Ernst Krenek: Die Konzerte

  • Auch wenn in der deutschen WIKIPEDIA nicht erwähnt, so hat Ernst Krenek doch eine gewisse Anzahl an Konzerten geschrieben, wovon es allerdings fast nichts auf Tonträger gibt. Dennoch veröffentlichen wir hier eine Liste dieser Werke - wir fanden sie in der englischen Wikipedia:



    Violine
    Violinkonzert No. 1, Op. 29
    Violinkonzert No. 2, Op. 140


    Cello
    Cellokonzert No. 1, Op. 133
    Capriccio für Cello and Orchester, Op. 145
    Cellokonzert No. 2, Op. 236


    Klavier
    Klavierkonzert No. 1
    Klavierkonzert No. 2
    Klavierkonzert No. 3
    Klavierkonzert No. 4


    Harfe
    Konzert für Harfe und Kammerorchester, Op. 126


    Orgel
    Orgelkonzert, Op. 230
    Orgelkonzert, Op. 235


    Sonstige
    Kleines Konzert for Cembalo, Orgel und Kammerorchester, Op. 88
    Konzert für Violine, Klavier und kleines Orchester, Op. 124


    Immerhin erscheinen Anfang des nächsten Monats 3 der 4 Klavierkonzerte beim Label "TOCCATA" auf CD, darunter auch Ersteinspielungen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Vom 1. Violinkonzert gibt es eine sehr schöne Aufnahme mit der kanadischen Geigerin Chantal Juillet (seit 2010 Madame Dutoit!) und dem RSO Berlin unter John Mauceri. Das Werk entstand in den 20er Jahren und wurde von Alma Moodie, einer wohl phantastisch spielenden und laut Berichten hinreissend aussehenden australischen Geigerin dargeboten. Die Gerüchteküche besagt, dass Krenek mit ihr eine Liaison unterhielt und das auf und ab ihrer Liebesbeziehung hier vertonte. Das Werk würde ich dem Neoklassizismus zuordnen. Der zeitlich dominierende erste Satz beginnt mit typischer aufgeweckter 20er Jahre Musik um dann schnell in zahlreiche lyrische Kantilenen zu münden. Prokofieffs Gattungsbeiträge sind nicht so weit weg von dieser Musik. Krenek hat hier bereits deutlich die expressionistische Phase hinter sich gelassen, er gilt ja als "Chamäleon der Musik des 20. Jahrhunderts. Das Werk endet ziemlich ungewöhnlich und frech. Ein klangschönes und dankbares Werk, das eigentlich mehr Geiger/innen im Programm haben könnten.

  • Immerhin erscheinen Anfang des nächsten Monats 3 der 4 Klavierkonzerte beim Label "TOCCATA" auf CD, darunter auch Ersteinspielungen.


    Diese CD ist als Vol. 1 angekündigt, woraus sich schließen lässt, dass es eine Fortsetzung geben wird. So sieht sie aus:



    Was bisher an Werken aus Alfreds Liste auf dem CD-Markt gewesen ist, erschließt fast das gesamte Werk an Konzerten. Einen Mangel würde ich nicht beklagen. Krenek ist nach meinen Beobachtungen einer der am umfassendsten auf Tonträgern dokumentierten Komponisten der Neuzeit. Hier einige weitere Beispiele für Aufnahmen, die auch noch zu haben sind:



    Ein sehr umfassendes Verzeichnis der Werke und Einspielungen des Ernst Krenek Instituts findet sich hier:


    Werkverzeichnis


    Bei Krenek muss man sich wirklich nicht auf Wikipedia verlassen. Wenn bestimmte weiterführende Informationen bei Wikipedia nicht erfasst sind, heißt das doch nicht, dass es sie nicht gibt. Ich schaue natürlich auch oft zuerst und viel zu häufig dort nach. Weil es so furchtbar bequem ist und schnell geht. Das ist wohl ein Zug der Zeit. Die Online-Enzyklopädie ist aber nicht immer verlässlich. Und sie ist mir oft zu einseitig und zu subjektiv. Wobei sich da einiges verbessert hat in letzter Zeit. Nun ja, für umsonst ist das schon ein gutes Angebot. Das Interesse an "billig" und "umsonst" scheint ja ungebrochen zu sein. :(


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Soeben habe ich Kreneks Violinkonzert op 29 gehört. Was zuerst als "Pflichtübung" für diesen Artikel gedacht war, entwickelte sich relativ schnell zu einem unerwarteten Hörvergnügen, und das obwohl Hier eine Tonsprache Verwendung findet, die weitab von dem ist, was ich üblicherweise präferiere
    Das Violinkonzert op 29 stammt aus dem Jahre 1924 ist also in gewisser Weise ein "Jugendwerk" Es ist dreisätzig und mit knapp 20 Minuten eher kurz gehalten, wobei der 1. Satz mehr als die Häfte des gesamten Konzerts beansprucht. Interessanterweise fehlt im allgemeinen der Zusatz "Nr. 1", obwohl das angezeigt wäre, denn Krenek hat 1954 ein weiteres Violinkonzert (op 140) geschrieben.
    Sas Werk ist äussert wirkungsvoll, wartet mit interessanten Effekten auf und schwankt, zwischen optimistisch, auftrumpfend und introvertiert, versonnen (ober imo nicht melancholisch) und durchaus auch mal aggressiv.
    Die mit zur Verfügung stehende Aufnahme des Labels FARAO aus dem Jahre2000 mit dem Musikkollegium Winterthur unter Heinrich Schiff mit der österreichischen Geigerin Hanna Weinmeister als Solistin ist einfach superb. Mein Kompliment auch an die überragende Tontechnik.


    mfg aus Wien
    Alfred



    Die CD ist ürigens derzeit um 4.99 Euro im Angebot
    Wer zu spät kommt den bestraft das Leben



    clck 2.300

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  • Inzwischen ist dies einst angekündigte CD mit drei Klavierkonzerten Kreneks längst erschienen.

    Die Nr 1 und Nr 2 sind eine Ersteinspielung. Obwohl - nach Meinung der Musikwissenschaft - Ernst Kreneks Werke auf Augenhöhe mit Bela Bartok, Sergej Prokofjew, Arnold Schönberg und Dmitrij Schostakowitsch stehen, hat man sie stiefmütterlich behandelt. In einer, der mir zur Verfügung stehenden Abhandlungen wird die Vermutung geäussert, das keines dieser Werke sich als "Hauptwerk" etablieren konnte, weil Krenek zeitlebens seinen Stil exzessiv änderte. Das erste Konzert entstand 1923 in Berlin, kurz nach der Komposition seiner ersten 3 Sinfonien (1922) Krenek begann sich vom Einfluß seines Lehrers Franz Schreker zu lösen und verkehrte im Kreis Ferruccio Busoni, Hermann Scherchen und Eduard Erdmann verkehrte.Das erste Klavierkonzert ist im tonalen Stil geschrieben und hat 4 Sätze. Ich würde die Musik nicht als "schön", sondern eher als "interessant" bezeichen - interessant für mich vielleicht, weil sie die Stimmung der frühen 20er des 20. Jahrhunderts atmet. Die zuerst vermisste "Schönheit" stellt sich allerdings nach längerem Hören allmählich ein.

    Es ist bekannt, daß Krenek vorzugsweise als Opernkomponist gesehen wird. Aber er war auch sonst rech produktiv. Die Klavierkonzerte dürften aber in der Hierarchei einen relativ geringen Stellenwert einnehmen (was nichts besagen will), weil zwei davon bislang überhaupt nicht eingespielt wurden, und das Genre Konzert in den diversen Konzertführern weitgehend negiert wird, insbesondere die Klavierkonzerte.

    Das englische Label "TOCCATA CLASSICS" leistet hier Pionierarbeit


    mfg aus Wien

    Alfred

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