Irgendwie habe ich ja eine Vorliebe für Damen mit dunklen Stimmen – die Nachtigallen mit ihren schrillen Tönen nerven mich zunehmend!
Deshalb will ich hier und heute eine Dame präsentieren, die trotz ihrer über 82 Jahren noch auf der Bühne aktiv ist:
Sona Cervena, Altistin, geboren am 9. September 1925 in Prag, seit einiger Zeit auch dort wieder wohnhaft.
In ihrer Jugend sang sie zuerst Tanzmusik und Schlager, dann sang sie in Prag an einem Operettentheater. Dann entschloss sie sich doch, ein Gesangsstudium aufzunehmen. 1954 sang sie zum ersten Mal öffentlich an der Oper in Brünn. 1957 ging sie ans Prager Nationaltheater und von dort aus 1958 an die Berliner Staatsoper. Von dort aus gastierte sie in Dresden, Wien, Hamburg, London usw.
Bei den Bayreuther Festspielen war sie als Roßweiße, Floßhilde im Ring sowie als Blumenmädchen im Parsifal zu erleben. Auch in Glyndebourne, Salzburg und San Francisco war sie zu Gast. 1961 wurde sie festes Mitglied im Ensemble der Frankfurter Oper, wo sie bis 1974 blieb und dort auch sesshaft wurde. Dort hat sie auch später immer noch oft gastiert, z. B. in Janaceks „Jenufa“1987 und in Franz Schrekers „Der ferne Klang“ 1988. Dazwischen sang sie viel in den USA, besonders an der Oper von San Francisco, in deren Archiv sich auch etliche Aufnahmen von ihr befinden. Nach der Wende kehrte sie nach Prag zurück, wo sie lange nicht mehr gewesen war. Während der kommunistischen Herrschaft hatte sie seit dem Prager Frühling 1968 immer wieder Probleme mit dem Geheimdienst, wurde verfolgt und bespitzelt.
Dieses Thema hat auch eine neue Oper, die zurzeit in Prag inszeniert wird und bei der sich Sona Cervena stark engagiert. Hierauf werde ich vielleicht morgen noch näher eingehen.
Hier im Forum wurde der Name kaum erwähnt, nur Rideamus konnte sich noch an ihre „Carmen“ in Frankfurt erinnern.
Diese Carmen hat sie auch auf der Platte eingespielt – in einer DDR-Produktion von 1960:
Aufnahme: Jan. / März, 1960, Studio
Spieldauer: 143'45
Dirigent: Herbert Kegel
Rundfunk-Symphonie-Orchester Leipzig
Rundfunkchor Leipzig, Kinderchor des Leipziger Rundfunks
Chorleitung: Dietrich Knothe
Kommentar: Fassung von E. Guiraud, auch als Querschnitt erhältlich
Carmen: Sona Cervena
Dancaïre: Günter Leib
Don José: Rolf Apreck
Escamillo: Robert Lauhöfer
Frasquita: Ursula Engert
Mercédès: Sigrid Kehl
Micaëla: Maria Croonen
Moralès: Bruno Aderhold
Remendado: Harald Neukirch
Zuniga: Wilhelm Klemm
Auch auf die Liedsängerin möchte ich noch aufmerksam machen:
Sona Cervena - A Portrait
Lieder von Ostricil, Vycpalek, Janacek, Eben
Sona Cervena, Prag SO, Smetacek
Label: Sup , ADD, 1953-1958
Vielleicht interessiert sich ja der eine oder andere Tamino für diese Sängerin - mich würde es freuen, nicht alleine mit meiner Verehrung für die Dame zu sein!
LG