Lieber Willi,
ich habe gerade Korstick laufen lassen und bin doch ziemlich enttäuscht. Der 1. Satz ist burschikos heruntergespielt, wirkt nur fosch, aber wo ist die Seele dieser Musik? Nichts Heiter-Spielerisches, keine Anmut, keine Noblesse, einfach nur positivistisch durchgespielt. Und dann noch dieser wirklich unschöne, harte Klavierklang. Das ist Beethoven - nichts für Ästheten. Der langsame Satz gelingt ihm, das ist Beethoven mit Bachscher Klarheit - aber auch keine Ausdrucksoffenbarung. Das Scherzo wieder etwas derb ohne jeden Hintersinn und das Rondo-Finale langweilig. Musik hat ja nun auch eine seelische Dimension, einen "Geist", der sich nicht in Notenbuchstaben aufzeichnen lässt. Ich bezweifle, dass es Korstick bei op. 22 gelungen ist, davon viel zu erfassen!
Mal sehen, ob ich nachher noch Feinberg und Kempff höre!
Herzlich grüßend
Holger