angeregt durch eine ausgezeichnete CD mit der Steinmeyer-Orgel (1925, III/P) in der Berliner Kirche Ss. Corpus Christi, welche beim Label JUBAL unter dem Titel „Werke J.S. Bachs und des 20. Jahrhunderts“ kürzlich erschienen ist, möchte ich mit diesem Thread eine Diskussion über die Problematik und deren Lösungen bei der Interpretation der Werke alter Meister auf romantischen und spätromantischen Orgeln starten.
Wenn man ein Instrument hat, daß dem romantischen bzw. spätromantischen Klangideal verpflichtet ist, steht man zwangsläufig vor der Frage, wie gehe ich in der Registrierung, Tempi etc. vor, damit die Interpretation dem Hörer glaubhaft und überzeugend erscheint? Die Praxis zeigt dabei, daß hier die (schon mal verpönten) Anweisungen von K. Straube & Co. durchaus Ihren Sinn und Richtigkeit haben. Legt man diese Anweisungen eigener Interpretation zugrunde, erlebt man, daß auch barocke Meister auf einer romantischen Orgel reizvoll klingen können. (vergleiche hier: die oben genannte CD-Einspielung oder J.S. Bach, Passacaglia c-Moll, gespielt von Jan Ernst an der Ladegast-Orgel im Dom zu Schwerin, oder J.S. Bach, Fantasie und Fuge g-Moll, gespielt von Thomas Herzer an der Ladegast-Orgel der Schloßkirche in Wittenberg / beides erschienen bei FAGOTT). Dieses Empfinden setzt natürlich voraus, daß man einer solchen Interpretation nicht den Gültigkeitsrahmen der hist. Aufführungspraxis des 17.-18. Jh. auflegt.
Welche Meinung haben Sie dazu?