Kennt jemand von Euch Paul Bekker (1882-1937) und kann ggf. was zu ihm und seinen Schriften sagen?
Reinhard
Kennt jemand von Euch Paul Bekker (1882-1937) und kann ggf. was zu ihm und seinen Schriften sagen?
Reinhard
ZitatOriginal von Reinhard
Kennt jemand von Euch Paul Bekker (1882-1937) und kann ggf. was zu ihm und seinen Schriften sagen?
Er hat 1911 ein ziemlich berühmtes Beethoven-Buch veröffentlicht. Antiquarisch wohl problemlos zu finden. Ich fand es interessant, jedoch aus heutiger Sicht ziemlich eigen. (Aber gut lesbar, kein Adorno-Stil oder so ;))
Sonst weiß ich auch nicht mehr; in der dt. Wikipedia steht einiges. Er war offenbar auch ein Verteidiger der damals Neuen Musik.
Ein Beitrag "Deutsche Musik der Gegenwart" aus einem Band "Deutsches Leben der Gegenwart" (der u.a. auch einen Text zur Relativitätstheorie von A. Sommerfeld enthält) von 1922 findet man bei Gutenberg:
"http://www.gutenberg.org/files/16264/16264-h/16264-h.htm"
JR
Danke Johannes,
das ist ja schon mal interessant. (Besonders der Hinweis auf die gute Lesbarkeit )
Mir ist einiges von ihm im Netz über den Weg gelaufen, u.a. ein 360-Seiten-Schmöker "Gustav Mahlers Sinfonien" und auch zwei Bände seiner gesammelten Schriften "Klang und Eros" und "Neue Musik".
(aus den Zwanzigern). Werde ich mir mal vornehmen...
Reinhard
Paul Bekker ist berühmt für seine hermeneutisch feinsinnigen Analysen und war der Antipode von August Halm etwa, der in der Tradition des "Formalismus" von Hanslick stand. Das Beethoven-Buch und das Mahler-Buch Bekkers wurden hier schon erwähnt! Randbemerkung: Bekkers Bemerkung zu Schreker über die "erotische" Qualität dieser Musik war als Kompliment gemeint und wurde von den Nazis dann mißbraucht, um Schrekers Musik als "entartet" zu brandmarken.
Beste Grüße
Holger
Zweifellos war Bekker eine wesentliche Persönlichkeit des Musiklebens. Ich empfehle nachdrücklich "Wandlungen der Oper - Opernrezeption von Gluck und Strawinsky", 1934 erschienen, 1983 bei OrellFüssli wieder veröffentlicht und nur noch antiquarisch - aber ziemlich einfach - zu kriegen.
Ein Buch für jeden Opernfreund, sehr gut lesbar, trotz einiger spätexpressionistischer Auswüchse. Bekker analysiert die Arbeit der Opernkomponisten Gluck, Mozart, Wagner und Verdi, sowie generell die deutsche, italienische, "lyrische" (französische) und "moderne" Oper.
Er geht dabei historisch und vergleichend vor, arbeitet Merkmale und Konstellationen heraus, die häufig zum Kern der Werke vordringen, dem Leser das Werk geradezu aufschließen. Ich verdanke ihm den Zugang zur französischen Oper, den ich nicht mehr missen möchte.
Wie gesagt, ein Gigant! Und er braucht nur 180 Seiten!