Hallo Miteinander!
Auf zum zweiten Teil dieser Reihe, die die Vorstellung von Musikern und Ensembles, die bei der Wiederentdeckung und Rezeption von Musik vor 1750 prägend sind, zum Inhalt hat.
Dieses Thema ist dem Zinkenist und Ensembleleiter Roland Wilson und seinen Ensembles gewidmet.
Als studierter Trompeter wandte er sich schon sehr bald nach dem Studium der Alten Musik zu und lernte erst autodidaktisch, dann am Konservatorium in Den Haag, das Zinkspielen. Die Beschäftigung mit diesem Instrument ging soweit, dass er inzwischen auch Zinken herstellt. Seine Hauptbeschäftigung gilt aber natürlich der Urbarmachung und der Aufführung von Musik, bevorzugt der des 16. und 17. Jahrhunderts.
Zu diesem Zweck gründete er 1976 das Instrumentalensemble Musica Fiata. Schnell konnte sich die Truppe etablieren und spielt noch heute eine herausragende Rolle, wenn es darum geht, die Musik von Pachelbel, Praetorius, Schelle, Schein, Schütz, Gabrieli, Biber, Rosenmüller und vielen anderen mehr mit neuem Leben zu erfüllen.
Gut 15 Jahre später ergänzte Wilson sein Instrumentalensemble um das vokale Gegenstück - La Capella Ducale, um auch hier eine Gruppe von Musikern zur Verfügung zu haben, die sehr gut aufeinander abgestimmt sind, die sich kennen und darum eine hohes Maß an Homogenität und Abstimmung bieten können.
In beiden Ensembles finden sich viele großartige Musiker wieder, die sich in anderen Ensembles oder als Solisten einen Namen gemacht haben.
Trotzdem gibt es bei unterschiedlichen Produktionen kaum zweimal die gleiche Besetzung. Das liegt einfach daran, dass die Besetzung stets an die Erfordernisse der aufzuführenden Werke angepasst wird, denn soetwas wie ein Standardorchester gab es kaum in der Zeit, aus die die Musik stammt, die Roland Wilson normalerweise zur Aufführung bringt.
Ein Merkmal fast aller Aufnahmen, die Wilson macht, ist die außerordentlich große und bunte Besetzung. Dabei reicht der Bogen von kraftvollen klangprächtigen Tuttipassagen bis hin zu intimeren klein besetzen Stücken, wobei ersteres durch die meist große Zahl von Musikern (zumindest im Vergleich zu vielen anderen Werken aus der Zeit) wirklich sehr üppig ausfällt. Diese Stücke muß man gehört haben! Außerdem lernt man Instrumente kennen, die selbst für Liebhabern der Alten Musik exotisch sind, beispielsweise Cistern, oder Geigen mit Metallsaiten (jawohl, sowas gab´s damals schon), oder Dulziane, oder Schalmeien, oder Pommern.... Roland Wilson hat ein sehr gutes Gespür dafür, mit welchem Instrument er den richtigen Effekt erzielen kann.
https://www.bach-cantatas.com/Bio/Musica-Fiata-2.htm
Fazit: Wer sich mit der Musik vor Johann Sebastian Bach beschäftigen möchte, der kommt an den wundervollen Aufnahmen von Roland Wilson und seinen Ensembles nicht vorbei.
herzliche Grüße,
Thomas