Ich komme gerade aus der Aufführung von Bernd Alois Zimmermanns "Die Soldaten" durch die Bayerische Staatsoper. Der Eindruck ist noch zu frisch, um eine halbwegs objektive Besprechung zu schreiben, ich bin tief bewegt und erschüttert vom Stoff dieses Stücks und von der überwältigenden Musik. Die Aufführung dieser einmal als unspielbar geltenden Oper war durchweg gelungen: ein exzellentes Sänger(innen)-Ensemble, allen voran Barbara Hannigan, die die extrem schwierige Partie der Marie mit Bravour gemeistert hat, Kiriill Petrenko wieder einmal in Bestform (welch ein Gewinn, ihn seit Beginn der Saison als GMD zu haben), die überaus gelungene Inszenierung von Andreas Kriegenburg und ein Bühnenbild, welches die geforderte Parallelität der Szenen ingeniös umsetzt. Sehr erfreulich: trotz dieses nicht gerade eingängigen Werkes war das Nationaltheater fast bis auf den letzten Platz gefüllt, und niemand ist in der Pause gegangen. Nach der Aufführung gab es die verdienten Ovationen. Die Premieren-Besprechung im Bayerischen Rundfunk endete mit den Worten: "Wer offen ist für zeitgenössisches Musiktheater, sollte sich diese Produktion unbedingt anschauen." Dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen.
Ich werde mir in einigen Wochen in Berlin die Neuproduktion der "Soldaten" an der Komischen Oper ansehen, die von Calixto Bieito in Szene gesetzt wird. Danach plane ich eine vergleichende Besprechung dieser beiden Inszenierungen zu verfassen.