Finn Høffding - dänischer Neoklassizist (1899-1997)

  • Es ist schon erstaunlich, was da immer wieder für Komponisten auftauchen, von denen man noch nie gehört hat. Dabei war Finn Høffding wohl eine Institution im Musikleben Dänemarks, er hat ja praktisch auch das komplette 20. Jahrhundert durchschritten.


    Niels Finn Høffding wurde am 10. März 1899 in Kopenhagen geboren und starb dort eine Woche vor seinem 98. Geburtstag. Høffding war Schüler von Knud Jeppesen, Joseph Marx in Wien und Paul Hindemith. Er unterrichtete mehr als vierzig Jahre am Königlichen Konservatorium Musiktheorie und Komposition. Sein berühmtester Schüler war Vagn Holmboe. Unter dem Eindruck der deutschen Jugendmusikbewegung gründete er 1930 mit Jørgen Bentzon die Københavns Folkemusikskole. Später setzte er sich für eine formale akademische Ausbildung angehender Musiklehrer ein.


    Die dritte Symphonie von Høffding entstand schon 1928 und ist eine ganz erstaunliche Komposition. Auch wenn es noch spätromantische Reminiszensen gibt, ist es doch klar ein Werk des Neoklassizismus und der neuen Sachlichkeit. D.h. es steht Werken von Hindemith, Prokofieff und Bartok nahe, die aber teils später komponiert wurden. Das 35-minütige Werk hat die klassischen vier Sätze und ist für ein recht kleines Orchester von 40 Musikern geschrieben, der Tonsatz dementsprechend transparent. Auffällig fast durchgängig ein Klavier, dass aber nur begleitende und rhythmische Aufgaben übernimmt. Einigee sehr schöne Themen zeichnen das Werk aus und die solistischen Bläsersätze erinnern an Carl Nielsen. Ein Stück, dass durchaus repertoiretauglich wäre-


    Die Einspielung mit den Jenaer Philharmonikern unter Franz Cramer ist tadellos.


    Der derzeit bekannteste dänische Komponist Per Nørgard schreibt im Booklet: "Now, 80 years later, I am still impressed by how powerfully and personally Finn Hoffding perpetuates the symphonic tradition."

  • Ich hatte auch noch nie etwas von Finn Hoffding gehört, aber nur, weil er nicht in der chronlogischen Wikipedia-Liste der Komponsiten steht, obwohl er einen Wikipedai-Artikel hat. Und das ist das Problem: Wie sollst due eine Nadel in einem 500 m hohen Heuhafen finden, wenn du nicht weißt, wo sie liegt? So kann es nur der Zufall bringen, wie hier. Ich habe inzwischen die Daten von Wikipedia abgenommen, und so kann im nächsten März seiner gedacht werden, am 3. März an seinen 20. Todestag und am 10. März an seinen 118. Geburtstag, hier übrigens ein Bild:


    Er ist übrigens gleichaltrig mit der österreich-deutschen Komponistin und Pianistin Grete von Zieritz. Allerdings wurde Grete von Zieritz über 101 Jahre alt, während Finn Hoffding nur "knapp" 98 wurde :D .


    Liebe Grüße und schönes Wochenende


    Willi :)


    P.S. Alles in allem ein Beweis dafür, dass Musik jung erhält!

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich höre gerade wieder die eingangs gezeigte CD und bin ein weiteres Mal beeindruckt, was für tolle Werke sie birgt. Auch die eröffnende 15-minütige sinfonische Fantasie "Evolution" ist ein echter Knüller. Man hört ein wenig den Einfluss von Carl Nielsen und an einigen Stellen auch von Leos Janacek, aber nur so am Rande.

    Die 3. Symphonie ist wie oben bereits erwähnt ebenfalls ein sehr eindrucksvolles Werk. Der Wunsch, die anderen drei zu hören ist groß, kann aber leider derzeit nicht gestillt werden. Hier muss dacapo noch eine Lücke schliessen.

    Vagn Holmboe und Per Nørgard waren übrigens Hoffdings Schüler.