Die letzte "Neuinszenierung" der Saison 2010/11 in der Staatsoper Hamburg war Hans Pfitzners Musikalische Legende Palestrina - in Anführungszeichen, da es sich um eine Kooproduktion mit der Bayerischen Staatsoper handelt, wo das Stück bereits in 2009 Premiere hatte und mittlerweile sogar schon als DVD verfügbar ist
Die Hamburger Besetzung der 4.Vorstellung seit der Premiere am 05.Juni 2011 ist allerdings stark abweichend:
Leitung : Simone Young
Palestrina : Roberto Saccà
Ighino : Katerina Tretyakova
Silla : Ann-Beth Solvang
Borromeo : Antonio Yang (*)
Novagerio : Jürgen Sacher
Morone : Wolfgang Koch
Madruscht/Papst Pius IV : Diogenes Randes
(*) Für den leider erkrankten Falk Struckmann
(und ansonsten alles, was in Hamburg singt und männlich ist)
In einer Inszenierung von Christian Stückl, Bühnenbild und Kostüme Stefan Hagener.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Auch dieser Abend im "Haus am Wall" war wieder einmal ein rechter Glücksgriff. Roberto Saccà als Titelheld wirkte sowohl gesanglich, als auch darstellerisch überzeugend (Er wird die Rolle m.W. in der kommenden Spielzeit unter Metzmacher in Zürich geben). Bei den Hosenrollen mache ich Abstriche bei Ann-Beth-Solvang, die zwar an sich gut gesungen hat, mir allerdings für einen jungen Mann dann doch etwas zu alt klang.
Hervorzuheben ist der Einspringer Antonio Yang in seinem Rollendebüt. Zwar etwas textunverständlich, aber mit großen gesanglichen Einsatz und schauspielerischer Qualität verdient er auf jeden Fall Respekt für sein wohl sehr kurzfristiges Einspringen. Ich persönlich habe Falk Struckmann, der mich schon als Wotan in Rheingold und Walküre im März diesen Jahres eher enttäuscht hat, nicht unbedingt vermisst.
Sehr viel Vergnügen haben Jürgen Sacher und einmal mehr Peter Galliard als Bischof von Budoja bereitet. Auch Diogenes Randes in einer Doppelrolle als Madruscht/Pius IV mit einer profunden Leistung.
Chor und Orchester unter der Leitung von Simone Young souverän.
Die Inszenierung von Christian Stückl (u.a. Spielleiter der Oberammergauer Passionsfestspiele) würde hier sicherlich zu heissen Diskussionen zwischen den "Freunden" und den "Feinden" des sog. Regietheaters führen. Bestimmt war die Szenerie durch geometrische Symmetrie und durch die Farben Schwarz/Weiss, sowie Neongrün (Grün als die Farbe der Hoffnung) und päpstliches Purpur (fast schon Pink). Eine genaue zeitliche Verortung gab es nicht; vielmehr würde ich das Bühnenbild eher als zeitlos bezeichnen, was es darum auch nicht schwer machte, sich die Handlung im 16.Jhdt vorzustellen. Gebrochen wurde dieser Eindruck allerdings durch die Auftritte des Legaten Morone in einer Stretchlimousine und des Papstes in einer gestrechten Strechlimousine. Vielleicht ein amüsanter Einfall, der aber schlicht überflüssig wirkte.