgäste herbei, Wachen reißen Renato die Maske vom Gesicht und die Menge ist sich einig, daß diese Freveltat mit dem Tod bestraft werden muß. (Ah! Morte, infamia)=(Ha! Schande! Verderben!). Mit letzter Kraft erklärt Riccardo, daß Amelia unschuldig sei und Renatos Ehre unverletzt ist. (Ella è pura, in braccio a morte)=(Sie ist schuldlos, im Angesichts des Todes). Er übergibt Renato das Dekret seiner Versetzung nach England und verzeiht seinem Mörder. Renato erkennt den falschen Wahn, der ihn zu dieser Tat getrieben hat, doch es ist zu spät.....Riccardo stirbt. 'Notte d'orror! Notte d'orror!' - O grauenvolle Nacht, o grauenvolle Nacht....der Vorhang fällt.
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    Entstehung:
    Verdi hat 1856 einen Vertrag mit dem Teatro San Carlo geschlossen und ist auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für diese von ihm eingegangenen Verpflichtung. Er wollte einen schönen und vor allem leidenschaftlichen Stoff. Zwar ist das Lear-Libretto an und für sich fertig, doch kommen ihm Zweifel, ob es dem großen Shakespeare gerecht wird und läßt diesen Stoff mal ruhen. Dann fällt ihm im Spätsommer das Libretto 'Gustavo III di Svezia', von Eugène Scribe verfaßt, in die Hände und er fand es grandios, gewaltig und schön. Zwar hatte dieses Libretto bereits Auber für seine Oper 'Gustave III ou Le Bal masqué', das bereits 1833 in Paris aufgeführt wurde, verwendet, aber der Oper war nur ein mittelmäßiger Erfolg beschieden. Sie war zu langatmig und Auber konnte die Dramatik musikalisch nicht gerecht umsetzen. Bevor Verdi diesen Stoff kennenlernte, hatten sich, allerdings mit anderen Libretti auch Vincento Gabussi mit 'Clemenza si Valois' und Saverio Mercadante mit 'Il reggente' an diesem Sujet versucht. Mercadantes Oper konnte einige Zeit neben Verdi's Oper bestehen, doch letztendlich verschwand sie von den Spielplänen. Verdi bat Antonio Somma, Scribe's Libretto umzuarbeiten, der auch zustimmte, jedoch wollte er anonym bleiben, um in der Gestaltung des Librettos freie Hand zu haben.. Als Verdi Torelli, dem Impresario des Teatro San Carlo, diesen Stoff vorschlug, befürchtet er Schwierigkeiten mit der Zensur, denn nicht nur Somma war bei der Zensur nicht unbekannt (er hatte 1848/49 am venezianischen Aufstand gegen die Österreicher teilgenommen), sondern auch Verdi hatte bei der Zensur keine guten Karten. Als Ende Oktober Toselli den Prosaentwurf des Librettos erhalten hat, trafen umgehend bei ihm die Änderungsbefehle - die Handlung sollte in die vorchrsitliches Zeit gelegt werden, wo man noch an Hexen und Zaubereien glaubte - der Zensur ein. Aber vorerst vebot man das Libretto, ohne jedoch Verdi davon zu unterrichten. Man wollte ihn dann unter Zeitdruck zwingen, ohne Wenn und Aber die Änderungen zu akzeptieren. Verdi komponierte inzwischen die Oper, die am 14. Jänner 1858 fast fertig ist. Sie bekommt den Titel 'Una vendetta in domino' und Verdi hatte vorsorglich die Namen, die noch Scribe nach der historischen Vorlage verwendet hat, geändert, er hat sogar Personen gestrichen, die ihm nutzlos erschienen.
    Ein Attentatsversuch an Napoleon III in Paris, ließ die Haltung Zensur, einen Königsmord auf der Bühne darzustellen, noch verschärfen. Als Verdi in Neapel eintrifft, wird er mit den zahlreichen Änderungen konfrontiert. Am 23. Jänner wird der Zensur das geänderte Libretto vorgelegt, doch die Zensoren konnten sich nicht einigen und überlassen die Entscheidung dem Polizeichef. Dieser verlangte erneut Änderungen - man darf keinen Herrscher auf der Bühne zeigen, Amelia sollte sich in Renatos Schwester verwandeln, der Losentscheid muß wegfallen, der Ball muß gestrichen werden, und wenn schon, dann muß die Ermordung für das Publikum unsichtbar hinter der Bühne passieren. Das Chaos war perfekt. Somma, noch immer auf seine Anonymität beharrend, stellt Verdi die Änderungen frei, allerdings sollte dann der Name der Oper auch geändert werden. Das Teatro San Carlo wieder wollte die Oper unbedingt aufführen, ließ das Libretto dahingehend ändern, daß die Oper nun in der Frührenaissance spielt und so groteke Änderungen vorsah, einen Maskenball ohne Masken zu zeigen. Jedenfalls wurde dieses Libretto, das jetzt 'Adelia degli Adimari' heißt, am 13. Februar erneut der Zensur vorgelegt. Als Verdi davon erfuhr, weigerte er sich, die Musik dem neuen Libretto anzupassen. Es kam zu einer Schlammschlacht zwischen Verdi und dem Theater, auf der einen Seite wurde mit Klagen und Schadenersatzforderungen gedroht, ja selbst die Festnahme von Verdi wurde in Betracht gezogen, auf der anderen Seite die strikte Weigerung, die Änderungen durchzuführen. Auch gegenüber der Zensur, Verdi hatte da in der Vergangenheit schon viel Erfahrungen gesammelt und fiel in solchen Situationen nicht in Panik, blieb er unnachgiebig. Nachdem er sich mit dem Teatro San Carlo außergerichtlich geeinigt hat, die Partitur bleibt Verdi's Eigentum, dafür wird er im Herbst 1858 nach Neapel zurückkehren, um 'Simone Boccanegra' neu einzustudieren, kehrte Verdi Neapel den Rücken. Nun überlegte er sich einen anderen Aufführungsort für die Oper. Vincenzo Jacovacci, der Impresario des Teatro Apollo in Rom, zeigt Intersse an der Oper, weist jedoch darauf hin, daß es auch mit der römischen Zensur Schwierigkeiten geben wird. Die Zensur in Rom ist allerdings weitaus nachgiebiger als jene in Neapel. So soll der Schauplatz außerhalb Europas angesiedelt werden, die Namen der Personen, vor allem die der Adeligen, müssen verändert werden, aber ansonsten bleibt das Libretto ungeschoren. Verdi, schon mißmutig, stimmt dann nach endlosen Auseinandersetzungen am 11. August 1858 zu. Verdi feilt noch bis Februar am Libretto und an der Musik, bis dann am 17. Febraur 1859 die Oper unter dem Titel 'Un ballo in maschera' zur Premiere kommt. Die Oper wurde vom Publikum frenetisch gefeiert, Verdi war wieder einmal die Symbolfigur für den Freiheitskampf, nur die Kritik war da zurückhaltendern, witterte nordische Einflüsse in die italienische Opernszene und kritisierte vor allem das Libretto. Als am 7. September 1860 in Neapel der verhasste bourbonische Thron gestürzt wurde, war diese Oper eine der ersten, die im befreiten Neapel aufgeführt wurde. Die Oper wurde bald in zahlreiche Sprachen übersetzt und trat einen Siegeszug rund um die Welt an, der bis heute anhält. Heute wird auch immer öfter die Originalversion mit König Gustav als Titelfigur aufgeführt.
    Noch ein paar Worte über den historischen Hintergrund der Oper, die dem Libretto zugrunde liegt:
    Gustav III. von Schweden, ein Neffe Friedrich des Großen, war seinerzeit ein aufgeklärter König, der viel Verständnis für die Kunst aufbrachte und das Leben in vollen Zügen genoss. Allerdings zog er sich, als er die Privilegien des Adels abschaffen wollte, in diesen Kreisen mächtige Feinde zu. Am 17.März 1792 wurde Gustav auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper vor der maskierten Ballgesellschaft von Johann Jakob Anckarström erschossen.


    Bemerkungen
    Diese Oper fällt in einen sehr bedeutenden Schaffensabschnitt Verdi's. Nach dem populären Trio - Rigoletto,Troubadour, Traviata - hatte sich Verdi mit 'Simone Boccanegra' von der reinen Belcanto-Oper abgewandt, um jetzt mit dieser Oper wieder zurückzukehren. Allerdings sind bedeutende Fortschritte zu bemerken, so werden die Arien durch fast schon ariose Rezitative verbunden, was zu größeren, gewaltigeren Musikeinheiten führt, die Charaktere der Personen mit subtiler exzessiverer Musik gezeichnet und die Milieuschilderungen mit tiefer Gefühlsdichte unterlegt. Schon in der Ouvertüre, wo das Liebesmotiv Riccardos dem Verschwörermotiv entgegengesetzt wird, zeigt sich die neue Technik der kontrapunktischen Verarbeitung, oder, um das Ende der Oper vorwegzunehmen....welch grandioser Einfall im letzten Akt, die hereinbrechende Katastrophe mit Ballmusik zu unterlegen, um dann mit der Kantilene Riccardos musikdramatisch den Knoten aufzulösen. Ach ja...und wie schön stirbt es sich bei Verdi, welch herrliche Töne da noch über die Lippen kommen und die Tragödie fast in den Hintergrund treten lassen. Es fällt schon schwer, aus der Fülle der musikalischen und dramatischen Einfällen Verdis einzelne herauszuheben, zu großartig ist seine Musik, in seiner Ausdruckskraft und Farbenpracht. Wenn es trotzdem geschieht, dann nur, um die Fähigkeit Verdis, große melodische Bögen zu spannen, zu illustrieren. Finden wir nicht, das in der Ouvertüre vorkommende Staccatomotiv nicht auch in der Verschwörerszene im 3.Akt als entscheidenden Antrieb für den weiteren Handlungsablauf dient, oder die Wahrsageszene, wo auf die Beschwörungsformel Ulricas der heitere Auftritt Silvaons folgt, um dann gegensätzliche Themen aufeinanderprallen zu lassen...Amelia, die ihre unerlaubte Liebe zu Riccardo ausdrückt, die Kavatine Riccardos 'Di tu, se fedele', von der in Form eines geschlossenen Rezitativs in die Prophezeihung von Riccardos Tod übergeleitet wird, um dann mit 'È scherzo od è follia' der Szene einen scherzhaften Charakter gibt und das Bedrückende in den Hintergrund treten lässt. Ein Meisterwerk Verdis auf engstem Raum.....
    Beeindruckend ist auch die Galgenszene Amelias, die Liebeszene mit Riccardo, den Auftritt Renatos und dann der Chor der Verschwörer. Wie man weiß, hat Verdi eine oft trivial wirkende Vorliebe für Chöre, doch hier hat er eine psychologische Funktion. Genial, wie Verdi den Spott einerseits und die Peinlichkeit der Situation für Renato andererseits musikalisch gestaltet.
    Nicht vergessen werden darf der Rachemonolog Renatos, die Losentscheidung und Riccardos Szene, in der er schweren Herzens der Liebe Amelia zugunsten der Freundschaft entsagt....und ja, Oscar, ein neues Rollenbild bei Verdi...eine Hosenrolle für einen dekorativen Koloraturpart inklusive einer chansonähnlichen Arie beim Maskenball und dürfte von der französischen Musikbühne von Verdi übernommen worden sein.
    'Un ballo in maschera' gehört zu den ganz großen Opern, die Verdi geschrieben hat, voll Dramatik und Virtuosität, voll Lyrik und melodischer Kraft und hat mit mancher Szene schon auf den Stil von 'Othello' vorgegriffen.


    [code=c]2006 Tamino Klassikforum Wien

    Zu viele Musikstücke enden zu lange nach ihrem Ende (Igor Strawinsky)

  • Entstehung:
    Verdi hat 1856 einen Vertrag mit dem Teatro San Carlo geschlossen und ist auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für diese von ihm eingegangenen Verpflichtung. Er wollte einen schönen und vor allem leidenschaftlichen Stoff. Zwar ist das Lear-Libretto an und für sich fertig, doch kommen ihm Zweifel, ob es dem großen Shakespeare gerecht wird und läßt diesen Stoff mal ruhen. Dann fällt ihm im Spätsommer das Libretto 'Gustavo III di Svezia', von Eugène Scribe verfaßt, in die Hände und er fand es grandios, gewaltig und schön. Zwar hatte dieses Libretto bereits Auber für seine Oper 'Gustave III ou Le Bal masqué', das bereits 1833 in Paris aufgeführt wurde, verwendet, aber der Oper war nur ein mittelmäßiger Erfolg beschieden. Sie war zu langatmig und Auber konnte die Dramatik musikalisch nicht gerecht umsetzen. Bevor Verdi diesen Stoff kennenlernte, hatten sich, allerdings mit anderen Libretti auch Vincento Gabussi mit 'Clemenza si Valois' und Saverio Mercadante mit 'Il reggente' an diesem Sujet versucht. Mercadantes Oper konnte einige Zeit neben Verdi's Oper bestehen, doch letztendlich verschwand sie von den Spielplänen. Verdi bat Antonio Somma, Scribe's Libretto umzuarbeiten, der auch zustimmte, jedoch wollte er anonym bleiben, um in der Gestaltung des Librettos freie Hand zu haben.. Als Verdi Torelli, dem Impresario des Teatro San Carlo, diesen Stoff vorschlug, befürchtet er Schwierigkeiten mit der Zensur, denn nicht nur Somma war bei der Zensur nicht unbekannt (er hatte 1848/49 am venezianischen Aufstand gegen die Österreicher teilgenommen), sondern auch Verdi hatte bei der Zensur keine guten Karten. Als Ende Oktober Toselli den Prosaentwurf des Librettos erhalten hat, trafen umgehend bei ihm die Änderungsbefehle - die Handlung sollte in die vorchrsitliches Zeit gelegt werden, wo man noch an Hexen und Zaubereien glaubte - der Zensur ein. Aber vorerst vebot man das Libretto, ohne jedoch Verdi davon zu unterrichten. Man wollte ihn dann unter Zeitdruck zwingen, ohne Wenn und Aber die Änderungen zu akzeptieren. Verdi komponierte inzwischen die Oper, die am 14. Jänner 1858 fast fertig ist. Sie bekommt den Titel 'Una vendetta in domino' und Verdi hatte vorsorglich die Namen, die noch Scribe nach der historischen Vorlage verwendet hat, geändert, er hat sogar Personen gestrichen, die ihm nutzlos erschienen.
    Ein Attentatsversuch an Napoleon III in Paris, ließ die Haltung Zensur, einen Königsmord auf der Bühne darzustellen, noch verschärfen. Als Verdi in Neapel eintrifft, wird er mit den zahlreichen Änderungen konfrontiert. Am 23. Jänner wird der Zensur das geänderte Libretto vorgelegt, doch die Zensoren konnten sich nicht einigen und überlassen die Entscheidung dem Polizeichef. Dieser verlangte erneut Änderungen - man darf keinen Herrscher auf der Bühne zeigen, Amelia sollte sich in Renatos Schwester verwandeln, der Losentscheid muß wegfallen, der Ball muß gestrichen werden, und wenn schon, dann muß die Ermordung für das Publikum unsichtbar hinter der Bühne passieren. Das Chaos war perfekt. Somma, noch immer auf seine Anonymität beharrend, stellt Verdi die Änderungen frei, allerdings sollte dann der Name der Oper auch geändert werden. Das Teatro San Carlo wieder wollte die Oper unbedingt aufführen, ließ das Libretto dahingehend ändern, daß die Oper nun in der Frührenaissance spielt und so groteke Änderungen vorsah, einen Maskenball ohne Masken zu zeigen. Jedenfalls wurde dieses Libretto, das jetzt 'Adelia degli Adimari' heißt, am 13. Februar erneut der Zensur vorgelegt. Als Verdi davon erfuhr, weigerte er sich, die Musik dem neuen Libretto anzupassen. Es kam zu einer Schlammschlacht zwischen Verdi und dem Theater, auf der einen Seite wurde mit Klagen und Schadenersatzforderungen gedroht, ja selbst die Festnahme von Verdi wurde in Betracht gezogen, auf der anderen Seite die strikte Weigerung, die Änderungen durchzuführen. Auch gegenüber der Zensur, Verdi hatte da in der Vergangenheit schon viel Erfahrungen gesammelt und fiel in solchen Situationen nicht in Panik, blieb er unnachgiebig. Nachdem er sich mit dem Teatro San Carlo außergerichtlich geeinigt hat, die Partitur bleibt Verdi's Eigentum, dafür wird er im Herbst 1858 nach Neapel zurückkehren, um 'Simone Boccanegra' neu einzustudieren, kehrte Verdi Neapel den Rücken. Nun überlegte er sich einen anderen Aufführungsort für die Oper. Vincenzo Jacovacci, der Impresario des Teatro Apollo in Rom, zeigt Intersse an der Oper, weist jedoch darauf hin, daß es auch mit der römischen Zensur Schwierigkeiten geben wird. Die Zensur in Rom ist allerdings weitaus nachgiebiger als jene in Neapel. So soll der Schauplatz außerhalb Europas angesiedelt werden, die Namen der Personen, vor allem die der Adeligen, müssen verändert werden, aber ansonsten bleibt das Libretto ungeschoren. Verdi, schon mißmutig, stimmt dann nach endlosen Auseinandersetzungen am 11. August 1858 zu. Verdi feilt noch bis Februar am Libretto und an der Musik, bis dann am 17. Febraur 1859 die Oper unter dem Titel 'Un ballo in maschera' zur Premiere kommt. Die Oper wurde vom Publikum frenetisch gefeiert, Verdi war wieder einmal die Symbolfigur für den Freiheitskampf, nur die Kritik war da zurückhaltendern, witterte nordische Einflüsse in die italienische Opernszene und kritisierte vor allem das Libretto. Als am 7. September 1860 in Neapel der verhasste bourbonische Thron gestürzt wurde, war diese Oper eine der ersten, die im befreiten Neapel aufgeführt wurde. Die Oper wurde bald in zahlreiche Sprachen übersetzt und trat einen Siegeszug rund um die Welt an, der bis heute anhält. Heute wird auch immer öfter die Originalversion mit König Gustav als Titelfigur aufgeführt.
    Noch ein paar Worte über den historischen Hintergrund der Oper, die dem Libretto zugrunde liegt:
    Gustav III. von Schweden, ein Neffe Friedrich des Großen, war seinerzeit ein aufgeklärter König, der viel Verständnis für die Kunst aufbrachte und das Leben in vollen Zügen genoss. Allerdings zog er sich, als er die Privilegien des Adels abschaffen wollte, in diesen Kreisen mächtige Feinde zu. Am 17.März 1792 wurde Gustav auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper vor der maskierten Ballgesellschaft von Johann Jakob Anckarström erschossen.


    Beitrag von Verletto!

  • Bemerkungen
    Diese Oper fällt in einen sehr bedeutenden Schaffensabschnitt Verdi's. Nach dem populären Trio - Rigoletto,Troubadour, Traviata - hatte sich Verdi mit 'Simone Boccanegra' von der reinen Belcanto-Oper abgewandt, um jetzt mit dieser Oper wieder zurückzukehren. Allerdings sind bedeutende Fortschritte zu bemerken, so werden die Arien durch fast schon ariose Rezitative verbunden, was zu größeren, gewaltigeren Musikeinheiten führt, die Charaktere der Personen mit subtiler exzessiverer Musik gezeichnet und die Milieuschilderungen mit tiefer Gefühlsdichte unterlegt. Schon in der Ouvertüre, wo das Liebesmotiv Riccardos dem Verschwörermotiv entgegengesetzt wird, zeigt sich die neue Technik der kontrapunktischen Verarbeitung, oder, um das Ende der Oper vorwegzunehmen....welch grandioser Einfall im letzten Akt, die hereinbrechende Katastrophe mit Ballmusik zu unterlegen, um dann mit der Kantilene Riccardos musikdramatisch den Knoten aufzulösen. Ach ja...und wie schön stirbt es sich bei Verdi, welch herrliche Töne da noch über die Lippen kommen und die Tragödie fast in den Hintergrund treten lassen. Es fällt schon schwer, aus der Fülle der musikalischen und dramatischen Einfällen Verdis einzelne herauszuheben, zu großartig ist seine Musik, in seiner Ausdruckskraft und Farbenpracht. Wenn es trotzdem geschieht, dann nur, um die Fähigkeit Verdis, große melodische Bögen zu spannen, zu illustrieren. Finden wir nicht, das in der Ouvertüre vorkommende Staccatomotiv nicht auch in der Verschwörerszene im 3.Akt als entscheidenden Antrieb für den weiteren Handlungsablauf dient, oder die Wahrsageszene, wo auf die Beschwörungsformel Ulricas der heitere Auftritt Silvaons folgt, um dann gegensätzliche Themen aufeinanderprallen zu lassen...Amelia, die ihre unerlaubte Liebe zu Riccardo ausdrückt, die Kavatine Riccardos 'Di tu, se fedele', von der in Form eines geschlossenen Rezitativs in die Prophezeihung von Riccardos Tod übergeleitet wird, um dann mit 'È scherzo od è follia' der Szene einen scherzhaften Charakter gibt und das Bedrückende in den Hintergrund treten lässt. Ein Meisterwerk Verdis auf engstem Raum.....
    Beeindruckend ist auch die Galgenszene Amelias, die Liebeszene mit Riccardo, den Auftritt Renatos und dann der Chor der Verschwörer. Wie man weiß, hat Verdi eine oft trivial wirkende Vorliebe für Chöre, doch hier hat er eine psychologische Funktion. Genial, wie Verdi den Spott einerseits und die Peinlichkeit der Situation für Renato andererseits musikalisch gestaltet.
    Nicht vergessen werden darf der Rachemonolog Renatos, die Losentscheidung und Riccardos Szene, in der er schweren Herzens der Liebe Amelia zugunsten der Freundschaft entsagt....und ja, Oscar, ein neues Rollenbild bei Verdi...eine Hosenrolle für einen dekorativen Koloraturpart inklusive einer chansonähnlichen Arie beim Maskenball und dürfte von der französischen Musikbühne von Verdi übernommen worden sein.
    'Un ballo in maschera' gehört zu den ganz großen Opern, die Verdi geschrieben hat, voll Dramatik und Virtuosität, voll Lyrik und melodischer Kraft und hat mit mancher Szene schon auf den Stil von 'Othello' vorgegriffen.


    Beitrag von Verletto!

  • Besetzung der Uraufführung
    Riccardo - Gaetano Fraschini
    Reanto - Leone Giraldoni
    Amelia - Eugenia Julienne-Dejean
    Ulrica - Zelina Sbriscia
    Oscar . Pamela Scotti


    Beitrag von Verletto!