Aus verschiedenen Gruenden habe ich mir eine laengere Auszeit genomme, moechte aber jetzt von einigen Erfahrungen berichten und auch Kommentare zu diversen Themen abgeben. Zur Zeit mache ich ein Opernmarathon (8 Opern und ein Orathorium in 15 Tagen).
Die Britische Opernscene ist mit der Deutschen auf keinen Fall zu vergleichen. Opernhaeuser, die ganzjaehrig bespielt werden, sind eher selten. Feste Ensembel sind zumeist unbekannt. Es werden Opern geplant, Orchester und Saenger fuer diese engagiert und selbst das technische Personal wird haeufig nur fuer eine Tour eingestellt. Gespielt werden die Opern dann in den verschiedensten Haeusern im ganzen Land. Haeufig sind das auch Multifunktionshallen. Das Publikum entspricht aeusserlich dem Kinopublikum bei uns. Abendgarderobe oder Anzug ist eher die Ausnahme. In der Pause trinkt man die mitgebrachten Getraenke und macht auch schon einmal ein Picknick in den Gaengen. Besonders beliebt ist Eiscreme, die man auch noch waehrend der Vorstellung zu Ende isst. Getraenke werden auch mit in den Zuschauerraum genommen.
Da die Opern zu einem grossen Teil durch die Zuschauereinnahmen finanziert werden, gibt es nach meiner Erfahrung keine absurden, haesslichen oder total bloedsinnigen Inszenierungen. Alles was ich bisher gesehen habe war gefuehlvoll und dem Wesen der Oper entsprechend inszeniert. Buehnenbilder und Kostueme waren ansprechend, allerdings haeufig nicht zu der Zeit der Handlung passend. Saenger und Orchester haben oft nicht den Standard, den wir auch von den kleineren Opernhaeusern in Deutschland kennen. Zumeist sind es Britische oder Irische Saenger, ggf. noch aus Australien oder Canada. Diese sind ueberwiegend auch noch nicht in anderen Laendern aufgetreten. Ich habe in Bath (Theatre Royal, erbaut 1805) Poppea von Monteverdi und Giasone von Cavalli gesehen. Beide waren von der English Touring Opera. In Yeovil (North Wales Touring Opera) gab es als Kontrast dann Brittons Albert Herring. Alles waren gute Inszenierungen mit engagierten Saengern, die aber zumeist ihre Grenzen hatten. Besonders interessant fand ich eine Zauberfloete als Pantomime (in England eine musikalische Kommoedie). Mozart, seine Frau und Schikaneder waren Figuren in der Auffuehrung und die letzten Tage von Mozarts Leben wurden eindrucksvoll mit der Oper verbunden. Alle Auffuehrungen waren in englischer Sprache, was doch etwas gewoehnungsbeduerftig ist. Insgesamt waren das doch sehr interessante Opernabende.
Ueber meine weiteren Erlebnisse (Les Vepres Siciliani von Verdi im Royal Opera House und einer Tudor-Triologie von Donizetti von der National Welsh Opera) werde ich in Kuerze berichten. Bis heute war das ein wesentlich hoeheres Niveau.