"fürst igor" essen aalto

  • kein grosser wurf,nicht mal ein kleiner.


    schade um eine vertane chance dem operngänger ein selten gespieltes werk näher zu bringen.


    anzukreiden ist dies meiner meinung nach, dem rgiesseur andrejs zagars,seines zeichens direktor der lettischen nationaloper riga.


    das werk,das normalerweise 3 stunden dauern soll(lt. programmheft sogar,beinahe 4 stunden),wurde etwas zusammengestrichen,man wollte hauptsächlich die musik,die nachweislich von alexander borodin konzipiert wurde und so wenig,wie möglich von den nachkompositionen von rimski-korkakow und glasunow,zu gehör bringen.
    so wurde beispielsweise auch auf die overtüre verzichtet und man beginnt direkt mit dem prolog.
    somit dauerte das ganze nur 2 h 30 (incl. fast 30 min. pause)
    (zum glück.vielleicht.)


    die russische stadt putiwil wird immer wieder von polowzern angegriffen,worunter das volk leidet.
    fürst igor stellt mit sohn wladimir ein heer zusammen und will gegen die polowzer in den kampf ziehen.
    erfolglos bittet seine frau jaroslawna ihn seinen plan aufzugeben.
    der fürst lässt sie in der obhut seines schwagers fürst galitzki zurück.


    dieser nichts besseres im sinne,als mit samt seinen saufkumpanen zu feiern und junge mädchen zu "rauben" u. zu schänden.
    jaroslawna ist betrübt,weil sie von ihrem gatten noch keine nachricht erhalten hat,wird von den bäuerinnen gebeten,dem schändlichen verhalten ihres bruders einhalt zu gebieten.
    sie stellt ihn zur rede und wird ihrerseits von ihm aufgefordert,ihn zum fürsten zu ernennen,was sie verweigert.
    indessen erhält sie nachricht,dass igor u. wladimir geschlagen wurden und sie ein leben als gefangene fristen.


    im lager der polowzer lernt kontschakowna,die tocher des khans,wladimir kennen und die beiden verlieben sich ineinander.
    der khan bietet igor an,dass dieser in seine stadt zurück kehren könne,wenn er ihm verspräche,ihn nicht mehr anzugreifen.
    dieses versprechen kann der fürst nicht geben.
    zusammen mit dem polowzer owlur wird ein fluchtplan geschmiedet,den kontschakowna vereitelt,da wladimir nicht bereit ist,sie mit zu nehmen.
    in dem darauf folgenden durcheinander gelingt igor die flucht,sein sohn wladimir muss zurück bleiben.


    die fürstin jaroslawna beklagt vor der zerstörten stadt putiwl ihr leid und sieht in der ferne zwei reiter sich nähern und erkennt in einem ihren gatten igor.sie fallen sich um den hals,singen und gehen ab.
    skola u. jeroschka,zwei saufkompagnons galitzkis kommentieren sarkastisch die heimkehr igors.
    kurz darauf trifft kontschak mit dem inzwischen verheirateten paar kontschakwna u. wladimir ein.
    das volk feiert seine neuen helden,während igor u. jaroslawna spurlos verschwunden sind....


    soweit,so gut.


    das bühnenbild des 1. aktes zeigt im hintergrund eine schneelandschaft(den kompl. akt hindurch schneit es unentwegt),ein blauer himmel und eine übergrosse sonne,dann sonnenfinsternis,als böses ohmen f. den feldzug gg. die polowzer.
    li. u. re. teile der "stadtmauer" (holzpfähle).
    vorne über die ganze bühnenbreite der tisch,an dem igor mit seinen mannen sitzt.(auch auf den tisch schneit es heftig nieder).


    im 2. akt:gleiche schneelandschaft,nun ohne holzpfähle,dafür mit zwei übergrossen kamelen(eins knieend li.,das andere stehend re.)
    (warum es dafür szenenapplaus gab,weiss ich nicht,kann mir nur vorstellen,dass das essener publikum dankbar war,einmal nicht sodom u. gomorra,vorgesetzt zu bekommen)
    ich jedenfalls habe schon (sehr) oft,viel schönere bühnenbilder in essen gesehen.
    obwohl,es war nett an zu schauen,mehr aber auch nicht.


    mir war die gesamte inszenierung viel zu brav und von personenregie war wenig zu spüren.
    und mit dem(einmal mehr,vorzüglichen chor),wusste andrejs zagars meist auch nicht viel anzufangen.
    (einmal damen von links und dann damen von rechts und zwischendurch alle aus den hinteren ecken kommend)
    da hätte man sich doch einen hilsdorf gewünscht.


    bühne,wie gesagt,nichts besonderes,aber auch nicht störend,im 2. akt (erstes bild) nett an zu sehen und vorletztes bild,sogar wunderbar.
    einige verbrannte holzpfähler quer über die vordere bühnenhälfte verteilt,im hinteren teil,schon bekannte schneelandschaft.


    am ende fuhr der khan mit einer üüüberlangen mercedes-limousine von re. auf die bühne.(der wagen füllte die komlette breite der bühne aus)



    kostüme und licht nicht aufregend,aber gut.


    die berühmten polowetzer tänze wurde von schülerinnen des gymnasiums essen-werden aufgeführt.(warum nicht tänzer aus dem hauseigenen ballett genommen wurden,das zu den besten in ganz D zählt??ich weiss es nicht.)


    almas svilpa als fürst igor,anfangs etwas zögerlich,gefiel mir mit seinem kräftigen bariton sehr gut.im schlussduett mit danielle halbwachs(jaroslawna),verpasste er leider seinen einsatz und rette sich dennoch über die runden.


    auch danielle halbwachs begann zögerlich,gewann aber rasch an sicherheit.ihr wehklagen vor dem zerstörten putiwl,zählte zu den stärksten momenten des abends.


    rainer maria röhr ist meiner meinung nach nicht der richtige mann f. die rolle des wladimir.mit seinem tenor kann ich mich nicht richtig anfreunden,auch scheint mir diese rolle für ihn zu gross.


    heiko trisinger als galitzki gut,in einer undankbaren rolle.


    marcel rosca als khan kotschak,singt,wie er immer singt.nicht schlecht,mir ist er zu laut.


    ieva prudnikovaite als kontschakowna liess mit hellem,leuchtenden sopran mit profunder tiefe aufhorchen.sie ist eine zierliche ,noch sehr junge sängerin,die seit diesem jahr auch zum ensemble des aalto gehört.bin mal gespannt,wie sie sich entwickelt.


    in weiteren rollen.michael haag(skula),victor sawaley(jeroschka),arman manukyan(owlur),sabine wehlte(jaroslawnas amme) und francisca devos (polowzer mädchen).


    am ende gab es für almas svilpa u. danielle halbwachs bravos.
    auch f. marcel rosca(der ja seit eröffnung des aaltos 1988 zum ensemble gehört)


    ebenfalls für den chor.


    f.d. dirigenten und seit dieser saison 1. kapellmeister noam zur,sowie dem orchester gab´s natürlich auch ein paar bravos.(wenn es auch lange nicht so gefeiert wurde, wie es sonst der fall ist,wenn der chef selbst am dirigentenpult steht).


    lg yago

  • Es ist natürlich misslich, auf eine so fundierte Rezension zu antworten, ohne die Inszenierung selbst gesehen zu haben, trotzdem dreierlei:
    Erstens: danke!
    Zweitens: Eine Freundin, die in der Premiere war, berichtete mir gestern abend so ziemlich das Gleiche wie du hier: eine kitschige und uninteressante Regie, eine verpasste Chance. Schade bei so einem Werk.
    Drittens: Die WAZ bringt heute eine Rezension, die mal wieder - nichts, aber auch gar nichts aussagt. Der vor einem Jahr verstorbene WAZ-Opernrezensent Michael Stenger, dessen Stelle nicht wieder besetzt wurde, fehlt an allen Ecken und Enden. Die Rezensionen werden seitdem von den lokalen Kulturjournalisten geschrieben, von denen die wenigsten auch nur ansatzweise etwas von Musiktheater verstehen. Ich finde das skandalös. Umso wichtiger, dass es Premierenberichterstattungen im Tamino gibt.


    Grüße,
    Micha

  • es wird zwar nicht sehr gern hier gesehen,aber dennoch ein link.


    http://www.deropernfreund.de/pageID_7026694.html


    (wobei hr. bilsing in letzter zeit,meist kein gutes haar an essen lässt,siehe auch beiträge zur philharmonie im opernfreund)


    ich bin zwar weit entfernt davon,so viel v. musik zu verstehen,wie unser sehr geschätzte alviano hier,aber ich lerne und ich weiss,was mich anspricht u. was mir gefällt.


    mit produktionen wie dieser,ist das aalto meilenweit davon entfernt,ihrem status als bestes haus in NRW oder gar opernhaus des jahres,gerecht zu werden.


    mfg yago

  • Ich bin sehr erfreut dass ihr hier über unseren "Fürst Igor" schreibt....also ich werde an dieser Stelle als Mitwirkende auch ein paar Worte verlieren:
    Vorab, es handelt sich hierbei um eine meiner Lieblingsopern, eigentlich eine wunderschöne, abwechslungs-und farbenreiche Musik, ein schönes Märchen aus dem man eine Menge hätte machen können! Hm..... Der Regisseur ist auf dem Gebiet Opernregisseur noch ein Anfänger, hinzu kamen sprachliche Probleme, denn die einzige gemeinsame sprachliche Schnittmenge war sein gebrochenes Englisch! Da bleibt schonmal emotional eine Menge auf der Strecke! Wir alle fühlten uns in puncto Regie relativ verloren und uns blieb eigentlich nur, auf unsere solide Ausbildung und unseren eigenen Einfallsreichtum zu bauen! Der Bühnenbildner tauchte erst im letzten Moment auf, man munkelte er habe kein Ausreisevisum bekommen.... Das Ballett stand nicht zur Verfügung weil es zur selben Zeit ein Gastspiel auf Mallorca hatte, so musste man mit dem begabten Nachwuchs des Tanzgymnasiums Werden vorlieb nehmen! Nach und nach strich man da einen Chor, dort einen Teil einer Arie oder eines Duettes weg, bis schliesslich nicht nur die Oper nur noch 2:30h dauerte sondern auch das Ende sich veränderte: von einer zur anderen Probe huldigte das Volk nicht mehr Fürst Igor sondern dem Khan, man hatte das Ende gestrichen... Mir ist seit Wochen danach Trauer zu tragen - es klingt süffisant aber hinter dem Zwinkern kullert manch eine Träne!- Ich habe damit gehadert, dass Borodin keine Erben hat, die sich wehren, dass man seine Musik so zerfleddert! Nun zum Trost sei gesagt, die verbleibende Musik ist schön musiziert von allen Beteiligten, ich finde das Bühnenbild und die Kostüme schön anzusehen und es ist fein ausgearbeitet mit dem Licht! Angesichts der Widrigkeiten ist noch etwas ganz Ansehnliches dabei rausgekommen finde ich!


    yago Opernhaus des Jahres zeichnet auch immer die Leistung der Darsteller aus! Und sowohl das Orchester,sowie das Ensemble und der Chor sind überdurchschnittlich gut und haben durchaus diesen Titel verdient! Und Inszenierungen sind IMMER Geschmacksache! Und ich habe übrigens bei der Premiere nur ein einziges (verdientes!) Buh für den Regisseur gehört! ;)
    LG Azucena

  • yago
    :lips: Lieb dass du das sagst! Ich teile ja eh manche deiner Eindrücke und ich würde mir ja auch wünschen ich könnte rühmlicheres über diese Inszenierung berichten.... :(


    LG Azucena

  • Liebe Taminos,


    Da ärgert man sich doch als Germanisten-Russin (wovon ich nun wirklich nicht die einzige hier bin!) dass die Regie angeblich aufgrund von sprachlichen Problemen nicht realisiert werden konnte! Das gibt es doch gar nicht, oder?! :motz:


    Eure


    Thea

  • liebe Theodora, warst du in der Vorstellung? Du hast Recht, das kann nicht die "Ausrede" für schlechte Regie sein! Meiner Meinung nach ist an diesem Stück auch musikalisch zuviel rumgedoktert worden, was dieses diffizile Werk schon im Vorfeld eigentlich entwertet hat. Und der Regisseur war einfach meines Erachtens mit dieser Oper überfordert. Man hätte viel machen können mit dem vorhandenen Material: Schöne Bühnenbilder, schöne Kostüme, gute Lichtregie, gutes Ensemble.... aber was nützt einem eine Stradivari wenn er sie nicht spielen kann?

  • Liebe Azucena,


    leider war ich nicht in dieser Vorstellung, aber ein guter Bekannter von mir wollte dahin, deswegen war ich schon seit einiger Zeit gespannt darauf, was hierzulande aus einem in Russland wohlbekannten Klassiker gemacht wird! Leider ist das, was ich zu hören bekomme, alles andere als positiv. Und gerade als ich das aus Deinem Beitrag mit sprachlichen Problemen gelesen habe, habe ich mich natürlich geärgert, denn in Rheinland gibt es sogar russischsprachige Kulturclubs, abgesehen von unzähligen Studenten etc. Die meisten Germanisten würden es für eine Ehre halten, bei so einer Sache zu helfen! Naja, leider geht gerade im kulturellen Bereich Einiges wegen mangelnder Kommunikation unter... Sehr schade um eine wunderschöne Oper!


    Deine traurige


    Theodora

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