Liebe Taminoianerinnen und Taminoianer,
der erste (von Alfred gestartete) Versuch dieses Threads ist leider in einen ähnlichen Zustand geraten wie manch anderer Thread, in dem über das sog. Regietheater diskutiert wird. Ich finde das schade, weil ich die Leitfrage des Threads für sehr interessant halte.
Zwar war die Diskussion im ersten Thread - so man sie eine solche nennen will - sehr rege und hat sich positiv auf die Anzahl der Postings in diesem Forum ausgewirkt, doch liegt mir in letzter Zeit viel mehr am Wiegen als am Zählen. Ich würde mich freuen, wenn es uns gemeinsam gelänge, hier einige sachliche Beiträge zum Thema zusammentragen zu können.
Konservative Opernaufführung - was bedeutet das? Wie jede und jeder in diesem Forum weiß, kommt "konservativ" von "conservare", was in etwa so viel wie "erhalten, bewahren" bedeutet.
Manche Aspekte kann oder will man ja heute nicht mehr erhalten (Kastraten, Kerzenlicht, originaler Stimmton), andere Dinge wie die Musik wurden kaum angetastet (sieht man von den teilweise verheerenden Kürzungen ab, die manches Meisterwerk erleiden musste). Also muss man diskutieren, was erhalten werden soll, was erhalten werden muss, und wo man eventuell auch bereit ist, abzuweichen.
So lade ich ein, gemeinsam einen 1. Schritt zu gehen und miteinander hier festzuhalten, welche Aspekte des Librettos, der Partitur und der dort enthaltenen Regieanweisungen bewahrt werden sollen. Bitte also nicht gleich in eine Negativabgrenzung verfallen à la "eine Verlegung ins 20. Jhd. ist unstatthaft", sondern positiv: "Zu Bewahren ist die Zeit der Handlung". Bitte auch nicht gleich mit Beispielen oder Negativbeispielen aufwarten ("Verdis Maskenball zeigt, dass der Ort der Handlung nebensächlich ist"), sondern dies einer späteren Phase der Diskussion vorbehalten.
Was also soll bei einer konservativen Opernaufführung erhalten werden? Vielleicht ist es gut, mit einfachen Dingen zu beginnen wie Text, Musik, Opernhaus, Zuhörer usw.