Lortzing als Sakralmusiker

  • Hallo zusammen,


    zufällig habe ich diese Aufnahme entdeckt:



    Wer kennt das Werk und seine Entstehungsgeschichte?


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Die Himmelfahrt Jesu Christi


    Großes Oratorium in zwei Teilen für Soli, Chor und Orchester LoWV. 15


    Libretto: Karl Rosenthal (1775 - 1841)


    UA: 15.11.1828 in Münster


    Gabriel - Sopran
    Eloa - Alt
    Christus - Tenor
    Johannes - Bariton
    Petrus - Bass



    Albert Lortzing gilt als Inbegriff des musikalischen Biedermeier. Das ist sicher nicht falsch, wenn auch einseitig.
    Die Erstaufnahme des Oratoriums "Die Himmelfahrt Jesu Christi" erlaubt uns, ein wenig hinter die Fassaden zu hören. Es ist ein Frühwerk des 27jährigen Komponisten, geschrieben 1828 – kurz, nachdem er mit "Ali Pascha von Janina" das erste seiner heiteren Singspiele vorgelegt hatte (somit also fast zwei Jahrzehnte vor den bekannten Opern).


    Albert Lortzing, damals als Schauspieler und Sänger unterwegs, beherrschte nicht nur das kompositorische Handwerk angemessen, sondern wusste durchaus, was in dieser Epoche musikalisch gefragt war. So fehlt es, zumal in den Chorsätzen, weder an barocken Erinnerungen noch an sanften Beethoven-Einflüssen (kurioserweise des Fidelio). Das deutlichste Vorbild aber sind die späten Haydn-Oratorien, doch auch der neue romantische Ton à la Mendelssohn kündet sich an.


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Ein Chor der Engel eröffnet das Werk, er setzt ohne Einleitung ein "Heilig, heilig ist unser Gott", nach 17 Takten in langsamen Tempo setzt ein Allegro ein, das die Lobpreisung fortsetzt.


    Das kurze Rezitativ des Johannes "Gekommen sind wir an des Ölbergs Fuß" ist die Überleitung zur glanzvollen Arie des Gabriel "Blaset laut zu Zion mit Posauen". Das stimmungsvolle Rezitativ des Elias "Im Anfang war das Wort" und das darauf folgende Quartett "Geduldet hat des Höchsten Sohn" - das Credo erscheint auch notengenau in Otto Nicolais Messe - erinnert an das Leben und Leiden christi auf Erden.


    In einem Razitativ schildert Johannes bewegt und dramatisch ergänzt durch entsprechende Tonmalereien die Schrecknisse beim Tode Jesu "Es fasst mein Geist die Wunder alle nicht". Es folg ein süßliches Duett zwischen Gabriel und Johannes, die den Verlust des Freundes beklagen.


    Kräftig charakterisiert wird Petrus im nun folgenden Rezitativ, das die Auferstehung Christi unter dem Aufruhr der Elemente beschreibt und zu einer effektvollen Bravour - Arie führt "Im Grabe sahn ihn nicht die Weiber". Nun sing der Chor der Engel "Lob und Preis dem Lamme, das geblutet hat" und jauchzt dem Auferstandenen mit Psalmen Jubel des Dankes zu. Den Abschluss bildet eine nach allen Regeln der Kunst durchgeführte und breit angelegt Fuge "Oh Heil dem Mittler, der versöhnet."



    Im folgenden zweiten Teil tritt Christus selbst auf. Nach einem kurzen Vorspiel der Hörner und Holzbläser setzt ein ausdruckstarkes Rezitativ Christi ein, welches in der Mahnung an die Jünger "Liebet einanander" ausklingt. Die lyrische Arie "O großes Heil ist euch beschieden" bemüht sich in einer einfachen Tonsprache der Würde des Gegenstandes zu entsprechen. Die Jünger verstehen jedoch nicht, was er fragt und sie flehen in rührenden Tönen "Lass uns nicht verlassen gehn!"


    Im folgenden Rezitativ bittet Chistus Gott, den Vater, da sein Werk nun vollendet sei, um Verklärung. In der folgenden feurigen Arie "Geoffenbaret hab ich deinen Namen" verkündet er, dass die Zahl der Frommen immer wachse zur Ehre des Herrn.


    Ein Terzett - Gabriel, Eloa, Christus - preist den Glauben als höchstes Gut, danach setzt der Chor der Jünger ein "Leises Wallen wehet nieder", die den Herrn der Wahrheit vom Glanz des Himmels umstrahlt erblicken. Das Visionäre der Szene ist auch im Orchster glücklich gezeichnet: dreifach geteilte Celli, unterstützt von Fagotten und Bässen übernehmen die gehaltenen Akkorde des Chores während gedämpfte Violinen in auf- und absteigenden Triolen die Melodie umspielen.
    Chor und Terzett vereinigen sich zu einem Ensemble und unter dem Gebet das der Glaube die Jünger auf der Prüfung steiler Bahn leiten möge, steigt Christus in den Himmel auf. Nach einem weiteren Rezitativ des Petrus schließt sich ein Chor der Engel an, der freudig singt "Selig, die Gott berufen" und im Gegenatz "Doch wehe, wer den Herrn verraten".


    Die Solisten wiederholen die Seligpreisung , der Chor tritt hinzu und mit der Verheißung von des Himmels Herrlichkeit schließt das Werk triumphal ab.

  • Danke, Davidoff und andythr für Eure informativen Beiträge.


    Gibt es von Euch bevorzugte Aufnahmen dieses Werks?


    :hello: :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried