Gipfelwerke des Orgelrepertoires: Romantik

  • Liebe Orgelfreunde und liebe normale Musikhörer,


    hiermit will ich eine kleine Reihe starten, die für Nicht-Orgelexperten Repertoire vorstellt, das unbedingt kennenlernenswert ist. Sogar ich als "Organist" habe keine allzugroße Orgel-Repertoirekenntnis, weil es ja doch viele Komponisten gibt, die hauptsächlich in Organistenkreisen bekannt sind. Und wenn man sich da in das Repertoire einhören will, ist man eben doch etwas erschlagen und demotiviert, wenn man mit diesen zahllosen Werken konfrontiert wird. 20 Orgelsonaten von Rheinberger, 6 Orgelsymphonien von Vierne, 10 von Widor, sehr vieles von Dupré, Karg-Elert, Reger, und noch dutzende weitere Namen, von denen nicht-Orgelmusikhörer noch nie etwas gehört haben. Aber manchmal ist ja auch der Nicht-Orgelmusikhörer geneigt, sich mutig dem Orgelrepertoire auszusetzen und sich diesem manchmal faszinierenden, manchmal doch eher ermüdenden Instrument und seiner Musik zu stellen. Dass der mutige Nicht-so-häufig-Orgelmusikhörer dann an der überfülle unbekannten Repertoires nicht verzweifle, mögen wir ihm Tips geben, wie er sich eine Bresche durchs Repertoire schlägt und die Schätze findet, die ihm die Orgel als vollwertiges Instrument mit ihrem vollwertigem Repertoire näherbringen könnten.


    Damit die Übersicht gewahrt bleibt, würde ich folgende Epochen-threads vorschlagen:


    1.) Renaissance bis Frühbarock
    2.) Hochbarock
    3.) Klassik
    4.) Romantik
    5.) Moderne


    Da können Grenzen freilich verschwimmen: Bei Johann Heinrich Christian Rinck (1770-1846) sehe ich sowohl klassisches wie romantisches.


    Mit Mendelssohns Orgelwerken (Sechs Sonaten und die Präludien Op. 37) würde ich die Orgelromantik beginnen lassen. Die Orgelromantik würde dann Rheinberger, Karg-Elert, Liszt, Reger, Widor, César Franck, Vierne, Dubois, etc... beinhalten. Mit Marcel Dupré, Jehan Alain, Jean Gillou, Maurice Duruflé, Messiaen, etc. wären wir dann in der klassischen Moderne der Orgelmusik angekommen. Wobei es da natürlich auch stets zu Fallentscheidungen kommen muß, denn auch heute noch gibt es ja Komponisten, die im romantischen Stil komponieren - und die würde ich dann mit entsprechenden Stücken auch zur Romantik zuschlagen.


    So, dann wünsche ich allen, die mal wieder einen Versuch unternehmen wollen, einen Schritt auf die Orgel zuzugehen, dass ihnen hier gute Tipps gegeben werden. Und ich bitte, dass pro Beitrag ("alle 20 Orgelsonaten von Rheinberger sind hammergeile Fetzen!") nicht zu viel empfohlen wird, und die Empfehlungen auch ein bissschen begründet und die Stücke ein bisschen charakterisiert werden. Wenn gute preiswerte Aufnahmen vorhanden sind, wäre das natürlich ganz klasse. Ob ein meisterhaftes Orgelwerk nun von Anfang an schon leicht eingängig und mitreissend ist oder mehrmals gehört werden muß, bis man es zu schätzen lernt, ist mir nicht wichtig. Ihr solltet nur davon überzeugt sein, dass es einem Repertoireeinsteiger ein brauchbarer Tip ist. (Mit Repertoireeinsteiger meine ich nicht den unbedarften Klassikneueinsteiger, dem man nur mit "Ohrwurmmusik" kommen darf, sondern jemanden, der sich in anderem klassischen Repertoire schon gut auskennt und der gewillt ist, auch einige leichte Anstrengungen auf sich zu nehmen, um die Gattung Orgelmusik kennen- und schätzen zu lernen.)


    Wer sich berufen fühlt, einige der anderen vier vorgeschlagenen threads zu eröffnen, darf das auch gerne tun.


    Man könnte dieses Projekt auch "Kanon" des Orgelrepertoires nennen, wenn dieser Begriff nicht schon so elendig weichgespült und ausgelutscht wäre...

  • Lieber R.. äh Obsi


    Zitat

    Original von observator
    großartig, lieber markus -äh thomas (wie komme ich jetzt auf markus..?)!
    so macht das forum wieder mehr sinn für mich.


    :jubel:


    Ist mir auch vollkommen schleierhaft, wie Du jetzt auf diesen komischen Namen kommst...
    Echt jetzt? Der thread ist Dir einen :jubel: wert? Na dann Danke!, dann bemühe ich mich, auch ein paar anständige Beiträge hier zu schreiben. (Und dieser Beitrag hier wird dann wieder gelöscht.)
    Voraussichtlich Samstag nacht folgt dann meine erste Empfehlung.


    :hello:

  • Hallo!


    Dann will ich mal ein paar erste "Diamanten" des romantischen Orgelrepertories nennen, die (meiner Meinung nach) entweder für die Orgelliteratur Meilesteine darstellen und/oder besonders gelungene Werke im Orgelschaffen des jeweiligen Komponisten sind:


    Mendelssohn Bartholdy:
    - 6 Orgelsonaten


    Liszt:
    - Fantasie über Ad nos ad salutarem undam
    - Päludium und Fuge über BACH
    - Variationen über Weinen Klagen Sorgen Zagen


    Schumann
    - Skizze, Etuden...


    Brahms:
    - Choralvorspiele


    Reubke
    - Orgelsonate "Der 94. Psalm"


    Reger:
    - Choralfantasien op.53
    - Symphonische Fantasie und Fuge
    - 2. Sonate in d-.Moll op.60
    - Fantasie und Fuge über B-A-C-H, op.46
    - fis-Moll-Variationen op.73
    - Fantasie und Fuge d-Moll, op.135b


    Franck:
    - 3 Chorales


    Widor
    - Orgelsymphonien (Nr. 5 und 6 sind die populärsten, Nr. 8, 9 und 10 wären fantastische Reifewerke)


    Dies sollte für den Anfang erst mal reichen. Da fehlt noch so einiges :)


    Gruß
    Karsten

  • Guten Abend!
    Den „Diamanten der Orgelromantik“ würde ich gerne noch einige Werke von Saint-Saëns beifügen:
    - 1. Fantasie, Es-Dur, o. Op.
    - Prélude et Fugue, E-Dur, op. 99/1
    - Prélude et Fugue, Es-Dur, op. 99/3
    - Prélude et Fugue, C-Dur, op. 109/3
    Die jeweils drei Präludien und Fugen opp. 99 und 109 stellen einen Höhepunkt in der französischen Polyphonie dar. Außerdem sind sie mit die wichtigsten Vertreter der klassizistischen Romantik – es gab ja nicht nur Franck und die symphonische Orgelschule, sondern eben auch Saint-Saëns und die klassizistische Orgelschule.


    Viele Grüße,
    momo
    PS: Die Beschäftigung mit den Stücken lohnt sich ;-)!

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor