Konradin Kreutzer ( 1780 - 1849 )
Das Nachtlager von Granada
Oper in zwei Akten
Libretto: Karl Freiherr von Braun nach Friedrich Kind
Originalsprache: Deutsch
Uraufführung: Wien 1834
PERSONEN DER HANDLUNG
Ambrosio, ein alter Hirte, Bass
Gabriele, seine Nichte, Sopran
Gomez, ein junger Hirte, Tenor
Vasco, Hirte, Bass
Pedro, Hirte, Bass
Ein Jäger, Bariton
Graf Otto, ein deutscher Ritter, Tenor
Ein Alkade, Jäger. Diener. Hirten. Hirtinnen. Gerichtspersonen
Ort und Zeit der Handlung: Spanien, Mitte des 16. Jahrhunderts
ERSTER AKT
Ein Tal in Granada mit einem Landhaus und der Ruine eines alten Maurenschlosses.
Gabriele sitzt auf einer Bank vor dem Hause und beklagt den Verlust ihrer Taube, die ein Adler gerissen hat („Da mir alles nun entrissen“). Die Taube trug um den Hals einen Ring, ein Geschenk ihres Geliebten Gomez. Ihr Onkel Ambrosio ist gegen diese Verbindung, weil er sie für Vasco ausersehen hat.
Gomez erscheint und fragt nach dem Grund ihrer Trauer. In einem Duett erklärt er ihr, dass er entschlossen sei, Hilfe für Gabriele und sich beim Prinzregenten zu suchen, der in der Nähe jagt. Auch Gabriele fasst neuen Mut.
Allein geblieben schwankt sie zwischen Zuversicht und Bangen.
Ein Jäger tritt auf, bringt Gabriele die verlorene Taube und erzählt, wie er sie dem Adler entwenden konnte. Dann stellt er sich vor („Ein Schütz bin ich“).
Während Gabriele ins Haus gegangen ist, um dem Jäger ein Essen zu bereiten, gesteht er sich ein, dass er sich in das Mädchen verliebt habe.
Gabriele kehrt zurück und während sie ihm das Essen auftischt, befragt sie ihn nach dem Prinzregenten. Schließlich kann er nicht mehr an sich halten und versucht, sie zu umfassen, doch sie entzieht sich ihm. Nun fragt er nach dem Anliegen, das sie an den Prinzregenten hat. Sie gesteht, dass der Mann den sie liebt, zu diesem gegangen sei, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Jäger sieht ein, dass – wie er sagt – diese Rose nicht für ihn blüht und verspricht, beim Prinzregenten für sie ein Wort einzulegen
Ambrosio, Vasco und Pedro kommen und entdecken, wie der Jäger Gabriele zum Abschied auf die Stirn küsst. Sie geraten mit ihm in Streit. Gabriele springt schlichtend ein. Als der Jäger angibt, sich verirrt zu haben und um ein Nachtlager bittet und ihnen schließlich eine gefüllte Geldbörse zuwirft, gewähren sie ihm Abendessen und Nachtlager. Doch Vasco hegt heimlich Rachepläne.
Hirten und Hirtinnen kehren heim, singen ein Abendlied und heißen den Jäger willkommen. Auf die Bitte des Jägers singt Gabriele die Romanze von dem alten Maurenschloss. Währenddessen hantiert Vasco heimlich an dem Gewehr des Jägers und stellt es dann wieder auf seinen Platz. Die Abendglocken ertönen und die Hirten singen ein Gebet („Schon die Abendglocken klangen“). Unterdessen reden Vasco, Pedro und Ambrosio vom nächtlichen Mord. Gabriele erfasst eine dunkle Ahnung.
Nach dem Gesang zerstreuen sich die Hirten. Gabriele führt den Jäger in Richtung der Ruine, wo sie ihm ein Nachtlager bereiten soll. Vasco, Pedro und Ambrosio folgen ihnen.
ZWEITER AKT
1. Bild: Wilde Wald- und Felsengegend. Mondlicht
Gomez findet Pferd und Hunde des Prinzregenten angebunden im Wald und vermutet – weil die Hunde heulen und nach einem hohen Felsen streben - dass dieser dort hinaufgeklettert ist.
Graf Otto und die Jäger, die ihren Herrn suchen, treten auf. Sie wollen den Fels erklimmen, doch Gomez weist sie in die Richtung des verfallenen Maurenschlosses. Er selbst will den Regenten suchen und sich dann mit ihnen dort treffen.
2. Bild: Das Innere der Ruine des Maurenschlosses.
Vasco tritt ein. Er singt eine Rachearie.
Gabriele kommt hinzu. Sie ahnt Vascos Vorhaben und versucht, ihn davon abzubringen. Als er dafür ihre Hand verlangt, lehnt sie ab und eilt davon. Vasco folgt ihr und führt dann den Jäger in die Ruine. Heimtückisch wünscht er ihm eine gute Nacht und verschließt das Gitter von außen.
Allein gelassen meditiert der Jäger über die Nacht, die Geschichte der alten Ruine und das schöne Mädchen („Die Nacht ist schön“). Dann legt er sich zur Ruhe.
Gabriele erscheint am Fenster und singt eine maurische Romanze („Leise wehet, leise wallet“). Dann wirft sie einen Stein hinein, um den Jäger zu wecken. Sie warnt ihn und verschwindet schnell.
Der Jäger, der ihr zunächst nicht glauben wollte, schöpft nun doch Verdacht. Er erkennt, dass er eingeschlossen ist, untersucht sein Gewehr und stellt fest, dass es unbrauchbar ist. Er verriegelt das Gitter von innen. Dann zieht er sein Schwert und verbirgt sich.
Vasco, Pedro und Ambrosio schleichen mit Beilen heran. Als sie merken, dass das Gitter von innen verschlossen ist, klopfen sie und geben sich für Jäger aus. Als er dennoch nicht öffnet, schlagen sie das Gitter mit ihren Beilen ein und dringen herein.
Der Jäger hält ihnen sein Schwert entgegen und gibt sich als der Prinzregent zu erkennen. Pedro und Ambrosio fallen auf die Knie. Doch Vasco glaubt ihm nicht und stachelt die beiden anderen an, erneut auf den Prinzregenten einzudringen. Dieser verletzt mit seinem Schwert Ambrosios Arm. Ambrosio flieht und Pedro folgt ihm.
Zwischen Vasco und dem Prinzregenten entspinnt sich ein Zweikampf auf Leben und Tod, in dem der Prinzregent ihm schließlich die Waffe entringt und ihn durchbohrt.
In diesem Augenblick treffen Gomez und Gabriele ein. Als der Prinzregent auch auf Gomez eindringen will, wirft sich Gabriele dazwischen und erklärt, dass dies ein Freund sei und ihm die Jäger folgen.
Hirten und Jäger sowie der Alkade des Ortes mit vier Gerichtspersonen eilen herbei. Graf Otto begrüßt den Prinzregenten und alle knien ehrfurchtsvoll nieder. Der Prinzregent möchte Gabriele für ihre guten Taten danken und will sie mit sich nehmen. Doch sie fleht ihn an, dass ihr Herz allein Gomez gehört. Da verzichtet er edelmütig, vereinigt die beiden Liebenden und verspricht Gabriele eine reiche Mitgift.
© Copyright by Gerhard Wischniewski