Sinnvolle Wiedergabe von Beethoven-Sinfonien - - - Regel oder Ausnahme ??

  • Liebe Forianer


    In der Anfangszeit des Forums sprudelten meine Threads nur so aus mir heraus. Allmählich gab es aber Abnützungserscheinungen - und so wurden meine Threaderöffnungen spärlicher.


    Nach einer gewissen Zeit des "Auftankens" scheine ich aber wieder fit zu sein. Es ist ja nicht so, daß man selbst Threads "erfinden" müsste - Nein sie liegen quasi auf der Straße - äh ich meine im Forum.


    Das Thema "Beethovensinfonien" scheint scheinbar ausgeschöpft - Es gibt bereits etliche Threads zu diesem Thema. Plötzlich stoße ich in einem anderen Thread auf folgende Aussage (von Amfortas08 ):


    Zitat

    Eine sinnvolle Beethovensinfonienwiedergabe ist bis heute eine musikalische Ausnahme, keine Regel


    OHHH
    Das halte ich in der Tat für zumindest sehr gewagt.
    Und natürlich diskussionswürdig.


    WIE sollte man Beethovens Sinfonien interpretieren, damit sie als SINNVOLL gelten können ?
    Ich gehe davon aus, daß im speziellen Kontext statt SINNVOLL die Worte ANGEMESSEN oder ÄDIQUAT stehen könnten (?)
    Aber das beantwortet die Frage natürlich genausowenig
    Es wäre günstig, die gewählten, idealen Interpetationen durch Schallplatten- oder CD-Einspielungen illustrieren zu können...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Alfred,


    die These von Amfortas wird von einer Rezension von Ben Cohrs unterstützt, die ab heute im Internet zu lesen ist. Ich zitiere einen Teil daraus:


    Zitat

    Es ist zwar durchaus Mode, daß jeder hoffnungsvolle jüngere Dirigent erstmal einen Beethoven-Zyklus auf CD bannen muß, um auf dem nahezu versteinerten Klassikmarkt wahr- und ernstgenommen zu werden. Es hat wohl in der Tonträger-Geschichte noch nie so viele durchschnittliche bis langweilige Beethoven-Neuaufnahmen gegeben wie jetzt. Doch diese Gesamtaufnahme (Nr. 6, 2 und 9 folgen bis 2010) verspricht, ein Jahrhundert-Zyklus zu werden, ergreifend und erschütternd. Welch ein reicher Kosmos von Emotionen und Botschaften!


    Die Rede ist vom neuen Beethoven-Zyklus mit der Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi.



    Da ich mich leider nicht ganz im momentanen Beethoven-Aufnahmenmarkt auskenne, kann ich das weder bestätigen noch dementieren. In meinem Umfeld habe ich aber schon einige gute Meinungen über diesen Zyklus gehört.
    Vielleicht sind diese Interpretationen "sinnvoller" als Andere?



    LG, Peter.

  • Seit fast 30 Jahren existieren Aufnahmen mit Sinfonien Ludwig van Beethovens, die relativ konsequent Beethovens Metronomangaben befolgen und in deutscher Orchesteraufstellung aufgenommen wurden (z.B. Gielens Aufnahme von Beethovens 3., entstanden 1980).


    Seit ca. 20 Jahren existieren Zyklen, die "hip" aufgenommen wurden (Norrington, Hanover Band).


    Auch die neue Bärenreiter Edition findet öfter Anwendung in Beethoven-Zyklen (Zinman, Abbado II).


    Was also ist an Järvi "sinnvoller" als an Norrington I oder II (RSO Stuttgart) z.B.?


    Ich kenne die 3., 4., 7. und 8. Sinfonie mit Järvi (also die ersten beiden CDs aus dem Zyklus). Das sind für mich ausgesprochen (3., 4.) oder nicht ganz so (7.) begeisternde Aufnahmen, aber einen interpretatorischen "Quantensprung" im Vergleich zu Norington oder Gielen 1980 erkenne ich nicht.


    "Sinnvoller" kann nur "partiturgetreuer" oder "werkdienlicher" bedeuten.


    Siehe ganz oben, den Anspruch erkenne ich bei Järvi nicht - abgesehen davon, daß meine beiden Definitionsversuche genau so diskutabel sind wie die Frage nach dem "sinnvollen"...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler