Martha Mödl - wisst ihr noch, wie es war?

  • Nur fällt es mir schwer, einen Zusammenhang zwischen dem Schicksals dieses Jungen aus dem Libanon mit Leo Blech und am Ende auch mit der Mödl herzustellen.

    Lieber Rheingold,


    für mich jedenfalls ist er gegeben, denn die Kaltschnäuzigkeit mit der man Lebende wie Tote behandelt unterscheidet sich in keinem der Fälle und entspringt der gleichen Mentalität.
    Im übrigen teile ich durchaus Eure Meinung, was die Bewahrung von Grabstätten angeht.
    Schön, dass Du noch Illiusonen über Schweden hast. Viele, die hier leben, haben sie schon seit langem verloren.
    Und ein elfjähriger Junge, der im Lande geboren ist, kostet nicht mehr und nicht weniger, als jeder andere auch. Niemand braucht also Opfer zu bringen.
    Außerdem kann es keine Kostnadsfrage sein, sonst hätte man ihn schon lange abgeschoben.

  • Wisst ihr noch, wie was war? Gesprächsrunde Mödl, Varnay & Nilsson (BR 1997)

    Das folgende Video hätte ich auch im Thread zu Astrid Varnay oder Birgit Nilsson einstellen können. Allein, mir gefiel der Threadtitel zu Martha Mödl, seinerzeit gut gewählt vom leider schon verstorbenen Milletre, sehr gut: Wisst ihr noch, wie es war?


    Eine Gesprächsrunde der drei großen Ikonen, entstanden 1997 für den Bayerischen Rundfunk, als die Mödl bereits 85 war und die beiden anderen auch schon 79. Die Gesprächsleitung hatte Klaus Schultz inne, seinerzeit Intendant des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz, u. a. auch bekannt geworden durch eine ikonische Minirolle in Loriots "Ödipussi" als Herr Weber. Viel hat Schultz freilich nicht zu tun, liegt die eigentliche Gesprächsführung doch bei den Damen. Eine illustre Runde, wie sie heutzutage nicht mehr zustande kommen könnte. Nicht nur die gebürtige Nürnberger Mödl, sondern auch die Varnay und die Nilsson, beide in Schweden geboren, sprechen astreines Deutsch. Wehmütig blickt man zurück, wenn man dieser Gesprächsrunde lauscht, wo es u. a. um die großen Dirigenten geht, mit denen man zusammenarbeitete, darunter Furtwängler, Knappertsbusch, Böhm und Karajan. Alle drei sind sich übrigens einig, dass sie unter einer Dirigentin gar nicht hätten singen wollen - soviel zu dieser Diskussion von den großen Alten. Zehn Jahre späten waren sie alle in die Ewigkeit eingegangen (Martha Mödl starb 2001, Birgit Nilsson 2005 und Astrid Varnay 2006). Auch Klaus Schultz ist leider schon beinahe ein Jahrzehnt tot, viel zu früh gegangen. Wenn es stimmt, was man im Netz findet, wurde das Interview überhaupt nur 1998 im BR und 3sat und noch einmal 2006 auf BR-alpha ausgestrahlt. Von letzterer Ausstrahlung ist folglich der Upload bei YouTube.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke, lieber Joseph II., dass Du dieses wunderbare Gespräch gefundene hast. Ich kannte es, hatte es aber in meiner Sammlung nur in sehr eingeschränkter Bild- und Tonqualität. Die Bayreuther "Walküre", mit der die Sendung akustisch beginnt, war einst bei Melodram zunächst als LP, dann auf CD erschienen und ist nun auch bei YouTube verfügbar:


    "Walküre" Bayreuth 1954


    Wie erwähnt, ist es das einzige Tondokument, in dem Astrid Varnay (Brünnhilde), Martha Mödl (Sieglinde) und Birigit Nilsson (Ortlinde) gemeinsam zu hören sind.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent