DONIZETTI, Gaetano: L'ESULE DI ROMA OSSI IL PROSCRITTO

  • Gaetano Donizetti (1797 – 1848 )

    L'esule di Roma ossia Il proscritto

    (Der Verbannte von Rom oder Der Geächtete)


    Melodramma eroico in zwei Akten

    Libretto: Domenico Gilardoni

    Originalsprache: Italienisch


    Uraufführung: Neapel 1828


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Murena, ein Senator, Bass

    Argelia, seine Tochter, Sopran

    Emilia, Argelias Schwester, stumme Rolle

    Settimio, verbannter Tribun, Tenor

    Leontina, Argelias Vertraute und Erzieherin Emilias, Mezzosopran

    Publio, ein General, Bariton

    Lucio, ein Centurio1), Tenor

    Fulvio, ein Decurio2), Tenor

    Murenas Verwandte, Vertraute von Publio, Argelias Sklaven, Soldaten, Liktoren3), Magistrate4), Priester, Gefangene, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Rom zur Zeit des Kaisers Tiberius, frühes 1. Jahrhundert


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT

    1. Bild: Öffentlicher Platz in Rom mit Triumphbogen und Palast des Senators Murena

    Fanfaren aus der Ferne. Magistrate, Priester und viel Volk erwarten den siegreichen Publio. Sie rufen nach dem Senator Murena, der den Helden begrüßen soll. Murena tritt aus seinem Haus, zeigt aber keine Heiterkeit. Er hat Gewissensbisse, weil er den Tribun Settimio mit falschen Beschuldigungen verraten hat und dieser deshalb aus Rom verbannt wurde. Schon kommt der feierliche Zug mit Publio. Das Volk begrüßt ihn und Publio hält eine kurze Ansprache an die Anwesenden. Murena nähert sich und umarmt ihn. Publio fragt nach Murenas Tochter Argelia, die ihm versprochen ist. Während das Volk den Sieger preist und Publio von seinen Taten spricht, muss Murena feststellen, dass seine Tochter das Treffen meidet. Er schickt seine Verwandten, Argelia zu suchen. Publio, Murena und alle Übrigen verlassen den Platz, um zum Kapitol zu gehen.

    Settimio ist trotz der Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden, nach Rom zurückgekehrt. Er erinnert sich an den Abschied von Argelia, die er liebte, und fragt sich, ob sie ihm wohl noch treu sei. Als er auf das Haus seines Feindes Murena zugeht, sieht er eine Gruppe junger Frauen kommen und verbirgt sich.

    Argelia tritt mit ihrer ihrer Freundin Leontina und Sklaven auf. Schon aus ihren ersten Worten vernimmt Settimio, dass sie immer noch an ihn denkt. Sie schickt die Gefährten fort und will hier ihren Vater erwarten. Argelia stellt im Selbstgespräch klar, dass sie dem Empfang Publios fernblieb, weil sie den General nach dem Willen ihres Vaters heiraten soll, ihn aber nicht liebt. Unterdessen nähert sich Settimio vorsichtig.

    Als sie sagt, dass sie auf Settimios Rückkehr vertraue, schreit dieser freudig auf. Argelia erkennt ihn und sie fallen sich in die Arme. Sie weist ihn auf die Gefahr hin, die ihn hier erwartet, schwankt aber, ob sie ihm zur Flucht raten oder ihn zum Bleiben überreden soll. Auf die Frage, ob sie ihn jemals für schuldig gehalten habe, antwortet sie mit einem entschiedenen „Niemals“. Um Argelia nicht zu erschrecken, will Settimio ihr den Verräter, der ihn durch falsche Beschuldigungen ins Exil gebracht hat, nicht nennen. Beide versprechen sich, lieber zu sterben, als sich wieder voneinander zu trennen.

    In diesem Augenblick erscheint der Centurio Lucio mit Soldaten. Sie nehmen Settimio gefangen und führen ihn ab.

    Als Argelia Publio kommen sieht, will sie fliehen. Doch er hält sie auf und bittet darum, ihm zu erklären, warum Murena so traurig wirkt und warum sie (Argelia) ihn meidet. Da gesteht sie, dass sie Settimio liebt. Publio erfährt auch, dass Settimio wieder in der Stadt ist und arretiert wurde. Er bekennt, dass er seit frühester Jugend ein Freund Settimios sei und verspricht, ihr zu helfen, ihn wiederzusehen. Sie trennen sich.

    Murena kommt und vermutet, dass Argelias Liebe zu Settiomio noch nicht erloschen sei. Da meldet der Decurio Fulvio, dass Settimio wieder in der Stadt sei und Murena im Senat erwartet werde. Murena erschrickt, da er vermutet, dass man von ihm erwarten wird, Settimio zum Tode zu verurteilen. Dann begibt er sich mit Fulvio zum Senat.


    2. Bild: Im Hause Murenas. Im Hintergrund Säulen mit Blick auf Garten und Straße

    Argelia ist erfreut, Settimio, der soeben von den Wachen hereingeführt wird, noch einmal zu sehen. Er erzählt ihr seine Geschichte, wie er nach der Verbannung im Kaukasus lebte. Dort hatte er einem Löwen einen Dorn aus der Pranke gezogen. Aus Dankbarkeit wurde dieser zu seinem Gefährten und hat ihn gegen alle Gefahren verteidigt. Nach Rom zurückgekehrt, fand er einen der Verschwörer, die ihn einst in die Verbannung zwangen, sterbend vor. Dieser habe ihm die Verschwörung aufgedeckt und ihm Papiere übergeben, die ihn entlasten würden. Der Haupttäter sei einer gewesen, von dem er es nie erwartet hätte. Dieser war ein Freund von Settimios Vater, der ihm zum Aufstieg in den Senat verholfen hatte. In Argelia rührt sich ein schrecklicher Verdacht.

    Die Verwandten Murenas erscheinen und verkünden, dass Settimio vom Senat zum Tode verurteilt wurde. Murena wäre bei der Verkündigung erblasst. Dann verschwinden sie wieder.

    Argelia verlangt nun von Settimio die Papiere, die er ihr nach einigem Zögern übergibt. Da muss sie zu ihrem Entsetzen lesen, dass ihr Vater der Hauptschuldige ist. Settimio bietet ihr die Papiere an, um ihr die Entscheidung zu überlassen, was sie damit tue. Er sei bereit, für sie zu sterben.

    Da hört man Murena kommen. Settimio will gehen, doch Argelia hält ihn auf. Murena erschrickt beim Anblick Settimios. Settimio nähert sich Murena und nimmt ihn bei der Hand. Er erklärt ihm, dass er alles wisse. Aber er werde als aufrechter Römer in der Arena für ihn sterben.

    Vier Vertraute des Publio treten ein und mahnen Settimio, dass er nun wieder ins Gefängnis muss. Er schickt sie voraus, er werde sofort folgen. Dann bittet er, die Papiere zu zerreißen und den Flammen zu übergeben. Murena wirft sich ihm zu Füßen. Er fleht Settimio an, mit seiner Tochter zu fliehen. Settimio lehnt diese Lösung um seiner Ehre willen ab und geht alleine ab. Murena will ihm folgen, doch Argelia hält ihn zurück.


    ZWEITER AKT

    1. Bild: Im Hause Murenas wie Akt 1, Bild 2

    Die Verwandten suchen Murena. Er tritt auf der Gartenseite zitternd und mit unsicheren Schritten auf. Im Delirium sieht er Settimio, von Löwen zerfleischt, in der Arena sterben und äußert Gedanken an Selbstmord. Die Verwandten erschaudern. Sie ziehen ihn ins Haus und verschwinden mit ihm in einem anderen Zimmer.

    Publio begegnet Argelia. Er erbietet sich, beim Kaiser um eine Bewährungsstrafe für Settimio zu bitten und eilt fort.

    Leontina berichtet Argelia vom Zustand ihres Vaters und bittet sie, zu ihm zu gehen. Als sie Murena kommen sieht, lässt sie Argelia mit ihm allein. Er gesteht ihr, wie unerträglich ihm seine Schuld geworden ist und spricht erneut seine Selbstmordgedanken aus. Argelia will ihn nicht verlieren. Sie will selbst zum Kaiser gehen, um Settimio zu retten.


    2. Bild: Finsteres unterirdisches Verlies

    Settimio wartet auf die Vollstreckung des Urteils. Er trauert seiner Geliebten Argelia nach und hofft, sie in der Unterwelt wiederzusehen. Er denkt auch an den Verräter Murena, für den er sein Leben opfert. Unterdessen hört man von außen einen Chor, der vom Tod Settimios singt.


    3. Bild: Öffentlicher Platz wie Akt 1, Bild 1

    Publio und Lucio begegnen sich. Lucio berichtet, dass der Zeitpunkt der Vollstreckung des Urteils gekommen sei. Der Kaiser Tiberius und sein Freund Seiano5) seien schon zum Circus Maximus6) gegangen. Publio hofft, Settimio noch retten zu können und eilt mit Lucio davon.

    Auf dem Platz erscheinen die Verwandten Murenas mit Leontina und und Emilia, der jüngeren Schwester Argelias. Sie berichten über Aufregung und Klagen im Hause Murenas.

    Schließlich kommt auch Argelia; sie sieht zerzaust und trostlos aus. Sie erzählt, dass ihr Vater sie, die gerade zum Kaiser laufen wollte, zu Boden gestoßen habe und selbst zu Tiberius geeilt sei, um seine Schuld zu gestehen.

    Voller Wut sieht sie, wie Settimio – in aufrechter Haltung – von Liktoren in die Arena geführt wird und Menschenmassen dem Zug folgen. Auch die Verwandten eilen ihnen nach. In einer Arie drückt Argelia ihre große Verzweiflung aus, dass sie nun mit einem Schlage den Geliebten und den Vater verliere.

    Sie will fliehen, wird aber von Leontina, den Verwandten und Sklaven aufgehalten. Voll Freude bekunden diese, dass sowohl Settimio als auch ihr Vater gerettet seien. Murena – Arm in Arm mit Settimio – Publio und Lucio erscheinen. Auf die Fragen Argelias erzählt Settimio, dass unter den Löwen sein Beschützer, den er während seines Exils geheilt habe, gewesen sei. Und dieser habe ihn verteidigt. Murena sagt, dass seine Tränen den Kaiser gerührt hätten. Tiberius habe ihm das Leben geschenkt und ihn lediglich aus dem Senat ausgeschlossen. Argelia ist voller Freude. Alle schicken ein Dankgebet an die Götter.


    1) Offizier, der eine Hundertschaft einer römischen Legion führt

    2) Mitglied des Senats einer römischen Stadt

    3) Amtsdiener, Leibwächter

    4) Magistrat im antiken Rom = hoher Amtsträger

    5) Lucius Aelius Seianus (hier unter dem italienischen Namen „Seiano“ ) soll laut Tacitus ein Freund des Enkels von Kaiser Augustus gewesen sein. Nach Augustus' Tod habe er sich bei Kaiser Tiberius eingeschmeichelt.

    6) Der Circus Maximus war ein Veranstaltungsort für Wagenrennen, Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „DONIZETTI, Gaetano: L“ zu „DONIZETTI, Gaetano: L'ESULE DI ROMA OSSI IL PROSCRITTO“ geändert.
  • Anmerkungen:

    Schon die Premiere dieser Oper am 1. Januar 2828 in Neapel war ein Triumph. Sie wurde bis 1869 auch in anderen Opernhäusern inszeniert (Mailand,Bergamo, Madrid, Wien, London). Das Libretto wurde mehrfach überarbeitet. Die Gefängnisszene im 2. Akt wurde bereits Juli 1828 für die Aufführung in der Mailänder Scala hinzu komponiert. Die Mailänder Version dieser Szene ist verschollen, aber es gibt noch zwei weitere Versionen. Auch die Schlussszene, in der sich Argelia über den guten Ausgang freut, wurde später hinzugefügt.

    Im 20. Jahrhundert wurde sie erstmals wieder in London (1982) konzertant aufgeführt.

    Auf CD ist mir nur folgende Aufnahme bekannt

    Diese Aufnahme kann man sich auch auf youtube in Ausschnitten anhören.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • NEU!



    Diese erste Studioaufnahme von L'esule di Roma basiert auf einer neuen kritischen Ausgabe, die Parker und Mitherausgeber Ian Schofield für Opera Rara erstellt haben.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • NEU!

    Diese erste Studioaufnahme von L'esule di Roma basiert auf einer neuen kritischen Ausgabe, die Parker und Mitherausgeber Ian Schofield für Opera Rara erstellt haben.

    Erst ab morgen auf dem Markt, aber jetzt schon bei Youtube zu hören


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo