26.01.2008: Darmstadt: Elgar, The Dream of Gerontius

  • Am letzten Samstag waren wir im neuen Darmstadtium (das immer noch eine große Baustelle ist und deswegen häufig in der Presse und in aller Munde ist ... ;-) ), im ersten klassischen Konzert, das dort nach einigen Popkonzerten und anderen Veranstaltungen nun vom Konzertchor Darmstadt unter der Leitung seines Gründers und langjährigen Leiters Wolfgang Seeliger zusammen mit dem Christophorus Symphonie Orchester Stuttgart anläßlich des 30-jährigen Jubiläums des Konzertchors aufgeführt wurde.


    Zu hören gab es Edward Elgars "The Dream of Gerontius" (hier und hier).


    Frau Dr. Barbara Mohn aus Stuttgart gab eine Einführung.


    Gesungen haben Renée Morloc, Ferdinand von Bothmer und Stephan Loges.


    Interessant war schon die Einleitung, weil die Veranstalter wohl nicht mit sooooo viel Zuspruch gerechnet hatten. Der ursprünglich vorgesehene Raum mußte verlassen werden, und so fand die Einführung im Saale statt, aufgrund der wegen des Umzugs kürzen verfügbaren Zeit dann so gut wie ohne Musikbeispiele. Klar, daß eine solche Chance, das Darmstadtium auch mal von innen kennenlernen zu können, und das eben nicht bei Pop von vielen Darmstädtern wahrgenommen wurde. Frau Mohn gab eine passende und hilfreiche Einführung und "Einsortierung" des Stückes in seine Zeitgeschichte und die Musikgeschichte.


    Ich kannte Elgar bisher nur von seinem Cellokonzert und seinem "Pomp and Circumstances", das wir mal vor langen Jahren mit dem Schulorchester aufgeführt haben. So war ein erster Einblick ins weitere Schaffen von Elgar schon durch die Einführung gegeben.


    Uns allen stellte sich dann natürlich die Frage nach der Akkustik des Innen immer noch nicht ganz fertigen Saales. Ich empfand es als sehr viel angehmer (besser) als z.B. den großen Saal der Alten Oper in Frankfurt. Während in Frankfurt eine dumpfe, die tiefen Töne verstärkende Stimmung herrscht, die Kammermusik oder Solo-Gesang dort nicht wirklich versteh- und hörbar macht, konnte ich dies nun in Darmstadt nicht feststellen. Orchester und Sänger waren in allen Tonlagen und Höhen sehr angenehm und gut verständlich.


    Von den drei Solisten hat mir Stephan Loges am Besten gefallen. Ferdinand von Bothmers Stimme empfand ich als etwas "zu schwach" (oder auch "lieblich" ), während Renée Morlocs Stimme den Wunsch hatte, "schwarz" zu klingen, es aber nicht ganz schaffte. Dennoch: Alles in allem habe ich schon in Opernaufführungen auch in größeren Häusern Schlechteres gehört.


    Das Gleiche kann ich von Orchester und insbesondere vom Konzertchor sagen. Anfangs war das Orchester etwas "schüchtern", vielleicht auch wegen des großen Publikums und des leisen und mit Dämpfer zu spielenden Anfangs. Die "Angst" legte sich aber schnell, und dann spielte das Orchester auf sehr hohem Niveau. Der Chor war von Anfang an "Klasse", hier habe ich keine Anmerkungen zu machen.


    Kurz: Uns hat es sehr gut gefallen.


    Matthias

  • Danke für den ausführlichen Bericht - da Darmstadt für mich nicht unendlich weit entfernt liegt, von besonderem Interesse - zumal wenn wie hier ein Programm abseits der Hauptstraßen angeboten wird.


    Mit der Akustik der Alten Oper in Frankfurt - ich war zuletzt vor vielen Jahren dort, ein langer Schlauch das - bin ich auch nicht so glücklich gewesen; insofern ist bemerkenswert, wenn in Darmstadt eine gute Alternative entstehen sollte.

  • Zitat

    Original von Gurnemanz
    Danke für den ausführlichen Bericht - da Darmstadt für mich nicht unendlich weit entfernt liegt, von besonderem Interesse - zumal wenn wie hier ein Programm abseits der Hauptstraßen angeboten wird.


    Mit der Akustik der Alten Oper in Frankfurt - ich war zuletzt vor vielen Jahren dort, ein langer Schlauch das - bin ich auch nicht so glücklich gewesen; insofern ist bemerkenswert, wenn in Darmstadt eine gute Alternative entstehen sollte.


    Wichtig bleibt abzuwarten, was die neue Geschäftsführung aus dem Möglichen macht, ob hier dann tatsächlich auch mehr als nur "Kongresse" und Popkonzerte stattfinden werden. Ich drücke uns allen die Daumen!


    Matthias

  • Hallo Matthias,


    vielen Dank für Deinen ausführlichen positiven Bericht über die Elgar-Aufführung in der neuen Darmstädter Veranstaltungsstätte. Die Plakatankündigungen zum Konzert hatte ich auch gesehen, dann aber doch keine Zeit gefunden, es zu besuchen. Na ja, mag auch ein wenig daran gelegen haben, daß aus der englischen Chorliteratur, 'The Dream of Gerontius' nicht gerade zu meinen Lieblingsstücken gehört. :rolleyes:



    Hallo Gurnemanz,


    Zitat

    Original von Gurnemanz
    Mit der Akustik der Alten Oper in Frankfurt - ich war zuletzt vor vielen Jahren dort, ein langer Schlauch das - bin ich auch nicht so glücklich gewesen


    Das kann ich so nicht bestätigen. Denn es kommt ganz darauf an, von welchem Platz aus man das jeweilige Konzert verfolgt. In der Alten Oper bevorzuge ich die vorderen Reihen im Balkon wegen des sehr direkten Klangs und der freien Sicht auf das ganze Orchester.
    Wovon ich jedoch nur abraten kann, ist der gesamte Bereich des sogenannten 'Olymp' in der Ebene 6, weil man wegen der großen Entfernung von der Bühne auf derselben kaum mehr etwas erkennen kann.


    Eine sehr schöne Alternative dazu stellt in Frankfurt - vor allem wegen der sehr guten Akustik - der Sendesaal des Hessischen Rundfunks dar und in Darmstadt (bei den Symphoniekonzerten) das Große Haus im Staatstheater.


    Das Darmstadtium werde ich bei Gelegenheit aber auch einmal heimsuchen und die Atmosphäre und Akustik testen. :D


    :hello:
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    [zitat]Wovon ich jedoch nur abraten kann, ist der gesamte Bereich des sogenannten 'Olymp' in der Ebene 6, weil man wegen der großen Entfernung von der Bühne auf derselben kaum mehr etwas erkennen kann.
    [/zitat]
    Danke für den Hinweis; gerade diesen Bereich meinte ich; es war weniger die ungünstige Sicht (könnte ich evt. noch verschmerzen) als der Klang, der nach meiner Erinnerung viel zu distanziert war.

  • Zitat

    Original von pfuetz


    Wichtig bleibt abzuwarten, was die neue Geschäftsführung aus dem Möglichen macht, ob hier dann tatsächlich auch mehr als nur "Kongresse" und Popkonzerte stattfinden werden. Ich drücke uns allen die Daumen!


    Matthias


    Und das scheint zu klappen:


    Morgen abend gibt es den Chor und das Orchester der TU, ebenfalls im Darmstadtium:


    http://www.darmstadtium.de/ind…ent/eventsdetail/ev_id/64


    Gruß,


    Matthias