Hallo liebe Forianer,
vor einiger Zeit schon stieß ich auf einen äußerst interessanten Artikel von Kristian Evensen, der sich mit den strukturellen, thematischen und musikalischen Verbindungen und Parallelen zweier absoluter Kultur-Phänomene auseinandersetzte: Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen" und George Lucas Film-Hexalogie "Star Wars".
Für mich sind diese beiden epischen Werke gewissermaßen der Zugang zur Oper geworden, denn lange bevor ich mich für die Oper zu interessieren begann, hatte ich mich schon mit Filmmusik, insbesondere der Musik von John Williams zu den "Star Wars"-Filmen auseinandergesetzt. Nachdem ich immer wieder von der "Leitmotivtechnik" im Zusammenhang mit den SW-Scores gelesen hatte und davon, dass diese Technik auf einen gewissen Richard Wagner zurückgeht, bin ich letztlich zum "Ring" und zur Oper gekommen. Als ich dann auf diesen Artikel stieß, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, in welchem Ausmaß sich tatsächlich signifikante Parallelen auf zahlreichen Ebenen herstellen lassen, wobei natürlich Quelle und Zitat eindeutig verteilt sind, zumindest was inhaltliche Aspekte angeht.
Es ist schon erstaunlich, wenn man sich die Filme mit Wagners "Ring" im Hinterkopf ansieht: Sei es die Szenen mit Luke Skywalker und Yoda, die frappierend an Siegfried und Mime erinnern, sogar das Setting im Wald stimmt. Oder sei es die Geschichte von Zwillingsgeschwistern, die getrennt voneinander auswuchsen und wieder zueinander finden. Sei es der große Vater/Sohn/Tochter-Konflikt, der sich sowohl durch den "Ring" als auch durch "Star Wars" zieht. Und so weiter und so weiter ...
Doch nicht nur inhaltlich gibt es viel ähnliches, auch musikalisch. Nicht nur, dass John Williams auf die Leitmotivtechnik setzt (und zwar in einer Komplexität, die zwar Wagner bei weitem nicht das Wasser reichen kann, im Filmbereich jedoch ziemlich einmalig daherkommt), auch seine Tonsprache erinnert mich teilweise stark an Wagner, obwohl natürlich auch spätere Einflüsse (Strawinsky, Holst) deutlich zu hören sind. Und die Musik spielt hier im Gegensatz zu vielen anderen Filmen eine sehr wichtige Rolle. Michael Schlechtriem hat hier im Forum mal über Korngold geschrieben, dass seine Filmmusiken quasi "Opern ohne Gesang" sind. Das gilt meiner Meinung nach auch für die SW-Scores von Williams. Nicht umsonst hat Lucas selbst "Star Wars" als eine "Space-Opera" bezeichnet.
Und die Parallelen beschränken sich ja nicht nur auf die Werke, sonder gelten in gewissem Maße auch für das "Drumherum" und die "Macher". Der "Hügel-Kult" und der "SW-Kult", sicherlich weitgehend nicht das gleiche Klientel, aber wenn man es auf die Grundstruktur runterbricht, dann sehe ich da wie Evensen in seinem Aufsatz herausstellt schon etwas vergleichbares.
Und wie Richard Wagner den Opernbetrieb und die Opernmusik revolutionierte, so hat dies Lucas auch mit dem Film getan, wenn auch wohl ausschließlich auf der technischen Seite.
So, soviel erst mal von meiner Seite. Mir ist durchaus bewusst, dass dieser Thread vielleicht nicht die allergrößte Resonanz findet, ich halte das Thema aber trotzdem für spannend und durchaus auch passend für das Opern-Forum, obwohl es natürlich den Forums-externen Bereich Film miteinbezieht.
Beste Grüße, Florian