Donald Tovey - Kammermusik

  • Sir Donald Francis Tovey (1875-1940) war ein englischer Pianist, Komponist und Musikschriftsteller. Wie Alfred schon im thread zu seinen Orchesterstücken hinwies, ist er vor allem als Letzteres noch heute im Gedächtnis. Wer seinen Namen in die Suchmaschine des Werbepartners unter der Rubrik "Fremdsprachige Bücher" eingibt, findet zahlreiche Musikanalysen und Biographien.


    Als Pianist hat Tovey u.a. mit Joseph Joachim konzertiert und er war auch mit Pablo Casals befreundet, bis dieser aufgrund einer wohl unberechtigten Eifersüchtelei die Beziehung vorübergehend einstellte.


    Tovey hat zwei Kompositionen für Streichquartett hinterlassen, Aria und Variationen op. 11 und das Streichquartett G-Dur, op. 23. Letzteres wurde 1909 komponiert und 1914 veröffentlicht, wer es uraufgeführt hat, wird nicht erwähnt. Das Werk ist viersätzig und dauert ca 35 min. Stilistisch würde ich das Werk dem Umfeld von Brahms zuordnen, es ist also ein spätromantisches Werk, das von der Musik eines Schönberg oder Debussy keine Kenntnis nimmt. Tovey stand den Errungenschaften der Zweiten Wiener Schule wohl auch eher kritisch gegenüber.
    Das Werk ist von einer Melancholie durchzogen, die ich recht reizvoll finde. Ein echtes Scherz z.B. gibt es nicht, anstelle dessen ein Pastorale, an das sich eine Adagio anschliesst. Das Werk wirkt auf mich wie ein wehmütiger Abgesang auf eine untergehende Epoche, der aber nicht so pompös daherkommt wie bei Elgar.
    Solche Musik braucht technisch souveräne Interpreten und mit dem Tippett Quartett bekommt es die auch. Ein ansprechendes Streichquartett, wenn man nicht immer die höchsten Erregungszustände sucht.

  • Klingt nach einem interessanten Werk. Gut, dass du auch etwas zur Interpretation hast durchblicken lassen. Wird bestellt.


    Grüße
    Garaguly

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Donald Tovey - Streichquartett op. 23“ zu „Donald Tovey - Kammermusik“ geändert.
  • Donald Tovey: Klaviertrio in h-moll op 1



    EDI_UNI_EU_0517-001.jpg




    Heute habe ich erstmals das Klaviertrio von Donals Francis TOVEY gehört, welches sich auf der gezeigten CD befindet. Es ist, wie schon die Opuszahl vermuten lässt ein Jugendwerk. Es entstand 1895 als Werk, das eingereicht werden mußte, um das ausgeschriebene Mendelssohn-Stipendium zu erhalten. Was er dann letztlich doch nicht schaffte, das Stipendium wurde an einen gewissen Christopher Wilsion vergeben, den heute niemand mehr kennt.

    Immerhin ging das Werk 1910 bei Schott in Druck und Tovey widmete sein erstes Werk in Dankbarkeit seinem Lehrer Hubert Parry.

    Nach der Uraufführung mit Tovey am Klavier war dieser begeistert, denn alle musikalischen Effekte, die er sich ausgemalt hatte, klangen genau so wie er sie sich erwartet hatte.

    Zu diesem Werk gibt es einen Einführungstext, vom Komponisten selbst verfasst (und im Booklet abgedruckt - auch in Deutsch)


    1) Maestoso, Andante ma con mito

    2) Menuetto: Molto moderato

    3) Rhapsodia: Feroce

    4) Finale: Allegro ma non troppo


    Während Tovey in seiner Heimat geradezu einen legendären Ruf als Musikschriftsteller und Rezensent genoß, sah er sch - IMO gücklicherweise - eher als Komponist.

    Ich empfand das Klaviertrio als ziemlich nahe bei Brahms (eventuell noch eingängiger), hätte mich das aber nicht unbedingt zu schreiben getraut. Aber wir finden in Lutgras Beitrag weiter oben bereits eine Bemerkung in diese Richtung.

    Überraschenderweise ist Tove heute eher wenig bekannt und IMO stark unterschätzt. Weder die englische, noch die französische Wikipedia Seite listet seine Werke nach Opuszahlen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Donald Tovey hat sich auch (ohne Erfolg) an einer Oper versucht: The Bride of Dionysus


    Die Kritiken waren verheerend.

    James Leonard: "The opera's melodies are banal, its harmonies insipid, its inspiration illusive, and its fabrication obvious."


    Roger Witts: "Sir Donald Tovey’s only opera was a disaster. He was Reid Professor of Music at the University of Edinburgh for twenty-six years, and he and his friend Robert Trevelyan, a ‘rumpled, eccentric poet’ who very clearly had no idea at all about what would make an opera libretto.... "


    Es gab eine CD bei DUTTON EPOCH CDLX 7241

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Auch wenn wir hier vom Thema abweichen: Es gibt eine Aufnahme der Ouvertüre bei youtube:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eben falls auf der gezeigten CD befindet sich das Klaviertrio in c.moll op. 8. Der anlässlich des Drucks hinzugefügte Beiname "Style Tragique" passt stellenweise vortrefflich. Aber dazwischen gibt es - IMO völlig unerwartet - Passagen von bertörender Schönheit. Das Werk wurde ebenfalls 1895 komponiert, allerdings in der Besetzung für Klavier, Klarinette und Horn. Die her veröffentlichte Aufnahme ist indes für konventionelle Besetzen umgeschrieben, man vermute erste Aufführugen bereits im Jahr der Komposition an den diversen Clubs der Universität, die erste offizielle Auffürung fand dann 1900 in London statt, gedruckt wurde das Werk dann 1912 bei Schott.


    1) Allegro moderato

    2) Largo

    3) Finale: Allegro non tanto


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !