Bruckner 5, RSB, V. Jurowski, 07.03.2020, Konzerthaus Berlin

  • Zu Beginn des Konzerts gab es eine herbe Enttäuschung. Richard Goode, der Solist des Abends, Schüler des legendären Rudolf Serkin, war auf der Homepage des RSB stets mit einem großen Hut zu sehen gewesen. Nun gibt es ja viele extravagante Pianisten, aber siehe da, seinen schönen Hut hatte er in der Garderobe gelassen. ;) Auf dem Programm stand Mozarts letztes Klavierkonzert Nr. 27 in B-Dur KV 595. Dieses hatte ich zuletzt zweimal von Menahem Pressler unter Thielemann erleben dürfen. Das waren so einmalige (zweimalige ;)) Erlebnisse, dass mich das Spiel von Goode nicht so sehr erreicht hat. Die Begleitung durch Vladimir Jurowski wirkte auf mich dabei ehr routiniert als inspiriert. Richard Goode hat das sicherlich alles schön gespielt, allerdings auch nicht mit absoluter Perfektion. An zwei Stellen hatte ich den Eindruck, dass die Finger nicht ganz hinterherkommen.


    Nach der Pause ging es in B-Dur weiter. Auf dem Programm stand nun die 5. Symphonie von Anton Bruckner, die es auf Längen zwischen 75 und 90 Minuten bringt. Eigentlich hätte diese Symphonie auch für ein Konzert gereicht, aber ich will mich nicht beklagen. Für mein Empfinden hat Jurowski das Werk ganz schön gegen den Strich gebürstet. Die Blechbläser, die ein ff bis zum Exzess gespielt haben, lies er fast wie Liszt klingen, während andere Stellen bald nach Schostakowitsch klangen. Auch wenn es wunderbare leise Momente gab und das Publikum nach dem Schlusston in großen Jubel ausgebrochen ist, fand ich, dass Jurowski ganz schön mit dem Holzhammer unterwegs war und zu keinem Zeitpunkt spüren lies, welch ein Naturmensch Anton Bruckner gewesen ist. Im Bamberger Dom habe ich unter Herbert Blomstedt einen anderen Bruckner erlebt.

  • Im Bamberger Dom habe ich unter Herbert Blomstedt einen anderen Bruckner erlebt.


    Soso, noch einer, der in Bamberg war … das war einfach großartig und überwältigend! Inzwischen schon wieder zweieinhalb Jahre her … :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Danke, lieber KP Storch für deinen Bericht. Ich mag Bruckners Fünfte sehr, da lobe ich mir die Einspielung mit Günter Wand und dem NDR-SO. Jurowski habe ich im Konzert erst einmal erlebt mit der Zweiten von Brahms, das war aber ähnlich mit dem Holzhammer. Besser war er bei den "Bassariden" von Henze in der Komischen Oper, aber da fehlt andererseits auch der Vergleich.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP