Zu diesem Konzert erscheint in den nächsten Stunden ein ausführlicher Bericht. Durch eine zahnärztliche Behandlung meiner Frau, zu der ich sie begleitet hatte, war ich bisher verhindert, diesen Bericht fertigzustellen.
Liebe Grüße
Willi
Zu diesem Konzert erscheint in den nächsten Stunden ein ausführlicher Bericht. Durch eine zahnärztliche Behandlung meiner Frau, zu der ich sie begleitet hatte, war ich bisher verhindert, diesen Bericht fertigzustellen.
Liebe Grüße
Willi
Lieber Willi,
ein Bericht von Dir, gerade auf dem Klaviersektor ist immer willkommen. Die Rezension in der Heilbronner Stimme war ausgezeichnet, ja jubelnd, was bei der Verfasserin eine Ausnahme ist.
Herzlichst
Hans
Dann will ich mal meinen Bericht zu Ende schreiben, bevor ich die Rezension der Heilbronner Stimme lese.
Liebe Grüße
Willi
Dieser kurze Satz entstand wenige Minten nach Hans' Beitrag.
Bericht über das zweite Konzert der Konzertreihe 2019/2020 des Heilbronner Sinfonieorchesters am 1ß. 11. 2019 in der Heilbronner Philharmonie
Ragna Schirmer, Klavier
Martin Bärenz, Cello
Heilbronner Sinfonieorchester
Leitung: Prof. Alois Seidlmeier
Phantastisch!
So war das Programm des Abends überschrieben, was ja durchaus auch für die Ausführung des gesamten Programms so stehenbleiben kann.
Es begann bezeichnend mit einem Stück, das man aus guten Gründen auch als Sinfonische Dichtung bezeichnen könnte, Carl Maria von Webers Ouvertüre zu seiner Meisteroper "Der Freischütz", op. 77, in der Weber wesentliche Themen der Oper quasi durch ein Brennglas servierte und das Heilbronner Orchester sogleich seine vorzüglich Visitenkarte abgab. Wem läuft nicht ein Schauer über den Rücken, wenn nach der dunklen Streichereinleitung das Hornthema ertönt, hier von den Heilbronner Hornisten meisterlich vorgetragen.
Alois Seidlmeier,
seit 2017 Chefdirigent, mit dem ich nach dem Konzert ein launiges Gespräch führen konnte, spannte souverän den Bogen einer ganzen Oper in diesem 10minütigen Meisterwerk. In seiner bezwingenden extrovertierten Dirigierweise führte er das Orchester, das er in diesen ersten Jahren schon enorm weiterentwickelt hat, zu einem ersten Höhepunkt, gleich in der Eröffnung.
Schon nach diesem ersten Stück brandeten begeisterter Beifall und Bravorufe der ca. 2000 Musikfreunde auf.
Beim zweiten Stück des Abends, dem Klavierkonzert a-moll op. 7, das Clara Schumann im Alter von 15 Jahren 1834 komponiert hatte, freute ich besonders auf die Solistin des Abends, Ragna Schirmer:
die ich vor vielen Jahren an meinem damaligen Wohnort Lette, einem Stadtteil meines heutigen Wohnortes Coesfeld kennenlernte, als sie im Kleinen Konzertring als Einspringerin aufgetreten war und, wie sie mir nach dem Konzert in einem Gespräch mitteilte, die Goldbergvariationen gespielt hatte. Damals hatte sie mich schon sehr mit ihrem technisch hochstehenden Spiel beeindruckt, und als sie 2010 erneut nach Coesfeld kam und zusammen mit dem Schauspieler Dominik Horwitz einen Abend gestaltete, in dem Horwitz als "Robert Schumann" Liebesbriefe von Robert Schumann verlas und Ragna Schirmer dazu korrespondierend Werke Schumanns spielte wie die IV. Variation aus den "Symphonischen Etüden" op. 13 sowie weitere daraus, und auch Werke von Clara Schumann wie das Scherzo c-moll op. 10 und Auszüge aus den Variationen op. 20, war ich wieder im Konzert.
Schließlich besuchte ich sie am 11. 1. dieses Jahres in der Kölner Philharmonie, als sie nach Haydns Symphonie "Le Midi" sowohl das Konzert von Clara Schumann mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig als auch nach der Pause Beethovens 4. Klavierkonzert spielte. Auch in Köln wie zuvor in Coesfeld, rief ihr exzellentes Spiel Viel Jubel und stehende Ovationen hervor.
Das war am Sonntagabend nicht anders, als ich mich mit den Schwierigkeiten des Clara-Konzertes mal etwas näher befasste, wo im Kopfsatz immer wieder große Oktav-Akkord-Sprünge im Diskant wie in der Begleitung bewältigt werden mussten, was Ragna Schirmer jedoch mühelos absolvierte.:
Im Booklet zu der o. a. Aufnahme wies Ragna Schirmer denn auch darauf hin, dass man zum Bewältigen der Griffe denn auch entsprechende Hände haben müsste, was bei Clara Schumann zweifellos vorhanden war.
Aber dieses Konzert hatte ja nicht nur die heiklen pianistischen Schwierigkeiten zu bieten, sondern auch im langsamen Satz, der Romanze "Andante non troppo con grazia", einen Satz nicht nur mit einer nicht alltäglich Satzbezeichnung, sondern auch noch mit einer nicht alltäglichen Ausführungsvariante, war es doch im Grunde ein Duo Klavier-Cello, in dem ihr in Coesfeld der Leiter des Mendelssohn KO, Peter Bruns und in Heilbronn der Solocellist des Heilbronner Sinfonieorchesters, Martin Bärenz:
sehr gekonnt zur Seite stand.
Das kraftvolle Finale, das durch wenige von Clara Schumann komponierte Überleitungstakte eingeleitet wurde, war ja im Grunde schon als erstes vorhanden, weil Clara Schumann auf jeden Falle ein Klavierkonzert komponieren wollte, was ja zu der Zeit fast schon einer Revolution gleichkam. diesen Satz zu instrumentieren, half ihr ein Kollege, ihr späterer Ehemann Robert Schumann, der zu der Zeit jedoch nur ein Freund des Hauses war.
Dieser Finalsatz, der ebenso wie der Kopfsatz mit Schwierigkeiten gespickt war- kein Wunder, hatte doch Clara das Werk für sich selbst geschrieben, die sie doch schon jungen Alter eine Pianistin der Extraklasse war, ging auch Ragna Schirmer im Zusammenspiel mit dem bestens aufgelegten Orchester "wie von selbst" von der Hand. Wie ich später vom Dirigenten, Professor Seidelmeier erfuhr, hatten sie dieses Kunststück in vier Proben fertiggebracht.
So kam trotz der ungewöhnlichen Besetzungsgestaltung des Mittelsatzes ein harmonisches Konzert wie aus einem Guss zustande, dass zu Recht auch mit rauschendem Beifall und neuerlichen Bravorufen bedacht wurde.
Ragna Schirmer bedankte sich mit einer traumhaften "Clara"-Version der Träumerei, die natürlich Robert Schumann komponiert hatte.
Nach der Pause kam dann das "Hauptstück", die Symphonie fantastique op. 14 von Hector Berlioz, komponiert 1830, also vier Jahre vor Clara Schumanns Klavierkonzert. Auf dem Podium waren nun auch die letzten Stühle des naturgemäß üppig besetzten Orchesters besetzt, hauptsächlich von zusätzlichen Schlagwerkern und zwei Harfenistinnen.
Das fünfsätzige Werk kommt in seiner temporalen Ausdehnung nahe an Beethovens Neunte heran und ist etwa so lang wie Schuberts Achte (früher als Neunte gezählte) große C-dur-Sinfonie.
Hier mussten die Heilbronner Sinfoniker natürlich endgültig Farbe bekennen, und sie taten es, und wie.
Ich lernte dieses Werk im Konzertsaal vor über 20 Jahren kennen, als das Bundesjugendorchester es bei uns Coesfeld in der damaligen Stadthalle aufführte, wobei das Podium fast aus allen Nähten platzte. Seit damals liebe ich das Werk.
Der Untertitel des Werkes "Épisodes de la vie d'un artiste" (Episoden aus dem Leben eines Künstlers) beschreibt kurz die Richtung.
1. Satz: Rêveries - Passions (Träume - Leidenschaften) in den Satzbezeichnungen Largo - Allegro agitato e appassionato assai wurde in der Largo-Einleitung von den Holzbläsern ruhig und im gemessenen Tempo vorgetragen. Da lief mir schon der erste Schauer über den Rücken. Die Streicher nahmen das Thema auf und setzten es in spannend - entspanntem Duktus fort. nach der kurzen largo-Einleitung kam im lebhaften Allegro agitato das Thema zum Tragen, das die ganze Symphonie durchzieht, das sogenannte Leitmotiv, das in wechselnde Variation immer mal wieder auftaucht. Symbolisiert werden soll hier die Begegnung eines jungen Musikers mit einer idealtypischen Frau.
Dauer: ca. 14-15 min.
2. Satz: Un bal (Ein Ball) mit der Satzbezeichnung Valse. Allegro non troppo. Hier wird geschildert, wie der junge Verliebte die Frau auf einem Ball wiedertrifft und sich sehr freut, aber dann merkt, dass sie ihn nicht beachtet. Auch dieses Satz spielten die Sinfoniker sehr engagiert mit fulminantem Schwung. Großartig hier am Anfang die Streicher und die Harfen! Wunderbar, wie sich dann auch die Holzbläser einfügten, die am Schluss des Satzes ein betörendes Abschiedsmotto spielten, bevor das Orchester in vollem Satz eine rauschende Kurzcoda spielte- ein Satz ebenfalls auf hohem Niveau!
Dauer: ca. 6 Minuten
3. Satz; Scene aux champs (Szene auf dem Lande), Adagio. Dieser zentrale Satz, der in seiner Ausdehnung und inhaltlichen Bedeutung sowohl auf eine pyramidenförmige Struktur des Werkes hindeutet als auch einen Wendepunkt markiert, war natürlich auch in der sonntäglichen Aufführung in Heilbronn ein Höhepunkt des Werkes.
Diese "Unterhaltung" von Englischhorn und Oboe hat mich von je her fasziniert, und die beiden Protagonisten des Orchesters machten ihre Sache auch vortrefflich. Und ich lernte etwas hinzu, was ich vorher nicht wusste. Im Gespräch mit Alois Seidlmeier erwähnte ich, dass ich die Idee, dass die Oboistin den Saal verlassen hätte und dann die Antworten immer durch die geöffnete Saaltür spielte, großartig gefunden hätte, worauf er antwortete, dass das auch so in der Partitur stände. Ich wusste das vorher nicht und hatte es bei bisherigen Aufführungen, denen ich beiwohnte, auch nicht bemerkt. Ich werde mal bei Gelegenheit meine DVD von Gardiner aus der Box "Berlioz rediscovered" anschauen, ob es da auch so gemacht wird.
Und dann taucht die unendlich schöne, ergreifend von den hellen Streichern gespielt "idée fixe" , wieder auf und originell vom Zupfen der tiefen Streicher kontrastiert.
Insgesamt ist dies für mich der schönste Satz in dieser Symphonie, und die vielfältigen Verwandlungen der Melodie und Wechsel der melodieführenden Instrumente trägt für mich dazu bei, nebst origineller Rhythmusänderungen.
Am Ende kamen dann die doppelt besetzten Pauken erstmals zum Zuge, hier noch im Pianissimo, im leisen Grollen, das nur vordergründig auf eine abendliche Wetteränderung hindeuten sollt.
Dauer: ca. 16 Minuten
4. Marche au supplice (Gang zum Richtplatz)
Einen krasseren Kontrast vernimmt man selten. Pauken und Japantrommel, sinistre Posaunen und in gleicher Weise einstimmende Streicher schildern den schwerfälligen, ausweglosen und schrecklichen Gang zum Schafott, von dem unser Musiker träumt, nachdem er im gleichen Traum seine Geliebte ermordet hat und zum Tode durch das Fallbeil verurteilt worden ist. Die Heilbronner Schlagwerker waren nun in ihrem Element, und als sich das Geschehen in einen feierlichen Marsch wandelte, konnten auch die Blechbläser so richtig glänzen.
Kurz, bevor das Fallbeil runter sauste, tauchte dann die "idée fixe" wieder auf. Das Orchester brachte auch diesen äußerst dramatischen und in jeder Hinsicht kontrastreichen Satz grandios zum Ausdruck.
Dauer: 6 - 7 Minuten
5. Songe d'une nuit du Sabbat (Traum einer Sabbatnacht) Larghetto - Allegro. dies irae. Ronde du Sabbat. Dies irae et Ronde du Sabbat ensemble.
Nach einer langsamen, in der Tongebung aber schon zum Hexensabbat passen Larghetto-Einleitung beginnt ein fulminanter Hexentanz, in dem die Holzbläser das hohl und schrill tönende Zepter schwingen. Dann ertönt die Totenglocke und das sinistre "Dies irae" wird angestimmt, in dem zu den vier Fagotti gleich zwei Basstuben hinzutreten und sich anschließend Hexxensabbat und Dies irae vereinigen. Berlioz "setzt sozusagen noch einen drauf". Als Letzte stimmt auch die tiefe und furchterregende Japantrommel machtvoll mit ein. Noch einmal, jetzt leise, vernehmen wir das Dies irae, dann schaukelt sich alles zu einem Finale furioso, einer "höllischen" Coda, in dem alles noch einmal aufgeboten wird, ein Codawirbel mit absolutem Seltenheitswert mit einem Orchester, das sich selbst übertroffen hat.
Dauer: ca. 10 Minuten
Ein minutenlanger Jubel des hingerissenen Publikums.
Die "Standing Ovations" allerdings, die die Kölner "im Schlaf" drauf haben, kennen die Heilbronner noch nicht.
Liebe Grüße
Willi
Lieber Willi,
Sponanreaktion! Eine wunderbare jedoch auch verdiente Würdigung. Ich werde noch näher auf Deine Rezension eingehen. Wahrscheinlioch brauche ich das aber nicht, weil Deine kompetente Arbeit für sich selbst spricht.
Herzlichst
Hans
Schön, dass ihr ein so zufriedenstellendes Konzert erlebt hat. Besonders gut, da Frau Schirmer offenbar die Kurve gekriegt hat. Ich erinnere mich, dasselbe Klavierkonzert mit ihr einmal in Braunschweig gehört zu haben, und dass sowohl einige Musiker des Orchesters als auch ich entsetzt über ihre Schludrigkeit waren - es funktionierte einfach zu wenig. Seitdem habe ich die Pianistin, die doch schon öfter auch mal in der Region auftritt bewusst gemieden. Vielleicht ist es Zeit für einen neuen Versuch...
LG
Christian
Lieber Christian,
einen Versuch ist es sicherlich wert. Alle die mehr vom Klavier verstehen waren sehr angetan von der Leistung von Frau Schirmer. Auch unser Dirigent Prof. Alois Seidlmeier, der selbst ein passabler Klaviersolist ist war voll zufrieden. Gerade Ragna Schirmer, mit dem Spitznamen Madame Schumann, hatte im Jubiläumsjahr von Clara Schumann in Deutschland und international einen großen Lauf.
Herzlichst
Operus (Hans)
Lieber Willi,
PHANTASTISCH - dieses Prädikat hast Du Dir mit Deiner Kritik über das Konzert des Heilbronner Sinfonie Orchesters ebenfalls verdient. Kompetent leuchtest Du die Konzertaufführung bis in die letzten Feinheiten aus. Dabei steuerst Du Deine jahrzehntelange Erfahrung besonders im Klavierbereich bei. Fast beneide ich Dich ein wenig. Beim Schreiben für Tages- und auch Fachzeitungen bekommst Du nie so viel Platz, um so umfangreich und detailliert schreiben zu können. Genau das macht
Deine Ausführungen so wertvoll, dass sie den ganzen Konzertabend in einer ganzheitlichen Betrachtung dem Leser nahe bringen.
Herzlichst
Operus (Hans)
,
Ich kann das nur bestätigen, zumal ich Ragna Schirmer zuletzt am 11. Januar dieses Jahres in Köln erlebt habe, wo sie mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig unter der Leitung des Solocellisten Peter Bruns nach Haydns Sinfonie Nr. 7 C-dur Hob. I:7 "Le Midi" nicht nur Clara Schumanns Klavierkonzert, sondern auch noch nach der Pause Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 G-dur op. 58 exzellent vorgetragen hat. Sie hat damit wohl ein Programm gewählt, das so auch Clara Schumann so aufgeführt hat, und natürlich hat in diesem Konzert Peter Bruns das Solo im zweiten Satz als Partner Ragna Schirmers gespielt. Auch die Kölner Zuschauer des vollbesetzten Hauses haben begeistert applaudiert und im Gegensatz zu den Heilbronnern (s. o.) sogar mit Standing Ovations.
Die Rheinländer sind halt, wie ich als Münsterländer neidlos anerkennen muss, sicherlich im Gegensatz zud den Schwaben und Münsterländern ein spontanes Völkchen, und wenn ein Konzert herausragend war, und das sind dort viele, dann stehen die 2000 innerhalb weniger Sekunden.
Liebe Grüße
Willi
Danke, lieber Hans, für die Blumen. Ich sehe gerade, dass sich unsere beiden letzten Beiträge überschnitten haben.
Liebe Grüße
Willi
Lieber Hans,
ich habe jetzt die Rezension in der Heilbronner "Stimme" gelesen und am Schluss des Artikels eine Behauptung der Rezensentin festgestellt, die im Gegensatz zu den Ausführungen im Programmheft und auch im Gegensatz zu dem sehr umfangreichen Wikipediaartikel steht:
Zitat von Heilbronner StimmeMit seiner "Symphonie fantastique" schuf Berlioz eine neue Art von Programmmusik. Wie bei der jugendlichen Clara schwelgen auch hier aufkeimende Liebesgefühle. Allerdings mehr als Projektion, denn das Objekt von Berlioz" Begierde, die irische Schauspielerin Harriet Smithson, konnte ihn nicht erhören, weil sie ihm nie begegnete.
Zitat von ProgrammheftVielleicht sollte noch kurz erwähnt werden, wie Berlios' persönliche Sinfonie weiterging. Die hier so despektierlich porträtierte Harriet Smithson hörte zwar auch die Uraufführung der Sinfonie nicht, war aber bei der zweiten Aufführung im Dezember 1832 zugegen und erkannte in der imaginären Geliebten sich selbst. "Wie eine Nachtwandlerin, ohne sich der Wirklichkeit bewusst zu sein", soll sie nach Hause geirrt sein. Im Jahr darauf heiratete sie Berlioz.
Zitat von Wikipediahttps://de.wikipedia.org/wiki/Hector_Berlioz
Das erste Konzert nach seiner Rückkehr, dem auch Harriet Smithson beiwohnte, fand am 9. Dezember 1832 in Paris mit der Symphonie fantastique und Lélio statt. Einen Tag später machte Berlioz der überraschten Smithson einen Heiratsantrag; im Oktober 1833 fand in der britischen Botschaft die Hochzeit zwischen dem Komponisten und der inzwischen bankrotten Schauspielerin statt. Im Jahr 1834 kam Sohn Louis zur Welt.
Also scheint die Rezensentin da doch im Irrtum zu sein oder hat mangelndes Quellenstudium an den Tag gelegt.
Liebe Grüße
Willi
Lieber William!
Diese "Unterhaltung" von Englischhorn und Oboe hat mich von je her fasziniert, und die beiden Protagonisten des Orchesters machten ihre Sache auch vortrefflich. Und ich lernte etwas hinzu, was ich vorher nicht wusste. Im Gespräch mit Alois Seidlmeier erwähnte ich, dass ich die Idee, dass die Oboistin den Saal verlassen hätte und dann die Antworten immer durch die geöffnete Saaltür spielte, großartig gefunden hätte, worauf er antwortete, dass das auch so in der Partitur stände.
Das irritiert mich jetzt doch etwas!
Die Pointe in dem Satz ist doch gerade, dass der junge Künstler dem Gesang zweier Hirte lauscht von denen einer (Englischhorn) im Orchester spielt während der andere (Oboe) von Ferne (hinter der Bühne) zu hören ist. Das ist natürlich dem Dialog zweier Hirten aus Beethovens Pastorale nachempfunden. Dieser ‚Dialog’ der Hirten nährt seine Hoffnung auf ein gelingendes Leben, in dem er nicht mehr allein sein muss. Aber die Idylle bricht bei Berlioz! Wenn das Englischhorn die Kuhreigenmelodie vom Anfang noch mal aufnimmt, gibt es keine Antwort mehr! Stille und das Grollen der Pauken! Eine grausame Desillusionierung des jungen Künstlers. Er sucht sein Heil dann ja auch im Opium und stürzt in den Abgrund schauerlicher Alpträume!
Eigentlich also darf die Oboe immer nur als Klang von Ferne zu hören sein. Möglicherweise ist ihre Antwort auf das Englischhorn ja überhaupt nur eine Halluzination des jungen Künstlers? Ich weiß es nicht. Aber dieser Satz ist für mich auf jeden Fall die trügerischste Idylle, die ich in der Sinfonischen Musik kenne!
Wie so oft: kein anderer Dirigent, den ich live mit der Symphonie Fantastique gehört habe, hat dies so schonungslos vorgeführt wie André Cluytens!
Beste Grüße
Caruso41
Wie ich schon sagte, lieber Caruso, hatte mich diese Stelle stets fasziniert, aber ich hatte die (programmatische) Geschichte dahinter nicht so gekannt. Wie ich jetzt weiß, trägt das Ganze ja auch autobiografische Züge, und so ging die Geschichte im Gegensatz zum Inhalt des Werkes ja in der Realität für Berlioz gut aus. Schönen Dank jedenfalls für deinen informativen Beitrag und den Tipp mit Cluytens, den ich überaus schätze, aber von dem meine Sammlung relativ schmal ist. Ich werde mir seine Interpretation auf jeden Fall mal anhören.
Liebe Grüße
Willi