allerseits
Am 16. Dezember wäre der 1973 verstorbene englische Dramatiker, Schauspieler, Sänger und, notabene, Komponist Noel Coward 108 Jahre alt geworden. Ich habe mich deshalb mal hier umgetan und zu meinem Kummer festgestellt, dass er außer in meinen eigenen Beiträgen hier nur einmal mit einem Zitat über die Oper erwähnt wird.
Um dies zu ändern, habe ich mir vorgenommen, seinen Geburtstag mit einem Portrait zu ehren, denn diese Missachtung verdient er in keinster Weise, ist er doch nach Gilbert & Sullivan der bedeutendste und international erfolgreichste englische Operettenkomponist. Da er, wie sein Vorbild William S. Gilbert, über einen enormen Sprachwitz verfügte, ist seine Popularität leider weitgehend auf den englischen Sprachraum beschränkt geblieben. Immerhin konnten wenigstens einige seiner Sprechstücke auch bei uns reüssieren und wurden erfolgreich verfilmt, so von David Lean (BRIEF ENCOUNTER, BLITHE SPIRIT) und Ernst Lubitsch (DESIGN FOR LIVING). BLITHE SPIRIT wurde von Hugh Martin auch zu einem sehr hübschen Musical verarbeitet, das Coward so sehr gefiel, dass er sogar ein paar Nummern selbst aufnahm (u. a. "You Better Love me While You May"). Aber zurück zu ihm selbst.
Bevor ich das Portrait einstelle, möchte ich zunächst einmal wissen, was Ihr schon von ihm kennt oder habt, und ob überhaupt Interesse an einem solchen Portrait besteht.
Zum Auftakt und zur Erinnerung möchte ich drei Platten vorstellen, die sein musikalisches Werk sehr gut umreißen. Zunächst einmal die unverzichtbare Kompilation, in der er selbst seine erfolgreichsten Lieder singt:
Hier begegnet man früheren Hits wie "Mad Dogs and Englishmen", "A Room with a View" und "If Love Were All" sowie als besonderes Zuckerl ein Duett mit Cole Porter persönlich, in dem beide Porters köstliches "Let's Do It" singen.
Eine kongeniale jüngere Aufnahme von 19 Liedern des gleichen Repertoires stammt von Ian Bostridge, der am Klavier von Jeffrey Tate begleitet wurde:
Leider ist die Platte schon wieder vom (deutschen) Markt verschwunden, aber noch z. B. bei Amazon-Anbietern billig zu haben. Wer immer sich für englischen Sprachwitz und intelligente Melodien der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts interessiert, sollte sie sich sichern.
Und dann noch Cowards wichtigste und beste Operette, BITTER SWEET:
Es gibt auch einen Querschnitt mit den besten Nummern zum halben Preis, der den meisten genügen dürfte, aber das ganze Stück ist erst recht den Erwerb wert. Diese anrührende Geschichte um eine Gesangslehrerin (hier gültig verkörpert von Valerie Masterson), die mit ihrem Gesangslehrer nach Wien durchbrennen will, ihn aber in einer Zukunftsvision verliert, gehört zu den - bei uns - großen verkannten Werken der Gattung, obwohl sie genügend enschlägige Hits zu verzeichnen hat ("Ta-ra-ra-boom-de-ay"; "Zigeuner") um fast jede zeitgenössische und gar spätere Operette in den Schatten zu stellen.
In diesem Sinne: ich bin gespannt, von Euch dazu zu hören.
"I'll See You Again"
Rideamus