Unbekannte Opern

  • Hör mal hier, lieber Stimmenliebhaber


    Wranitzky: Oberon, Koenig der Elfen - Audio / Schwetzingen, 2. Mai 1980

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hör mal hier, lieber Stimmenliebhaber


    Wranitzky: Oberon, Koenig der Elfen - Audio / Schwetzingen, 2. Mai 1980

    Danke, ich hatte eine tschechische Aufnahme von 1978 bekommen, aber so kann ich mal vergleichen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Übersicht über die bisherigen Themen

    1.     Artaserse (diverse Komponisten) # 59, 148
    2.     Das Herz (Pfitzner) # 98 - 108
    3.     Das verratene Meer (Henze) # 123, 124
    4.     Demofonte ( Gluck) # 92
    5.     Donna di Veleni (Podda) # 141 - 147
    6.     Dubrovsky (Nápravník) # 94, 95, 96
    7.     Flavio Crispo (Heinichen) # 64, 66, 81
    8.     Guercoeur (Magnard) # 111 - 113
    9.     Hamlet (diverse Komponisten) # 93
    10.     Il Pompeo / Pompeo Magno # 1, 9, 65 - 67
    11.     Judith (Gnecchi) # 68 - 78
    12.     Julie (diverse Komponisten) # 56
    13.     Julien (Charpentier) # 42, 44, 45, 135
    14.     La Chute de la Maison Usher (Debussy) # 87
    15.     La liberazione di Ruggiero dall'isola di Alcina (zwei Komponisten) # 88
    16.     Leonora ossia l'amor cojugale (Paer) # 89, 90
    17.     Lord Byron's love letter (de Banfield) # 82, 84, 85,
    18.     Minoru Miki Opern # 7, 62, 63, 79 (+ #1f im Opernführer)
    19.     Moniuszko Opern/Operetten # 21, 24, 27, 29, 31, 32, 34, 41
    20.     Oberon (Wranitzky) # 149 – 152, 156
    21.     Olimpiade (diverse Komponisten) # 48, 49, 51
    22.     Opéra d'Aran (Becaud) # 53, 57, 58
    23.     Orfeo (diverse Komponisten) # 86
    24.     Push (Moody) # 139, 140
    25.     Sarka (zwei Komponisten) # 60, 61
    26.     Scalia / Ginsburg (Wang) # 20
    27.     Stradella (Franck) # 91
    28.     Tesla (Kievman) # 19
    29.     The Visitation (Schuller) # 80
    30.     Zelta zirgs (Žilinskis) # 125 - 130

    Eigentlich wollte ich die Marke von 1000 Beiträgen erreichen, ehe ich mich hier zurückziehe, um mich meiner derzeitigen Auftragsarbeit und eigentlichen Lieblingsbeschäftigung voll und ganz zu widmen. Aber Nummern und Zahlen an sich haben ja gar keine Bedeutung und deshalb ziehe ich die Veröffentlichung des aktuellen Themenverzeichnisses in "Unbekannte Opern" vor.

    Der Thread ist mir im Laufe der letzten Monate ans Herz gewachsen, denn immerhin ist es gelungen, die Besucheranzahl von nur einigen Hundert nach acht Jahren auf mehr als 10.000 innerhalb der letzten 10 Monate zu steigern. Interesse an diesem Thema ist also vorhanden, was auch der Grund dafür ist, dass ich mich jetzt mehr engagieren werde in der Recherche zu einem Buchprojekt zu einem ähnlichen Thema.

    Ich habe zwar bei dem Projekt nur das Gebiet "Recherche" übernommen, aber es macht viel Spaß und Freude, sich mit den anderen Mitarbeitenden online im Homeoffice austauschen zu können, was besonders in der derzeitigen kritischen Situation für mich von Bedeutung ist. Einige Hundert Themen haben wir schon in einer Art von "brainstorming" zusammengetragen, werden aber natürlich für eine potentiell interessierte Leserschaft eine überschaubare Auswahl treffen müssen - was übrigens auch ein Problem ist, denn wer kann genau sagen, was ein Opernfreund wissen möchte. Verleger wollen verständlicherweise, dass zumindest die Kosten durch Verkäufe gedeckt werden. Geld kann mit ziemlicher Sicherheit keiner von uns damit verdienen, aber wir haben zumindest dem Pensionär- bzw. Rentnerdasein eine positive Seite hinzugefügt.


    Ich bin dann mal weg, komme aber irgendwann auch wieder zurück.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Opern von François-Joseph Gossec


    Zitat

    "Er versuchte sich auch an der Oper, aber gegen seine Konkurenten Gluck, Sacchini und Grétry konnte er sich nicht durchsetzen. 25 Jahre lang versucht er erfolglos Fuß auf diesem Gebiet zu fassen."

    " Ich wüßte gern, was es noch so an Vokalwerken von Gossec gibt. Da sind doch bestimmt weitere Überraschungen dabei

    Diese Bemerkungen im Thread über Francois Joseph Gossec 1734-1829 - Symphoniker des 18. Jahrhunderts machten mich neugierig und ich recherchierte zum Thema, zuerst oberflächlich, dann etwas intensiver und es kam wie es kommen muß: interessante Funde, teilweise sogar auf Tonträger dokumentiert. An dieser Stelle soll aber ein grober Überblick über die Opern Gossecs reichen.


    Opern von François-Joseph Gossec

    Le tonnelier, opéra comique (1765)

    Le faux Lord, opéra comique (1765)

    Les pêcheurs, opéra comique in einem Akt (1766)

    Toinon et Toinette, opéra comique (1767)

    Le double déguisement, opéra comique (1767)

    Les agréments d'Hylas et Sylvie, pastorale (1768)

        Sabinus, tragédie lyrique (1773)

    Berthe, opera (1775, verschollen)

    Alexis et Daphné, pastorale (1775)

    Philémon et Baucis, pastorale (1775)

    La fête de village, intermezzo (1778)

    Thésée, tragédie lyrique (1782)


    u.a. mit dem im Tread Neue Stimmen vorgestellten Frédéric Antoun


    Nitocris, opera (1783)

    Rosine, ou L'épouse abandonnée, opera (1786)

    Le triomphe de la République, ou Le camp de Grandpré, divertissement-lyrique in einem Akt

    https://www.youtube.com/watch?v=OA-93x_KtyM


        Les sabots et le cerisier, opera (1803)


    Wenn man die Lebensdaten Gossecs berücksichtigt, ergibt sich ein höchst interessanter Lebenslauf. Geboren 1734, wurde er im Alter von siebzehn Jahren von Jean-Philippe Rameau als Violinist engagiert. Als er 26 Jahre alt war, brachte sein Requiem – Grand Messe des Morts den Durchbruch als Komponist. Er schuf 1779 ein „Te Deum“ für die Königin Marie Antoinette, begeisterte sich aber trotz seines aristokratischen Umfelds später für die Französische Revolution. Gossec wurde zum offiziellen Komponisten der Französischen Republik und verfasste zahlreiche Werke für die Festlichkeiten der Revolutionszeit; sein Marche lugubre auf den Tod von Mirabeau vom September 1790 wurde sozusagen das Standardwerk für Revolutionszeremonien. Da er das gesegnete Alter von 95 Jahren erreichte, spiegeln sich in seinem Werk musikalische Stilrichtungen dreier Generationen, er erlebte sogar noch den Erfolg von Berlioz‘ Messe Solenelle 1825.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die hier in Beitrag #21 vorgestellte Oper PARIA von Stanislaw Moniuszko in der Inszenierung des Teatr Wielki in Posen gewann bei den "International Opera Awards 2020/21" den Preis für die Wiederentdeckung des Jahres.


    Nominiert war auch die in Beitrag #111 vorgestellte Oper GUERCŒUR von Alberic Magnard in der Inszenierung des Theater Osnabrück.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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    Cinderella

    ist die erste abenfüllende Oper in vier Akten von Alma Deutscher (* Februar 2005), mit deren Komposition sie im Alter von acht Jahren begonnen hat.

    2015 war eine erste Kammerversion fertig, im Dezember 2016 wurde in Wien eine erweiterte Version der Oper uraufgeführt, die durchgehend positive Kritiken erhielt.

    Aufgrund von Cinderellas Erfolg in Österreich wurde die Oper 2017 in San Jose mit sieben ausverkauften Aufführungen uraufgeführt. Deutscher re-orchestrierte die Gesamtpartitur für ein volles Orchester von 44 Musikern und hat die Musik der Wiener Version stark erweitert und neue Musik für den Chor und die Tänzer hinzugefügt. Die Aufführungen wurden von der britischen Dirigentin Jane Glover geleitet.

    Während der Oper trat Deutscher sowohl an der Violine als auch am Klavier auf.


    Das Aufzeichnung dieser Produktion ist hier zu sehen.


    Im Salzburger Landesthester sind in wenigen Tagen (So. 30.05.2021 17.00 und So. 06.06.2021 15.00) zwei Vorstellungen angesetzt, nachdem die ursprünglich geplanten vierzehn Vorstellungen seit Dezember wegen der Einschränkunge durch die Pandemie abgesagt wurden.


    Trailer der Salzburger Inszenierung

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wikipedia zu Alma Deutscher

    Homepage Alma Deutscher


    Folgend acht Pressestimmen aus mehreren Ländern zu Alma Deutscher.

    Hier im Forum wurde sie anscheinend bisher ignoriert.


    ABC News – Alma Deutscher premieres full length opera Cinderella at age 11 (Dez 2016)


    Der Spiegel – (Dez 2016)


    The Guardian – Alma Deutscher’s retelling of Cinderella is receiving high praise (Dez 2016)


    Corriere della sera – Music comes while skipping rope (Jan 2017)


    Der Standard - Interview: Inspiration kommt, wenn es ihr gefällt (Juli 2017)


    Le Figaro – Review of Alma’s Recital at Aix-en-Provence Easter Festival (April 2018)


    Neue Zürcher Zeitung (August 2018)


    New York Times - Saturday Profile (Juni 2019)



    Kompositionen

    Klaviersonate in Es-Dur, im Alter von 6 J.

    Andante für Violine, im Alter von 6 J.

    Rondino (trio) in Es-Dur für Violine, Viola und Klavier, im Alter von 7 J.

    The Sweeper of Dreams (Der Traumfeger, Libretto: E. Adlington), Kurzoper im Alter von 7 J. Quartettsatz in A-Dur, im Alter von 7 J.

    Sonate für Viola und Klavier in c-Moll (1. Satz), im Alter von 8 J.

    Quartettsatz in G-Dur, Rondo, im Alter von 8 J.

    The Night Before Christmas, Lied für Singstimme(n) und Celesta auf ein Gedicht von Clement

    Clarke Moore, im Alter von 8 J. (2018 überarbeitet)

    Sonate für Violine und Klavier (1. Satz), im Alter von 8 J.

    Trio für Violine, Viola, und Klavier in D-Dur, im Alter von 9 J.

    Violinkonzert Nr. 1 in g-Moll, im Alter von 9 J. (2017 überarbeitet)

    Dance of the Solent Mermaids, für Symphonieorchester, im Alter von 9 J.

    Cinderella (Aschenputtel), Oper, im Alter von 10 J. (2016 überarbeitet)

    Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur, im Alter von 12 J.

    Nähe des Geliebten Lied für Singstimme und Klavier auf ein Gedicht von Goethe, im Alter von 13 J.

    Walzer Sirenenklänge, im Alter von 14 J.

    I Heard the Bells on Christmas day, Weihnachtslied

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Cleopatra's Night

    Oper in zwei Akten von Henry Kimball Hadley Op. 90

    UA 31. Januar 1920 an der Metropolitan Opera New York.

    Libretto von Alice Leal Pollock nach der Erzählung in sechs Kapiteln "Une nuit de Cléopâtre" von Théophile Gautier.


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    Die Vorlage von Théophile Gautier erschien in sechs Fortsetzungen vom 29. November bis 6. Dezember 1838 in "La Presse"


    Deutscher Text von Théophile Gautier "Eine Nacht der Kleopatra"

    Französischer Text von Théophile Gautier "Une nuit de Cléopatre"


    Synopsis

    Auf einer Nilbarke fährt Kleopatra zu ihrem Sommerpalast zurück. Sie ist gelangweilt und unzufrieden mit der düsteren und auf die Toten ausgerichteten Kultur ihres Landes. Die Barke wird bis zum Palast von einem geheimnisvollen Nachen verfolgt. Darin ist der junge Meïamun, der sich in unerfüllbarer Liebe zur Königin verzehrt. Am Abend schießt er einen Pfeil in Kleopatras Gemach, mit der Botschaft "Ich liebe Dich". Kleopatra läßt nach dem Schützen suchen, doch Meïamun kann sich verstecken und schwimmt durch einen Kanal in den Palast. Als Kleopatra am nächsten Morgen ein Bad nimmt, beobachtet er sie, wird aber entdeckt. Er wiederholt sein Liebesgeständnis und gibt zu, den Tod verdient zu haben. Kleopatra gewährt ihm noch eine Nacht, in der Meïamun an ihrer Seite an einem prachtvollen Fest teilnimmt. Am Morgen nimmt er ein sofort wirkendes Gift, unmittelbar bevor Marcus Antonius eintrifft.


    Synopsis (engl.) / Rollenverzeichnis / Klavierauszug Seiten 1 - 30

    Klavierauszug Seiten 31 - 72

    Klavierauszug Seiten 73 - 114

    Klavierauszug Seiten 115 - 155

    Es gab neun Aufführungen der Oper an der Met in den Jahren 1920/1921, die sechste (23.2.1920) und die letzte Vorstellung (3.3.1921) wurde dirigiert von Henry Hadley.


    Es gibt keine Gesamtaufnahme der Oper, allerdings hat das BBC Concert Orchestra unter Rebecca Miller im Jahr 2015 das Intermezzo und einige andere Stücke von Henry Hadley auf CD veröffentlicht.


    Eric Anderson hat versucht, einen Auszug aus Akt II mit Synthesizer zu erstellen


    Über Henry Kimball Hadley * 20. Dezember 1871 in Somerville/Massachusetts; † 6. September 1937 in New York City.


    Als Henry Hadley in Amerika aufwuchs, war man dort noch von der Überlegenheit der europäischen Komponisten und Dirigenten überzeugt. Europas beste Musiker, unter ihnen Gustav Mahler und Arturo Toscanini übernahmen Chefposten bei Amerikas wichtigsten Orchestern. Das amerikanische Publikum erwartete jedoch immer öfter ein eigenständiges Musikleben, das von Europa unabhängig war.

    Henry Hadley war sich dieser Lage bewusst, und folglich vervollständigte er seine musikalische Ausbildung in Wien (nach Studien bei einem der grössten amerikanischen Komponisten, George Whitefield Chadwick). Während seine Werke bereits einige Anerkennung in seiner Heimat gefunden hatten, waren die Gelegenheiten zu dirigieren doch dünn gesät. Es war Hadley klar, dass ein Erfolg in Europa zu mehr Dirigierangeboten in der Heimat führen würde. Das Ausmass seines Erfolges war bemerkenswert.

    Am 7. Dezember 1907 leitete er die Berliner Philharmoniker bei der Weltpremiere seiner Dritten Symphonie, neben seinem Tongedicht Salome im gleichen Programm. Er war der erste Amerikaner, der dieses Orchester dirigierte.

    Zu jener Zeit war er Assistenzdirigent am Städtischen Theater in Mainz, wo er Aufführungen von Madama Butterfly leitete, die Premiere einer neuen Fassung von Emilio Pizzi’s Oper "Rosalba" wie auch im Frühjahr 1909 die Weltpremiere seiner eigenen ersten Oper, der persisch angehauchten "Safié".

    1909 kehrte Hadley in die Vereinigten Staaten zurück, wo man ihm die Leitung der Seattle Symphony angeboten hatte. Hadley wurde einer der führenden amerikanischen Dirigenten, und er stand der Seattle Symphony, San Francisco Symphony, New York Philharmonic (als assoziierter Dirigent), dem Philadelphia Orchestra und der Manhattan Symphony vor. Häufig war er Gast in Europa, wurde auf ein ausgedehntes Engagement beim führenden argentinischen Orchester in Buenos Aires 1927 eingeladen ( die zweite Hälfte der Saison übernahm Clemens Krauss) und dirigerte sechs Konzerte mit dem New Symphony Orchestra of Tokyo im Jahr 1930.

    Hadley wurde der meistpublizierte und meistgespielte amerikanische Komponist seiner Zeit. Jeder musste seine technische Meisterschaft anerkennen. Seine Bewunderer waren betört von einer seiner Musik innewohnenden Anziehungskraft, Flüssigkeit, Melodie, Drama und harmonischer Erfindungskraft. Seine Kritiker jedoch hielten ihn für unoriginell und ohne Substanz. Unter seinen Kollegen jedoch war er weithin bewundert, nicht nur unter amerikanischen Komponisten, sondern auch bei einer Reihe von europäischen Musikern. 1914 traf er Jan Sibelius auf dem Norfolk Festival in Connecticut, und sie wurden Freunde fürs Leben und blieben bis zu Hadleys Tod in Kontakt. Später wurde Sibelius der Ehrenpräsident der Henry Hadley Association. Als Richard Strauss zu amerikanischen Komponisten befragt wurde, scherzte dieser: “Sie haben nur einen. Henry Hadley ist der einzige Amerikaner, der das Orchester kennt.”

    Hadley hielt sich selbst im Wesentlichen für einen Orchesterkomponisten und schrieb fünf Symphonien und viele symphonische Gedichte, Suiten und Ouvertüren. Aber er schuf eine Reihe von Opern und dramatischen Kantaten über exotische und exotische Themen, die ihm am Herzen lagen, angesiedelt in Kleopatras Ägypten, im Britannien von Arthur, dem biblischen Babylonien, klassischen Griechenland, Japan, Spanien, dem alten Persien und dem Mittelamerika der Azteken.

    Nicht lange nach Hadelys Tod begann sein Ruhm zu verblassen. Die neue Generation der amerikanischen Komponisten und Kritiker, viele von ihnen Modernisten, die in Paris zu Füssen von Nadia Boulanger saßen, hatten nur Geringschätzung für den überkommenen Romantizismus eines Hadley und seiner Zeitgenossen. Leonard Bernstein nannte Hadleys Ära denn auch den “Kindergarten der amerikanischen Musik”.


    Hier im Forum gibt es zwei Threads zu Henry Kimball Hadley, die allerdings beide nur aus je einem Beitrag bestehen.

    Henry Hadley – "Der wahrscheinlich bedeutendste Komponist der heutigen amerikanischen Musiklandschaft"

    Henry Hadley


    Seit dem 17. Jahrhundert wurden etwa 80 Opern über den Cleopatra-Stoff komponiert. Schon 1662 schuf Daniele da Castrovillari die Oper "La Cleopatra" für das Teatro San Angelo in Venedig , die 2015 nach langem Vergessen in San Francisco neu entdeckt wurde. Mit Samuel Barbers Oper "Antony and Cleopatra" wurde 1966 die neue Met eröffnet. Doch was ein weiterer Höhepunkt in Barbers Laufbahn werden sollte, entwickelte sich zu einem persönlichen Rückschlag. Die Musik wurde als zu wenig effektvoll empfunden, die Inszenierung durch Franco Zeffirelli dagegen als bombastisch überladen. 1975 gab es eine neue Bearbeitung durch Barber und Gian Carlo Menotti.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Cleopatra als Thema im Musiktheater

    Die meisten erhaltenen antiken Quellen sind Kleopatra gegenüber negativ eingestellt, während sie in zahlreichen arabischen Quellen des Mittelalters als Baumeisterin, Gelehrte und Ärztin hervortritt. Insgesamt ist ihr Bild hier eher positiv besetzt, was im Gegensatz zu der europäischen Kleopatra-Rezeption des Mittelalters steht.

    So unterschiedlich die bildliche Darstellung dieser Persönlichkeit ist, so unterschiedlich wird sie auch in der Literatur und auf der Bühne dargestellt.


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    meine bisherigen Funde:


    Da Castrovillari, Daniele - La Cleopatra, 1662

    Sartori, Antonio - Giulio Cesare in Egitto, 1676

    Kusser, Johann Sigismund- Cleopatra, 1690

    Mattheson, Johann - Die unglückselige Cleopatra, Königin von Egypten, 1704

    Händel, Georg Friedrich - Giulio Cesare in Egitto, 1723/24

    Hasse, Johann Adolf - Marc’Antonio e Cleopatra, 1725

    Scarlatti, Alessandro - Marc’Antonio e Cleopatra, ??

    Graun, Carl Heinrich - Cleopatra e Cesare (nach Pierre Corneilles "La Mort de Pompée"), 1742

    Anfossi, Pasquale -Cleopatra, 1779

    Danzi, Franz - Cleopatra , 1780

    Cimarosa, Domenico - La Cleopatra, 1789

    Nasolini, Sebastiano - La morte di Cleopatra, 1791

    Weigl, Joseph - Cleopatra, 1807

    Paër, Ferdinando - Antonius und Kleopatra, 1808

    Kreutzer, Rodolphe - Les Amours d’Antoine et de Cléopâtre (Ballett), 1808

    Berlioz, Hector - La mort de Cléopâtre (Scène lyrique), 1829

    Rossi, Lauro - Cleopatra (nach Shakepeares Antony and Cleopatra), 1876

    Freudenberg, Wilhelm - Kleopatra (basierend auf Gautiers "Une nuit de Cléopâtre"), 1881

    Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Friedrich Ernst - Antonius und Kleopatra, 1883

    Massé, Victor - Une nuit de Cléopâtre (basierend auf Gautiers "Une nuit de Cléopâtre"), 1885

    Enna, August Emil - Kleopatra, 1894

    Arenski, Anton Stepanowitsch - Ägyptische Nächte (Ballett), 1900

    Massenet, Jule -Cléopâtre, 1914

    Straus, Oscar - Die Perlen der Cleopatra(Operette), 1923

    Brand, Max - Kleopatra, 1934-37 (unvollendet)

    Prokofjew, Sergej - Ägyptische Nächte (Schauspielmusik), 1934

    Malipiero, Gian Francesco - Antonio e Cleopatra (nach Shakespeare), 1938

    La Rosa Parodi, Armando - Cleopatra, 1940 (UA mit Magda Olivero)

    Barber, Samuel - Antony and Cleopatra (nach Shakespeare), 1966

    Bondeville, Emmanuel - Antoine et Cléopatre, 1974 (gewidmet seiner Ehefrau Viorica Cortez)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Als Ergänzung zu Cleopatra's Night von Henry Hadley in #163 möchte ich das Libretto von Alice Leal Pollock in englischer Sprache mit der Übersetzung von Grace Hall in Französisch hinzufügen.

    https://archive.org/details/cl…hadliala/page/n7/mode/2up


    Cleopatra's night = (Une nuit de Cléopâtre) : opera in two acts : Hadley,  Henry Kimball, 1871-1937 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet  Archive


    Das gleiche Libretto steht auch als PDF der Bibliothek der University of California zum Download zu Verfügung

    https://ia802700.us.archive.or…atrasnightu00hadliala.pdf


    Book page image

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Cleopatra als Thema im Musiktheater

    Tei II, Nachtrag zu #164


    Inzwischen habe ich noch einige Kompositionen zum Thema Cleopatra gefunden und somit mehr als die Hälfte der angeblich 80 Kompositionen aufgespürt.


    Cesti, Antonio - Il Cesare amante, 1651 (1652?); UA: Teatro SS. Giovanni e Paolo - Venedig

    Cesti, Antonio - La Cleopatra, 1654, UA: Innsbruck (Bearbeitung von Cesare amante)

    Canziani, Giuseppe - Cleopatra, ??

    Canazzi, Antonio - La Cleopatra, 1653 - Mailand

    Predieri, Luca Antonio - Cesare in Egitto, 1728 Teatro Capranica - Rom

    Giacomelli Geminiano - Cesare in Egitto, 1735 Regio Ducal Teatro - Mailand

    Monza, Carlo - Cleopatra, UA: 1776 - Teatro Regio - Turin

    Combi, Pietro - Cleopatra, UA: 12. Jun 1842 - Teatro Carlo Felice - Genua

    Zoboli, Giovanni - Cesare e Cleopatra, UA: 1858 - Teatro Novo - Neapel

    Sarti, Giuseppe - Cesare in Egitto, 1763 Kongelige Teater - Kopenhagen

    Sacchi, Vincenzo - Cleopatra, UA: 23. Nov 1877 - Teatro Carcano - Turin

    Bonamici, Ferdinando - Cleopatra, UA : 8. Feb 1879 - Teatro La Fenice - Venedig

    Bensa, Giuseppe - Cleopatra, UA: 1. Jun 1889 - Teatro Dal Verme - Mailand

    Morales, Melesio - Cleopatra, UA: 14. Nov 1891 - Teatro Nacional - Mexico DF

    Guglielmi, Pietro Alessandro - La morte di Cleopatra, UA: 22.Jun 1796 Teatro San Carlo - Neapel

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Eine Korrektur für Beitrag #164 in "Cleopatra als Thema im Musiktheater"


    Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn sich keine Fehler bei den Verlinkungen eingeschlichen hätten.


    Dummerweise habe ich bei Sartori, Antonio - Giulio Cesare in Egitto, 1676 einen Hinweis zu Händels Giulio Cesare eingestellt.

    Richtig ist dieser Link zum Libretto von Giacomo Francesco Bussani für die Oper von

    Sartori, Antonio - Giulio Cesare in Egitto, 1676

    oder


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    Unbenannt.jpg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Zu Orfeos Beitrag #164:


    Im Jahr 2012 war ich im Publikum bei der bestimmt nur sehr selten gespielten Oper "Cleopatre" von Jules Massenet. Die Besetzung konnte sich sehen und hören lassen: Koch, Tézier, Piau, Bernheim!

    Ich war wirklich begeistert und bin in den orientalischen Melodien geschwelgt. Das Ganze war konzertant, keine Inszenierung hat gestört.

    Hier etwas zum Werk:

    Salzburger Festspiele/SALZBURGER FESTSPIELE BLOG


    Hier kann man die Oper sogar hören:

    Massenet - Cléopâtre - Sophie Koch, Ludovic Tézier, Sandrine Piau, Benjamin Bernheim - YouTube

  • Siehe auch Tamino Opernführer


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Im Jahr 2012 war ich im Publikum bei der bestimmt nur sehr selten gespielten Oper "Cleopatre" von Jules Massenet.

    ... selten gespielt stimmt auf jeden Fall.

    In Jahrtausend gab es sogar in Frankreich nur eine einzige Inszenierung, wovon ich am 18. Juni 2013 eine der Vorstellungen in Marseille besucht habe. Russland gab es im gleichen Zeitraum elf Vorstellungen von zwei Inszenierung in Perm und St. Petersburg.

    Dirigent war Lawrence Foster, Inszenierung von Charles Roubaud mit Marc-Antoine: Jean-Francois Lapointe, Cléopatre: Béatrice Uria-Monzon, Octavie: Kim McLaren.

    Die Inszenierung war gefällig, Lapointe war sehr gut, Uria-Monzon stimmlich etwas zu spröde. Es gibt bei YT auch Ausschnitte aus dem letzten Akt zu sehen


    Tod des Marc-Antoine - https://www.youtube.com/watch?v=sfESsB_PQgI

    Tod der Cléopâtre - https://www.youtube.com/watch?v=f5C5ro0z9cU

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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    Jules Massenet

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    Opern-Diptychon von Jules Massenet: Ariane (1906) und Bacchus (1909)


    Ariane „opéra en cinq actes“, libretto von Catulle Mendès

    Uraufführung im Théâtre de l'Opéra (Palais Garnier), 31. Oktober 1906 unter Paul Vidal. Inszenierung von Pedro Gailhard. Bühnenbild: Marcel Jambon und Alexandre Bailly (1., 2. und 5. Akt), Dauphin-Amable Petit (3. und 4. Akt); Kostüme: Charles Bétout. Chorégraphie de Joseph Hansen.


    Die Handlung basiert auf der griechischen Mythologie um Theseus und die Schwestern Ariadne und Phädra. Beide Schwestern lieben Theseus, der Kreta mit Ariadnes Hilfe (der berühmte Faden) vom Minotaurus befreit hat. Doch der zeigt sich wenig dankbar und bevorzugt Phädra. Als diese von der umstürzenden Statue des Adonis erschlagen wird, begibt sich Ariadne in die Unterwelt, um Persephone um die Wiederauferstehung ihrer Schwester zu bitten und sie erreicht tatsächlich, dass Phädra auf die Erde zurückkehrt. Theseus muss nun wiederum zwischen den Schwestern wählen, entscheidet sich erneut für Phädra und lässt auf der Flucht von Kreta Ariadne alleine auf der Insel Naxos zurück, wo die Verzweifelte von den Stimmen winkender Sirenen ins Meer gelockt wird.


    In der Partitur finden wir die musikalische Form, die alle bisherigen Werke Massenets charakterisiert: geniale und verführerische Melodie, leidenschaftlich oder wollüstig, geschmeidig und gelehrt, mit geschickt kalkulierten Kontrasten.


    Klavierauszug (272 Seiten) https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10517360c.image

    Libretto (82 Seiten) https://archive.org/details/ar…ci00mend/page/n5/mode/2up

    Paritur (376 Seiten) https://archive.org/details/ar…n11/mode/2up?view=theater


    Audio-Mitschnitt aus dem Grand Théâtre Massenet in Saint-Etienne am 9. November 2007

    während des “Festival Massenet 2007" unter der Leitung von Laurent Campellone. Allerdings kann die Sängerin Cécile Perrin nicht recht überzeugen mit erheblichen Schärfen in der Stimme, der Tenor Luca Lombardo und Inge Dreisig (Elsa Dreisigs Mutter) gefallen allerdings, trotz der suboptimalen Akustik. Aber, das ist die Hauptsache, es gibt eine Aufnahme dieser Rarität.

    Ariane : Cécile Perrin/ Phèdre : Barbara Ducret/ Perséphone : Anne Pareuil/ Cypris : Inge Dreisig/ Eunoé : Florence Vini/ Chromis : Patricia Schnel/ Thésée : Luca Lombard/ Pirithoüs : Cyril Rover/ Le chef de la nef – Phereklos : Marco di Sapia

    Akt 1 https://www.youtube.com/watch?v=nwOh8NynM1g

    Akt 2 https://www.youtube.com/watch?v=V8c_XmBiFUg

    Akt 3 https://www.youtube.com/watch?v=sI050RSLf8k

    Akt 4 https://www.youtube.com/watch?v=zHiqCWDu_lk

    Akt 5 https://www.youtube.com/watch?v=5dlfEDJSOnQ


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    Es gab sogar eine CD mit Ausschnitten ariane-massenet-fiori


    Video-Aufzeichnung einer konzertanten Aufführung mit Piano-Begleitung im "Oratoire du Louvre", PARIS, 7. Oktober 2020 mit Ayako YUKAWA, Ariane/ Claire-Elie TENET, Phèdre/ Alice FAGARD, Perséphone/ Paul GAUGLER, Thésée/ Jiwon SONG, Pirithoüs/ Charlotte GAUTHIER, piano



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    https://www.youtube.com/watch?v=rmHFnP3lrRQ




    Bacchus UA: 5. Mai 1909 im Palais Garnier in Paris

    Bacchus ist eine Oper in vier Akten von Jules Massenet mit einem Libretto von Catulle Mendès


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    Die Geschichte basiert auf der antiken Mythologie um Bacchus und Ariadne (Ariane) und dem Ramayana, einem der beiden Epen der hinduistischen Mythologie. Die Götter, darunter der Halbgott Bacchus, erscheinen im alten Indien in menschlicher Form , um die Menschen dort den Weinanbau zu lehren und sie vom buddhistischen Einfluss abzubringen. Ariane ist ihnen gefolgt, immer noch überzeugt, dass Bacchus in Wirklichkeit Theseus ist , ihre unerwiderte Liebe.


    In Nepal stoßen sie auf den Widerstand der Priesterschaft und Bacchus wird als Anführer der meist betrunkenen Gesellschaft vor Gericht gestellt. Die Königin Amahelli verliebt sich in den Halbgott. Bacchus wird jedoch zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteit, es sei denn, eine Frau opfert ihr Leben für ihn. Amahelli überzeugt Ariadne, dass sie das Sühneopfer sein soll um Bacchus zu retten. Ariane lässt sich zum Scheiterhaufen führen, erdolcht sich aber selbst, bevor sie die Flammen erreichen. Bacchus kommt zu spät, um sie zu retten wird aber von seinem Vater zum Gott erhoben. Königin Amahelli sinkt tot zu Boden, als sie von den Blitzen Zeus‘ getroffen wird.


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    Bacchus


    Das Libretto von Catulle Mendès ist voller Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten; es fehlt ihm an fortlaufender Handlung und es ist von einer verwirrenden metaphysischen Philosophie durchdrungen.

    Diese Oper ist keine echte Fortsetzung von „Ariane“, da Ariadne ja bereits am Ende der ersten Oper gestorben ist. Trotz der aufwendigen Inszenierung und der hervorragenden Besetzung mit Lucien Muratore (Bacchus), Lucienne Bréval (Ariane) und Lucy Arbell (Amahelli) scheiterte „Bacchus“ bei der Premiere an der Pariser Opéra. Sowohl das Libretto als auch die Partitur wurden von den Kritikern verrissen und das Werk wurde nach fünf Aufführungen aus dem Programm genommen. Von Massenets 25 Opern ist Bacchus wahrscheinlich die am wenigsten bekannte, leider ohne eine neuere Aufführungsgeschichte, da die geplante Neuinszenierung mit John Osborn im Juni 2021 in Montpellier wegen der Pandemie abgesagt wurde.


    Aus der Oper "Bacchus": „Et maintenant, qu’ordonnes-tu, Maître?“ konzertant aufgenommen im Théâtre du Grenier, 21. Mai 2017


    Demnächst folgt ein Verzeichnis der musikalischen Werke zum Thema Ariadne in den letzen vier Jahrhunderten (1608 bis 2008)


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Das ist hochinteressant, lieber Orfeo. Danke für deine Recherchen zu diesen unbekannten Opern von Jules Massenet. Ich bin schon wirklich gespannt auf deine Auflistung mit Opern zum Thema "Ariadne". Besonders, da ich derzeit in fieberhafter Erwartung auf die Salzburger "Ariadne auf Naxos" bin, für die ich Premierenkarten am 18.09. habe. Da interessiert mich alles rund um dieses Thema.

  • Der Mythos Ariadne in der Oper

    Es hat gedauert, aber ich habe doch noch gefunden, was ich suchte, den Klavierauszug und das Libretto zu „Bacchus“ von Massenet. Das Libretto ist anscheinend ein Konglomerat des von Massenet nicht akzeptierten Textes von Catulle Mendès und seinen eigenen Änderungen. Schlussendlich war Massenet wahrscheinlich schon vor der Premiere klar, dass die Oper ein Reinfall würde. Die Oper Baccchus, die ursprünglich mit "Ariane" ein nahtloses Ganzes bilden sollte, hat eine seltsame Geschichte. Massenet klagte über Unklarheiten im Libretto und seine Korrespondenz offenbart eine ziemlich stürmische Zusammenarbeit mit Mendès. „Meine Arbeit war diesmal unermüdlich, hartnäckig; ich habe gekämpft, ich habe abgelehnt, ich habe von vorne angefangen.“ (Massenet in "Mes-Souvenirs"). Der Komponist ging sogar so weit, einen Teil des Librettos umzuschreiben, bevor er 1907 in Saint-Aubin mit dem Komponieren begann. Die Orchesterpartitur wurde im Mai 1908 fertiggestellt. Durch diese schwierige Zusammenarbeit behindert, begannen die Proben zu Bacchus ungefähr zur gleichen Zeit, als Catulle Mendès starb.


    Klavierauszug: http://fr.opera-scores.com/D/VocalScore/6234/69966.html

    Libretto:  https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k746481/f4.item


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    Das folgende Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, verschafft aber fürs Erste einen guten Überblick zum Thema Ariadne. Es gibt bzw. gab ungefähr vierzig musikalische Werke über Ariadne / Ariane / Arianna. Die antike Sage der von Theseus verlassenen Ariadne gehört zu den am meisten vertonten Stoffen der Oper. Hier eine erste Auswahl aus vier Jahrhunderten – es fehlen noch ca. zwölf Titel.


    Kompositionen chronologisch geordnet


    1. Claudio Monteverdi: L‘Arianna, 1608

    Lamento di Arianna YT https://www.youtube.com/watch?v=ZWeG4Dl2pOg

    Einzig die Noten des “Lamento di Arianna“ sind erhalten geblieben. Das weitere Notenmaterial ist verschollen, das Libretto von Ottavio Rinuccini allerdings ist erhalten geblieben.

    Libretto http://www.librettidopera.it/zpdf/arianmv.pdf


    2. Robert Cambert: Ariane ou le mariage de Bacchus, 1659, UA am 30. März 1674 im Drury Lane Theatre, London

    Info https://universal_lexikon.de-academic.com/218974/Cambert


    3. Johann Georg Conradi: °Die schöne und getreue Ariadne, 1691

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=m-uQ2JNhxfc

    Aufführungskritik https://onlinemerker.com/passaustadttheater-die-schoene-und-getreue-ariadne-von-johann-georg-conradi/


    4. Johann Sigismund Kusser: Ariadne, 1692

    Info https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sigismund_Kusser


    5. Marin Marais: Ariane et Bacchus, 1696

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=TV-_Wz_3vBc


    6. Nicola Antonio Porpora: Arianna e Teseo, 1714, erste Fassung (in Wien)

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=WlpOkZTSjkc

    7. Nicola Antonio Porpora: Arianna in Nasso, 1733 zweite Fassung (in London)

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=Jr__jr1riRY


    8. Jean-Baptiste Stuck: Ariane, um 1717 (opéra-ballet)

    9. Benedetto Marcello: Arianna, 1726

    CD-Kritik https://magazin.klassik.com/re…=REVIEW&RECID=306&REID=78


    10. Georg Friedrich Händel: Arianna in Creta, 1733

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=JbGwjvKFoSk

    11. Heinrich Wilhelm von Gerstenberg: Ariadne auf Naxos. 1767

    Info https://de.wikipedia.org/wiki/…h_Wilhelm_von_Gerstenberg


    12. Georg Anton Benda: Ariadne auf Naxos, 1775

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=sa9Bbb2lJVQ


    13. Jean Frédéric Edelmann: Ariadne dans l’isle de Naxos, 1782

    Info https://de.wikipedia.org/wiki/…%C3%A9d%C3%A9ric_Edelmann

    Notenmaterial https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8470033c/f5.item


    14. Jean-Baptiste Rochefort: Ariane, 1788


    15. Joseph Haydn: Arianna a Naxos, 1789

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=fPkV2JFa6Pg


    16. Léon de Meaupou: Ariane, 1876

    https://imslp.org/wiki/File:PM…4-Maupeou_-_Ariane_VS.pdf

    17. Edouard Potjès: Theseus and Ariadne, 1903


    18. Jules Massenet: Ariane, 1906 (s.o #171)


    19. Paul Dukas: Ariane et Barbe-Bleue, 1907

    Video https://my.mail.ru/mail/viktorlaskin/video/1798/43439.html


    20. Jules Massenet: Bacchus, 1909 (s.o. und #171 )

    21. Richard Strauss: Ariadne auf Naxos, 1912


    22. Darius Milhaud: La délivrance de Thesée, 1928

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=pLOYdpDcSvw

    23. Darius Milhaud: L'abandon d'Ariane, 1928

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=Aqko7uaD77E


    24. Bohuslav Martinů: Ariane, 1958

    Youtube https://www.youtube.com/watch?v=taSNOVg2g8c


    25. Alexander Goehr: Arianna 1995 (Komposition zum Libretto von Ottavio Rinuccini – s.o. Monteverdi)

    Info https://de.wikipedia.org/wiki/Ottavio_Rinuccini CD

    https://www.jpc.de/jpcng/class…-in-8-Szenen/hnum/8714481


    26. Wolfgang Rihm: Aria/Ariadne, 2001
    Info https://www.universaledition.c…9/werke/aria-ariadne-9811


    27. Harrison Birtwistle: Minotaur, 2008

    "Minotaur" ist eine Oper in zwei Akten mit 13 Szenen von Harrison Birtwistle nach einem Libretto von David Harsent im Auftrag des Royal Opera House in London. Das Werk, eine Nacherzählung des Mythos des Minotaurus , wurde am 15. April 2008 im Royal Opera House in der Regie von Stephen Langridge uraufgeführt. Birtwistle schrieb die Titelrolle für die Stimme von John Tomlinson.

    Video https://my.mail.ru/mail/vassilevv.v/video/69/557.html

    Info https://translate.google.com/t…pera)&prev=search&pto=aue



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Als Abschluß für die Beiträge #171-173 möchte ich auf die unten abgebildete Pantherquadriga hinweisen


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    Auf der Dredner Semperoper krönt die Pantherquadriga den Figurenschmuck des Opernhauses. Dionysos, in der rechten Hand den Thyrsosstab mit dem Pinienzapfen an der Spitze, führt auf dem zweirädrigen Wagen mit vier angeschirrten Panthern (er war als Kind von Panthern gesäugt worden) Ariadne als seine Braut heim.


    Wieso wählte Semper dieses von Johannes Schilling entworfene Motiv für sein Opernhaus? Dionysos/Bacchus ist bekannt als Gott des Weines, der Ekstase, der Freude und des wilden orgiastischen Tanzes. Auf Naxos entdeckte er auf seiner Flucht vor den Sirenen die schlafende Ariadne und führte sie in seinem Wagen zu den himmlischen Göttern. Aus der kultischen Verehrung des Dionysos/Bacchus während der mehrtägigen Dionysien ging einst das antike Theater hervor und somit gilt der Gott als eine Inspirationsquelle des Theaterspiels.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Da hast du dir sehr viel Arbeit gemacht, lieber Orfeo!

    Viel interessante Musik ist in deiner Auflistung enthalten. Ich werde mich durch die Komponisten durchhören, die zum Thema etwas beigetragen haben.

    Auch das abschließende Foto und dein dazugehöriger Kommentar sind lehrreich.

  • Der Mythos Ariadne in der Oper, II

    Zwei Nachträge zu den Opern im obigen Verzeichnis (#173)


    28. Wolfgang Rihm: Dionysos, 2010


    „Dionysos“ ist eine Opernphantasie in vier Szenen nach Texten von Friedrich Nietzsche. Die Uraufführung war am 27. Juli 2010 in Salzburg.


    Hauptfigur der Oper ist „N“. Dieses Kürzel steht symbolhaft für den Dichter Nietzsche, aber auch für Dionysos, mit dem sich der historische Nietzsche identifizierte. N. kommt als zunächst stummer Wanderer auf die Bühne. Zwei Nymphen necken ihn lachend („Mich willst du…“). Er versucht vergeblich, in seinem Ruderboot über den Vierwaldstättersee zu entkommen. Dabei wird er zum Gott Dionysos, der zu Ariadne spricht: „Ich bin dein Labyrinth“. Ähnlich wie die Rheintöchter erscheinen drei Delphinmädchen und stimmen Vokalisen an. Ein junger Mann, der „Gast“ (das historische Vorbild ist Nietzsches Freund Heinrich Köselitz), taucht auf und gewinnt Ariadne für sich. Auf der Suche nach der Liebe und der Wahrheit wandern N. und der Gast umher. Sie geraten in ein Bordell, wo sie von vier Mädchen umschwärmt werden. Der Gast, der inzwischen zu Apollo mutierte, wird von den Frauen in Stücke gerissen. Die Oper endet mit einem Maskenzug und einem kurzen Solo Ariadnes.

    Eine klare Handlung haben die vier Szenen nicht. Die ersten drei setzen sich mit der Persönlicheit N.‘s auseinander, die letzte Szene ist gekennzeichnet durch den wachsenden Wahnsinn N.‘s


    Aufzeichnung bei Youtube https://www.youtube.com/watch?v=bOGLi4vykcU

    mit: Ariadne: Mojca Erdmann; N.: Johannes Mario Kränzle; Gast/Apollo: Matthias Klink


    29. Silvia Colosanti: Minotauro, 2018

    "Minotauro", Oper in zehn Bildern der Komponistin Silvia Colasanti, Libretto von Renè de Ceccatty und Giorgio Ferrara basierend auf der Ballade "Minotaurus" von Friedrich Dürrenmatt aus dem Jahr 1985. UA: 29. Juni 2018 im Teatro Nuovo Gian Carlo Menotti in Spoleto.


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    https://www.youtube.com/watch?v=IbgBUYZXV58

    mit: Gianluca Margheri: Minotauro, Benedetta Torre: Arianna, Matteo Falcier: Teseo.

    Thema ist die Entwicklung des Bewusstseins des Minotaurus. Er kann die Wirklichkeit nicht von seinen Träumen unterscheiden. Als er zwischen seinen Traumbildern ein fremdes Wesen erblickt, eine junge Frau, die ängstlich im Labyrinth umherirrt, nähert er sich ihr fasziniert, betrachtet sie, tanzt um sie herum und spielt mit ihr, bis er sie unabsichtlich tötet. Der Minotauros ist wieder allein mit seinen Traumlbildern, die sich wierholen. Er denkt über seine eigene Menschlichkeit nach. Erneut kommt ein Mädchen ins Labyrinth. Es ist Arianna. Sie hat sich den Rückweg mit einem roten Faden markiert. Teseo folgt ihr mit Hilfe des Faden. Sie umschmeichelt den Minotauros und erklärt ihm, dass sie seine Halbschwester sei, eine Tochter seiner Mutter Pasiphae und des kretischen Königs Minos. Der Minotauros erblickt einen zweiten Minotauros, der sich erst wie sein Spiegelbild verhält, aber doch eine andere Person ist – Teseo mit einer Stiermaske. Die beiden umtanzen einander. Arianna und Teseo versprechen dem Minotauros einen Ausweg aus dem Labyrinth und eine neue Welt ohne Hass oder Blut. Nachdem sie sein Vertrauen gewonnen haben, nimmt Teseo seine Maske ab und tötet den Minotauros mit seinem Dolch.


    Kritik (italienisch): https://www.festivaldispoleto.com/vidue/documenti1/2018%20Corriere%20della%20Sera%20-%20Opera%20sul%20Minotauro%20da%20carnefice%20a%20vittima_ita55267502606201817204211.pdf








    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Jean Sibelius „Jungfrun i Tornet“ (Die Jungfrau im Turm)

    Kurzoper in einem Akt / 8 Szenen


    Fast vollkommen in Vergessenheit geraten ist, dass Jean Sibelius auch eine Oper geschrieben hat.

    Als er gefragt wurde, ob er für eine Spendengala zu Gunsten des Philharmonischen Orchesters Helsinki eine Kurzoper komponieren könnte, sagte er zu. Das Libretto in schwedischer Sprache von Rafael Hertzberg beruht auf einer Volksballade.


    Die Jungfrau und ihr Geliebter gehören beide zu den Bediensteten eines Schlosses. Der Schloßverwalter begehrt die Jungfrau, sie weist ihn aber ab. Daraufhin hält er sie in seinem Turm gefangen. Alle Schloßbewohner glauben, dass sie ihre Ehre für Gold verraten hat, nur ihr Geliebter hält zu ihr. Er versucht sie zu retten, es kommt zum Kampf mit dem Verwalter. Da erscheint die Schloßherrin, sie beendet die Auseinandersetzung. Der Verwalter wird verhaftet und in den Turm gesperrt, die Liebenden kommen wieder zusammen.


    UA: 7. November 1896 in Helsinki, Helsinki Orchestral Society unter Jean Sibelius in einer Konzertfassung.

    Die Uraufführung kam relativ gut an, aber der Kritiker Oskar Merikanto hatte auch Bedenken: „Es ist ganz natürlich, dass der erste Versuch nicht immer der Beste ist, das ist auch hier der Fall“, kommentierte er. Nach nur drei Aufführungen zog Sibelius die Oper zurück, angeblich um die Partitur zu überarbeiten. Nach der Premiere wollte man das Werk im folgenden Sommer noch im finnischen Mikkeli aufführen, aber der Komponist lehnte das ab. „Die Jungfrau darf in ihrem Turm bleiben“, soll Sibelius gesagt haben. Die Oper blieb verschwunden, bis sie 1981 im finnischen Radio ausgestrahlt wurde.


    Eine szenische Aufführung gab es 1989 in Kaiserslautern, Regie Michael Leinert


    Wikipedia über die Oper in englischer Sprache 

    https://en.wikipedia.org/wiki/The_Maiden_in_the_Tower



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Nachdem ich im obigen Beitrag die einzige Oper vorgestellt habe, die Jean Sibelius (auch Janne Sibelius genannt) geschrieben hat, möchte ich heute die einzige Oper vorstellen, die über Sibelius geschrieben wurde.


    Mathias Husmann   Zugvögel

    Sinfonisches Drama zu Jean Sibelius in vier Bildern (und einem Epilog)

    UA: 7. März 2009 Stralsund, Libretto von Mathias Husmann


    Die Oper "Zugvögel" verfolgt den dreißigjährigen Entstehungsprozess der nie vollendeten achten Sinfonie von Finnlands bedeutendstem Komponisten vom 10. Mai 1927 bis zu seinem Tod am 20. Septemer 1957. Seit 1940 zog sich Sibelius aufgrund seines Alters und einer fortschreitenden Erbkrankheit immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Dabei verbrachte er die meiste Zeit, von kleineren Unterbrechungen während der Kriegsjahre abgesehen, auf dem Landsitz Ainola.


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    Sibelius veröffentlichte 1929 (28 Jahre vor seinem Tod) sein letztes Werk.


    Die Oper ".... schildert den dreißigjährigen Albtraum eines Einzelnen aus Angst, Alter, Depression und Alkohol im Albtraum der Geschichte aus Faschismus, Weltkrieg, Holocaust und Atombombe. Diese Hommage auf Jean Sibelius ist zugleich ein Requiem auf das zwanzigste Jahrhundert." (Zitat: Mathias Husmann)

    Zugvögel als Zeichen der Natur haben große Bedeutungen im Leben der Finnen. Die Zugvögel erscheinen im 1. Bild als inspirierende Frühlingsboten. In einer Traumszene des 4. Bildes pervertieren die Zugvögel zu Bombenflugzeugen des Zweiten Weltkriegs. Im Epilog sprechen sie zu Sibelius als Todesboten.


    Zusammenfassung: Ort der Handlung ist „Ainola“, das Haus der Familie Sibelius


    I. Zu Ainos Namenstag 1927 findet ein Familienfest statt. Schwäne landen auf dem nahegelegenen See Tuusula. Inspiriert von diesem „Signal der Natur“ sowie einer hitzigen Diskussion mit seinen Schwager beginnt Sibelius noch in derselben Nacht mit der Komposition seiner achten Symphonie. Gestört durch eine unerklärliche, schreckliche Vision bricht er die Arbeit ab.


    II.Jannes Namenstag im Jahr 1933. Aino pflückt Rosen in ihrem Garten. Ihr Bruder Eero besucht sie und sie sprechen über Jannes Schweigen, das bereits sechs Jahre dauert. Janne tritt zu ihnen und erzählt, er habe von Musik geträumt. Eero berichtet von bedrückende Nachrichten aus Deutschland. Sein lässiger Abschied „Machs gut, Janne“ führt zu einem längeren Monolog Jannes. Aino bittet Janne, für sie die Musik zu spielen, von der er träumte. Es gelingt ihr, ihn zu beruhigen.


    III. 1939 hat der Zweite Weltkrieg hat begonnen. Aino geht, um ihre Schwägerin zu besuchen und begüßt vorher Santeri Levas, Sibelius' Sekretär seit 1938. Levas plant ein Buch über Sibelius. Er sortiert die Post, unterbrochen von Janne, der irritiert ist von den aufdringlichen Fragen und beleidigenden Bemerkungen in den Briefen, holt Whisky und Gläser. Während Levas betrunken wird erzählt ihm Sibelius fantastische Details über die 8. Sinfonie. Plötzlich bemerkt Levas das ein Feuer durch das dunkle Fenster: „Helsinki brennt, die ersten Luftangriffe“, schreit er läuft weg. Sibelius, am Fenster stehend, murmelt: „Helsinki brennt – das Finale hat begonnen.“


    IV. Abend des 80. Geburtstags 1945 von Sibelius. Die Gäste sind gegangen. Während Aino und ihre Töchter aufräumen, beginnt Janne einen wirren Monolog: „...wieder schaffen können / einmal schauen hinter der Linie / einmal / nur einmal verstehen ...” Er sieht die Toten des Zweiten Weltkriegs ins Zimmer kommen, die für und mit ihm musizieren wollen und seine achte Symphonie fordern. Als er sich weigert, komponieren die Toten das Werk zu Ende. Janne widmet die fertige Symphonie den Opfern von Faschismus und Krieg und wirft die Partitur ins Feuer.


    Epilog. Am 20.9.1957 sitzen Janne und Aino auf der Veranda von Ainola. Die Zugvögel kommen zurück und sprechen mit den beiden. Sie seien auf dem Weg zur 8. Symphonie und antworten auf seine Frage, wann er sie hören könne: "nie". Seine letzten Worte sind "dann Ihr Vögel meiner Seele grüßt meine achte Sinfo....."

    (er stirbt)


    Das von Husmann selbst verfasste Libretto enthält viele Anekdoten und Details aus Sibelius’ Alltag und dem seiner Familie. Unterstützung fand Husmann bei finnischen Sibelius-Spezialisten, wie dem Wissenschaftler Markku Hartikainen aus Helsinki, den er mehrmals besuchte.


    Mathias Husmann studierte Dirigieren, Klavier und Komposition in Hamburg und debütierte mit 22 Jahren bei den Hamburger Philharmonikern und der Hamburgischen Staatsoper, die ihn als Assistenten von Horst Stein engagierte und der er über Jahrzehnte hinweg verbunden blieb. Berufungen zum Generalmusikdirektor folgten in Ulm 1983, Magdeburg 1992 und in Greifswald und Stralsund am "Theater Vorpommern" 2002.


    Für die Oper "Zugvögel" wurde Mathias Husmann mit der Jean-Sibelius-Geburtshaus-Medaille der Jean Sibelius Gesellschaft in Finnland ausgezeichnet.


    Links zu


    Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Husmann

    Libretto http://mathiashusmann.de/texte/Zugvoegel_Libretto.pdf

    Trailer Hauptprobe

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Jean Sibelius „Jungfrun i Tornet“ (Die Jungfrau im Turm)

    Kurzoper in einem Akt / 8 Szenen

    Ich habe mir die 35 Minuten angehört und empfehle allen Freunden der Musik von Jean Sibelius, das ebenfalls zu tun. Er hat auch als Opernkomponist etwas drauf. Stimmungsvolle und melodische Musik, Chor und Solisten effektvoll eingesetzt - und natürlich ein herrliches, kurzes Intermezzo durch das Orchester!


    Vielen Dank, Orfeo, für die Einführung.

  • Lieber greghauser2002,


    dann sind wir jetz zumindest schon zwei Taminos, die von dieser Kurzoper gepackt wurden. Ich habe sie mir inzwischen schon zweimal angehört. Bei ersten Hören wußte ich nicht so recht, wie die Handlung verläuft, war aber so fasziniert, dass ich die Synopsis in Wagners Handbuch der Oper nochmals nachgeschlagen habe. Es gibt auch die Möglichkeit inhaltlich Szene für Szene zu verfolgen auf der deutschsprachigen Sibelius-Info-Seite http://www.sibelius.fi/deutsch…ayttamo_neitotornissa.htm.
    Die Geschichte ist zwar sehr simpel, trotzdem habe ich wegen der Musik bedauert, dass die Oper so kurz ist.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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