Man findet in den diversen Konzertführern nur wenig Text über Listzs Sinfonische Dichtungen, und das ist kaum verwunderlich. Denn vermutlich konnten die Verfasser mit den Titeln und den musikalischen Bezügen dazu nur wenig anfangen. Der Titel von Liszts Sinfonischer Dichtung Nr 2 bezieht sich auf den italienischen Dichter Torquato Tasso, der, bei aller Genialität geisteskrank (vermutlich schizophrene Schübe) war, aber trotz seines dadurch mißtrauischen und aufbrausenden Wesens durchaus anerkannt war. Wenn Liszt also behauptet, es ginge in seinem Werk auch darum daß der Dichter zeitlebens verkannt und erst kurz vor dessen Tod Anerkennung fand, dann entspricht das nicht den historischen Tatsachen. Es wird vermutet, daß Liszt sich in gewisser Weise mit Tasso verwandt fühlte, was ja irgendwo an der Realität vorbeigeht, denn Lissz war Zeit seines Lebens eher über- als unterschätzt, erst nach seinem Tod begann die Person weitgehend in Vergessenheit zu geraten.
Zurück zur Sinfonischen Dischtung: Sie wurde 1849 komponiert und bei einer Veranstaltung zu Goethes 100. Geburtstag gepielt, Sie war als Ouvertüre zu Goethes "Torquato Tasso" gedacht. Auch das Gedicht von Lord Byron wird geschickt damit verknüpft - das Stück wird dadurch, wenn schon nicht bedeutender, so doch interessanter. 1854 überarbeitet Liszt das Werk zur endgültigen Form.
Ich finde die 20 minütige Dichtung als durchaus hörenswert, wenn auch nicht genial. Sie ist blendend und effektvoll orchestriert (hat hier Raff Hand angelegt ?), ich meine ab Minute 10 ganz kurz Anklänge an Wagners "Fliegenden Holländer zu hören.Auch das Vorbild (?) Berlioz und auch Saint Saens (Orgelsinfonie) schimmert gelegentlich ein wenig durch (?), wenngleich ich das erst bei mehrmaligem Hören bemerkt habe. Besonders beeindrucken sind die triumpierenden Fanfaren im Finale, was mancher vielleicht als schon ein wenig bombastisch empfinden wird.
Ergänzungen, Pro und Kontra werden gern gelesen
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred