Johann Franz Xaver STERKEL (1750-1817)

  • Johann Franz Xaver Sterkel ist heute so gut wie vergessen. Zu Lebzeiten war er eine Berümzheit, vor allem wegen seines Klavierspiels. Der junge Ludwig van Beethoven wollte "den berühmten Sterkel" kennenlernen - und hat ihn 1791 kennengelernt. Beethoven war von dessen Klavierspiel beeindruckt- und umgekehrt. Sterkel war insbesondere beeinduckt, daß Beethoven seine "Rhigini-Variationen" auswendig spielen konnte (Sterkel hatte die Noten verlegt und konnte sie nicht bereitstellen) und zwar zur überraschung alle Anwesenden - in Sterkels etwas geziertem Klavierspiel

    Auch Carl Maria von Weber stattete Sterkel einen Besuch ab.

    Heute stelle ich eine CD mit Violinsonaten Sterkes mit historischem (bzw nachgebautem)Instrumentatium vor.

    Eigentlich mit niemandem sonst vergleichtbar - Lediglich EINE Stelle der Sonate op 33 Nr 1 in F-dur erinnert ab ca 7:55 an Mozarts Tonsprache .....

    Ansonst empfand ich die Sonaten sehr eingängig, abwechslungsreich und teilweise originell. Ein markantes Thema ist mir indes nicht in Erinnerung geblieben, was mir bei mir bislang unbekannten Komponisten immer wieder passiert, wobei ich nicht weiß, ob das nicht daran liegt, weil es sich ja um "Ersthören" handelt und diese Phänomen wür jedermann gilt - ober aber eine persönliche Eigenheit von mir ist...

    Angeblich soll Sterkel einen gewissen Einfluß auf die Frühwerke Beethovens haben.

    Aber es wird viel geschrieben - viel richtiges und viel falsches

    So erwähnen mehrere Quellen 10 Sinfonien, andere aber 23 und 6 Klavierkonzerte...

    Insgesamt soll Sterkel etwa 700 Kompositionen hinterlassen haben, davon 400 Konstlieder, was dann sogleich zur Behauptung führt, Sterkel wäre ein Vorgänger von Franz Schubert gewesen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Lieber Alfred,


    dank Dir habe ich wieder einen spannenden Komponisten entdeckt, darüber freue ich mich immer sehr, besten Dank! Leider gibt der Tonträgerfachhandel nicht viel er, umso erstaunlicher ist eine Vielzahl von Werken, die man auf youtube aufspüren kann - sowie dieses wunderschöne Klavierkonzert, das mir ganz herausragend gefällt:



    viel Spaß beim Lauschen!

  • Alfred beschreibt Sterkels Sonaten als "sehr eingängig, abwechslungsreich und teilweise originell". Anhand der Sonaten kann ich das Urteil nicht nachempfinden, da ich sie (noch?) nicht kenne, aber die beiden CDs, die ich mit Orchesterwerken Sterkels besitze, offenbaren ihn als Komponisten, der es verstand, melodiös schwungvoll, aber auch lyrisch elegant zu komponieren und die Orchesterstärke des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts brillant und farbenreich einzusetzen. Durch die CD mit den beiden Sinfonien und der Ouvertüre lernte ich heute vor exakt drei Jahren den Komponisten kennen und schätzen.



    Don Gaiferos hat zu Recht auf youtube verwiesen. Hier gibt es einige gute Möglichkeiten, sich über das kompositorische Schaffen Sterkels ein eigenes Bild zu machen.


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Und wieder eine Neuveröffentlichung eines heute unbekannten Komponisten, der in dessen Nachruf aber als "unvergesslich" bezeichnet wurde. Na ja - irgendwie stimmts ja auch.

    Die hier eingespielten Klaviertrios op 30 Nr 1 und 2 sind einfach ein Hammer. Sie unterscheiden sich stilistisch so ziemlich von allem was damals Rang und Namen hatte, sind IMO gleichwertig- aber stilistisch unterschiedlich. Früher hätte man gesagt: "gefällig" - Heit ist das zum Negativbegriff umfunktioniert worden. Also sage ich: eingängig, eher leicht und bodenständig, en leichter Vorgriff auf das Frühbiedermeier. Trio Fortepiano macht einen guten Job, ditto die Aufnahmetechnik.


    mfg aus der Metropole Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Lieber Alfred,


    ich höre die von Dir dankenswerter Weise vorgestellte Neuaufnahme heute zum zweiten Mal und bin ebenfalls sehr angetan von der Originalität Sterkels.


    Du hattest in Deinem ersten Beitrag geschrieben: "Angeblich soll Sterkel einen gewissen Einfluß auf die Frühwerke Beethovens haben." und in der Tat fühlte ich mich im ersten Satz des ersten Klaviertrios etwas an den frühem Beethoven erinnert, wobei das nicht als "plagiathaft" verstanden werden sollte.


    Im Gegenteil, die musikalische Qualität der eingespielten Werke spricht für sich. Ich fühle mich in jeder einzelnen Sekunde der über 70 Minuten Musik sehr gut unterhalten, im Sinne von "ich höre der Musik gerne zu", erfreue mich daran, dass es Franz Xaver Sterkel gelang, Musik für drei (bzw. vier) Instrumente zu schreiben, in denen die Klangcharakteristiken der einzelnen Instrumente meisterhaft zur Geltung kommen und ein wunderbares Miteinander ergeben.


    Ich erfreue mich am Schwung der schnellen Sätze und ich liebe den gefühlvollen Ausdruck der langsamen, in der Beschreibung auf der Homepage des Werbepartners sehr treffend als "romantisch versonnen" beschrieben, das "beinahe" davor in der Beschreibung lasse ich weg, denn gerade in den langsamen Sätzen weist Sterkel schon in Richtung musikalischer Romantik.


    Als "Komponist der zweiten Reihe" gehört er für mich eindeutig in die "erste", und so bleibt die Hoffnung, dass die anderen unveröffentlichten Werke der musikalischen Versenkung enthoben und auf CD veröffentlicht werden, verdient hätten sie es allemal.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Lieber Norbert

    Ich freue mich sehr, daß mein Beitrag auf fruchtbaren Boden fiel


    zum Komponisten der 2. Reihe: einige Anmerkungen: Wikipedia schreibt dazu:


    Am 3. September 1791 reiste der junge Ludwig van Beethoven nach einem Auftritt in Mergentheim nach Aschaffenburg, einer Sommerresidenz des Kurfürsten, um den als Pianisten berühmten Sterkel zu besuchen. Es ist überliefert, dass Beethoven von Sterkels Spiel beeindruckt gewesen sei und man geht davon aus, dass sein Stil einige der frühen Klavierkompositionen Beethovens beeinflusst hat. Umgekehrt habe Beethoven sich zu Sterkels Überraschung nicht nur fähig gezeigt, dessen Righini-Variationen zu spielen, sondern spontan weitere Variationen in ähnlichem Stil zu improvisieren. Am 11. Februar 1811 besucht Carl Maria von Weber den „berühmten Sterkel“ in Aschaffenburg.

    Auf der englischen Wikipedia wird behauptet, Sterkel weise den Weg zu Schubert.

    Und Clementi schrieb in seinen "musical Characteristics op 19" neben Mozart, Haydn, Kozeluch und Vanhal " Preludes "a la Sterkel"

    Hier eine Kostprobe:

    Also EINDEUTIG 1. REIHE - nur eben heute verkannt


    mgf aus der Metropole Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!