I Capuleti e i Montecchi, 27. 03.2011

  • Welch eine seltsame Premiere!!! Am Ende rundum Jubel für eine mittelmässige Inszenierung, sowie eine Einspringerin, die alles gab, auch wenn sie den ausgefallenen Star nicht ersetzten konnte.
    Die Inszenierung von Vincent Boussard ist wirklich alles andere als toll. Ein seltsam-sparsames Bühnenbild von Vincent Lemeire, welches durch Projektionen und die Lichregie von Guido Levi nur wenig an Atmosphäre gewann. In diesen Bildern, welche die Schauplätze lediglich andeuteten, blieb die Geschichte ohne Leben. Es fand fast keine Interaktion zwischen den Sängern statt, keine Gefühle, keine Charaktere aus Fleisch und Blut, was gerade bei Bellinis Belcanto so wichtig ist. Schade. Am Ende starben Romeo und Julia stehend und gingen nach vorne ab, während der Chor auf die Bühne kam.
    Es waren wohl auch viele Leute nur wegen der Kostüme von Christian Lacroix gekommen. Leider waren auch diese enttäuschend. Weitgehend an der Mode der Bellini Zeit orientiert, besassen sie auch einige Elemente der Rainessance und waren was Herrenchor und Hauptdarsteller betrifft eher unauffällig. Ein Ärgernis war, dass über 20 Renaissance-Kostüme für Statistinnen (der Damenchor singt nur in der kurzen Beerdigungsszene im 2. Akt) extra gefertigt wurden, welche im 1. Finale die Bühne beglücken durften und vor Beginn der Musik des 2. Aktes laufstegmässig eine Treppe hochstiegen. Dies stand in keinem Bezug zum Werk und diente lediglich der Selbsdarstellung eines extravaganten Modeschöpfers. So Nicht.
    Aber wenigstens stört die Inszenierung nicht und kann als schönansehlicher Rahmen für grosse Sänger dienen, und das ist bei dem, was man dank Regietheater "geniessen " darf schon viel.
    Nach der Absage von Vesselina Kasarova, studierte die 24 jährige Tara Erraught (Wow, jetzt singen schon Sänger die so alt wie ich sind 8) ) den Romeo in 5 Tagen ein.
    Die sympathische Sängerin gab alles und erhielt grossen Jubel, auch wenn ihre Leistung eher als Versprechen für die Zukunft gelten darf. Noch war ihre Stimme zu klein für den Romeo, obwohl sie über einen wunderschönen, jugen und unverbrauchten Mezzo besitzt. Die Premieren-Nervosität war in dieser Situartion allzu verständlich...
    Eri Nakamura sang eine solide Giulietta, aber auch ihre Darbietung soll noch reifen. Mit schönem Tenor gab Dimitri Pittas den unglücklichen Tebaldo, während Carlo Cigni und Steven Humes als Lorenza bzw. Cappelio eher blass blieben.
    Hervorragend sang der Chor in der Einstudierund seines neuen Direktor, Sören Eckhoff. Auch das Orchester war unter Yves Abel hervorragend disponiert. Es spielte präzise und klangschön und kostete Bellinis wunderbare Melodien schon in der Ouverture voll aus...
    :hello:

  • Das Original spielt ja wohl in Verona, aber in welcher Stadt diese Inszenierung lief, sollte der Bericht schon erwähnen. In Essen hat man es wohl schlauer gemacht und dieses Werk gleich konzertant aufgeführt.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • OHHHH- sorry. Im Eifer des Gefechts habe vergessen, dass sie Aufführung in meiner Heimatstadt München lief........
    Tut mit wirklich leid.... :)

  • Besten Dank, lieber Figarooo für den Bericht. Ich habe ihn mit großen Interesse gelesen.
    Gestern abend habe ich die Übertragung im Radio gehört und mir gedacht, was ist denn nur mit den Münchnern los, dass sie eine Aufführung wie diese so lautstark bejubeln. Natürlich hat eine junge Einspringerin aufmunternden Beifall verdient, auch wenn ihre Leistung noch nicht wirklich eines so großen Hauses würdig ist. Aber sie und die anderen bekamen doch fast enthusiastischen Applaus. Dabei habe ich zuletzt dieses Werk an zwei kleineren Häusern (in Städten, die man in München PROVINZ nennt) deutlich besser und eindrücklicher gehört. Deshalb war für mich doch interessant, dass Du wohlwohlend berichtet aber auch angemerkt hast, dass dies nicht wirklich Gesangsleistung von Klasse waren!


    Übrigens zweifle ich, ob Kasaraova, die ja eigentlich den Romeo singen sollte, im gegenwärtigen Stadium ihrer Karriere noch eine gute Besetzung gewesen wäre.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Caruso41: Freut mich, dass Du durch das Radio meine Eindrücke geteilt hast. ;)
    Auch ich bin nicht sicher, ob Kasarova wirklich noch ein guter Romeo gewesen wäre. In der Einführungsmatinee erwähnte sie, dass sie demnächst ihre erste Eboli singen wird. Das sollte eigentlich zeigen, dass sie Repertoire wie dem Romeo entwachsen sein sollte....

  • Ich habe die Premiere im Radio auch verfolgt und fand die jungen Sänger ganz erfrischend. Sie haben ja auch noch alle Zeit der Welt ihre Stimmen zu entwickeln. Aber es war doch schon mal ein guter Anfang. Wenn man bedenkt mit wieviel Beschimpfungen Frau Nakamura und Frau Errauguht in einem anderen Forum überschüttet worden sind, ohne das die Schreiber die beiden Dame jemals gehört haben.

  • Ich habe die Premiere im Radio auch verfolgt und fand die jungen Sänger ganz erfrischend. Sie haben ja auch noch alle Zeit der Welt ihre Stimmen zu entwickeln. Aber es war doch schon mal ein guter Anfang. Wenn man bedenkt mit wieviel Beschimpfungen Frau Nakamura und Frau Errauguht in einem anderen Forum überschüttet worden sind, ohne das die Schreiber die beiden Dame jemals gehört haben.


    Ja das sehe ich auch so. Ich finde, die beiden Sängerinnen haben sich für ihr Alter wirklich gut geschlagen und ich bin sicher wir werden in den nächsten Jahren noch einiges von ihnen hören. Es wr wirklich unfair Frau Erraught zuvor derart zu beschimpfen, als ob es ihre Schuld sei, das die Kasarova nicht gesungen hat....

  • Auch ich bin nicht sicher, ob Kasarova wirklich noch ein guter Romeo gewesen wäre. In der Einführungsmatinee erwähnte sie, dass sie demnächst ihre erste Eboli singen wird. Das sollte eigentlich zeigen, dass sie Repertoire wie dem Romeo entwachsen sein sollte....

    Eine Cossotto oder Siminato hätten kaum Probleme gehabt, auch als sie schon die Eboli im Repertoire hatten, weiter einen vorzüglichen Romeo zu singen. Aber Frau Kasarovas Stimme hat sich ja nun wirklich nicht zu ihren Vortreil entwickelt - anders gesagt: sie hat heute eigentlich drei verschiedenen Stimmen, die nicht miteinander verbunden sind und zueinander passen. Das ist für Bellini einfach tödlich, zumal sie die Töne in Mittellage und Tiefe zunehmend künstlich auf Volumen zu trimen versucht. In London wird sie nach ihren letzten Auftritten im Belcanto-Fach nur noch ziemlich ungalant foghorn genannt!

    ;) - ;) - ;)


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  • Aber was war denn mit dem Münchener Premierenpublikum los ? Erstaunlicherweise gab es kein einziges Buh für das Regieteam aber dafür nur sehr wenig Applaus füe den wriklich sehr guten Dirigenten . In den Kritiken kommt die Inszenierung nicht so gut weg.