Die Sinfonien Beethovens waren beliebtes Spielzeug der Bearbeiter. Der Grund dafür war wie immer, diese großen Werke - welche ein breites Publikum [wenn überhaupt] einmal im Leben im Konzert erlebte - weiter zu verbreiten. Aus diesem Grund waren zumeist Verleger diejenigen, welche dazu anregten, diese Werke für kammermusikalische Formationen einzurichten. So konnte auch der Adel, der nicht über ein großes Orchester verfügte, sowie das musikalisch gebildete Bürgertum sich diese tolle Musik "ins Haus" kommen lassen. Stich-Noten wurden nicht nur verkauft, sondern auch vermietet.
Als Besetzung für derlei Bearbeitungen kamen prinzipiell das Klaviertrio, Klavierquartett und Streichquartett in Frage. Es gab selbstverständlich auch Transkriptionen für das Klavier, zwei- wie vierhändig. Diese werden allerdings an anderer Stelle besprochen. Die Bearbeitung seiner 2. Sinfonie für Klaviertrio übernahm Beethoven selbst:
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
Robert Levin, Fortepiano
Members of the Orchestre Révolutionaire et Romantique
Eine wahrhaft faszinierende Bearbeitung der ansich schon großartigen Sinfonie - hier kingt sie m. E. noch besser. Spielfreude und -fertigkeit des Ensembles tun das Übrige dazu.
Bearbeiter der 3. Sinfonie ist der mit Beethoven befreundete Ferdinand Ries:
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55
mozart piano quartet:
Paul Rivinius, Klavier
Mark Gothoni, Violine
Hartmut Rohde, Viola
Peter Hörr, Violoncello
Ries wähle hier das Klavierquartett für seine Bearbeitung. Diese Bearbeitung erzielt erstaunliche Ergebnisse: Zum einen meint man, wie z.B. im langsamen Satz, Beethoven selbst am Klavier komponieren zu hören. Ich meine, man kann auf diese Weise erfahren, daß Beethoven ein Klavierkomponist war, der also seine Kompositionen zunächst am Tasteninstrument ausdachte, während andere Komponisten oftmals direkt für Orchester in die Partitur schrieben... wie dem auch sei, klingt jedenfalls diese 'Eroica' sehr klavieristisch und einfach wunderbar!
Als nächstes gibt es eine etwas aus der Reihe tanzende Bearbeitung der 6. Sinfonie für Streichsextett, welche von Michael Gotthardt Fischer [1773-1829] stammt:
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68
Kölner Streichsextett
Ungewöhnlich ist es für die Zeit der Bearbeitung tatsächlich, daß Fischer das Streichsextett als Formation wählte, denn es hatte sich nichtmal das Streichquintett etabliert und beide Formationen sollten auch das Streichquartett niemals wirklich ablösen, höchstens ergänzen. Die Bearbeitung ist aber außerordentlich gelungen: Während bei den Bearbeitungen der 2. und 3. Sinfonie der Klang auf die "neuen" Instrumente [dort insbesondere das Klavier] ausgerichtet ist, wird hier erfolgreich [!] versucht, die Originalstimmen mit den vorhandenen Instrumenten zu imitieren. So gelingt es u.a. ganz wunderbar und täuschend echt, die Trompetenfanfare im "Lustigen Zusammensein der Landleute" durch die beiden Violinen nachzuahmen! Besonders schön kommt hier natürlich das Gewitter als solches zur Geltung, daß durchaus auch ohne den Bombast der Originalfassung umwerfend ist!
Unbekannt ist der Bearbeiter der 7. Sinfonie für "die Harmonie":
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Les Vents de Montréal Winds | André Moisan
Von dieser Version gibt es noch eine weitere Einspielung, die ich noch nicht kenne, wobei Forenstimmen meinen, die Montréal Winds seien eh besser:
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Octophorus | Paul Dombrecht
Diese Bearbeitung für "die Harmonie" ist natürlich wieder eine ganz eigene Sache, die nicht unbedingt jedem Gefallen muß. Wer allerdings z.B. Mozarts "Gran Partita" und vergleichbare Werke mag, sollte sich diese Siebente auch nicht entgehen lassen!
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Aus dem Juni-Heft 2007 der acta mozartiana habe ich entnommen, daß Johann Nepomuk Hummel ebenfalls Beethovens Sinfonien bearbeitet hat - in welchem Umfang steht allerdings nicht dabei. Das Booklet zum Pastoralen-Sextett weist jedoch aus, daß Hummel sowohl die 5te als auch die 6te Sinfonie für Klavierquartett mit Flöte bearbeitet hat. Ich hoffe, daß diese Bearbeitungen noch einsehbar sind und bald eingespielt werden! Eine Fassung der 8ten Sinfonie für Harmonie lauert auf irgendeinem Dachboden noch ihrer Entdeckung. Außerdem soll es Klaviertriofassungen der 7ten und 8ten Sinfonie geben...
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Ich hoffe, ich konnte einige Hör- und Kauf-Anregungen geben.
Ulli