Vielleicht noch ein Nachtrag:
Wenn ich im letzten Beitrag schrieb, dass Schubert sich kompositorisch noch stärker dem lyrisch-sprachlichen Gestus des Goetheschen Gedichts verpflichtet fühlte, so kann man das zum Beispiel an jener Stelle hören, in der es bei Goethe heißt: "Immerzu, Immerzu! Immerzu / Ohne Rast und Ruh".
Schubert bringt das musikalisch überaus eindrucksvoll zum Ausdruck, indem er auf einer zunächst auf einer Tonhöhe deklamiert, und dann die melodische Linie in Stufen abfallen lässt.
Schoeck lässt sich so nah auf Schuberts Sprache nicht ein. Der Impetus seines - durchaus modernen - kompositorischen Ansatzes, der ausdrücklich als "stürmisch" deklariert ist, treibt ihn sozusagen darüber hinweg. Das ist musikalisch überaus eindrucksvoll, aber es scheint mir - im Hörvergleich - der lyrischen Sprache Goethes nicht in dem Maß gerecht zu werden, wie das bei Schubert der Fall ist.
Über die liedkompositorische Qualität der beiden Lieder besagt das freilich nichts.